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5 Marktübersicht

5.4 Handel

In die Europäische Union wurden in den vergangenen Jahren mehr Biokraftstoffe importiert, als aus ihr exportiert wurden (Netto-Import). Der Netto-Import der beiden Biokraftstoffe mit den größten Marktanteilen ging von mehr als 1 Mio. m³ Bioethanol (2012) bzw. 2 Mio. t FAME (2011) auf 174.000 m³ Bioethanol (2018) bzw. 165.000 t FAME (2016) zurück. In den Folgejahren stieg der Netto-Import beider Kraftstoffe wieder (Abbildung 5-14 und Abbildung 5-16).

Der Netto-Import von Bioethanol (inkl. stofflich genutzten Bioethanols) stieg nach 2018 auf bis zu 0,7 Mio. m³ im Jahr 2020 an, was etwa 9 % des Gesamtverbrauchs an Bioethanol als Kraftstoff in der EU entsprach. In den Bilanzen wird ab 2017 Großbritannien nicht mehr als Mitgliedstaat der EU geführt, weshalb diese Exportüberschüsse das Bild nochmals verschieben. Ein wesentlicher Anteil an der Importmenge entfiel bis 2010 auf Brasilien als Herkunftsland. Im Folgejahr 2011 hat dann die Importmenge aus den USA stark zugenommen, ging in den Jahren 2013 bis 2018 allerdings wieder nahezu vollständig zurück. Die Importmengen in den Jahren 2019 und 2020 sind wieder überwiegend

den Herkunftsländern Brasilien und USA zuzuschreiben, die zugleich die mit Abstand größten nationalen Produktionsmengen im Jahr 2020 realisiert haben, gefolgt von China.

Abbildung 5-14 Bioethanol – Netto-Handelsbilanzen der Europäischen Union, Darstellung enthält auch stofflich genutztes Bioethanol, eigene Berechnung auf Datenbasis: [F.O. Licht (2014b), (2016b), (2017b), (2018b), (2019); IHS Markit (2021b), (2021c), (2021d)]

Mit dem steigenden Verbrauch von Bioethanol als Kraftstoff in Deutschland stiegen auch dessen Importmengen. Im Jahr 2020 wurden etwa 1,4 Mio. m³ über Importe abgedeckt. Gleichzeitig wurden ca.

0,5 Mio. m³ Bioethanol exportiert. Der Import erfolgte größtenteils aus den Niederlanden, aus Belgien, Ungarn und Schweden. Der Export erfolgte im Wesentlichen innerhalb der EU nach den Niederlanden sowie nach Schweden, Dänemark und Frankreich. Die Niederlande sind nur als Zwischenstation für den Export über das Ethanol-Terminal in Rotterdam in nichteuropäische Länder zu betrachten. Der resultierende Netto-Import von 0,9 Mio. m³ (F.O. Licht 2018b) entsprach den Handelsmengen von Bioethanol inklusive dem stofflich genutzten Industrie- und Trinkalkohol. [IHS Markit (2021f)]

Der Anteil der international gehandelten Menge Bioethanol am Gesamtverbrauch stieg in den vergangenen Jahren von 9,1 % im Jahr 2014 auf 13,4 % im Jahr 2020. Auch Bioethanol wird damit überwiegend im Binnenmarkt gehandelt und genutzt. Wie Abbildung 5-15 zeigt, sind vor allem Südamerika (Brasilien) und Nordamerika (USA) Netto-Exportländer, während die Europäische Union und Asien (hier neben China und Japan auch Südkorea, die Philippinen und Indien) Netto-Importeure sind.

