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Implikationen bezüglich des geeigneten Schätzverfahrens

Im Dokument Peter Lang (Seite 163-166)

4.2 Testsimulationen und deren Implikationen für die finalen Simula-

4.2.2 Implikationen bezüglich des geeigneten Schätzverfahrens

Für die Höhe der Lohnverluste macht es ferner einen großen Unterschied, ob die Simulation auf Basis der Fixed Effects- oder der Random Effects-Schätzergebnisse erfolgt. Dies soll anhand des Variablensets des Modells (3) am Beispiel der Akade-mikerin nachvollzogen werden.

Die Akademikerin steigt mit 27 Jahren in das Erwerbsleben ein und ist zwei Jahre lang in Vollzeit beschäftigt. Mit 29 Jahren bekommt sie ihr erstes Kind und beginnt zeitgleich eine dreijährige Auszeitphase, der eine ebenfalls dreijährige Teilzeitphase nachfolgt. Mit 35 Jahren kehrt die Frau in eine Vollzeittätigkeit zurück, die sie bis zum Ende des Berechnungshorizontes mit 45 Jahren beibehält. Mit 29 Jahren reali-siert die Frau ein Lohneinkommen von Null, da sie sich bereits in Auszeit befindet:

Ihre aktuelle Wochenarbeitszeit ist Null, wenngleich sie bereits auf zwei Jahre Voll-zeiterwerbserfahrung zurückblickt (konzipiert mit Stand Vorjahresende). Mit 30 Jahren hat die Frau ein Jahr Auszeit, mit 31 Jahren zwei Jahre Auszeit und mit 32 Jahren drei Jahre Auszeit hinter sich gebracht; im Alter von 32 Jahren arbeitet sie bereits wieder mit 20 Wochenstunden in einem Teilzeitjob, daher steigt der Brutto-jahreslohn merklich an. Der nochmalige leichte Lohnzugewinn im zweiten Teilzeit-jahr ist lediglich darauf zurückzuführen, dass die Lohnstrafe der vorherigen Auszeit-phase bereits zum Teil verjährt ist. Dass Teilzeit selbst kaum Lohneffekte hat, wird im dritten Teilzeitjahr erkennbar. Im Alter von 35 Jahren blickt die Akademikerin auf drei Jahre Teilzeit zurück. Da sie gerade wieder in eine Vollzeitstelle zurückgekehrt ist, steigt ihr Jahreslohneinkommen nochmals an. In den Jahren nach der Rückkehr zu Vollzeit profitiert die Akademikerin von Lohnwachstumsraten, die jenen der Refe-renzfrau in ihren ersten Berufsjahren ähneln. Auch das absolute Lohnniveau zum Rückkehrzeitpunkt gleicht jenem zum Erwerbsbeginn. Offenbar wirkt die

Unterbre-chung wie eine Zäsur; die Frau wird einkommensmäßig an den Beginn ihrer Er-werbskarriere zurückkatapultiert. Es gelingt der Unterbrechungsfrau – zumindest bis zum 46. Lebensjahr – nicht, zur Referenzfrau aufzuschließen, wie die folgende Abbildung 12 (auf Basis des Fixed Effects-Modells) zeigt:

Abbildung 12: Lohn-Alters-Profile der Akademikerin auf Basis der Fixed Effects-Schätzergebnisse von Modell (3)

In Abbildung 13 ist derselbe Unterbrechungsverlauf derselben Frau dargestellt, diesmal allerdings basierend auf den Schätzergebnissen des Random Effects-Modells.

Im Vergleich der beiden Profile fällt Folgendes auf: Im Fixed Effects-Modell steigen die Löhne im durchgängigen Erwerbsverlauf fast linear an; selbiges gilt nach Wiedereinstieg in das Erwerbsleben. Es kommt zu keiner Annäherung des Unterbrechungs- an den Referenzverlauf, wodurch die berechneten Lohnverluste sehr hoch ausfallen. Während die direkten Lohneinbußen während der Unterbre-chung bzw. Teilzeitphase jeweils nur etwas oberhalb der auf Basis der Random Effects-Schätzungen berechneten Werte liegen, fallen die Folgekosten (Lohnein-bußen nach dem Wiedereinstieg) deutlich höher, zum Teil sogar doppelt so hoch wie in den Random Schätzungen aus. Die auf Basis des Fixed Effects-Modells simulierten Lohnprofile offenbaren die Schwäche des Within-Schätzers im hier untersuchten Zusammenhang: die Prognose von Lohneffekten von Er-werbserfahrungs-Variablen, die sich über lange Zeiträume erstrecken (lange Zeitspannen beispielsweise von aktueller Vollzeit nach Auszeit). Dies geschieht

deshalb, weil sich ein Lohneffekt im Within-Schätzer nur durch ein zusätzliches solches Jahr ergibt, während im Querschnitt höhere Ausprägungsunterschiede der Variable vorhanden sind. Die geringe Variation dieser Dauer-Variablen über die Zeit führt im Fixed Effects-Modell dazu, dass die Lohnwachstumsrate bei durchgängigem Verlauf zu hoch ausgewiesen wird; zugleich haben unterbre-chungsbedingte Lohnstrafen keine Chance zu verjähren. Beide Effekte bewirken im Ergebnis eine Überzeichnung der Folgekosten von Erwerbsunterbrechungen und damit der gesamten Lohnverluste im Fixed Effects-Modell. Bei der Prognose der Lohneffekte von Variablen dagegen, die nur für relativ geringe Dauern simu-liert werden (beispielsweise aktuelle Auszeit) kommen die beiden Schätzmodelle zu ähnlichen Ergebnissen, was sich grafisch in ähnlichen Lohnprofilen im Über-gang von Auszeit zu Teilzeit sowie während Teilzeit niederschlägt.

Abbildung 13: Lohn-Alters-Profile der Akademikerin auf Basis der Random Effects-Schätzergebnisse von Modell (3)

Die Lohnverluste der auf Basis der Random Effects-Schätzungen simulierten Verläufe bleiben in allen Variablensets deutlich hinter jenen auf Basis des Fixed-Effects-Modells geschätzten Verluste zurück. Wie bereits erwähnt, liegt dies vor allem an den geringeren Folgekosten nach Wiedereinstieg in das Erwerbsleben:

Der durchgängige Erwerbsverlauf ist stärker gekrümmt, und zugleich steigen die Lohneinkommen nach der Kinderpause stärker an als dies im Fixed Effects-Modell der Fall war.

Die Ergebnisse des Fixed-Effects-Modells dienen daher in erster Linie einer Evaluation der direkten Lohneinbußen während Aus- und Teilzeit: Sie bestätigen,

dass die seitens der Random Effects-Modelle berechneten Dimensionen nicht unrealistisch sind. Da bezüglich der Folgekosten von Erwerbsunterbrechungen die auf Basis der Random Effects-Modelle berechneten Lohneinbußen dem ver-wendeten Datensatz angemessener erscheinen, wird für die folgenden finalen Simulationen den Random Effects-Schätzungen als Simulationsbasis der Vorzug gegeben. Diese werden – gemäß den Erkenntnissen aus den Testsimulationen – als vorsichtige Schätzungen zu verstehen sein, die die untere Grenze der Band-breite zu erwartender Lohnverluste bilden.

Im Dokument Peter Lang (Seite 163-166)