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2. Literaturübersicht

2.4 Haltung von Pogona vitticeps

Die ausführlichen Haltungsbedingungen sind der einschlägigen Literatur zu entnehmen, im Folgenden werden nur die Eckdaten, wie zum Beispiel Beleuchtungsdauer, Temperatur etc., aufgeführt.

Pogona vitticeps kommen ursprünglich aus dem Osten Australiens, wo sie terrestrisch in den Wüstenregionen leben (Girling und Raiti, 2004; Grießhammer et al., 2004) und ist die wohl am häufigsten gehaltene Bartagame (Grießhammer et al., 2004). Die Schlüpflinge dieser Art haben eine Kopf-Rupf-Länge von 39-42mm,

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ausgewachsen erreichen sie eine Kopf-Rupf-Länge von etwa 250mm (Grießhammer et al., 2004).

2.4.1 Terrarien

Die Mindestgröße für Terrarien ist gesetzlich vorgeschrieben durch das „Gutachten des BML über die Mindestanforderungen an die Haltung von Reptilien“ vom 10.

Januar 1997. Dieses bezieht sich auf die Kopf-Rumpf-Länge (KRL) des größten gehaltenen Tieres ohne Schwanz, gemessen von der Kopfspitze bis zur Kloakenöffnung. Bei Pogona vitticeps (Bartagame) beträgt die Mindestgröße laut diesem Gutachten L x T x H = 5 x 4 x 3 multipliziert mit der KRL für ein gehaltenes Paar, die Maßeinheit entspricht der Einheit, in der die KRL gemessen wurde.

Terrarien können aus verschiedenen Baustoffen gefertigt werden, wie zum Beispiel Glas, Plexiglas, versiegeltes oder beschichtetes Holz oder Plastik, welche verschiedene Kriterien erfüllen müssen (Girling und Raiti, 2004):

1. Stabil genug, so dass die Tiere nicht ausbrechen können 2. Gute Haltbarkeit

3. Nicht toxisch

4. Einfach zu reinigen 5. Nicht porös

6. Möglichst günstig und einfach zu bekommen

Die Punkte 2-6 haben ebenso für alle weiteren Einrichtungsgegenstände Gültigkeit (Girling und Raiti, 2004).

2.4.2 Temperatur und Beleuchtung

Alle Reptilien, also auch Pogona vitticeps, sind exotherme Tiere, sie können also ihre Körpertemperatur und ihren Stoffwechsel nicht selbständig aufrechterhalten und sind somit auf eine adäquate Umgebungstemperatur angewiesen. Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Belüftung sind von einander abhängig und beeinflussen sich gegenseitig (Girling und Raiti, 2004).

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Im Terrarium sollte ein Temperaturgradient durch entsprechende punktuelle Erwärmung erreicht werden, außerdem sollte die Temperatur im Becken nachts, und bei manchen Arten auch saisonal, abgesenkt werden (Girling und Raiti, 2004).

Der Temperaturbereich für Pogona vitticeps liegt bei 25-35°C bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 30-40%, unter der Wärmelampe sollen 38-42°C erreicht werden (Girling und Raiti, 2004).

Die Beleuchtung muss in Qualität (Wellenlänge und Intensität) sowie in Quantität (Beleuchtungsdauer) den Bedürfnissen der Tiere entsprechen, da davon (neben anderen Faktoren) ihr Mineralstoffhaushalt, das Wohlbefinden und die Reproduktion abhängig sind (Girling und Raiti, 2004). Die Infrarotstrahlung (Wellenlänge 3.000nm-1.000.000nm) soll dabei vorrangig für die Erwärmung verantwortlich sein, das sichtbare Licht (Wellenlänge 380-780nm) initiiert das Reproduktionsverhalten, das Spektrum des ultravioletten Lichtes im UVA-Bereich fördert das Wohlbefinden und typische Verhaltensweisen und der UVB-Bereich hat Einfluss auf die Produktion von Vitamin D und den Calciummetabolismus (Girling und Raiti, 2004). Die Wellenlänge von UVA liegt zwischen 320nm und 400nm, die von UVB bei 290-320nm (Adkins et al., 2003).

Bei freilebenden Pogona vitticeps und einigen anderen Spezies (zum Beispiel baumbewohnende Chameleons), welche in Gegenden vorkommen, in denen sie intensiver Sonnenstrahlung ausgesetzt sind, wurde Melanin in der Haut und im Coelom nachgewiesen, wodurch die Penetration der UV-Strahlung limitiert wird (Girling und Raiti, 2004).