Abbildung 5-15 Bioethanol – weltweite Netto-Handelsbilanzen , Darstellung enthält auch stofflich genutztes Bioethanol, eigene Berechnung auf Datenbasis: [F.O. Licht (2012b), (2015c), (2016c); IHS Markit (2020b)]

Auf europäischer Ebene lag im Jahr 2018 der Netto-Import von FAME bei 2,5 Mio. t, was etwa 18 % des Gesamtverbrauchs der EU entsprach (Abbildung 5-16). Wesentliche Ursprungsländer der FAME-Importe sind Argentinien, Malaysia, China und Indonesien. Insgesamt steigt vor allem die Nutzung von Altspeisefetten stetig. Im Jahr 2020 wurden insgesamt etwa 2,5 Mio. t FAME aus Altspeisefetten nach Europa importiert, davon etwa 1,1 Mio. t allein aus China [IHS Markit (2021j)].

Vor allem regulatorische Maßnahmen mit Antidumpingzöllen begründen die volatilen Handelsbilanzen über die Jahre hinweg. Um eine Doppelförderung zu verhindern (im Ursprungsland und innerhalb der EU), hat die EU am 27.05.2013 Antidumpingzölle für FAME aus Argentinien und Indonesien erlassen [(2013)]

sowie im September 2017 ergänzende Antidumpingzölle für beide Ursprungsländer definiert [Durchführungsverordnung (EU) 2017/1578 (2017)]. Während im Jahr 2012 die Importmengen von FAME aus Argentinien und Indonesien mit 1,4 Mio. t / a bzw. 1,1 Mio. t / a noch sehr hoch lagen, sind sie in den Folgejahren stark eingebrochen. Weitere Antidumpingzölle sind für FAME aus den USA für fünf Jahre ab 2021 festgeschrieben worden [Durchführungsverordnung (EU) 2021/1266 (2021)].

Abbildung 5-16 FAME – Netto-Handelsbilanzen der Europäischen Union, eigene Berechnung auf Datenbasis: [F.O. Licht (2014b), (2016b), (2017b), (2018b), (2019); IHS Markit (2021b), (2021c), (2021d)]

Von den in Deutschland produzierten oder genutzten Biokraftstoffen wurden und werden signifikante Mengen international gehandelt. Hauptabnehmer sind die Niederlande (inkl. Export über Rotterdam), Belgien, Polen, die USA und Österreich. Der Import erfolgt im Wesentlichen aus den Niederlanden, aus Belgien, Großbritannien und Polen. In der Gesamtbilanz ergab sich dabei für Deutschland für das Jahr 2020 ein Export von FAME in Höhe von 2,3 Mio. t sowie ein Import von FAME in Höhe von 1,4 Mio. t. (F.O.

Licht 2018b) Die in Deutschland genutzte Menge an HVO/HEFA-Diesel wurde vollständig importiert [IHS Markit (2021f)].

Der Anteil der weltweit gehandelten Mengen FAME und HVO/HEFA-Diesel (Abbildung 5-17) an der Gesamtmenge von FAME und HVO/HEFA-Diesel schwankte in den vergangenen Jahren zwischen 15 und 20 %11. Demnach wird der überwiegende Teil auch direkt in den Erzeugerländern als Kraftstoff genutzt.

Die Europäische Union exportierte im Jahr 2020 etwa 1,9 Mio. t an FAME und HVO/HEFA-Diesel, davon etwa 1,6 Mio. t FAME und 0,3 Mio. t HVO/HEFA-Diesel. Die in Singapur produzierten 0,7 Mio. t HVO/HEFA-Diesel dürften nahezu vollständig exportiert worden sein, während die USA im Jahr 2020 in Summe etwa 0,9 Mio. t HVO/HEFA importierten. [IHS Markit (2020c)]

11 Handelsmengen innerhalb der EU wurden nicht berücksichtigt.

Abbildung 5-17 FAME und HVO/HEFA-Diesel – weltweite Netto-Handelsbilanzen, eigene Berechnung auf Datenbasis: [IHS Markit (2020c)]

