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Inflammatory Bowel Disease Formen lymphoplasmazelluläre Enteritis/Enterokolitis und eosinophile Gastroenterokolitis/

Enterokolitis

Bei Katzen mit IBD ist auffällig, dass die Mastzellen in den beiden durchgeführten mastzellspezifischen Färbungen gegenläufig verteilt sind. In den Bereichen wo in der enzym- und immunhistochemischen Doppelfärbung ein Anstieg der Mastzellzahl in der Mukosa ermittelt wurde, tritt gleichzeitig eine Reduktion der KEV positiven Mastzellen in der Submukosa auf. Einerseits könnte eine Degranulation für diese Abnahme metachromatischer Mastzellen verantwortlich sein, weil sich nur intakte Granula mit der verwendeten KEV Färbung darstellen lassen (BISCHOFF et al.

1996). Andererseits ist bekannt, dass Mastzellen im Rahmen von Entzündungsprozessen innerhalb des Gewebes wandern können (WANG et al.

1998) und dabei durch ihre Mikroumgebung beeinflusst werden. Es wäre möglich, dass Bindegewebsmastzellen der Submukosa, die sich insbesondere mit KEV anfärben, in die Mukosa einwandern und sich dort im Rahmen der von KITAMURA et al. (1986, 1987) nachgewiesenen Umdifferenzierung in Mukosamastzellen umwandeln. Konkret könnte dies bedeuten, dass sich Heparin haltige Mastzellen in Mastzellen mit hauptsächlich Chondroitinsulfat umorganisieren und dass sich gleichzeitig die Proteasenausstattung verändert. Die festgestellten Ergebnisse einer Zunahme von MCC und MCT in der Mukosa von Katzen mit IBD und LPE/LPEK legen diese Hypothese nahe, und sie korrelieren mit der gleichzeitig zu beobachtenden Abnahme KEV positiver Mastzellen der Submukosa. Zudem scheinen Mastzellen aus den unveränderten Darmabschnitten in die benachbarten

Entzündungsbereiche einzuwandern, weil die Abnahme metachromatisch gefärbter Mastzellen in den unveränderten Darmabschnitten von Katzen mit IBD, LPE/LPEK und EGEK/EEK stärker ausgeprägt ist als in den entzündeten. Zugleich kommen in den entzündeten Darmabschnitten mehr MCC (IBD, LPE/LPEK, EGEK/EEK) und MCT (IBD, LPE/LPEK) in der Mukosa vor als in den unveränderten, wobei in letzteren dennoch mehr Mastzellen in der Doppelfärbung festzustellen sind als bei den darmgesunden Kontrolltieren. Dies lässt darauf schließen, dass es zusätzlich zu der oben beschriebenen Umverteilung und Umdifferenzierung der im Gastrointestinaltrakt vorhandenen Mastzellen zusätzlich zu einem verstärkten Einwandern von Mastzellvorläufern kommt, die sich dann unter dem Einfluss der lokalen Mikroumgebung in Mastzellen mit unterschiedlicher Proteasenausstattung ausdifferenzieren. Andererseits wäre es ebenfalls möglich, dass keine Wanderung und Umwandlung der ortsständigen Mastzellen stattfindet, sondern dass es durch die Anlockung von massenhaft Mastzellvorläufern, die sich unter Einfluss des veränderten Zytokinmilieus zu verschiedenen Mastzelltypen ausdifferenzieren, zu einem langsamen Shift der Mastzellzusammensetzung des Gewebes kommt.

Ebenfalls könnte eine verminderte Apoptoserate der Mastzellen vermittelt durch SCF vorliegen (FUKUSHIMA et al. 2007), jedoch würde dadurch nicht nur ein bestimmter Mastzellsubtyp gefördert werden, sondern dies hätte einen Einfluss auf alle residenten Mastzellen. Die Resultate dieser Arbeit stehen damit im Kontrast zu den Ergebnissen, die von KLEINSCHMIDT et al. (2007) am kaninen Gastrointestinaltrakt beim Vorliegen von LPE ermittelt wurden. Die Autoren wiesen dort nämlich sowohl mit der metachromatischen KEV als auch mit der enzym- und immunhistochemischen Doppelfärbung einen Abfall der Mastzellzahl im Vergleich zu den Kontrollhunden nach. Weiterhin konnte von ihnen kein gegenläufiges vertikales Verteilungsmuster innerhalb der verschiedenen Färbungen nachgewiesen werden, und auch das horizontale Verteilungsmuster der Mastzellen stellte sich anders dar.

