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3.3 Lebensstätten von Arten

3.3.4 Hirschkäfer (Lucanus cervus) [1083]

Erfassungsmethodik

Nachweis auf Gebietsebene Kartierjahre 2016 / 2017 & 2018

Im Vorfeld der speziellen Feldkartierung zum Hirschkäfer erfolgte die Befragung von Revier-leitern, Naturschutzverbänden, sonstigen Gebietskennern und des RP Freiburg. Die Gelän-debegehungen fanden zwischen Anfang Juni und Ende Juli 2016 statt. Potentiell für den Hirschkäfer geeignete Offenlandbereiche, wie z. B. Streuobstbestände, wurden bei der Kar-tierung berücksichtigt.

Zunächst wurde in zwei von drei Untersuchungs-Teilgebieten (s. Abbildung 4, Teilgebiete 1 und 3) 35 ha Lebensstätte, basierend auf acht Fundpunkten, ausgewiesen. Das Vorkommen der Art wurde in beiden Lebensstätten als "vereinzelt" eingestuft. Die Abgrenzung der Le-bensstätten erfolgte im Bereich arttypisch geeigneter (Wald-)Bestände mit Artnachweis bzw.

mit Artnachweis in der Umgebung. Innerhalb der Offenlandbereiche wurde keine Lebensstät-te ausgewiesen, da hier keine konkreLebensstät-ten Artnachweise erbracht wurden.

Da im Zuge der Kartierung der FFH-Lebensraumtypen des Offenlandes sowie der Fledmauserfassung (Netzfänge) weitere Artnachweise auch in Teilgebiet 2 erbracht wurden, er-folgte die Abgrenzung einer weiteren Lebensstätte durch das Referat 84 im Regierungsprä-sidium Freiburg. Hier erfolgte die Abgrenzung der Lebensstätte anhand von Forsteinrich-tungsdaten, die aufgrund des hohen Anteils an Privatwald aber nur für einzelne Bereiche vorlagen. Deswegen wurden ergänzend geeignete Flächen aus der Waldbiotopkartierung (Eichenwälder) ausgewählt. Auch die Festlegung auf ein flächenhaftes Vorkommen wäre für den großen Waldkomplex zwischen Amoltern, Kiechlinsbergen, Oberbergen und Schelingen fachlich denkbar gewesen, allerdings sollte ein methodischer Bruch zur Lebensstättenabgrenzung in den Teilgebieten 1 und 3 vermieden werden. Ein Vorkommen in weiteren, nicht als Lebensstätte erfassten Bereichen ist wahrscheinlich, bleibt aber einer wei-teren, detaillierteren Kartierung vorbehalten. Gleiches gilt für die Waldbereiche um den To-tenkopf, wo keine aktuellen Artnachweise vorliegen.

Abbildung 4: Untersuchungs-Teilgebiete der Hirschkäferkartierung.

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Hirschkäfers LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten -- 3 -- 3

Fläche [ha] -- 62,01 -- 62,01

Anteil Bewertung von LS [%] -- 100 -- 100

Flächenanteil LS am FFH-Gebiet [%]

-- 5,85 -- 5,85

Bewertung auf Gebietsebene (B)

Beschreibung

Insgesamt wurden im FFH-Gebiet zur Lebensstätte des Hirschkäfers drei Erfassungseinhei-ten ausgewiesen, welche eine unterschiedliche Habitatqualität und -ausprägung aufweisen.

Bei der ersten Erfassungseinheit handelt es sich um die bewaldeten Hänge des Vulkanhü-gels Limberg östlich des Rheins. Hier finden sich besondere Waldgesellschaften wie z. B. ein Flaumeichenwald. Die zweite Erfassungseinheit setzt sich aus drei Bergkuppen (Kirch-, Schnecken- und Bitzenberg) der Südwestkaiserstühler Kuppenlandschaft zusammen. Die dritte Erfassungseinheit umfasst Waldbereiche zwischen Amoltern, Kiechlinsbergen, Ober-bergen und Schelingen. Die drei Erfassungseinheiten werden nachfolgend genauer be-schrieben:

Hirschkäfer am Limberg

Die ca. 21 ha große Erfassungseinheit bilden Teile des Limberges am Ostufer des Rheins.

