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5.2 Diskussion der Ergebnisse

5.2.2 Histologische Beurteilung der Schleimhaut

5.2.2.1 Gesamtaufbau der Schleimhaut und Schleimhauthöhe

5.2.2.1.1 Höhe und Aufbau Lamina epithelialis mucosae

Laut verschiedener Autoren ist die Lamina epithelialis mucosae innerhalb der NNH deutlich niedriger als innerhalb der NH (WAGENMANN und NACLERIO 1992;

WURZINGER 2005; LIEBICH 2010a; WELSCH und DELLER 2010). In unserer Untersuchung war das Epithel im Bereich der Apertura nasomaxillaris (44,9 μm ± 12,78) etwa drei Mal so hoch wie innerhalb der NNH (13,52 μm ± 4,78). Auch KUMAR et al. (2000) geben in ihrer Arbeit Messwerte für die Höhe des Epithels an (Tab. 18).

Tabelle 18: Messergebnisse für die Höhe des Epithels (μm) im Vergleich zu KUMAR et al.

(2000).

Lokalisation*1 SCHWIEDER (2018)*2 KUMAR et

al. (2000)*3 Gruppe A Gruppe B Gruppe C ø

I (SCM) 8,33 11,93 11,53 10,6 21,08

II (SCD) 15 17,47 15,97 16,14 9,96

III (SCV) 10,8 13,1 11,6 11,83 21,85

*1 Die Bezeichnungen der Lokalisationen weichen von denen von KUMAR et al. (2000) ab.

*2 Angegeben sind die Mittelwerte der Epithelhöhe der eigenen Messungen.

*3 Angegeben sind die errechneten Mittelwerte für die Mukosahöhe der kaudalen Untersuchungslokalisation der dorsalen und ventralen Nasenmuschel, sowie der rostralen Untersuchungslokalisation der Ethmoturbinalia. Die Daten für die Höhe der Mukosa wurden aus den von Kumar et al. (2000) angegebenen Daten errechnet.

Ein direkter Vergleich der Daten ist auch hier aus den oben genannten Gründen nicht möglich.

RENOVANZ (1982) stellte fest, dass das respiratorische Epithel in den NNH des Menschen eine Höhe von 13 – 18 μm aufweist und in der Regel zwei bis dreireihig

aufgebaut ist. Diese Angaben ähneln den Ergebnissen, welche in unserer Studie am Pferd erhoben werden konnten. Die Höhe des Epithels innerhalb der NNH betrug hierbei im Mittel 13,52 μm (± 4,78) und das Epithel war meist zweireihig, teilweise jedoch auch ein- oder dreireihig, aufgebaut. ILLIG (1910) beschreibt in seiner Arbeit, dass das Epithel innerhalb der NNH meist zwei- bis vierschichtig aufgebaut ist und an einzelnen Lokalisationen, wie dem Sinus conchae frontalis, auch nur ein flaches einschichtiges Epithel zu finden ist.

Die Form der Epithelzellen war in unserer Studie in 77% der untersuchten Präparate kubisch, in 20% hochprismatisch und in drei Prozent flach. Andere Autoren beschreiben ebenfalls das Vorkommen hochprismatischer und isoprismatischer Zellen sowie vereinzelt auch flacher Zellen in der obersten Epithelzellreihe der NNH (ILLIG 1910; GRAU und WALTER 1967; BANKS 1993).

Im Bereich der Apertura nasomaxillaris stimmen unsere Beobachtungen in vielen Gesichtspunkten mit den Beschreibungen der Histologie in der Regio respiratoria der NH von anderen Autoren überein. Hier wird ebenfalls in der Regel ein hohes mehrreihiges Flimmerepithel beschrieben (KUMAR et al. 2000; FROYDENLUND et al. 2015), welches in der Regel deutlich höher ist als das innerhalb der NNH (SISSON und GROSSMANN 1940; FROYDENLUND et al. 2015). Das Epithel war hierbei in unseren Untersuchungen mit einer Gesamthöhe von 44,9 μm (±12,78) etwa drei Mal so hoch wie das innerhalb der NNH (13,52 μm ±4,78) und war zwei- bis fünfreihig aufgebaut. Die luminale Zellschicht bestand in allen Präparaten aus hochprismatischen Zellen.