Diese Differenzen könnten zum einem auf speziesspezifischen Gewebeeigenschaften basieren, zum anderen wurde mit einer abweichenden Färbemethodik gearbeitet. In dieser Arbeit erfolgte zuerst eine Demaskierung von Antigenen im Rahmen der immunhistochemischen Färbung, und die

enzymhistochemische Darstellung schloss sich der Immunhistochemie an. Dadurch wurden möglicherweise mehr Chymaseantigene freigelegt und für die enzymatische Umsetzung des Farbsubstrats zugänglich gemacht. Des Weiteren wurden durch die veränderte Färbereihenfolge intensivere Färbeergebnisse erzielt. Dies zusammen kann möglicherweise dazu geführt haben, dass bei der Katze im Gegensatz zum Hund wesentlich mehr MCC nachgewiesen wurden als MCT.

In ihrem vertikalen Verteilungsmuster unterscheiden sich gastrointestinale Mastzellen der Katzen mit IBD und LPE/LPEK voneinander und von den Kontrolltieren, während sich das vertikale Verteilungsmuster beim Hund mit IBD nicht verändert (KLEINSCHMIDT et al. 2007). Bei Katzen mit IBD bzw. den IBD Formen LPE/LPEK und EGEK/EEK nimmt die Zahl Chymase positiver Zellen im Gegensatz zu den Kontrolltieren mit zunehmender Tiefe der Darmschicht ab, während die Anzahl metachromatischer Mastzellen wie bei den Kontrollkatzen ansteigt. Die Tryptase tragenden Mastzellen verteilen sich bei Katzen mit IBD ähnlich wie bei den Kontrollen, so dass in der Kryptregion die meisten MCT auftreten. Sie nehmen wie MCC von der Lamina propria zur Submukosa ab. Im Gegensatz dazu befinden sich bei Katzen mit LPE/LPEK die meisten MCT in den Zotten und nehmen mit zunehmender Schichttiefe ab. Hingegen kommen bei Katzen mit EGEK/EEK so gut wie keine Mastzellen mit Tryptase vor. Aus dem vertikalen Verteilungsmuster der Mastzellen ist somit ersichtlich, dass sich die Inhaltsstoffe der Mastzellen im chronisch entzündeten Darm verändern, so dass Mastzellen mit verschiedenen Proteasen und Chondroitinsulfat innerhalb der Granula sich hauptsächlich in der Mukosa befinden, wohingegen Mastzellen mit hohem Anteil an Heparin und Histamin vorrangig in der Submukosa ermittelt werden.

Aufgrund der Feststellungen von CRIVELLATO et al. (2003), dass die Zahl an MCT im humanen Duodenum bei Zerstörung der Zottenarchitektur abnimmt, müsste diese bei LPE/LPEK aufgrund des Anstiegs von Tryptase tragenden Mastzellen relativ intakt sein, während bei Katzen mit EGEK/EEK eine starke Zerstörung der Architektur vorhanden sein müsste. Aus den vorliegenden Ergebnissen wird aber deutlich, dass die Architektur- und Texturveränderungen bei LPE/LPEK etwas stärker ausgeprägt sind als bei EGEK/EEK. Da der Anstieg Tryptase positiver Mastzellen bei

LPE/LPEK jedoch hauptsächlich in den entzündeten Arealen stattfindet, scheint Tryptase im Zytokinmilieu chronischer intestinaler Entzündungen vermutlich verstärkt destruierende Effekte zu haben.

Hingegen ähnelt sich das horizontale Verteilungsmuster der MCC bei den beiden oben genannten IBD Formen, wobei bei Katzen mit EGEK/EEK jedoch vielfach höhere Anzahlen an Chymase positiven Mastzellen auftreten. Unter Berücksichtigung des hohen Zerstörungspotentials und der Beteiligung des Enzyms an der Bindegewebshomöostase wäre daher bei EGEK/EEK eine stärkere Destruktion oder Fibrosierung der Bioptate zu erwarten gewesen. Jedoch können derartige Befunde nicht in stärkerem Ausmaß als bei anderen IBD Formen festgestellt werden. Die exakte Rolle der beiden Proteasen im Entzündungsgeschehen bleibt daher unklar.

