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Historische Entwicklung der Sozialarbeit im Krankenhaus

2.3 Klinische Sozialarbeit

3.1.1 Historische Entwicklung der Sozialarbeit im Krankenhaus

Die Entstehung der Krankenhaussozialarbeit ist eng verbunden mit der Geschichte der Sozialarbeit im Gesundheitswesen. Die Sozialarbeit im Gesundheitswesen ist einer der ältesten Arbeitsbereiche der Sozialarbeit und findet ihren Ursprung in den verschiedenen Handlungsfeldern, wie z.B. Schwangeren- und Säuglingsfürsorge, Tuberkulosefürsorge und auch der Krankenhausfürsorge, in Deutschland und Österreich um 1900. Die Notwen-digkeit einer gesundheitsbezogenen Sozialarbeit entstand durch die Industrialisierung, die einen massenhaften Zuzug der Landbevölkerung in die Städte auslöste. Die Arbeiter litten unter den katastrophalen Lebensbedingungen und die sozialen Missstände manifestierten sich in gesundheitlichen Problemen, während gleichzeitig die Gesundheit die

10 Voraussetzung für die Arbeitsfähigkeit und damit sozialer Zugehörigkeit geworden war (vgl.

Homfeldt, Sting 2006: 45 ff). Es waren zu Beginn hauptsächlich ehrenamtlich tätige Frauen, die diese Gesundheitsfürsorge in Form von Beratung, Aufklärung und lebenspraktischer Unterstützung ausübten. Die Gesundheitsfürsorge hatte sich aus der Krankenpflege durch kirchliche und private Vereine entwickelt und arbeitete angeleitet durch Politik und Medizin.

Dieser Umstand erschwerte die Herausbildung eines eigenen Profils der Gesundheitsfür-sorge (vgl. Homfeldt 2012: 491). Schnell wurde jedoch die Notwendigkeit einer professio-nellen Ausbildung erkannt und von Pionierinnen der Sozialarbeit umgesetzt. Alice Salomon beispielsweise bot bereits 1899 einen ersten Kurs zur Ausbildung dieser ehrenamtlichen Kräfte an (vgl. Reinicke 2003: 14f).

Auch in Österreich war die Notwendigkeit der Ausbildung für Mitarbeiter*innen der soge-nannten Fürsorge früh erkannt worden. Pionierin dieser wissenschaftlich begründeten So-zialarbeit, welche sie Volkspflege nannte, war hier Ilse Arlt. 1912 gründete sie die erste Schule der Österreichisch-Ungarischen Monarchie zur Ausbildung der zuvor ehrenamtlich tätigen Frauen. Bereits 1912 wurden die Schülerinnen aufgrund des Interesses der damals leitenden Ärzte in ein Krankenhaus entsandt, um dort durch Hospitationen zu lernen (vgl.

Arlt 1937: 170). 1925 schrieb der Wiener Stadtrat Julius Tandler, dass Fürsorge in Abgren-zung zu einer willkürlichen und dienenden Wohltätigkeit gelernt werden müsse. Abgeleitete Maßnahmen beruhen auf Erkennen und Wissen, was eine professionelle Ausbildung vo-raussetze (vgl. Tandler 1925: 4).

Auf gesellschaftlicher Ebene war Anfang des 20. Jahrhunderts dem Anliegen der Gesund-heitsförderung durch sozialpolitische Umstrukturierungen begegnet worden, dessen zent-ralster Punkt die Einführung einer gesetzlichen Krankenversicherung sowohl in Deutsch-land als auch in Österreich in den 1880er Jahren war. Dadurch wurde auch die Behandlung in Krankenhäusern abgedeckt (vgl. Ansen et al. 2004: 118), was die Grundlage für ein neues Arbeitsfeld der Sozialarbeit bedeutete. Auch weitere Maßnahmen wie die Einfüh-rung von Schulärzten für Volksschulen und Impfgesetzen sollten zu einer verbesserten Gesundheit für die Bevölkerung sorgen. Gleichzeitig entstand der Trend zu einer bis heute bestehenden Individualisierung von Gesundheit und Krankheit, wo zwar der Staat durch seine Gesetzgebung und Meldepflichten die Kontrolle über den Gesundheitszustand des Volkes behält, jedoch gleichzeitig durch den Kapitalismus und die Notwendigkeit des Er-halts der Arbeitsfähigkeit jeder einzelne Mensch aufgrund seiner Lebensweise für die ei-gene Gesundheit verantwortlich gemacht wird. Das wurde bestärkt durch die Ablösung des traditionellen Familien- und Beziehungssystems durch eine neue Ordnung des anonymen

11 Lebens in der Stadt, in welcher bisherige soziale Netze und tradierte Normen einer indivi-duellen Lebensgestaltung weichen mussten (vgl. Homfeldt, Sting 2006: 47f).

