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2 Literaturübersicht

2.1 Haemophilus parasuis

2.1.8 Immunität

2.1.8.1 Immunantwort

Auf Grund der epitheliochorialen Plazentation der Sau kommen die Ferkel praktisch gammaglobulinfrei zur Welt. Sie sind auf den passiven Immunglobulintransport via Kolostrum in den ersten Stunden nach der Geburt angewiesen. Hinsichtlich des Gehaltes und der Zusammensetzung der Gammaglobuline in der Sauenmilch sind Schwankungen zwischen den Individuen, der Laktation und dem Sauenalter beobachtet worden (KLOBASA u. BUTLER 1987). PIJOAN und OLIVEIRA (2003) haben maternale Antikörper bei Ferkeln noch zwischen der sechsten und achten Lebenswoche nachgewiesen. Die Immunität, die über die kolostralen Immunglobuline vakzinierter Sauen an die Ferkel übertragen wird, ist serovarspezifisch (RAPP-GABRIELSON et al. 1997).

Die maternale und die natürliche Immunität sind kritische Faktoren bei der Kontrolle einer H.-parasuis-Infektion (NIELSEN u. DANIELSEN 1975, SCHIMMEL et al. 1992).

Die Antikörperbildung, also die humorale Immunität ist wegen des septikämischen Verlaufs der Erkrankung wahrscheinlich der Hauptfaktor im Immunmechanismus (RAPP-GABRIELSEN 1999).

Die antigenen Eigenschaften von H. parasuis sind in verschiedenen Untersuchungen der Immunantwort gegen phänotypische Marker, wie OMP, LPS und Kapselprotein, getestet worden. MINIATS et al. (1991b) benutzten einen Immunoblotassay, um die Beziehung zwischen der humoralen Antwort geimpfter Ferkel und dem Schutz durch die Impfung zu beurteilen. Sie fanden heraus, dass nur die Anwesenheit von

Antikörpern gegen OMP in Zusammenhang mit einem Schutz gegen den Challenge steht. Geimpfte Tiere, die einen vollen Schutz gegen den Challenge entwickelten, hatten keine Antikörper gegen LPS oder Kapselproteine. RAPP-GABRIELSON et al.

(1997) demonstrierten, dass unterschiedliche Stämme desselben Serovars einen unterschiedlichen Schutz gegen einen homologen Challenge ausbilden können, obwohl sie die gleichen OMP- und LPS-Profile besitzen. Die Serovare 1 bis 7 haben ähnliche antigene Eigenschaften (MINIATS et al. 1991b). Insgesamt stehen diese antigenen Eigenschaften nicht im Zusammenhang mit dem Schutz gegen einen heterologen Challenge.

2.1.8.2 Prophylaxe durch Impfung

In der Literatur wird über sehr unterschiedliche Ergebnisse in Infektions- und Vakzinationsversuchen mit H. parasuis berichtet. Ein Grund hierfür könnte in den verschiedenen Ausgangsbedingungen in Bezug auf Patientenmaterial, Infektionsstamm und Infektionsweg liegen.

Es können kommerzielle oder autogene Impfstoffe zur Kontrolle der H.-parasuis-Infektion eingesetzt werden.

SMART und MINIATS (1989) haben einen Totimpfstoff mit drei Feldstämmen getestet und erzielten bei geimpften Ferkeln einen Impfschutz, während nicht vakzinierte Tiere nach Belastungstest mit H.-parasuis-Aerosol erkrankten. Eine ähnliche Studie (MINIATS 1991a) zeigt ebenso den homologen Schutz bei SPF-Ferkeln mit demselben Impfstoff.

Bei immunnaiven gnotobiotischen Ferkeln von geimpften Sauen konnte ein Schutz gegen die homologen Serovare nachgewiesen werden (SOLANO-AGUILAR et al.

1999).

Ein heterologer Schutz gegen Stämme und Serovare wird als sporadisch und unbeständig beschrieben (RAPP-GABRIELSON et al. 1997, BAK u. RIISING 2002).

RAPP-GABRIELSON et al. (1997) haben in einer Studie die Ausbildung von Kreuzimmunitäten der Serovare 2, 4, 5, 12, 13 und 14, die in den USA im Jahr 1992

am häufigsten nachgewiesen wurden, getestet. Die Ergebnisse zeigen eine Variabilität der Kreuzimmunität zwischen den einzelnen Serovaren. Serovar 4 erzeugte demnach einen homologen und heterologen Schutz, Serovar 5 dagegen nur einen homologen Schutz. Ein bivalenter Impfstoff mit den Serovaren 4 und 5 reduzierte signifikant das Auftreten von Läsionen und verringerte die Mortalität bei Tieren, die mit den Serovaren 4 und 5 , aber ebenso mit 13 und 14 getestet wurden.

Kein Schutz wurde dagegen aufgebaut bei Tieren, die mit den Serovaren 2 und 12 oder mit nicht typisierbaren Stämmen belastet wurden. Gegen die Serovare 2 und 12 konnte allerdings auch kein Schutz mit homologen Vakzinen aufgebaut werden.

TAKAHASHI et al. (2001) bestätigen die Ergebnisse der fehlenden Kreuzimmunität zwischen den Serovaren 2 und 5. BAK und RIISING (2002) konnten einen homologen Schutz gegen Serovar 5 bei Ferkeln, die im Alter von fünf bis sieben Wochen geimpft wurden, nachweisen. Der heterologe Schutz gegen die Serovare 1, 12, 13 und 14 konnte nur teilweise gezeigt werden.