Anhand der bereits diskutierten Ergebnisse wird deutlich, dass sich sowohl das horizontale als auch das vertikale Verteilungsmuster der verschiedenen Mastzellsubtypen je nach Entzündungsform verändert. Es kann daher angenommen werden, dass bei den verschiedenen IBD Formen ein unterschiedliches Zytokinmilieu entsteht, welches die Ausprägung des Mastzelltyps beeinflusst. Vermutlich sind auch die Funktionen der einzelnen Proteasen, wie bereits bei den Kontrollkatzen erörtert, von der jeweiligen Polarisation der Mikroumgebung abhängig.

Es ist bekannt, dass bei allergischen oder parasitären Erkrankungen Zytokine der TH2-dominierten Immunantwort bei der Rekrutierung der charakteristischen eosinophilen Granulozyten eine Rolle spielen (ELWOOD u. GARDEN 1999;

ALLENSPACH u. GASCHEN 2003). Für die kanine EEK wird eine Typ I Hypersensitivität als Entstehungsursache dieser IBD Form angenommen (KLEINSCHMIDT et al. 2007). Hierbei erfolgt im Anschluss an die Sensibilisierungsphase durch Antigene eine Quervernetzung von IgE-Molekülen, die auf den Mastzellen an den hochaffinen IgE-Rezeptor FcεRI gebunden sind, so dass eine Degranulation der Mastzellen induziert wird. Aus der Freisetzung mannigfaltiger Mediatoren resultiert eine allergische Hypersensitivitätsreaktion des Soforttyps

(Typ I) (ABBAS et al. 2000; THEOHARIDES et al. 2007). Hierbei vermittelt Histamin einen Großteil der charakteristischen Symptome. Im Zuge der Degranulation werden bevorzugt Zytokine des TH2-Spektrums de novo gebildet, welche für die Produktion von IgE und die Rekrutierung von eosinophilen Granulozyten verantwortlich sind.

Des Weiteren fördern sie die Mastzellproliferation und –differenzierung (BISCHOFF et al. 2001). Die bei EGEK/EEK sowohl beim Hund (KLEINSCHMIDT et al. 2007) als auch in dieser Studie bei der Katze festgestellte Zunahme der Mastzellzahl basiert daher wahrscheinlich auf TH2-Zytokinen. Es ist jedoch noch ungeklärt, ob tatsächlich eine durch Mastzellen ausgelöste Typ I Hypersensitivitätsreaktion als Initiator der eosinophilen Entzündung vorliegt oder ob zuerst eine TH2-polarisierte Immunreaktion bestanden hat, die dann sekundär über Proliferation, Differenzierung und anschließende Aktivierung von Mastzellen zur Entstehung einer Hypersensitivitätsreaktion vom Typ I geführt hat. THEOHARIDES et al. (2007) nehmen an, dass bei chronischen Entzündungen häufig keine Degranulation von Mastzellen erfolgt, sondern vielmehr segmentale Degranulationen in Form selektiver Exozytosen auftreten. Ausgehend von diesem Aspekt ist es eher unwahrscheinlich, dass eine allergische Reaktion mit Mastzelldegranulation als Auslöser der EGEK/EEK in Betracht kommt. Vermutlich ist die Gewebepolarisation aufgrund anderer primär abgelaufener Immunreaktionen in Folge des Verlusts der oralen Toleranz entstanden, so dass die an der Pathogenese beteiligten Hypersensitivitätsreaktionen möglicherweise eher ein Folgephänomen des erhöhten Antigeneinstroms in die bereits geschädigte Mukosa darstellen.

Im Gegensatz zu den anderen IBD Formen (LPE/LPEK, GGEK) ist das Entzündungszellinfiltrat bei den untersuchten Katzen mit EGEK/EEK nicht nur auf die Lamina propria mucosae beschränkt, sondern die Tela submucosa ist ebenfalls involviert (siehe Abbildungen 4.8.9 und 4.8.10). Nur bei dieser IBD Form lassen sich in der vorliegenden Arbeit mehr KEV positive Mastzellen nachweisen als bei den Kontrolltieren, wobei der Anstieg besonders in der Submukosa zu verzeichnen ist.

