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Die deutsche Studie über „Lokale Demokratie“ ist Teil des internationalen Forschungsprogramms "Democracy and Local Governance". Im Rahmen dieses Forschungsprogramms führt ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern aufeinander abgestimmte Umfragen lokaler Eliten in einer größeren Zahl von Ländern durch. Das internationale Forschungsprogramm geht zurück auf eine Vier-Länder-Studie über Werte lokaler Eliten, die in den 60er Jahren durchgeführt wurde (Jacob 1971). Die schwedische Forschergruppe war besonders aktiv und hat seit Ende der 60er Jahre eine ganze Reihe Studien lokaler Eliten durchgeführt. Ähnliche Projekte gab es für einige Zeit in den Niederlanden und den Vereinigten Staaten (Eldersveld et al. 1994). Eine große Welle von Studien wurde Anfang der 90er Jahre in Osteuropa, den ehemaligen Republiken der Sowjetunion sowie in Österreich und der Schweiz durchgeführt (Jacob et al. 1994;

Teune 1995). 1995 wurde eine neue Serie von Umfragen in Osteuropa, den ehemaligen sowjetischen Republiken, in Ostasien und Westeuropa (Deutschland, Großbritannien, Spanien, Finnland, Niederlande) durchgeführt. Die zentrale Forschungsfrage des internationalen Forschungsprogramms richtet sich wie die der deutschen Studie auf die Bedingungen und die Leistungsfähigkeit der Demokratie auf lokaler Ebene.

Neben der Umfrage unter kommunalen Eliten wurde für die deutsche Studie eine weitere Umfrage unter den Bürgern einer Teilstichprobe der Kommunen, in denen lokale Eliten befragt wurden, durchgeführt und eine Datensammlung über objektive Merkmale der Kommunen angelegt. Bei den beiden Umfragen ging es insbesondere um Problemwahrnehmungen, politische Werte, das Engagement im öffentlichen Leben der Kommunen und die Beurteilung der Performanz verschiedener Institutionen lokaler Regierungen. Die Datensammlung objektiver Merkmale der Kommunen erfaßt relevante soziale, ökonomische und politische Daten sowie Informationen, die die politisch­

institutionelle Struktur der Kommunen charakterisieren. Damit stehen drei empirischen Datenquellen (Elitenbefragung, Bürgerbefragung und Strukturdaten der Kommunen) für die Analyse der Rolle politischer Kultur und institutioneller Strukturen für die Performanz lokaler Regierungen zur Verfügung.

Die Befragung lokaler Eliten wurde als schriftliche Umfrage im Frühling 1995 initiiert und im August 1995 beendet2. Sie wurde in Kooperation mit Hellmut Wollmann, Professor für Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, durchgeführt.

Die Umfrage unter den Bürgern in 30 Gemeinden wurde durch das kommerzielle Umfrageinstitut FORSA per Telefon im Dezember 1995 durchgeführt.

Die Stichprobe der Gemeinden basiert auf einem Design, das der Stichprobenstrategie des internationalen Forschungsprogramms entspricht. Das heißt, es wurden nur Städte und Gemeinden mit in das Gemeinde-Sample aufgenommen, deren Einwohnerzahl zwischen 25.000 und 250.000 liegt. In Westdeutschland gibt es 357 solcher lokalen Regierungseinheiten. In Ostdeutschland ist die Zahl der Städte und Gemeinden dieser Größe erheblich kleiner, nämlich 80. Eine Zufallsstichprobentechnik wurde für jede Region genutzt, um die Kommunen auszuwählen. Ziel war es, 40 Städte und Gemeinden in jeder Region auszuwählen und in diesen Kommunen die Elitenbefragungen durchzuführen. Weil die lokalen Autoritäten in drei Gemeinden in den neuen Bundesländern nicht bereit waren, mit uns zu kooperieren, konnten für die neuen Bundesländer nur 37 Städte und Gemeinden in die Stichprobe einbezogen werden. In

2 Ein vollständige Beschreibung über die Durchführung der Umfrage kann dem abteilungsinternen technischen Bericht entnommen werden (Cusack 1995).

beiden Regionen wurde eine relativ gute Verteilung der Kommunen auf die jeweiligen Bundesländer erreicht.3

Nachdem die Städte und Gemeinden, die in die Studie aufgenommen werden, festgelegt waren, war die Personenstichprobe zu bestimmen. Hierzu mußten Informationen über die Identität der Elitengruppierung dieser Städte und Gemeinden beschafft werden. Als Zielgruppen wurden fünf Kategorien politischer und administrativer Eliten festgelegt: 1) gewählte Wahlbeamte der Stadt- und Gemeinderegierungen (Oberbürgermeister, Bürgermeister, Stadtdirektoren, Beigeordnete, Dezernenten), 2) lokale Parteivorstände, 3) Fraktionsvorsitzende in den Stadt- und Gemeindeparlamenten, 4) Mitglieder der Stadt- und Gemeindeparlamente und 5) Amtsleiter. Mit Hilfe der kommerziellen Umfragefirma FORSA konnte der größte Teil der notwendigen Informationen (z.B. Name, Adresse, politische Partei) zur Identität der Eliten durch lokale Kontaktpersonen beigebracht werden. Weitere Informationen, die notwendig waren, um die Datenbasis zu komplettieren, wurden durch ein Forscherteam am Wissenschaftszentrum Berlin gesammelt.

