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3.3 Lebensstätten von Arten

3.3.5 Hirschkäfer (Lucanus cervus) [1083]

Erfassungsmethodik Gebietsnachweis

Anhand von Forsteinrichtungsdaten, Orthobildern, Informationen zu Wald- und Offenlandbio-topen, Schutzgebietsgutachten, der Streuobsterhebung BW und dem Hirschkäfer-Meldeportal der LUBW wurde im Vorfeld der Begehungen eine Auswertung der Datengrund-lage bezüglich geeigneter Habitate vorgenommen. Auch eine eingehende Befragung der zuständigen Naturschutz- und Forstbehörde fand statt. Zudem wurde auch ein Koleopterolo-ge befragt.

Die Begehungen wurden im Zeitraum von Mai bis Juli 2015 an insgesamt vier Tagen bei warmen und trockenen Witterungsbedingungen in den Nachmittags- bis späten Abendstun-den durchgeführt. Es wurAbendstun-den hauptsächlich Wald- und Fahrwege im Bereich der vorher aus-gewählten potenziellen Habitate begangen. Die Begehungen begrenzten sich auf die Teilge-biete 1, 2 und 4 (s. Abb. 1), da in Teilgebiet 3 (Flugplatz Bremgarten) aufgrund der fehlenden Habitateignung keine Vorkommen der Art erwartet wurden.

55 Abbildung 2: Teilgebiete 1 bis 4 der Hirschkäferkartierung im FFH-Gebiet.

Insgesamt konnten 29 Artnachweise erbracht werden, wobei es sich abgesehen von einem lebenden Weibchen ausschließlich um Totfunde handelte.

Direkte Artnachweise konnten in den Teilgebieten 2 und 4 erbracht wurden, insbesondere im Teilgebiet 4 wurde der Hirschkäfer nahezu flächendeckend nachgewiesen. In Teilgebiet 2 konnten nur drei Artnachweise erbracht werden. In Teilgebiet 1 wurde der Hirschkäfer aktuell nicht nachgewiesen, es liegen hier jedoch mehrere externe Nachweise aus den Jahren 2013 bis 2015 vor. Für zwei Waldbiotope liegen Meldungen über Hirschkäferfunde von 2014 vor.

Aus dem LUBW-Meldeportal stammen sieben Fundmeldungen für das Gebiet (2011 bis 2015).

Die Lebensstätte wurde nach Vorgaben des MaP-Handbuchs (LUBW 2014) durch Heraus-nahme von offensichtlich nicht geeigneten Beständen abgegrenzt („flächenhaftes Vorkom-men“).

Die Lebensstätte beinhaltet alle Laubholzbestände einschließlich Gehölzen im Waldüber-gangsbereich der Teilgebiete 1, 2 und 4. Ausgegrenzt wurden:

• größere, eindeutig nadelholzdominierte Bestände mit Wald- und Schwarzkiefer (Pi-nus sylvestris, P. nigra)

• Bestände ausschließlich aus Robinie oder Pappel (Robinia pseudoacacia, Populus spec.; Flächenschwelle jeweils ca. 1 ha)

• größere Offenlandbereiche (Wiesen, Äcker) ohne Einzelbäume oder Gehölze

• Gewässer und Waldbiotope der Leitbiotoptypen 3 bis 5 (Feuchtbiotope/Moorbereiche, Still- und Fließgewässer), die ihren Schwerpunkt insbesondere im Teilgebiet 1 haben.

Kleinere Feuchtbiotope und Tümpel sind nur dann ausgegrenzt, wenn sie im Luftbild den Kronenschluss deutlich unterbrechen.

• Kiesabbauflächen einschließlich angrenzender überwiegend vegetationsfreier Werks-flächen

Kleinere offene Bereiche (häufig Trockenbiotope) sind jedoch einbezogen, da sie oftmals wertvolle sonnenexponierte Einzelgehölze enthalten.

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Hirschkäfers LS = Lebensstätte

Bewertung auf Gebietsebene (B)

Beschreibung

Die Lebensstätte des Hirschkäfers im Gebiet umfasst knapp 1224 ha und erstreckt sich über die Teilgebiete 1, 2 und 4.