Dies könnte Ausdruck einer vermehrten Rekrutierung oder einer Mastzellhyperplasie sein, die durch ein TH2-Zytokinspektrum induziert worden sein könnte. Die beiden

Hauptbestandteile der KEV positiven Mastzellen (Heparin und Histamin) fördern TH 2-ähnliche Immunantworten. Zum einen hemmt Heparin die Produktion proinflammatorischer Zytokine und die Rekrutierung neutrophiler Granulozyten (PAPA et al. 2000), zum anderen bindet sich Eotaxin an Heparin und verlängert dadurch seine Wirkung als Chemoattraktant für eosinophile Granulozyten (ELLYARD et al. 2007). Weiterhin wird Histamin eine fördernde Wirkung auf TH2-ähnliche Immunantworten zugeschrieben (FOGEL et al. 2005), so dass eine Zunahme Histamin und Heparin haltiger Bindegewebsmastzellen zur Ausprägungsform einer eosinophilen Enterokolitis passt. Diese Ergebnisse lassen somit auch für die Katze die Vermutung zu, dass bei eosinophiler Gastroenterokolitis bzw. Enterokolitis TH 2-polarisierte Immunreaktionen in der Pathogenese eine Rolle spielen könnten. Durch Chymase wird das proinflammatorische Zytokin TNF-α gespalten und so die Entstehung eines von TH2-Zytokinen dominierten Mikromilieus gefördert (ZHAO et al.

2005). Aus den Resultaten dieser Arbeit, dass bei EGEK/EEK zahlreiche Mastzellen mit Chymase vor allem auch in der Submukosa vorkommen, jedoch kaum Mastzellen mit Tryptase, kann abgeleitet werden, dass eine TH2-Polarisation des Umgebungsgewebes der Mastzellen zur Ausprägung des MCC Subtyps beiträgt.

Besonders IL-4 fördert die Ausbildung des MCC Subtyps sowie die Mastzellproliferation (FUKUSHIMA et al. 2006). Die Beobachtungen von BISCHOFF et al. (2001) stehen im Gegensatz zu den Feststellungen von FUKUSHIMA et al.

(2006), denn die erstgenannten Autoren fanden heraus, dass sich in einem durch Stammzellfaktor in Kombination mit IL-4 hervorgerufenen TH2-Milieu vermehrt Tryptase tragende Mastzellen entwickeln. Diese divergierenden Feststellungen können auf einer unterschiedlichen Methodik basieren, da die Erkenntnisse von BISCHOFF et al. (2001) aus in vitro Untersuchungen stammen. Zusätzlich können Speziesunterschiede für die abweichenden Resultate verantwortlich sein.

Das Vorkommen von Chymase in den Mastzellgranula bei EGEK/EEK stellt vermutlich eine Anpassungsreaktion der Mastzellen an ihre Mikroumgebung dar, wobei im Rahmen der Umdifferenzierung, wie bereits bei den Kontrolltieren dargestellt, vermutlich eine Veränderung des Proteasengehalts erfolgt. Somit könnten sich die verschiedenen Mastzellsubtypen in einander umwandeln.

Vermutlich wandern sowohl KEV als auch Chymase positive Mastzellen aus den unveränderten Gebieten in die Entzündungsbereiche ein, weil in den entzündeten Darmabschnitten eine Zunahme, in den unveränderten hingegen eine Abnahme dieser Mastzellen erfolgt. Weiterhin könnten undifferenzierte Vorläuferzellen vermehrt in das Gewebe einwandern und sich dort unter dem Einfluss der lokalen Zytokine speziell der Chymase tragende Mastzellsubtyp entwickeln. Falls keine Umdifferenzierung stattfinden sollte, würden die Mastzellen mit Tryptase bei der EGEK/EEK erst verschwinden, wenn sie apoptotisch sterben. Folglich könnten Unterschiede in der Mastzellzahl der verschiedenen Subtypen im Verhältnis zu einander im zeitlichen Verlauf der Entzündung festgestellt werden. Es wäre daher in zukünftigen Arbeiten von Interesse zu untersuchen, ob sich der Proteasengehalt innerhalb einer Mastzelle abhängig vom Umgebungsmilieu ändern kann und ob Veränderungen im Verhältnis der Mastzellsubtypen zueinander im zeitlichen Verlauf der Entzündung auftreten. Weiterhin wäre es interessant, ob auch bei anderen TH 2-beherrschten Erkrankungen des Intestinaltrakts, wie parasitären Infektionen oder Futtermittelallergien, eine Ansammlung von rein Chymase positiven Mastzellen bei Katzen erfolgt.

