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Die Kenntnisse über die Funktionen der Proteasen Chymase und Tryptase stammen zum Großteil aus in vitro Studien mit humanen Zelllinien, so dass im Folgenden über ihre in vivo Funktionen bei der Katze nur spekuliert werden kann.

NOVIANA et al. (2001) untersuchten das Vorkommen von Chymase und Tryptase im morphologisch unveränderten felinen Gastrointestinaltrakt in verschiedenen Schnittpräparaten mittels Enzymhistochemie. In der vorliegenden Arbeit wurde hingegen erstmals eine enzym- und immunhistochemische Doppelfärbung am Magen-Darm-Trakt der Katze durchgeführt. Dennoch konnten im Gegensatz zu Hund und Mensch keine doppelt gefärbten Mastzellen (MCCT) dargestellt werden. Es ist denkbar, dass MCCT bei der Katze im Gastrointestinaltrakt tatsächlich nicht auftreten, da die felinen intestinalen Mastzellen, wie die eigenen Beobachtungen zeigen, im Gegensatz zu kaninen intestinalen Mastzellen sehr klein sind. Das gleichzeitige Vorkommen beider Proteasen in einer Mastzelle würde vermutlich zu so geringen Konzentrationen führen, dass sie entweder ohne Effekt blieben oder nicht mehr nachweisbar wären. Andererseits wäre es möglich, dass die gewählte Nachweismethode für diesen Mastzellsubtyp im felinen Gewebe von Magen und Darm ungeeignet sein könnte, obwohl in dem als Positivkontrolle fungierenden Hundedarm viele Mastzellen dieses Subtyps nachgewiesen wurden.

Eventuell wird das Fehlen von MCCT durch das gleichzeitige Auftreten der beiden anderen Mastzelltypen (MCC und MCT) kompensiert. In der Haut von Katzen konnten NOLI et al. (2003) hingegen MCCT nachweisen. Folglich kommt dieser Mastzellsubtyp in felinem Gewebe vor. Hinsichtlich der eigenen am Gastrointestinaltrakt erhobenen Befunde bleibt unklar, ob es sich um ein gewebsspezifisches Fehlen von MCCT handelt oder ob möglicherweise das vorliegende Probenmaterial dieser Untersuchungen aufgrund der Probenaufarbeitung für die Darstellung von MCCT nicht geeignet sein könnte.

Die Darstellung der Proteasen tragenden Mastzellen mittels der enzym- und immunhistochemischen Doppelfärbung gelang in dieser Arbeit im Magen der Katzen nicht, obwohl dies sowohl bei der Katze (NOVIANA et al. 2001) als auch beim Hund (NOVIANA et al. 2004; KLEINSCHMIDT et al. 2007, 2008) in anderen Studien möglich war. Vermutlich resultiert die mangelnde Darstellbarkeit entweder aus differierender Probenaufbereitung oder die Nachweismethode ist für den Magen nicht geeignet. Es wäre ebenfalls möglich, dass die untersuchten Proteasen aus funktionellen Gründen in den Mastzellen des Magens nicht vorkommen, sondern stattdessen andere Mediatoren enthalten sind. Vermutlich ist der Gehalt an Histamin in Mastzellen der gastralen Mukosa höher als in anderen Körperregionen, da Histamin über Aktivierung der H2-Rezeptoren die Produktion von Magensaft stimuliert. Jedoch gelang NOVIANA et al. (2001) die Darstellung der einzelnen Proteasen im unveränderten Magen. Es bleibt allerdings unklar, worauf die unterschiedlichen Resultate dieser Arbeit und diejenigen anderer Autoren beruhen.

Abgesehen von der differierenden Mastzellzahl bei den verschiedenen Färbungen unterscheidet sich auch das in dieser Arbeit festgestellte horizontale Verteilungsmuster von jenem von NOVIANA et al. (2001). Während im Untersuchungsmaterial von letzteren eine stetige Abnahme an MCC von kranial nach kaudal stattfindet, so dass es kaum noch einen Unterschied von Ileum zu Kolon gibt, wurden in dieser Studie im Kolon signifikant weniger MCC als im Dünndarm

nachgewiesen, wobei der Unterschied zwischen Ileum und Kolon deutlich ausgeprägt ist.

Chymase ist bei den eigenen Kontrollkatzen vorrangig im Ileum lokalisiert, weil sie dort vermutlich den aggregierten und diffusen Teil des GALT durch Freisetzung von TGF-β vor einer Überreaktion auf harmlose Antigene schützt und so zur Induktion der oralen Toleranz beiträgt. Die Lokalisation im Ileum lässt vermuten, dass eine besondere Protektion dieses Darmabschnitts vor den zerstörerischen Einflüssen von Mikroorganismen nötig ist, da im Dickdarm eine andere mikrobielle Flora vorherrscht und diese Keime möglicherweise auch in das Ileum geraten könnten.

Somit könnte das gehäufte Auftreten von MCC im Ileum einen besonderen Teil der immunologischen Schleimhautbarriere darstellen.

In der vorliegenden Arbeit kann eine klare stetige Abnahme der Tryptase positiven Mastzellen vom Duodenum nach kaudal festgestellt werden. Möglicherweise bietet Tryptase einen Schutz des Gewebes vor Antigen induzierten Architekturzerstörungen, zumal die Untersuchungen von CRIVELLATO et al. (2006) die Hypothese unterstützen, dass MCT mit perikryptalen Myofibroblasten interagieren, um die reguläre Zottenarchitektur aufrecht zu erhalten. Im Duodenum ist die Antigenbelastung im Darmlumen am höchsten, weil viele der luminalen Antigene noch intakt sind, da bislang keine Aufspaltung der Proteine durch die Verdauungssäfte stattgefunden hat. Tryptase tragende Mastzellen erfüllen daher speziell in den kranialen Darmabschnitten die protektive Funktion, die Gewebearchitektur aufrecht zu erhalten.

Im Gegensatz dazu fanden NOVIANA et al. (2001) eine Zunahme von MCT

vom Magen bis ins Jejunum und anschließend wieder einen Abfall der Tryptase tragenden Mastzellen. Die differierenden Ergebnisse könnten Folge der unterschiedlichen Fixation, der Färbemethodik, verschiedener Zähltechniken, des unterschiedlichen Stichprobenumfangs und/oder des Probenmaterials für die Untersuchungen sein.

Während in der vorliegenden Arbeit MCC den vorherrschenden Mastzellsubtyp darstellt, dominiert in der Studie von NOVIANA et al. (2001) der MCT Subtyp. Diese Unterschiede resultieren vermutlich aus dem Einsatz verschiedener Fixationsmittel.

Die Dominanz der Chymase tragenden Mastzellen im pathomorphologisch unveränderten Darm von Kontrolltieren basiert vermutlich auf deren besonderen Fähigkeit die Immunantwort zu regulieren, da in Form der segmentalen Degranulation kontinuierlich geringe Mengen an Chymase freigesetzt werden (GERVASONI et al. 1986; PEJLER et al. 2007). Chymase kann über Umwandlung von lokalem Angiotensin I in Angiotensin II den immunsuppressiven Faktor TGF-β aus seiner latenten Bindung an Matrixbestandteile lösen und nimmt dadurch eine besondere Rolle in der Immunregulation ein (TAIPALE et al. 1994; FUKUSHIMA et al. 2006; PEJLER et al. 2007). Das differierende horizontale Verteilungsmuster der beiden Mastzellproteasen im felinen Intestinum spiegelt möglicherweise ihre unterschiedlichen Funktionen in vivo wider.

5.4 Vertikales Verteilungsmuster der enzym- und