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2 Literaturübersicht

2.8 Epidemiologie und Risikofaktoren

2.8.2 Herdenprävalenzen und Risikofaktoren

Eine Studie von WENDT et al. (2006) hat in einem Herdenscreening deutschlandweit 7546 Blutproben aus 694 Schweinebetriebe auf Antikörper gegen Lawsonia intracellularis untersucht. Dabei ergaben die serologischen Untersuchungen im Durchschnitt eine Antikörperprävalenz von 43,2% der Blutproben. Bei 81,3% der untersuchten Betriebe hat mindestens ein Schwein pro Betrieb serokonvertiert.

In der Seroprävalenz gab es keinen Unterschied zwischen Betrieben mit klinischen Symp-tomen einer Ileitis und Betrieben ohne klinische Symptome. Weiterhin konnte in dieser Studie statistisch kein Einfluss der Betriebsgröße, der Anzahl der Herkünfte, der Aufstallungsform,

der Art der Stallbelegung und der antibiotischen Behandlung auf die Seroprävalenz festgestellt werden.

In einer anderen von WENDT und SCHULZE-JOHANN (2004) durchgeführten Studie standen acht Betriebe mit geschlossenem System im Fokus, in denen in der Vergangenheit eine Infektion mit Lawsonia intracellularis mittels PCR nachgewiesen werden konnte. Vier der Betriebe befanden sich im Norden, vier im Süden Deutschlands. Die Blutproben wurden nach einem bestimmten Probenschlüssel gezogen, insgesamt 117 Blutproben pro Betrieb.

Die Auswertung der Seroprofile in den Betrieben ergab eine einheitliche Tendenz, individuelle Unterschiede ließen sich bei dem Zeitpunkt der ersten Serokonversion in den Betrieben beobachten.

Es konnte ein sehr hoher Antikörpertiter bei primiparen Sauen (94%) und bei Sauen nach dem dritten Wurf (81%) festgestellt werden. Bei den Absetzferkeln fiel der maternale Antikörperspiegel bis zur 6.Woche ab. Zwischen der 6. und der 10.Woche kam es bei den ersten Ferkeln zur Serokonversion. Der größere Teil der Infektionen fand jedoch im Bereich der Vormast (13. – 16. Woche) statt, durch die kontinuierliche Belegung in den Betrieben herrschte hier ein höherer Infektionsdruck.

In einer dänischen Studie von JOHANSEN et al. (2006), in der die Infektionsdynamik einer Lawsonieninfektion bei Sauen und ihren Ferkeln untersucht wurde, konnte in einer von fünf Herden ein sehr früher Infektionszeitpunkt der Ferkel noch während der Säugezeit festgestellt werden. Im Vergleich zu den anderen Schweinebetrieben in dieser Studie, waren die Sauen dieser Ferkel mit dem sehr frühen Serokonversionszeitpunkt als tragende Tiere in einer Gruppenhaltung aufgestallt, was die Autoren schließlich als ein Risikofaktor für eine beschleunigte Infektionskette herausstellten.

Auch in einer amerikanischen Studie von BRONSVOORT et al. (2001) wird die Bedeutung einer Infektion der Sauenherde als potentieller Risikofaktor für einen seropositiven Status bei den Aufzuchtschweinen beobachtet. McORIST et al. (2003) betrachten die Sau in einem geschlossenem Produktionssystem als ein Trägertier, das als frühe Infektionsquelle für Ferkel dient.

Bei dem Großteil der untersuchten Ferkel in der Studie von WENDT und

SCHULZE-werden. Zwischen der 18. und 24. Lebenswoche der Mastschweine ließ sich im Seroprofil ein nahezu linearer Anstieg feststellen. Am Ende der Mastperiode hatten in sieben von acht untersuchten Betrieben 70% der beprobten Schweine serokonvertiert. In dem achten Betrieb hatten zu diesem Zeitpunkt nur 36% der Schweine serokonvertiert, dies führten WENDT und SCHULZE-JOHANN auf eine Langzeitmedikation mit Antibiotika über zehn Wochen zurück.

Auch CORZO et al. (2005) und COLLINS et al. (2001) stellten fest, dass eine Antibiotikatherapie über einen längeren Zeitraum einen Einfluss auf den Serostatus der Schweine hat. Diese Medikationspraxis verursacht eine Verschiebung des Zeitpunktes der Serokonversion und erhöht den Anteil seronegativer Tiere. In diesem Zusammenhang kamen MARSTELLER et al. (2003) in einer amerikanischen Studie zu dem Ergebnis, dass sich in den von ihnen untersuchten Schweinebetrieben der Zeitpunktes der Serokonversion um drei Wochen im Vergleich zur europäischen Situation verschiebt. Als mögliche Ursache kann nach Ansicht der Autoren das Antibiotikaregime in den Vereinigten Staaten und die überwiegende Produktionsform in Multi-Site-Betrieben diskutiert werden.