Es ist bekannt, dass Mukosamastzellen der Nager intrazytoplasmatisch IgE exprimieren (PLATTS-MILLS 2001). Bei Katzen scheinen Mukosamastzellen entweder Chymase oder Tryptase zu enthalten. Aufgrund der hydrolytischen Eigenschaft von Tryptase IgE zu spalten, ist anzunehmen, dass IgE nur in Chymase tragenden Mastzellen vorkommt. Wird dieses freigesetzt, fördert es die TH 2-polarisierten Entzündungsvorgänge, weil es sich an weitere Mastzellen binden und diese dadurch reaktionsbereit machen kann. Auch die gezielte Produktion und Liberation von IL-4 und IL-13, zu der Mukosamastzellen der Nager befähigt sind, würde weitere eosinophile Granulozyten anlocken und die Produktion proinflammatorischer Mediatoren unterdrücken. Dadurch kann eine TH2-Dominanz verstärkt werden. Es bleibt jedoch unklar, ob Mastzellsubtypen der felinen Mukosa diese Zytokine bilden können.

Anscheinend exprimieren Mastzellen unterschiedliche Oberflächenrezeptoren, durch welche eine gezielte segmentale Degranulation von TH2-fördernden

Substanzen (IgE, IL-4, IL-13) oder von TH1-unterstützenden, entgegengesetzten Mediatoren (TNF-α, Chymase, falls vorhanden Tryptase) ermöglicht wird. Solch eine gezielte Mediatorfreisetzung könnte Mastzellen die Modulation und Koordination der Immunantworten in Abhängigkeit vom auslösenden Stimulus und des lokalen Mikromilieus ermöglichen und die ambivalenten Funktionen der Mastzellen erklären.

Abgesehen von ihren proinflammatorischen Eigenschaften könnte Chymase durch Freisetzung von an extrazelluläre Matrix gebundenem latenten TGF-β eventuell an der Wiederherstellung des ursprünglich immunsuppressorischen Mikromilieus mit Dominanz von regulatorischen TH3-Lymphozyten beteiligt sein. Möglicherweise trägt der Abbau der extrazellulären Matrix mit samt den daran gebundenen Botenstoffen zur Inaktivierung der liberierten Mediatoren bei und ermöglicht dadurch erst wieder die Entstehung eines normalen Mikromilieus. Fraglich bleibt jedoch, welche der aus in vitro Studien gewonnenen Erkenntnisse der multiplen Eigenschaften beider Proteasen ihrer tatsächlichen Funktion in vivo entsprechen. Daher bleiben die gezogenen Rückschlüsse auf ihre mögliche Funktion bei chronischen Entzündungsreaktionen rein spekulativ, weil nicht bekannt ist, welche Mediatoren unter den gegebenen Bedingungen tatsächlich im Gewebe sezerniert werden.

Im Gegensatz zu den Katzen mit EGEK/EEK konnte bei den Tieren mit LPE/LPEK im Vergleich zu den Kontrollen eine Zunahme der absoluten Anzahl sowohl der Chymase als auch der Tryptase tragenden Mastzellen festgestellt werden, die in den entzündeten Gebieten stärker ausgeprägt ist als in den unveränderten. Daraus kann eine essenzielle Beteiligung der Mastzellen an der Pathogenese dieser IBD Form abgeleitet werden. Entweder erfolgt die Zunahme der Mastzellzahl im Gewebe unter Einfluss von vermehrt vorhandenem SCF und anderen Mediatoren, die die Mastzellproliferation und –differenzierung fördern oder sie resultiert aus einer verstärkten Rekrutierung von Vorläuferzellen. Denkbar ist ebenfalls die bereits erwähnte Migration und Umdifferenzierung der Mastzellen aus benachbarten Lokalisationen und Darmschichten.