RAPP-GABRIELSON et al. (1997) haben in einer Studie gezeigt, dass es möglich ist, Ferkel im Alter von einer Woche zu impfen, allerdings kann der optimale Impfzeitpunkt je nach Betrieb variieren. Er ist abhängig von dem Vorhandensein von maternalen Antikörpern, klinischen Erscheinungen und dem betriebsspezifischen Management.

Bei Untersuchungen zur Wirkung der maternalen Antikörper gegen eine H.-parasuis-Infektion wurde festgestellt, dass die Vakzination der Muttertiere (gegen Serotyp 5) bei den Ferkeln eine anschließende Kolonisation der Nasenschleimhaut zwar nicht verhindert, diese aber mehrheitlich gegen die Manifestation einer Infektion schützt (HOFFMANN u. BILKEI 2002).

Maternale Antikörper sind etwa in der sechsten Lebenswoche nicht mehr vorhanden, die Ausbildung einer aktiven Immunität beginnt mit acht Wochen und ist mit zwölf Wochen nahezu voll ausgebildet (DONE 1999). Der günstigste Zeitpunkt für eine Vakzination der Ferkel ist gegeben, wenn die kolostral übertragenen Antikörper weitgehend abgebaut sind. Bis durch die Impfung ein belastbarerer Schutz aufgebaut ist, besteht also ein Zeitfenster für eine erhöhte Infektionsanfälligkeit der Tiere.

SOLANO et al. (1999) fanden in ihren Studien heraus, dass die maternalen Antikörper keinen negativen Einfluss auf die Impfung der Ferkel haben, wenn diese im Alter von ein bis drei Wochen geimpft werden.

Der beste Zeitpunkt für eine Impfung ist nach SOLANO-AGUILAR et al. (1999) abhängig vom Immunstatus des Betriebes. Wenn Infektionen mit H. parasuis vorwiegend in der frühen Aufzuchtphase stattfinden, ist es am besten, die Sauen vor der Abferkelung zu vakzinieren, so dass die Ferkel einen ausreichenden Schutz in den ersten drei Lebenswochen haben. Findet die Hauptinfektion später statt, kann der beste Schutz erreicht werden, wenn die Ferkel vor dem Absetzen noch einmal geimpft werden.

Ein ähnliches Impfschema empfiehlt WENDT (2004). Erkranken die Saugferkel sehr früh, sollten die Sauen in der späten Trächtigkeit geimpft werden. Erkranken sie dagegen erst beim Absetzen, ist eine Impfung der Saugferkel möglich. Tritt die Glässersche Krankheit erst später in der Aufzucht auf, reicht eine Immunisierung zum Zeitpunkt des Absetzens.

Ähnliches beschreiben PIJOAN und OLIVEIRA (2003); um den korrekten Impfzeitpunkt zu bestimmen, müssen das Vorhandensein der maternalen Antikörper und der Peak der Ferkelmortalität beachtet werden. Tritt das Hauptkrankheitsgeschehen um die zweite bis dritte Lebenswoche der Ferkel auf, sollten die Sauen geimpft werden. Liegt die höchste Ferkelmortalität etwa zwischen der vierten und sechsten Woche nach dem Absetzen, sollten die Ferkel im Saugferkelalter und zwei Wochen später geimpft werden.

OLIVEIRA et al. (2002) empfehlen keine Kombination von Sauen- und Ferkel-impfung, da die maternale Immunität mit der Ferkelimpfung interferieren kann.

Eine alternative Methode zur antibiotischen Behandlung und dem Einsatz konventioneller oder autogener Vakzine ist die kontrollierte Exposition. Bei der kontrollierten Exposition, die von OLIVEIRA und PIJOAN (2004) getestet wurde, werden Saugferkel mit einer geringen Dosis eines lebenden, virulenten H.-parasuis-Stammes inokuliert, um die Aufzuchtmortalität zu kontrollieren. Diese Methode basiert auf der Grundlage, dass nur wenige Ferkel vor dem Absetzen mit virulenten

Stämmen infiziert sind. Diese mit dem Erreger früh besiedelten Ferkel haben einen guten Schutz durch die maternalen Antikörper gegen eine systemische Erkrankung.

Wenn die maternale Immunität abnimmt, haben diese Ferkel eine aktive Immunität gegen die virulenten Stämme aufgebaut. Nach dem Absetzen sind diese Tiere Überträger von Infektionen an naive Tiere, die sich nicht mit den virulenten Stämmen des Betriebes auseinander gesetzt haben. Naive Tiere sind vor allem in der sechsten bis achten Lebenswoche, wenn der Titer der maternalen Antikörper absinkt, voll empfänglich für eine systemische Infektion mit H. parasuis. Aufgrund dieser Hypothese sollte eine frühe Exposition der Ferkel mit den bestandsprevalenten Stämmen die Aufzuchtmortalität dadurch senken, dass die Anzahl der naiven, voll empfänglichen Tiere nach dem Absetzen sinkt und es so nicht mehr zur systemischen Infektion mit H. parasuis kommt (PIJOAN et al. 1997). OLIVEIRA et al.

(2004) haben diese Methode im Vergleich zu kommerziellen und autogenen Vakzinen getestet. Sie haben fünf Tage alte Ferkel mit einer geringen Dosis lebender, virulenter Bakteriensuspension inokuliert. Dabei konnten sie im Vergleich zu den Vakzinen die Mortalität in der Aufzucht durch die kontrollierte Exposition signifikant (um 50 %) senken. Außerdem ist diese Methode unabhängig von der Präsenz von maternalen Antikörpern, die bei der Vakzinierung interferieren können.

OLIVEIRA et al. (2004) weisen allerdings darauf hin, dass Ferkel nicht mit lebenden, virulenten Stämmen von H. parasuis inokuliert werden sollten, wenn eine akute PRRS-Infektion im Bestand vorhanden ist.