In der Studie von CHOUET et al. (2003) wurde der Einfluss der Produktionsform (Single- Site oder Multi-Site-Produktion) auf den LI-Serostatus in 33 französischen und 29 spanischen Schweinebetrieben mit geschlossenem System in verschiedenen Altersstufen serologisch untersucht. In sechs der spanischen Betriebe war der Mastbereich vom Aufzuchtbereich komplett getrennt (Multi-Site). In drei dieser Betriebe konnte CHOUET, ähnlich den Untersuchungen von WENDT und SCHULZE-JOHANN (2004), hohe Prävalenzwerte bei Jungsauen und etwas weniger hohe Werte bei älteren Sauen beobachten. In Abweichung zur Single-Site-Produktionsform kam es jedoch zu einer Verschiebung der Serokonversion auf einen um circa drei Wochen späteren Zeitpunkt. In den anderen drei spanischen Multi-Site Betrieben waren die Sauen komplett serologisch negativ und nur die Endmastschweine hatten einen positiven LI-Serostatus. CHOUET et al. (2003) sehen in der Altersgruppentrennung den entscheidenden Faktor zur Eindämmung der Infektionskette, speziell durch eine passive Erregerübertragung in einem geschlossenem Produktionssystem.

Kanadische Studien von CORZO et al. (2005) untersuchten den Einfluss der Stallbelegung (Rein/Raus oder kontinuierliche Belegung). Es konnte bei einer kontinuierlichen Stallbelegung eine deutlich höhere Intraherdenprävalenz beobachtet werden als bei einem Rein/Raus-System. Bei einer kontinuierlichen Belegung erhöhte sich der Erregerdruck in Folge der inkonsequenten Reinigung. Das Risiko einer Lawsonien-Infektion steigt in diesem Falle, aufgrund der Dosis-Wirkungsbeziehung bei dieser Spezies. Sowohl SMITH et al.

(1998) als auch STEGE et al. (2001) konnten dies als Risikofaktor für eine Lawsonien- Infektion beobachten.

Ebenso wie SMITH et al. (1998), die in englischen Schweinebetrieben eine Umfrage zur Er-mittlung von Risikofaktoren für eine Lawsonien-Infektion durchgeführt haben, stellten auch BRONSVOORT et al. (2001) in ihren serologischen Studien die Bedeutung der Tierzahl als weiteren Risikofaktor heraus. Nach den Umfragen von SMITH et al. (1998) steigt das Risiko einer Infektion in einem geschlossenem Betrieb ab einer Zahl von 500 Sauen.

BRONSVOORT et al. (2001) ermittelte im Mastbereich eine Tierzahl zwischen 500 und 2000, die mit einem besonders hohen Risiko für einen positiven LI-Serostatus assoziiert ist.

Insbesondere im Mastbereich ist, nach BRONSVOORT, bedingt durch die hohe Tierdichte, die Gefahr einer beschleunigten Verbreitung der Infektion gegeben.

Im Gegensatz zu CORZO et al. (2005) sehen BRONSVOORT et al. (2001) in einem ge-schlossenem Haltungssystem einen positiven Serostatus der Sauen als eine entscheidenden Risikofaktor für einen ebenfalls positiven Status im Mastbereich und umgekehrt. Darüber hinaus betonen BRONSVOORT et al. (2001) den Anteil primiparer Sauen als bedeutenden Faktor für eine hohe Infektionsbelastung im Aufzuchtbereich.

BANE et al. (2001) haben in ihrer amerikanischen Studie die Risikofaktoren für die Entwicklung einer klinischen Ileitis in Schweinebeständen untersucht. Dabei ergaben sich zwei statistisch abgesicherte Faktoren. Zum ersten das Umgruppieren der Schweine und der damit zusammenhängenden Stressbelastung und zum zweiten das Einstallen in neue Gebäude. Der letzte Aspekt muss nach Ansicht des Autors relativiert werden, da in vielen neuen Stalleinheiten zunächst eine restriktivere Antibiotikastrategie verfolgt wird.

Unterbleibt das Aussortieren von kranken Tieren im Mastbereich, stellt dies einen Risikofaktor für den LI-Serostatus der anderen Schweine dar (BRONSVOORT et al. 2001).

Für SMITH et al. (1998) und BRONSVOORT et al. (2001) stellt die Art der Aufstallung im Gegensatz zu BANE et al. (2001) einen weiteren bedeutenden Risikofaktor für eine Lawsonieninfektion dar. BRONSVOORT et al. (2001) haben ermittelt, dass die Haltung von Mastschweinen auf Vollspaltenböden mit einem 7,5-fach höheren Risiko für eine Infektion behaftet ist, als bei allen anderen Aufstallungsformen. In diesem Zusammenhang haben HAUTEKIET et al. (2006) eine Risiko-Indexliste für die Entwicklung eines positiven LI-Serostatus entwickelt und festgestellt, dass bis zu einer Spaltenbreite von 1,4 cm ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht. SMITH et al. (1998) führen Kotrückstände zwischen den Spalten als mögliche biologische Ursache an, weisen aber darauf hin, dass noch weitere Studien notwendig sind, um diesen Effekt zu erklären.