Bei humaner IBD wird das Vorliegen eines TH1- bzw. eines gemischten TH1-/TH2-Zytokinspektrums favorisiert (BRANDTZAEG 2001). Für kanine LPE wird

von KLEINSCHMIDT et al. (2007) eine TH1-Dominanz abgeleitet, weil die Autoren, im Gegensatz zu den Resultaten dieser Arbeit, eine Reduktion der Mastzellzahl sowohl metachromatischer Mastzellen als auch von MCC und MCT in beiden Färbungen ermittelt haben. Aufgrund der Beobachtungen der vorliegenden Arbeit, dass bei Fällen von EGEK/EEK mit massenhaft MCC vermutlich eine TH2-Immunantwort vorliegt, würde dies im Rückschluss für die feline LPE/LPEK bedeuten, dass die Zunahme an MCT wahrscheinlich auf einer Förderung durch ein TH1-Zytokinspektrum basiert.

Von einigen Autoren wird angenommen, dass bei kaniner LPEK Hypersensitivitätsreaktionen eine Rolle spielen (CAVE 2003; GERMAN et al. 2000).

Möglicherweise induzieren Mastzellen eine Mastzell-abhängige Hypersensitivität vom Typ IV, indem sie TNF-α und IFN-γ freisetzen und damit gezielt CD4+ TH 1-Lymphozyten rekrutieren, ihnen die entsprechenden Antigene präsentieren und so ihre klonale Expansion induzieren. Die im Rahmen der Hypersensitivität vom Typ IV rekrutierten T-Zellen sezernieren entweder ein reines TH1- oder ein gemischtes TH1-/TH2-Zytokinspektrum. Ein gemischtes Mediatorspektrum fördert wiederum die Rekrutierung bzw. Proliferation von Mastzellen. Weiterhin werden B-Lymphozyten zur Produktion von Immunglobulin G (IgG) angeregt. Dieses IgG wiederum kann Hypersensitivitätsreaktionen der Typen II bzw. III auslösen, indem es zur Zelllyse entweder durch Aktivierung zytotoxischer T-Lymphozyten oder durch Immunkomplex-vermittelte Komplementaktivierung führt. Es ist jedoch nicht bekannt, ob nach einem Verlust der oralen Toleranz Mastzellen zuerst aktiv werden und durch Abgabe bestimmter Zytokine die Polarisation der nachfolgenden Immunantwort bestimmen, so dass sich in Folge dessen ihr Umgebungsmilieu ändert oder ob sich aufgrund anderer primärer Entzündungsreaktionen ihre Mikroumgebung verändert.

Unabhängig davon beeinflusst diese Veränderung aber den Inhalt der Mastzellgranula und die Rezeptorexpression (THEOHARIDES et al. 2007).

Die Ergebnisse von MARSILIO (2007) zeigen, dass bei feliner LPE/LPEK die Anzahl der T-Lymphozyten und IgG produzierenden Plasmazellen erhöht ist.

Weiterhin wiesen NGUYEN et al. (2006) nach, dass bei LPEK vor allem mRNA von proinflammatorischen Zytokinen nachgewiesen werden kann. Diese Ergebnisse

deuten auf eine TH1-Polarisation der Immunantwort bei feliner LPE/LPEK hin, wobei die simultane Zunahme beider Mastzellsubtypen auf eine gleichzeitige Förderung der Mastzellproliferation und –differenzierung durch TH2-Zytokine schließen lässt. Somit ist bei der Katze mit lymphoplasmazellulärer Enteritis/Enterokolitis das Vorliegen einer gemischten TH1-/TH2-Immunantwort wahrscheinlich. Die Ergebnisse von MARSILIO (2007) unterstützen die Theorie, dass an der Pathogenese von IBD Hypersensitivitätsreaktionen der Typen II, III und IV beteiligt sein könnten. Die folgende Abbildung 5.6.1 verdeutlicht die für LPE/LPEK und EGEK/EEK dargestellten Zusammenhänge.