Hier befindet sich ein reliktartiges Vorkommen eines Flaumeichenwaldes (Busch- und Hoch-wald). Vor allem im nördlichen Teil wird der Flaumeichenwald teilweise von einem Waldlab-kraut-Traubeneichen- bzw. Seggen-Linden-Mischwald abgelöst. An den Waldrändern kommt eine bunte und artenreiche Saumgesellschaft zur Ausbildung. An den südostexponierten Waldrändern, an welche der Weinbau anschließt, sind immer wieder Alteichen zu finden.

Im Rahmen der Geländebegehungen wurden hier fünf aktuelle Hirschkäfernachweise erb-racht (3 Weibchen, 2 Käferreste in Kot). Bei zwei der nachgewiesenen Weibchen handelt es sich um Totfunde (vermutlich Vogelfraß), ein Weibchen wurde lebend aufgefunden. Die Nachweise wurden am 06.07.2016 und 21.07.2016 erbracht.

Die Habitateignung und mittelfristige Prognose wird mit 'gut'/Wertstufe B bewertet. Die Flaumeichen- und Laubbaum(misch)wälder mit teils hohem (Alt-)Eichen-Anteil in den son-nenexponierten, wärmebegünstigten Steilhang- oder Waldrandbereichen bieten dem Hirsch-käfer einen guten Lebensraum. Stehendes und liegendes Totholz ist in allen Beständen so-wohl von starker als auch von schwacher Dimension vorhanden. Stellenweise ist ein gewis-ser Mangel an Stubben gegeben.

Der Verbund wird in Wertstufe A eingestuft: Im nahen Umfeld (< 2 km) sind mehrere weitere Vorkommen außerhalb der FFH-Gebietsgrenze vorhanden.

Das Vorkommen von Eichen mit Saftstellen wird in Wertstufe B eingestuft: Innerhalb der Er-fassungseinheit wurde eine blutende Eiche erfasst.

Insgesamt wird die Habitatqualität der Lebensstätte unter Berücksichtigung aller oben ge-nannten Einzelparameter als gut – Wertstufe B – bewertet. Der festgestellte Mangel an Stubben kann durch das vorhandene stehende und liegende Totholz in ausreichendem Ma-ße kompensiert werden.

Der Zustand der Population wird aufgrund der geringen Anzahl an Nachweisen mit durch-schnittlich – Wertstufe C – bewertet. Insgesamt wurden in der Erfassungseinheit fünf Käfer nachgewiesen.

Es sind keine oder keine nennenswerten Beeinträchtigungen vorhanden – Wertstufe A.

Die Gesamtbewertung des Erhaltungszustandes für diese Erfassungseinheit ist gut (B).

Hirschkäfer am Kirchberg, Schneckenberg und Bitzenberg

Die ca. 14 ha große Erfassungseinheit setzt sich aus den rebenumkränzten, bewaldeten Kuppen des Kirchberges, des Schneckenberges und des Bitzenberges zusammen. Auf den trockenen und warmen Standorten stocken Traubeneichen- und Buntlaubbaum-Mischwälder.

In den südexponierten Waldrändern sind häufig Alteichen zu finden.

Im Rahmen der Geländebegehungen wurden hier drei aktuelle Hirschkäfernachweise erb-racht (1 Männchen sowie Körperteile (Elytren, Beine) von weiteren 2 Individuen). Bei dem nachgewiesenen Männchen handelt es sich um einen Totfund (vermutlich Vogelfraß). Die Nachweise wurden alle am 06.07.2016 erbracht.