Die Beleuchtungsdauer soll sich im Idealfall am Tag-Nacht-Rhythmus des natürlichen Habitats der Tiere orientieren, äquatornah also 12 Stunden Beleuchtung (und entsprechend 12 Stunden Dunkelheit), weiter nördlich oder südlich schwankt die Beleuchtungsdauer saisonal zwischen 9 und 14 Stunden (Girling und Raiti, 2004). Grießhammer et al. (2004) sehen für die Haltung von Bartagamen eine Beleuchtungsdauer von 12 bis 14 Stunden vor.

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Da die Tiere in der Natur zwischen Licht, Wärme und UV-Strahlung nicht unterscheiden, sollten sich die Beleuchtungs- und UV-Quellen dicht bei einander befinden oder aus einer Quelle stammen, so dass ein dem natürlichen Verhalten entsprechendes „Sonnenbad“ auch eine UV-Exposition mit sich bringt (Gehrmann und Ferguson, 2003). Außerdem ist die kutane Konversion von Prävitamin D3 in Vitamin D3 ein temperaturabhängiger Prozess, was ebenfalls für eine Kombination aus Wärme und UVB-Strahlung spricht (McWilliams, 2005; Gyimesi, 2003). In dem Versuch von Dickinson und Fa (1997) stellte sich heraus, dass die hier eingesetzten Tiere Glühlampen als Wärmequellen bevorzugten.

2.4.3 Bodengrund

Unter klinischen Bedingungen muss das Substrat leicht zu reinigen bzw. zu entfernen sein, wie zum Beispiel flach ausgelegtes Zeitungspapier. In privater Haltung sollte das Substrat, das im natürlichen Habitat der gehaltenen Tiere vorkommt, verwendet werden oder so gut wie möglich nachgeahmt werden (Girling und Raiti, 2004).

2.4.4 Ernährung

Bartagamen sind omnivor und nehmen sowohl Insekten, Gliedertiere, Spinnen, Kleinsäuger und andere Reptilien, wie auch Kräuter, Blätter, Gräser, Samen, Blüten und Früchte als Nahrung in der Natur auf (Grießhammer, 2004).

An tierischer Nahrung kann man Bartagamen Wanderheuschrecken, Grillen, Heimchen, Schaben und Zophobas-Larven anbieten. Grillen und Heimchen eignen sich insbesondere für die Aufzucht von Jungtieren. Zu beachten ist aber, dass die Futtertiere ein paar Tage lang hochwertig ernährt werden müssen, da deren letzte Fütterung oftmals Tage zurückliegt. Hierzu eignen sich Hundefutterflocken, Fischfutter, Hefeflocken und feuchte Bestandteile wie Obststücke, Gemüse oder Blätter und alle Futterpflanzen, die auch zur Fütterung der Bartagamen geeignet sind (Grießhammer, 2004).

An pflanzlicher Nahrung, welche besonders Jungtieren immer zur Verfügung stehen sollte, steht ein breites Spektrum ungiftiger Kräuter, wie Löwenzahn, Wegerich, Klee

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etc. zur Verfügung, außerdem Salate (z. B. Feld-, Rucola- und Endiviensalat) und verschiedene Gemüse- und Obstsorten (z. B. Karotten). Obst sollte aber aufgrund des ungünstigen Calcium:Phosphor-Verhältnisses nur ab und zu in kleinen Mengen verfüttert werden (Grießhammer, 2004).

Zu bedenken ist hierbei, dass nicht jedes Gemüse geeignet ist, da z.B. Tomaten einen hohen Anteil an Oxalsäure enthalten und somit, wie in Kapitel 3.2.1 beschrieben, bei ad libitum Versorgung zu einer Hypokalzämie führen können (Kempf, 2010).

Als Calcium-Quelle eignen sich nach Grießhammer et al. (2004) zerbröselte Sepiaschale, Taubengritt oder kleine Muschel- und Schneckenhäuser, die ständig im Terrarium angeboten werden sollen. Nach Scott (1997) eignen sich aber ebenso gut die zerkleinerten Schalen von Eiern.

Ein Napf mit frischem Wasser muss den Tieren im Terrarium zur Verfügung gestellt werden (Grießhammer, 2004).

