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3. Literaturübersicht

3.2 Aufbau der Haut und Hautanhangsgebilde

3.2.5 Haare, Haarbalg/Haarfollikel und Haarfollikel-Talgdrüsen-Einheit

Die Hautanhangsgebilde (Adnexe, Epidermalorgankomplex) stellen in der Dermis und Epidermis verankerte Strukturen dar (HABERMEHL, 2005). Zu den Adnexen zäh-len die Haare (Pili), die Haarbalgmuskeln, die Schweißdrüsen (Glandulae sudorifera-e) und die Talgdrüsen (Glandulae sebaceasudorifera-e). Sie bilden als Epidermalkomplex eine funktionelle Einheit (HABERMEHL,2005; LIEBICH et al., 2010).

Die Haare (Pili) bilden das Fell der Säugetiere. Die Haare entstehen aus Einstülpun-gen der Epidermis und bestehen größtenteils aus zugfestem Keratin (LIEBICH et al., 2010). Die Ausprägung der Behaarung ist spezies-, rasse- sowie geschlechtsspezi-fisch und geographisch unterschiedlich (HABERMEHL,2005). Bei den meisten Hunde-rassen kommt es zu einem saisonalen Haarwechsel, beeinflusst durch Tageslicht-länge und Hormone (JASMIN,2006). Bei Hunden unterscheidet man Deck- oder Fell-haare (Capilli, Leit- und GrannenFell-haare) und Vibrissen (Sinus- oder TastFell-haare).

Die Haare haben ihren Ursprung im Haarbalg und werden durch einen Haarfollikel gestützt (NOLI und SCARAMPELLA,2014). Haarfollikel können teilweise im subkutanen Fettgewebe beginnen und durchziehen die weiteren Schichten der Haut (LOVELL und GETTY, 1957; HARDY, 1992). Der größte Anteil befindet sich in der Dermis (LOVELL

und GETTY, 1957). Haarfollikel bestehen aus mehreren Zellschichten mit konzentri-schem Aufbau. Im Längsschnitt werden insgesamt 3 Abschnitte unterschieden (L IE-BICH et al., 2010; WELLE und WIENER,2016). Der untere Abschnitt besteht aus einem Bulbus (Haarbalggrund, Wurzel) (NOLI und SCARAMPELLA, 2014). Der Bulbus be-steht aus Melanozyten und Matrix-Epithelzellen (NOLI und SCARAMPELLA, 2014). Es schließt sich eine darüber liegende suprabulbäre Region an, in der die innere und äußere Wurzelscheide den neu gebildeten Haarschaft umschließen (NOLI und SCARAMPELLA,2014). Darauf folgt der proximal liegende Isthmus. In diesem Bereich ist die innere Wurzelscheide bereits keratiniert und der Haarschaft ist starr genug.

Die äußere Wurzelscheide stützt den Haarschaft bis zu dessen Austritt am Ostium des Haarbalgs. Der Isthmus steht über den Haarfollikelkanal mit dem Haarbalgtrich-ter (Infundibulum) in Verbindung (NOLI und SCARAMPELLA,2014). Das Infundibulum schließt sich oberhalb des kleinen Ausführungsganges der Talgdrüse an und bildet die oberflächliche Öffnung des Haarfollikels (WELLE und WIENER, 2016). Der Aufbau des Infundibulums gleicht dem der Epidermis (NOLI und SCARAMPELLA,2014).

Bei Hunden liegen die Haarfollikel in Gruppenverbänden zusammen (compound hair follicle) (LOVELL und GETTY, 1957; WELLE und WIENER, 2016). Dabei entwickeln sich aus einzelnen Haarfollikeln, die zum Zeitpunkt der Geburt vorherrschen, zusätzliche Haarfollikel. Diese Haarfollikel arrangieren sich in Gruppenverbänden von bis zu vier einzelnen Follikeln und sind im Alter von circa 28 Wochen ausgebildet (LOVELL und GETTY,1957). Im Welpenalter entwickeln sich mit zunehmendem Alter weitere Haar-follikel, wobei es sich meist um Dreiergruppen handelt (LOVELL und GETTY, 1957).