Die Habitateignung und mittelfristige Prognose wird mit 'gut'/Wertstufe B bewertet. Die Trau-beneichen- und Buntlaubbaum-Mischwälder mit teils hohem (Alt-)Eichen-Anteil auf den tro-ckenen und warmen Bergkuppen bieten dem Hirschkäfer einen guten Lebensraum. Stehen-des und liegenStehen-des Totholz ist in allen Beständen sowohl von starker als auch von schwacher Dimension vorhanden. Stubben wurden kaum festgestellt.

Der Verbund wird in Wertstufe A eingestuft: Im nahen Umfeld (< 2 km) sind mehrere weitere Vorkommen außerhalb der FFH-Gebietsgrenze vorhanden.

Das Vorkommen von Eichen mit Saftstellen wird in Wertstufe C eingestuft, da innerhalb der Erfassungseinheit keine blutenden Eichen festgestellt wurden.

Insgesamt wird die Habitatqualität der Lebensstätte unter Berücksichtigung aller oben ge-nannten Einzelparameter als gut – Wertstufe B – bewertet. Der festgestellte Mangel an Stubben kann durch das vorhandene stehende und liegende Totholz in ausreichendem Ma-ße kompensiert werden.

Der Zustand der Population wird aufgrund der seltenen Nachweise mit durchschnittlich – Wertstufe C – bewertet. Insgesamt wurden in der Erfassungseinheit drei Käfer nachgewie-sen.

Es sind keine oder keine nennenswerten Beeinträchtigungen vorhanden – Wertstufe A.

Die Gesamtbewertung des Erhaltungszustandes für diese Erfassungseinheit ist gut (B).

Hirschkäfer zwischen Amoltern, Kiechlinsbergen, Oberbergen und Schelingen

Die ca. 26 ha große Erfassungseinheit setzt sich aus Traubeneichen-Mischwäldern sowie aus Buchen- bzw. Buntlaubbaum-Mischwäldern mit Eichenanteilen auf überwiegend trocke-nen und warmen Standorten zusammen.

Im Rahmen der Kartierung der FFH-Lebensraumtypen des Offenlandes sowie der Fleder-mauserfassung (Netzfänge) wurden hier fünf aktuelle Hirschkäfernachweise zwischen dem 28.05.2018 und dem 27.06.2018 erbracht. Aus der Umgebung des Ohrbergs liegen zwei weitere Artnachweise (Juni 2014 bzw. Juni 2015) von R. Treiber (LEV Breisgau-Hochschwarzwald) grenznah zum FFH-Gebiet vor.

Die Habitatqualität ist gut – Wertstufe B. Der Zustand der Population wird aufgrund der weni-gen Nachweise mit durchschnittlich – Wertstufe C – bewertet. Beeinträchtigunweni-gen sind keine ersichtlich - Wertstufe A.

Die Gesamtbewertung des Erhaltungszustandes für diese Erfassungseinheit ist gut (B).

Verbreitung im Gebiet

Die Lebensstätten des Hirschkäfers liegen in den Naturschutzgebieten "Limberg" nordwest-lich Sasbach, "Steinbruch Niederrotweil" bei Niederrotweil, "Bitzenberg" südwestnordwest-lich Bickensohl und "Schneckenberg" nordöstlich Achkarren sowie im Waldkomplex zwischen Amoltern, Kiechlinsbergen, Oberbergen und Schelingen. Weitere Vorkommen sind nicht auszuschließen (siehe Erfassungsmethodik).

Bewertung auf Gebietsebene

Sämtliche abgegrenzten Lebensstätten des Hirschkäfers [1083] wurden mit Erhaltungszu-stand B (Gut) bewertet. Die ausgewiesenen Lebensstätten weisen alle eine gute Habitatqua-lität auf, über den Zustand der Population können aufgrund der eingeschränkten Erfas-sungsmethodik (Nachweis auf Gebietsebene) nur bedingt Aussagen getroffen werden. Auf Gebietsebene wird für den Hirschkäfer insgesamt die Bewertung B: guter Erhaltungszustand vergeben.

Die Bewertung des Erhaltungszustandes erfolgt aufgrund der eingeschränkten Erfassungs-methodik lediglich als Einschätzung.