2.4.5 Inkubation und Aufzucht

Bartagamen sind ovipar, ihre Gelegegröße variiert zwischen fünf und 35 Eiern. Die Inkubationsdauer liegt zwischen 63 und 96 Tagen und ist temperaturabhängig. Ein Brutpflegeverhalten existiert nicht. Es sollte eine Bruttemperatur von 26-29°C eingehalten werden. Als Brutsubstrat hat sich feuchtes Vermiculite® bewährt (Grießhammer et al., 2004).

Die Jungtiere werden mit dem gleichen Futter versorgt, das auch adulten Bartagamen angeboten werden kann. Allerdings ist zu bedenken, dass das Futter nicht massiger sein sollte, als der Kopf der Tiere breit ist (Grießhammer et al., 2004).

2.4.6 Geschlechtsbestimmung

Die Geschlechtsbestimmung gelingt in der Regel am besten, wenn mehrere gleichgroße Tiere miteinander verglichen werden können. Wenn man den Schwanz vorsichtig nach oben biegt, werden beim Männchen die Wölbungen der Hemipenistaschen an dessen Unterseite sichtbar, welche beim weiblichen Tier nicht

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vorhanden sind. Außerdem besitzen die Böcke in der Regel größere Femoralporen als die Weibchen. Dass die Kloakenöffnung sich bei männlichen Tieren größer darstellt als bei den weiblichen, ist erst bei ausgewachsenen Tieren deutlich. Unter Berücksichtigung all dieser Merkmale, besonders dem Vorhandensein oder Fehlen der Hemipenistaschen, lassen sich Männchen und Weibchen gut voneinander unterscheiden. Bei Jungtieren ist die Geschlechtsbestimmung allerdings meist sehr schwierig. Eine Endoskopie ist aber nicht ratsam, da die Verletzungsgefahr für die Tiere sehr hoch ist und die oben genannten herkömmlichen Methoden in der Regel ausreichen (Grießhammer et al., 2004).

Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass eine Geschlechtsbestimmung auch sonographisch möglich ist. Unter Verwendung eines Linearschallkopfes mit 14 Herzt und der Betrachtung von Bartagamen mit mindestens 100 Gramm Körpergewicht misst der rechte Hoden 1,2cm (0,67 – 1,89cm) in der Länge und 0,67cm (0,33 – 1,06cm) in der Breite und der linke Hoden hat einen Durchmesser von längs 1,36cm (0,87 – 1,95cm) und quer 0,73cm (0,41 – 1,05cm), während der Follikeldurchmesser rechts 0,21 – 1,17cm und links 0,17 – 1,29cm beträgt (Wachsmann, 2010).

2.4.7 Sozialverhalten

Bartagamen werden in Gruppen von einem Männchen mit ein bis zwei Weibchen gehalten, sofern das Terrarium groß genug ist (Girling und Raiti, 2004). Nach Grießhammer et al. (2004) handelt es sich bei diesen Tieren allerdings um Einzelgänger, die sich in der Natur ausschließlich zur Paarungszeit treffen.

Männliche Tiere sind untereinander in der Regel aggressiv, was sich in Drohgebärden wie Aufstellen der Kehlwamme, Schwanzpeitschen, sowie Angreifen und Beißen äußert (Girling und Raiti, 2004; Grießhammer et al., 2004). Eine Haltung im selben Terrarium, aber auch bereits in Sichtweite in einem separaten Terrarium verursacht bei dem weniger dominanten Tier signifikanten Stress (Girling und Raiti, 2004). Bei Grießhammer et al. (2004) ist sogar zu lesen, dass sich bei Haltung mehrerer Tiergruppen diese untereinander nicht sehen können dürfen, da es sonst allein aufgrund des visuellen Stresses zu Todesfällen kommen kann.

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Bei Jungtieren zeichnen sich die dominanten Tiere dadurch aus, dass sie am gierigsten und aggressivsten bei der Futteraufnahme vorgehen, so dass der Größenunterschied zwischen gleichalten, in Gruppen gehaltenen Tieren immer größer wird (Grießhammer et al., 2004).

Aggressionen äußern Bartagamen durch Kopfnicken, welches zum Teil durch Aufstampfen mit den Vorderfüßen, dem Schwarzfärben der Kehle und der Schwanzspitze unterstützt wird. Reagiert das Gegenüber nicht ausreichend devot (zum Beispiel durch das Drehen und Winken mit den Vorderbeinen), wird angegriffen und schließlich gebissen. In Gefangenschaft gehaltene Tiere müssen in diesem Fall getrennt werden (Grießhammer et al., 2004).

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