Generell sehen BRONSVOORT et al. (2001) ebenso wie BONA und BILKEI (2003) in der Freilandhaltung mit Hütten die günstigste Haltungsform, um eine Infektion einzudämmen. Sie begründen dies mit der geringen Tierdichte und der insgesamt geringen Stressbelastung bei dieser Haltungsform.

SMITH et al. (1998) konnten ebenso wenig wie BANE et al. (2001) einen entscheidenden Einfluss der Fütterung auf ein LI-Infektionsgeschehen nachweisen. Dies gelang jedoch HAUTEKIET et al. (2006), die in ihrer Erstellung einer Risikoindex-Liste einen Einfluss der Fütterung statistisch absichern konnten. So führt ein hoher Kupfergehalt in der Ration und ein niedriger Futter-pH-Wert zu einer geringeren Infektionsbelastung. Eine pH-Wert-Senkung durch organische Säuren führt zu einem feindlichen mikrobiologischen Ökosystem für Lawsonia intracellularis.

Eine Studie von BOESEN et al. (2004) hat sich ebenfalls mit dem Einfluss von verschiedenen Futtermitteln auf die Infektion mit Lawsonia intracellularis befasst. In dieser Studie wurden in drei Versuchsreihen je fünf Gruppen mit 24 Schweinen unterschiedlich gefüttert und anschließend oral mit Lawsonia intracellularis infiziert. Im Verlauf der Versuchsreihen wurde die Gewichtsentwicklung der Schweine und die Ausscheidung von Lawsonien dokumentiert. Darüber hinaus wurde ein Teil der Schweine vier Wochen nach der Inokulation

pathologisch untersucht. In dieser Studie kam als Positivkontrolle ein Standartfutter auf Weizen- und Gerstenbasis mit Soja zum Einsatz. Als erstes Versuchsfutter kamen die Inhaltsstoffe des Standartfutters in Form eines fermentierten Flüssigfutters zum Einsatz. Des weiteren wurde dem Standartfutter zum einen 1,8%-ige Ameisensäure und zu einem weiteren Versuchsfutter 2,4%-ige Milchsäure hinzugefügt. Das vierte Versuchsfutter war schließlich das Standartfutter in Form einer grob zermahlten Struktur. Das Ergebnis der Studie von BOESEN et al. (2004) war, das erstens das fermentierte Futter zu einer deutlichen Reduzierung der Erregerausscheidung führte und das zweitens das Futter mit der 2,4%-igen Milchsäure zu weniger pathologischen Läsionen führte.

In einer Studie von WHITNEY et al. (2006) wurde untersucht, ob der Einsatz einer speziellen Trockenschlempe (DDGS = „Distillers Dried Grains with Solubles“) als Futterzusatzstoff eine Lawsonien-Infektion bei Ferkeln verhindern kann. In dieser Studie wurden Absetzferkel in vier Versuchsgruppen aufgeteilt: Neben der positiven und der negativen Kontrollgruppe wurden die Ferkel in der ersten Versuchsgruppe mit einem 10%-igen Zusatz und die Ferkel der zweiten Versuchsgruppe mit einem 20%-igen Trockenschlempe-Zusatz gefüttert. Anschließend wurden die Ferkel der Versuchsgruppen und der Positivkontrollgruppe einer hohen oralen Infektionsdosis mit Lawsonia intracellularis ausgesetzt. Nach drei Wochen wurden die Ferkel eingeschläfert und in einer pathologischen Untersuchung wurden Schleimhautläsionen dokumentiert. Darüber hinaus wurden Darmproben immunhistologisch auf die Befallsrate mit Lawsonien untersucht. Durch die Verfütterung von Trockenschlempe konnte in dieser Untersuchung kein Effekt hinsichtlich einer Reduzierung von Darmläsionen festgestellt werden.

Den Einfluss von Fütterungsantibiotika auf den Serostatus einer Lawsonien-Infektion untersuchten CORZO et al. (2005). Sie fanden in den mit Antibiotika medikamentierten Mastabteilen einen, über 10% niedrigeren Seroprävalenzwert, für Lawsonia intracellularis im Vergleich zu den unbehandelten Mastabteilen.

HAUTEKIET et al. (2006) beobachteten, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Verwurmungsgrad und dem Risiko eines positiven LI-Serostatus gibt.

Sie assoziierten in ihrer Befragung der untersuchten Schweinebetriebe eine häufiger als zweimalige Wurmbehandlung mit einem erhöhten Verwurmungsgrad und fanden in diesen Betrieben höhere Prävalenzwerte.