Eine Vorreiterposition im Aufbau der Krankenhaussozialarbeit nahm Berlin ein. Zunächst erfolgten Besuche bei Patient*innen in Krankenhäusern durch ehrenamtliche Frauen und Mädchen aus bürgerlichen Kreisen. Auch konfessionelle Vereine erkannten die Notwen-digkeit sozialer Hilfe für Kranke und boten diese ehrenamtlich an. Schon bald wurde auch hier deutlich, dass eine professionelle Ausbildung der Ehrenamtlichen als Grundlage für eine gute Arbeit notwendig war. 1908 wurde bereits die erste Soziale Frauenschule in Ber-lin Schöneberg von Alice Salomon gegründet. Diese war der Anstoß für die Gründung vie-ler weiterer Ausbildungsstätten. Die in Berlin ansässigen Frauen- und Wohlfahrtsvereine setzten sich 1913 dafür ein, dass in allen Krankenhäusern die Möglichkeit für den Besuch von Sozialarbeiterinnen festgeschrieben wurde. Diese Besuche wurden „soziale Visite“ ge-nannt. Elsa Strauß, die Gattin des ärztlichen Direktors des jüdischen Krankenhauses in Berlin, hatte zuvor von ihrer Amerikareise 1912 die Soziale Fürsorge in amerikanischen Krankenhäusern kennengelernt und deren Ideen nach Berlin mitgebracht. 1914 konnte in allen städtischen Krankenhäusern Berlins die Arbeit der Krankenhausfürsorgerinnen be-ginnen. Ein bis zwei Fürsorgerinnen je Krankenhaus hielten ein bis zweimal pro Woche Sprechstunden ab. Unter dem Vorsitz von Alice Salomon und Vertretern von Frauen- und Wohlfahrtsvereinen bildete sich 1914 ein „Komitee der Sozialen Krankenhausfürsorge“, welches die Koordination der Krankenhausfürsorgerinnen übernahm sowie den Austausch der Mitarbeiterinnen förderte. Das Komitee war jedoch nur bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs tätig. Viele andere deutsche Städte nahmen sich Berlin zum Vorbild und richte-ten ebenfalls Stellen für Krankenhausfürsorgerinnen ein (vgl. Reinicke 1994: 11 ff).

Bereits 1920 wurden in Berlin alle Sozialarbeiterinnen, die im Krankenhaus tätig waren, in den städtischen Dienst aufgenommen. 1918 war von Hedwig Landsberg, Anni Tüllmann und Bruno Harms der Verein „Soziale Krankenhausfürsorge der Berliner Universitätsklini-ken außerhalb der Charité e.V.“ gegründet worden. Dieser Verein leistete einen großen Beitrag zur wissenschaftlichen Weiterentwicklung dieses Handlungsfeldes der Sozialen Ar-beit. 1926 wurde zur Gründung der „Deutschen Vereinigung für den Fürsorgedienst im Krankenhaus (DVSK)“ aufgerufen, auf die an späterer Stelle noch näher eingegangen wer-den soll (vgl. Reinicke 2003: 263). Im Jahr 1930 war in Berlin die Implementierung Sozialer Krankenhausfürsorge weitgehend abgeschlossen und damit der organisatorische und kon-zeptionelle Grundstein gelegt für den Aufbau einer funktionierenden Sozialen Kranken-hausfürsorge in anderen Städten (z.B. Hamburg, Frankfurt am Main) (vgl. Reinicke 1994:

28).

12 Parallel dazu hatte sich auch in England eine frühe Form der Krankenhausfürsorge unter dem Namen „almoning“ entwickelt, deren Fachkräfte zu Beginn jedoch offiziell vorrangig den Auftrag hatten, bei Patienten mit sozialen Schwierigkeiten die Verweildauer im Kran-kenhaus durch die Vermittlung anderer Unterstützungsmöglichkeiten zu verkürzen. Die Fachkräfte selbst jedoch verstanden ihre Aufgabe bereits im Sinne der Patient*innen und Angehörigen, ihnen durch Beratung und Unterstützung Hilfe zukommen zu lassen (vgl.