Abbildung 5.6.1: Darstellung möglicher Zusammenhänge zwischen der Polarisation des Umgebungsgewebes, der Ausprägung der Mastzellsubtypen und der IBD Form

Produktion von IgE, Rekrutierung und Proliferation von Mastzellen, Chymase-Subtyp

Produktion von IgG, Rekrutierung von Mastzellen, Chymase- und Tryptase-Subtyp

Mastzellen im normalen Gewebe

Antigenpräsentation nach Verlust der oralen Toleranz

Mastzellen werden aktiviert

(entweder IgE-abhängig oder IgE-unabhängig) T-Lymphozyten werden aktiviert

TH1 TH2 Hypersensitivitätsreaktionen

Typ I: IgE-abhängige

Mastzellaktivierung mit Degranulation

Typ IV:IgE-unabhängig, Mastzellen präsentieren Antigen an T-Zellen, T-Zell abhängige Mastzellprolifertion

Typ II / III: IgG bzw. Immunkomplex-vermittelte Reaktionen

Die Polarisation beeinflusst den Proteasen- und Mediatorgehalt der Mastzellen

Bei LPEK und GGEK:

Zunahme MCCund MCT

Bei EEK: Zunahme MCC

Chymase

Produktion von IgE, Rekrutierung und Proliferation von Mastzellen, Chymase-Subtyp

Produktion von IgG, Rekrutierung von Mastzellen, Chymase- und Tryptase-Subtyp

Mastzellen im normalen Gewebe

Antigenpräsentation nach Verlust der oralen Toleranz

Mastzellen werden aktiviert

(entweder IgE-abhängig oder IgE-unabhängig) T-Lymphozyten werden aktiviert

TH1 TH2 Hypersensitivitätsreaktionen

Typ I: IgE-abhängige

Mastzellaktivierung mit Degranulation

Typ IV:IgE-unabhängig, Mastzellen präsentieren Antigen an T-Zellen, T-Zell abhängige Mastzellprolifertion

Typ II / III: IgG bzw. Immunkomplex-vermittelte Reaktionen

Die Polarisation beeinflusst den Proteasen- und Mediatorgehalt der Mastzellen

Bei LPEK und GGEK:

Zunahme MCCund MCT

Bei EEK: Zunahme MCC

Chymase

IL: Interleukin, Ig: Immunglobulin, TH1: T-Helferzell Zytokinspektrum 1, TH2: T-Helferzell Zytokin-spektrum 2, EEK: eosinophile Enterokolitis, LPEK: lymphoplasmazelluläre Enterokolitis, GGEK:

gemischtzellige Gastroenterokolitis, MCC: Mastzellen mit Chymase, MCT: Mastzellen mit Tryptase

Bisher wurde in in vitro Studien von LORENTZ und BISCHOFF (2001) sowie BISCHOFF et al. (2001) gezeigt, dass unter dem Einfluss von SCF ein proinflammatorisches TH1-Zytokinspektrum entsteht, welches die Entwicklung des MCCT Subtyps fördert. Wie bereits oben dargelegt, konnten keine doppelt gefärbten Mastzellen im Rahmen der eigenen Untersuchungen festgestellt werden. Die ermittelten Ergebnisse legen aber den Verdacht nahe, dass bei der Katze anstelle des MCCT Subtyps die beiden Mastzellsubtypen MCC und MCT durch TH1-Zytokine gefördert werden könnten. Aufgrund ihrer hydrolytischen Eigenschaften scheinen beide Proteasen proinflammatorische Effekte einer TH1-Immunantwort zu fördern.

Bisher wurde in in vitro Studien von LORENTZ und BISCHOFF (2001) sowie BISCHOFF et al. (2001) gezeigt, dass unter dem Einfluss von SCF ein proinflammatorisches TH1-Zytokinspektrum entsteht, welches die Entwicklung des MCCT Subtyps fördert. Wie bereits oben dargelegt, konnten keine doppelt gefärbten Mastzellen im Rahmen der eigenen Untersuchungen festgestellt werden. Die ermittelten Ergebnisse legen aber den Verdacht nahe, dass bei der Katze anstelle des MCCT Subtyps die beiden Mastzellsubtypen MCC und MCT durch TH1-Zytokine gefördert werden könnten. Aufgrund ihrer hydrolytischen Eigenschaften scheinen beide Proteasen proinflammatorische Effekte einer TH1-Immunantwort zu fördern.