Ziel war es, mindestens zehn individuelle Antworten aus jeder Gemeinde zu erhalten. In der Annahme, daß die Antwortrate zu unserer schriftlichen Befragung ungefähr 33 Prozent betragen würde, wurde unsere Stichprobe jeweils auf 30 Personen pro Stadt und Gemeinde festgelegt. Insgesamt enthielt unser Stichprobenplan 5.085 Individuen (im Durchschnitt 72 in jeder Stadt in den alten Bundesländer bzw. 64 in jeder Stadt in den neuen Bundesländern). Aus diesem Kreis von ca. 5000 Personen waren dann die jeweils 30 Personen pro Gemeinde zu bestimmen, insgesamt also 2310.

Zur Konstruktion der Personenstichprobe benutzten wir eine komplex geschichtete Zufallsauswahl. Unsere Zielgrößen für jede der oben genannten Gruppen wurde wie folgt festgelegt: 1) bis zu vier (Ober-)Bürgermeister, Stadtdirektoren, Beigeordnete oder Dezernenten einer Kommune, 2) maximal fünf Personen lokaler Parteivorstände, 3) maximal fünf Fraktionsvorsitzende aus jeder der Gemeinde- bzw. Stadtparlamenten, 4) mindestens zehn andere Mitglieder der Gemeinde- und Stadtparlamente und 5) bis zu sechs Amtsleiter. Wenn das Maximum einer Kategorie nicht erreicht werden konnte, weil die Anzahl der Personen in einer Kommune, die in dieser Kategorie zuzurechnen waren, kleiner als die festgelegte Maximalzahl war, wurde entsprechend die Anzahl der zu Befragenden in Kategorie 4 (andere Mitglieder des Stadt- oder Gemeindeparlaments)

3 Durch das Deutsche Datenschutzgesetz sind wir gehalten, die Namen der Gemeinden nicht zu nennen.

Dies ist insbesondere wichtig in bezug auf die Elitenbefragung. Es wäre eine relativ einfache Aufgabe, eine Reihe von Individuen zu identifizieren, die an der Umfrage teilgenommen haben, wenn solche Informationen zugänglich wären. Darüber hinaus verbietet unsere Verbundenheit mit denjenigen, die freiwillig an dieser Studie teilgenommen haben, mit dem Versprechen, daß ihre Identitäten geschützt bleiben, die Gemeinden zu nennen.

erhöht. Bezogen auf die Kategorien 2, 3 und 4 wurde die Selektion so durchgeführt, daß die Stichprobe dem Parteienprofil der jeweiligen Kommune entspricht. Bezogen auf die Kategorie der Amtsleiter wurden sechs Politikbereiche definiert, die insgesamt 15 spezifische Zuständigkeiten einschließen. Angestrebt wurde, für jeden Politikbereich einen Amtsleiter auszuwählen. Die definierten Politikbereiche sind Recht und innere Ordnung, zentrale und administrative Funktionen, Finanzen, Wirtschaft, und Soziales bzw.

Wohlfahrt.

Der Fragebogen wurde Ende Mai 1995 versandt. Der Befragungszeitraum endete im August. Die Rücklaufquote gültiger Fragebögen liegt bei 53,3 Prozent (1.231 von 2.310 Fragebögen). Sie ist in den alten Bundesländern etwas höher als in den neuen. Über die fünf Zielgruppen hinweg ist die Rücklaufquote in etwa gleich. Die Parteizusammensetzung der zurückgekommenen Fragebögen weist ebenfalls keine Verzerrungen in bezug auf die Stichprobe und den Stichprobenplan auf. Unsere Zielvorgabe, mindestens 10 beantwortete Fragebögen pro Kommune zurückzuerhalten, wurde mit einer Ausnahme in allen 77 Städten und Gemeinden erreicht.

Auf Basis dieser Umfrage wurde ein erster Bericht zum politischen, sozialen, Bildungs­

und ökonomischen Hintergrund der Eliten sowie über ihre Beziehungen zu ihren Gemeinden sowie ihre Rollenorientierungen verfaßt (Cusack 1996).

Hinsichtlich der zweiten geplanten Datenbasis, einer Umfrage unter den Bürgern der Kommunen in denen auch lokale Eliten befragt wurden, gaben begrenzte personelle und finanzielle Ressourcen die Art und den Umfang vor. Limitierungen ergaben sich zum einen bezogen auf den Umfang des Fragenprogramms, zum zweiten in bezug auf die Zahl der zu Befragenden. Um eine hinreichende empirische Basis zu haben, sollten mindestens 80 Bürgerbefragungen pro Gemeinde realisiert werden. Da maximal 2400 Interviews finanzierbar waren, mußte die Anzahl der Gemeinden auf jeweils 15 in Ost- und Westdeutschland eingegrenzt werden. Damit ergab sich die Notwendigkeit, aus den 40 Gemeinden in Westdeutschland und den 37 in Ostdeutschland, in denen lokale Eliten befragt wurden, jeweils 15 auszuwählen. Die Auswahl wurde anhand politisch-kultureller Merkmale der Gemeinden, die anhand weiterer Analysen der Umfrage unter kommunalen Eliten bestimmt wurden sowie anhand institutioneller Merkmale der Gemeinden vorgenommen. Die Umfrage wurde per Telefon durch das Umfrageinstitut FORSA durchgeführt. Insgesamt wurden 2.400 Telefoninterviews unter Bürgern aus 30 Gemeinden (die Hälfte in Ostdeutschland, die andere Hälfte in Westdeutschland) im Dezember 1995 erfolgreich durchgeführt. Die Daten der deutschen Eliten- und Bevölkerungsumfragen und einige andere nationale Umfragen des internationalen Projekts dienen als empirische Basis des Berichts.