Butrym 1972: 29 ff).

Die Anfänge der Sozialen Arbeit im Krankenhaus wurden unterbrochen vom Ersten Welt-krieg, während welchem keine Weiterentwicklung stattfinden konnte. Auch in der Nach-kriegszeit wurde hauptsächlich auf die Primärversorgung der Bevölkerung fokussiert. Erst in der Weimarer Republik bis ca. 1933 konnte an die Vorarbeit der Jahrhundertwende an-geknüpft werden. Neben der Armenfürsorge und der Jugendfürsorge entwickelte sich zu-dem die Gesundheitsfürsorge weiter, die sich speziell mit den gesundheitlichen Problemen von Randgruppen der Gesellschaft beschäftigte (vgl. Homfeldt, Sting 2006: 49 ff). Homfeldt und Sting konnten drei Aufgabenfelder der Gesundheitsfürsorge in der Weimarer Republik identifizieren:

1. Die dauernde ärztliche Beobachtung der gesundheitlich gefährdeten Gruppen 2. Die Feststellung von Krankheitsanlagen und -anfängen sowie die Vermittlung von

Behandlung (Prävention und Beratung)

3. Hygienische Beratung, Aufklärung und Erziehung (Gesundheitserziehung) (Hom-feldt, Sting 2006: 52)

Hieraus lässt sich das Berufsbild der Gesundheitsfürsorgerin ableiten, die soziale und ge-sundheitliche Verschränkungen aus einer professionellen Sichtweise berücksichtigt (vgl.

ebd.: 53). Gleichzeitig wird deutlich, dass die gesundheitsbezogene Sozialarbeit immer in einem interdisziplinären Kontext arbeitet.

Der Zweite Weltkrieg brachte diese positiven Entwicklungen wiederum zum Erliegen. Die öffentliche Gesundheitsfürsorge wurde in den Dienst der Rassenhygiene gestellt. Ihre Kompetenzen im Umgang mit kranken Menschen und deren Angehörigen wurden im Sinne einer „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ dazu missbraucht, Menschen mit psychischen oder Erbkrankheiten, chronisch Kranke und behinderte Menschen zu registrieren und zu selektieren.

13 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Gesundheitsfürsorge bis in die 1960er Jahre erneut beherrscht von der Behandlung der Probleme, die der Krieg ausgelöst hatte. Dies waren vor allem Verwaisung, Hunger, Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot (vgl. Kuhlmann 2004:

22). Die Krankenhaussozialarbeit musste ihre Rolle neu finden. Aufgrund des medizini-schen Fortschritts und deren Spezialisierung wurden seelische und soziale Themen durch die Medizin zunächst verdrängt, da eine Heilung von Krankheiten durch die neuen Mög-lichkeiten auch ohne die Betrachtung dieser Aspekte als möglich wahrgenommen wurde.

Auf struktureller Ebene wurden neue ambulante Versorgungsstrukturen geschaffen, die zwar eine Schnittstellenfunktion der Krankenhaussozialarbeit zu weiterführender Versor-gung und Betreuung nötig machten, jedoch das soziale und familiäre Umfeld der Patient*in-nen nicht ausreichend berücksichtigten (vgl. Ansen et al. 2004: 122).

Auch Änderungen in der Gesetzgebung wie beispielsweise die Psychiatriereform der 1970er Jahre mit ihrem Grundsatz „ambulant vor stationär“ machte generell die differen-zierte Herausbildung einer gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit enorm wichtig, da die betroffenen Menschen nun in der Gemeinschaft zurecht kommen sollten, nachdem sie zu-vor durch oft dauerhafte Unterbringung in großen Psychiatriezentren aus der Gesellschaft ausgeschlossen worden waren. In Wien wurde diese Reform seit 1979 umgesetzt und zu-gleich therapeutische Maßnahmen sowie Maßnahmen zur Unterstützung der Angehörigen geschaffen, die durch nicht-medizinisches Personal durchgeführt werden. Die Berücksich-tigung sozialer Belange bei der Behandlung und Betreuung psychisch kranker Menschen wurde betont (vgl. Stadt Wien 2013: 23 ff). Bis heute finden sich auf stationären psychiat-rischen Stationen Sozialarbeiter*innen. Da sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen für psychiatrische Krankenanstalten aufgrund ihrer speziellen geschichtlichen Entwicklung deutlich von denen der allgemeinen Akutspitäler unterscheiden, werden diese im Rahmen dieser Masterarbeit nicht berücksichtigt.

Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Krankenhaussozialarbeit in Österreich und ins-besondere in Wien spielte das Wirken des Gesundheitsstadtrates Alois Stacher. In dieser Funktion war er von 1973 – 1986 tätig und legte darin besonderen Wert auf die Ausgestal-tung des Sozialwesens und die Modernisierung des Gesundheitssektors. Etwa zur selben Zeit, von 1975 – 1986, war er zudem Präsident des österreichischen Komitees für Sozial-arbeit (ÖKSA), was das besondere Interesse dieses Politikers mit medizinischem Hinter-grund an der Sozialarbeit unterstreicht (vgl. Wien Geschichte Wiki 2018 e). Die Verschrän-kung von Sozial- und Gesundheitswesen wurde von ihm bereits 1986 als einzig sinnvoller Weg in die Zukunft angesehen. Die schlug sich nieder in einer frühen Form des Entlas-sungsmanagements insbesondere für alleinstehende Patient*innen, welches durch die

14 Sozialarbeit organisiert wurde. Neben dem Entlassungsmanagement sprach er der Sozi-alarbeit eine wichtige Kompetenz bei der psycho-sozialen Betreuung von Patient*innen und Angehörigen zu: „Dazu kommen noch die Sozialarbeiter, die die Möglichkeit haben, dem Kranken bei persönlichen und sozialen Problemen zu helfen, denn es ist klar, daß Sorgen jeder Art den Heilungsprozeß negativ beeinflussen.“ (Stacher 1986: 76). Diese Aussage zeigt eine äußert wertschätzende Haltung von politischer Seite gegenüber der Sozialarbeit im Krankenhaus.

Im Zielplan für die Gesundheits- und Krankenversorgung in Wien aus dem Jahr 1989 wer-den Sozialarbeiter*innen neben Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen bei der Be-schreibung der Gesundheitsberufe aufgeführt. Hier wird bereits ein bis heute bestehendes Problem sichtbar – die fehlende gesetzliche Grundlage der Berufsgruppen, wobei ein Be-rufsgesetz für Psycholog*innen zu diesem Zeitpunkt bereits absehbar war (vgl. Stacher 1989: 23). Auf diese Thematik wird in Kapitel 4.2 näher eingegangen.

Exkurs: Die Deutsche Vereinigung für den Sozialdienst im Krankenhaus

Wie bereits früher in diesem Kapitel erwähnt, war die Wiege der Krankenhaussozialarbeit das Berlin der 1920er und 1930er Jahre. Entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung die-ses neuen Arbeitsfeldes der Sozialen Arbeit hatte die Gründung der Deutschen Vereini-gung für den Sozialdienst im Krankenhaus (DVKS), der zu den ältesten Verbänden der Sozialarbeit zählt. Im Jahr 1918 wurde von Anni Tüllmann und Hedwig Landsberg der „Ver-ein Soziale Krankenhausfürsorge der Berliner Universitätskliniken außerhalb der Charité e.V.“ gegründet und aufgebaut. Dieser Verein kann als erster übergreifender Fachverband der Krankenhaussozialarbeit angesehen werden und wurde auf allen Ebenen von führen-den Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Medizin, Wohlfahrtsverbänführen-den sowie der jüdi-schen Sozialarbeit unterstützt. Ziel von Landsberg und Tüllmann war es, durch Öffentlich-keitsarbeit das neue Handlungsfeld bekannt zu machen und in allen Krankenhäusern zu etablieren. Publikationen und Rezensionen wurden veröffentlicht, Jahresberichte erstellt und auf Versammlungen diskutiert. Um Krankenhaussozialarbeiter*innen organisatorisch zusammenzufassen, wurde 1922 zudem eine Arbeitsgemeinschaft innerhalb Berlins ge-gründet. Im Rahmen der Ausstellung „Gesundheit, Soziales und Leibesübungen“, die 1926 in Düsseldorf stattfand und auf der Tüllmann und Landsberg mit ihrem Verein auf reges Interesse stießen, wurde schließlich die Gründung einer Vereinigung der Krankenhausso-zialarbeiter*innen beschlossen und zunächst unter dem Namen „Deutsche Vereinigung für den Fürsorgedienst in Krankenhaus“ geführt. Der Zweck des Vereins beruhte auf der Grundannahme, dass nur durch eine breite Interessensvertretung die Sozialarbeit in