Die Waldbestände im Gebiet sind geprägt von den Kiesstandorten der trockengefallenen Rheinaue. Auf großer Fläche sind lichte, mattwüchsige, struktur- und strauchreiche Wald-Bestände etabliert, die in der Waldbiotopkartierung großflächig als Seggen-Eichen-Lindenwälder oder Hainbuchen-Traubeneichen-Wälder erfasst sind (ca. 190 ha). Hinzu kommen lichte halboffene und offene Trockenbiotope mit wertvollen Gehölzstrukturen (Ge-büsche, einzelne Altbäume). Diese sind auf rund 150 ha vorhanden. Hinzu kommen weitere wertvolle Strukturen wie Waldränder oder Althölzer. Dementsprechend sind in der Forstein-richtung neben einem Bannwald auch Dauerwaldflächen mit Anteilen von Eiche, Birke oder Kirsche auf über 400 ha ausgewiesen. Waldrefugien gibt es bislang nicht. Alteichenbestände (Alter > 120 Jahre) mit mehr als 10 % Eiche sind nur auf 27 ha der Gesamtfläche vorhanden.

Lediglich in Teilgebiet 2 gibt es auf größerer Fläche ungeeignete Bestände, die hauptsäch-lich von Wald- und Schwarzkiefer aufgebaut sind.

Jüngere Bestände (Altersklasse 3 und jünger) mit Eichen- (Birken- und Kirschen-) Anteilen sind laut Forsteinrichtung auf über 170 ha vorhanden. Im Bereich der mittelalten Bestände (Alter 60 bis 100 Jahre) besteht jedoch eine „Lücke“, da hier nur etwa 20 ha vorhanden sind.

Streuobstwiesen sind im Gebiet nicht vorhanden. Die Auswertungen der Streuobstkartierung ATKIS ergaben, dass die in unmittelbarer Nähe zum FFH- Gebiet liegenden wenigen Wiesen gegenüber den ausgedehnten Habitatflächen im Gebiet nur eine untergeordnete Bedeutung haben bzw. aufgrund ihrer Artenzusammensetzung und ihres Alters nicht als Lebensstätte geeignet sind.

Die Habitatqualität ist aktuell gut (B), wird jedoch mittel- bis langfristig (50 Jahre) abnehmen, da in den mittleren Altersklassen wenige Bestände mit Eichenanteilen vorhanden sind und

57 erst sehr langfristig wieder Eichenbestände nachwachsen werden. Hierbei ist es unbedingt erforderlich, die vorhandenen Anteile von Eichen sowie in kleinerem Umfang Kirschen und Birken zu erhalten bzw. zu erhöhen. Ein räumlicher Verbund zu einigen angrenzenden Vor-kommen außerhalb des FFH-Gebiets ist vorhanden. Diese sind jedoch aufgrund der über-wiegend landwirtschaftlichen Nutzung in der Umgebung stark isoliert. Geeignete Eichen mit Saftstellen sind im Gebiet aktuell zerstreut vorhanden. Eine Erhaltung bzw. Förderung son-nenexponierter Waldinnen- und Außenränder ist notwendig.

Angesichts der zahlreichen Funde ist der Zustand der Population insgesamt hervorragend (A). Nachweise sind häufig, im Süden sogar sehr häufig.

Beeinträchtigungen bestehen durch Wildbestände im mittleren Umfang (B). Diese wirken sich direkt durch starke Wühltätigkeit von Wildschweinen an Stubben aus. Die vorhandenen Rehwildbestände wirken sich durch Verbiss eher langfristig negativ auf die Eichen-Verjüngung aus.

Verbreitung im Gebiet

Der Hirschkäfer kommt in drei Teilgebieten (1, 2 und 4) vor.

Auch in der unmittelbaren Umgebung (bis 500 m) des FFH-Gebiets gibt es für den Zeitraum 2011 bis 2015 weitere plausible Meldungen des Hirschkäfers auf Basis des LUBW-Meldeportals.

Einzelne Hirschkäfer-Vorkommen in angrenzenden Waldbeständen außerhalb des FFH- Gebiets sind bekannt. Sie liegen in 2 bis 5 km Entfernung zur FFH-Gebietsgrenze im Nord-osten und im Süden.

Bewertung auf Gebietsebene

Die Erfassungsintensität umfasst lediglich die Klärung der Artpräsenz auf Gebietsebene so-wie eine Abgrenzung der Lebensstätten auf Basis struktureller und standörtlicher Kriterien.

Die Bewertung des Erhaltungszustands erfolgt daher lediglich als Einschätzung.

Der Erhaltungszustand des Hirschkäfers im FFH-Gebiet wird insgesamt als gut (B) einge-schätzt.