Jedes Haarfollikelinfundibulum besteht bei adulten Hunden aus einer Gruppe von bis zu 15 Haarfollikeln, die jeweils mehrere Haarschäfte bündeln und mit einzelnen Se-kundärhaaren die Unterwolle bilden (LOVELL und GETTY, 1957; SCOTT et al., 2013;

NOLI und SCARAMPELLA,2014). Dabei wird ein großes zentrales Haar, das sogenann-te Leit- oder Primärhaar, von mehreren kleinen primären Haaren umgeben und diese werden wiederum von noch kleineren sekundären Haaren umgeben (NOLI und SCARAMPELLA, 2014; WELLE und WIENER,2016). Das Leithaar besitzt eine Talg- und eine Schweißdrüse (NOLI und SCARAMPELLA, 2014). Die Primärhaare bilden in ihrer Gesamheit das Deckfell (NOLI und SCARAMPELLA,2014). Die sekundären Haare wer-den als Wollhaare bezeichnet (NOLI und SCARAMPELLA, 2014). Das Haarorgan, be-stehend aus der Haarwurzel und dem Haarfollikel, wird von einem feinen Kapillar- und Innervationsnetz umgeben. Glatte Muskelzellen des Musculus arrector pili be-gleiten das Haarorgan (LIEBICH et al., 2010).

An Stellen mit behaarter Haut befinden sich die sogenannten (Haar-)Follikel-Talgdrüsen-Einheiten (pilosebaceous units) (NIEMANN, 2009). Die Follikel-Talgdrüsen-Einheiten bestehen jeweils aus einem Haarfollikel und einer angrenzen-den Talgdrüse, die mit dem Haarfollikel in Verbindung steht (JENKINSON, 1990; N IE-MANN und HORSLEY, 2012). Bei den Talgdrüsen handelt es sich um alveoläre Drü-sen. Sie können solitär vorkommen oder z. B. als Meibom‘sche Drüse des Augenlids spezialisiert sein (NIEMANN und HORSLEY, 2012). Die Talgdrüsen der Follikel-Talgdrüsen-Einheiten sind kranzförmig um die Haarbälge herum lokalisiert. An Stel-len behaarter Haut von Hunden sind die Talgdrüsen analog zum Haarfollikel in Grup-penverbänden angeordnet (LOVELL und GETTY, 1957). Die Anzahl der Talgdrüsen-gruppen entwickelt sich im Welpenalter und steigt mit zunehmendem Alter der Hunde bis zum adulten Stadium an (LOVELL und GETTY, 1957). Embryologisch entwickeln sich Talgdrüsen aus dem äußeren Teil des Haarfollikels, indem undifferenzierte Sebozyten (Drüsenzellen) aus basalen Randbereichen in zentrale Bereiche rücken (NIEMANN,2009).

Talgdrüsen weisen einen multilobulären Aufbau auf. Jeder Lobus besteht aus Sebozyten mit unterschiedlichen Differenzierungsgraden. Die Sebozyten produzieren ein lipidreiches Sekret (Sebum, Talg), welches durch holokrine Sekretion in den Haarkanal abgegeben wird (LIEBICH et al., 2010; NIEMANN und HORSLEY,2012; NOLI

und SCARAMPELLA,2014). Die Talgdrüsen regenerieren im Laufe eines Lebens, wobei

spezielle Signalwege zur Differenzierung von Progenitorzellen zu Sebozyten führen (NIEMANN,2009).

Die Talgdrüsen stehen mit dem proximalen Teil der Haarfollikel in Verbindung (N IE-MANN und HORSLEY, 2012). Dort wird das Sekret in den Haarkanal abgegeben und der Talg wird zusammen mit den wachsenden Haaren an die Hautoberfläche trans-portiert (NOLI und SCARAMPELLA,2014). In der Hundehaut stehen Ausführungsgänge der Talgdrüsengruppen mit dem proximalen Teil des Haarfollikels in Verbindung, in welchem auch die einzelnen Haare gemeinsam an die Hautoberfläche gelangen (L

O-VELL und GETTY,1957).

Der Talg an der Oberfläche sorgt für Wasserundurchlässigkeit und Geschmeidigkeit des Stratum corneum (JENKINSON,1990; HABERMEHL,2005; LIEBICH et al., 2010). Zu-dem wird Zu-dem Talg durch die darin enthaltenen Fettsäuren eine bakterienabwehren-de Wirkung zugesprochen (JENKINSON,1990).

Die Vibrissen unterscheiden sich sowohl in ihrer Funktion als auch anatomisch von den übrigen Haaren des Körpers. Die Tasthaare sind an den Lefzen und Augenlidern lokalisiert. Jedes einzelne Sinushaar liegt in einem blutgefüllten Sinus, welcher mit sensiblen Rezeptoren, die mit dem Nervus trigeminus in Verbindung stehen, ausge-stattet ist. Bei Berührung kommt es zur Aussendung eines Impulses über die Ner-venbahn, weshalb sie auch als Tasthaare bezeichnet werden (LIEBICH et al., 2010).