RESSOURCENHERKUNFT VON BIOKRAFTSTOFFEN INNERHALB DER THG-QUOTE

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) veröffentlicht jährlich einen Evaluations- und Erfahrungsbericht für zertifizierte Biokraftstoffe, die auf die deutsche THG-Quote angerechnet werden. In Abgrenzung zu den zuvor genannten Daten, bei denen die ersten bzw. letzten Handelspartnerländer für Export und Import der gehandelten Kraftstoffe beschrieben werden, können mithilfe dieses Berichts die Herkunftsländer der Ressourcen identifiziert werden. Die in dem Bericht veröffentlichten Daten ermöglichen keinen Hinweis darauf, in welchem Land der jeweilige Kraftstoff produziert wird. Theoretisch können die Ressourcen in den jeweiligen Herkunftsländern, in Deutschland oder in Drittländern in Kraftstoffe konvertiert werden. Der Bericht ist damit ein ergänzender Indikator für die Handelswege von in Deutschland auf die THG-Quote angerechneten erneuerbaren Kraftstoffen.

Aktuell werden vor allem Kraftstoffe aus pflanzenbasierten Ressourcen (biogene Hauptprodukte) und abfall- und reststoffbasierten Ressourcen in Deutschland auf die THG-Quote angerechnet (Abschnitt 4.2.1). Bei den biogenen Hauptprodukten handelt es sich um typische Energiepflanzen wie Raps, Mais und Weizen sowie Palmöl. Die wesentlichen Herkunftsländer in dieser Kategorie (Abbildung 5-18) sind Indonesien (Palmöl für 20,0 PJ Kraftstoffe), Deutschland (Raps für 13,8 PJ Kraftstoffe), die Ukraine (Mais für 10 PJ), Ungarn (Mais für 5,2 PJ) und Polen (Raps für 1,9 PJ Kraftstoffe, Mais für 1,8 PJ Kraftstoffe, Triticale für 1,2 PJ Kraftstoffe). Als weitestgehend neue Ressource ist in den letzten Anrechnungsjahren Brassica carinata, welche zukünftig eventuell als eine fortschrittliche Ressource deklariert wird, mit geringen Mengen (umgerechnet 0,1 PJ Kraftstoff) aus Uruguay und den USA hinzugekommen. [BLE (2020), (2021b)]

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

8 6 4 2 0 2 4 6 8

EU USA Argentinien Indonesien Singapur Andere

© DBFZ, 10/2021

Welt | Handelsbilanz von FAME und HVO/HEFA-Diesel in Mio. t/a

Netto-ImportNetto-Export

Abbildung 5-18 Herkunftsländer biogener Hauptprodukte zur Erfüllung der deutschen THG-Quote im Jahr 2019, Datenbasis:

[BLE (2020), (2021b)]

Wie in Abbildung 5-19 ersichtlich, sind bei den biogenen Abfall- und Reststoffen (Abschnitt 4.2.1) deutlich mehr Länder beteiligt als bei den biogenen Hauptprodukten (Abbildung 5-18). Das kann unter anderem daran liegen, dass UCO auch in großen HVO/HEFA-Raffinerien verwendet wird, die ihre Ressourcen noch einmal deutlich breiter beziehen als einzelne Ethanol- und FAME-Anlagen. Die treibenden Herkunftsländer bei den Abfall- und Reststoffen sind China (umgerechnet 9,5 PJ Kraftstoff), Deutschland (7,2 PJ Kraftstoff), Polen (2,6 PJ Kraftstoff), die Niederlande (2,2 PJ Kraftstoff) und Indonesien (1,4 PJ Kraftstoff). [BLE (2020), (2021b)]

© DBFZ, 11/2021 0 TJ 1 bis 500 TJ 501 bis 1.000 TJ 1.001 bis 5.000 TJ 5.001 bis 10.000 TJ mehr als 10.000 TJ

Abbildung 5-19 Herkunftsländer biogener Abfall- und Reststoffe zur Erfüllung der deutschen THG-Quote im Jahr 2019, Datenbasis: [BLE (2020), (2021b)]