15 Krankenhäusern tatsächlich umgesetzt werden konnte. Ein wesentliches Element des Ver-eins war die Teilnahme an Tagungen, auf denen das Arbeitsfeld vorgestellt und diskutiert wurde. Ab 1933 übernahmen viele Sozialarbeiter*innen und Mitglieder des Vereins die Vor-stellungen der Nationalsozialisten zu den Themen Erbgesundheit, Rassenhygiene und Ge-sundheitspolitik und ebneten damit den Weg zur Gleichschaltung des Vereins. Nichtarische Vorstandsmitglieder mussten ihre Ämter aufgeben und aus dem Verein austreten. Auch Hedwig Landsberg und Anni Tüllmann beendeten als Reaktion darauf ihre Tätigkeiten für den Verein. Nach Kriegsende konnte Hedwig Tüllmann jedoch bis 1967 erneut die Ge-schäftsführung mit Sitz in Heidelberg übernehmen und so der Vereinigung im (west-) deut-schen Gesundheitssystem wieder Beachtung zu verschaffen (vgl. Reinicke 2001: 15ff).

1965 wurde der Name der Vereinigung in „Deutsche Vereinigung für den Sozialdienst im Krankenhaus“ (DVSK) geändert. Wichtige Beiträge zur weiteren Professionalisierung der Krankenhaussozialarbeit sind unter vielen anderen die Empfehlung aus dem Jahr 1971, den Gesundheitsbereich und psycho-soziale Anforderungen in die Ausbildung von Sozial-arbeiter*innen an Fachhochschulen einzubeziehen. Seit 1996 erscheint regelmäßig eine Fachzeitung unter den Namen FORUM Krankenhaussozialdienst. 2003 wurde die Vereini-gung für Sozialarbeiter*innen anderer gesundheitsbezogener Arbeitsfelder geöffnet und umbenannt in „Deutsche Vereinigung für den Sozialdienst im Gesundheitswesen (DVSG)“.

2004 wurde ein Positionspapier zum Thema Entlassungsmanagement verabschiedet, das die Kompetenz der Sozialen Arbeit in diesem Bereich hervorhebt. Bis heute prägt die Ver-einigung durch eine Vielzahl an Positionspapieren, Forschungsprojekten, Stellungnahmen und Tagungen die Weiterentwicklung des Handlungsfeldes unter Berücksichtigung von ak-tuellen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen maßgeblich (vgl. DVSG 2012).

Von langjährigen Mitarbeiter*innen der Krankenhaussozialarbeit in Wien wurde berichtet, dass sich auch in Österreich in den 1990er Jahren eine Bundesweite Interessenvertretung der Krankenhaussozialarbeit (BIKS) herausgebildet hatte. Dieser Verein war bundesweit tätig, jedes Bundesland wurde durch eigene Vertreter*innen repräsentiert. So konnte eine enge Vernetzung der Krankenhaussozialarbeiter*innen implementiert werden. Ende der 1990er Jahre musste die BIKS aufgrund hoher organisatorischer Herausforderungen auf-gelöst werden. Eine Fortführung oder Nachfolge in Form einer spezialisierten Interessens-vertretung ist derzeit nicht vorhanden. Leider konnten zu dieser Organisation aufgrund ihrer Auflösung keine weiterführenden Informationen gefunden werden.

Die Betrachtung der historischen Entwicklung der Sozialarbeit in Krankenhäusern zeigt, dass sie auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Sie war von Anfang an stark abhängig

16 von politischen Entscheidungen und gesellschaftlichen Umbrüchen. Auch die wissen-schaftliche Weiterentwicklung von Medizin und Sozialforschung nimmt ihren Einfluss, in-dem beispielsweise das Wissen über Verschränkung von Gesundheit und sozialer Situa-tion heute auf breite Zustimmung und Berücksichtigung stößt (vgl. Kapitel 4.2).