Hinsichtlich der Becherzellen konnten wir innerhalb der NNH in 83% der Proben sowie in dem Bereich der AN in 100% der Proben Becherzellen nachweisen. Die Anzahl der Becherzellen innerhalb der NNH war dabei etwa fünf Mal niedriger als im Bereich der AN. Das Vorhandensein von Becherzellen innerhalb der NNH des Pferdes wird von verschiedenen Autoren bestätigt (SISSON und GROSSMANN 1940; PIRIE et al. 1990; RUSH und MAIR 2004b; EASLEY und FREEMAN 2013).

Einzelne Autoren vermerken ebenso, dass die Anzahl der Becherzellen in den NNH der Haussäugetiere generell deutlich kleiner ist als innerhalb der Regio respiratoria der NH (REZNIK 1990; WAGENMANN und NACLERIO 1992; BANKS 1993). ILLIG (1910) weist unter anderem darauf hin, dass in den Kieferhöhlen der Pferde die Anzahl der Becherzellen im Bereich der AN deutlich höher ist als in den tieferen Bereichen dieser NNH. Andere Autoren beschreiben, dass die Anzahl der

Becherzellen bei den Haussäugetieren innerhalb des Cavum nasi von rostral nach kaudal immer weiter zunimmt (ELLENBERGER und TRAUTMANN 1921; WAIBL 2004; ROBINSON und FURLOW 2007; LIEBICH 2010a). Dies kann durch die eigene Studie nicht bestätigt oder dementiert werden, weil dieser Parameter nicht Gegenstand der Untersuchung war.

Die Becherzellen zeigten im Bereich der NNH vorrangig eine kelchförmige Morphologie, wobei die Zellen teilweise auch rund waren. Im Bereich der AN waren die Becherzellen ebenfalls meist kelchförmig, in sieben Prozent der Proben erschienen sie hier allerdings auch hochprismatisch. KUMAR et al. (2000) beschreiben diese Zellen in der Regio respiratoria der NH mit einer runden bis rechteckigen Form. Verschiedene Autoren konnten mittels Elektronenmikroskopie beobachten, dass diese Mukuszellen ihr äußeres Erscheinungsbild je nach Sekretionsprozess verändern (ANDREWS und PORTER 1974; PIRIE et al. 1990).

Unsere lichtmikroskopischen Untersuchungen konnten hierzu keine näheren Informationen liefern. Es ist jedoch möglich, dass sich die Zellen zum Zeitpunkt der Euthanasie beziehungsweise zum Zeitpunkt der Schlachtung in unterschiedlichen Stadien des Sekretionszyklus befanden, wodurch die äußere Zellform beeinflusst werden kann.

Unsere Beobachtungen am Flimmerepithel haben gezeigt, dass die Flimmerhärchen innerhalb der NNH häufig weniger dicht angeordnet waren als im Bereich der AN.

KUMAR et al. (2000) vermuten in diesem Zusammenhang, dass die unterschiedliche Dichte und Länge der Flimmerhärchen Rückschlüsse auf Unterschiede im Schleimtransport der jeweiligen Lokalisation erlaubt. Diese Behauptung kann durch unsere Untersuchung ebenfalls nicht direkt bestätigt oder widerlegt werden. Ex vivo Untersuchungen könnten hilfreich sein, um den Sekretionszyklus und die damit verbundenen Formveränderungen der Becherzellen sowie die Bewegungsmuster des Flimmerepithels besser beurteilen zu können.

Verschiedene Autoren berichten in diesem Zusammenhang über ein wellenförmiges Bewegungsmuster der Kinozilien (KUMAR et al. 2000; COHEN 2006). Unsere Beobachtungen, welche zeigten, dass das Flimmerepithel in etwa 50% der Proben eine geordnete Ausrichtung aufwies, unterstützen diese Aussage indirekt. Eine detailliertere Beurteilung des Flimmerepithels wäre elektronenmikroskopisch möglich.

Innerhalb des Epithels konnten einzelne kinozilienfreie Epithelzellen, so genannte Stützzellen, lokalisiert werden. Ebenso wie KUMAR et al. (2000) konnten wir diese

Zellen vermehrt dort lokalisieren, wo das Flimmerepithel weniger dicht angeordnet war. Auch ILLIG (1910) berichtet in seinen Beschreibungen bereits von kinozilienfreien, flacheren, polygonalen Zellen innerhalb des Flimmerepithels.

Schleimauflagerungen auf dem Flimmerepithel, die unter anderem von WAGENMANN und NACLERIO (1992) beschrieben werden, konnten durch unsere Untersuchung nur in 23% der Proben der NNH, jedoch in 60% der Proben der AN festgestellt werden. Möglicherweise korreliert die größere Anzahl an Becherzellen im Bereich der AN auch mit einem verstärkten Schleimabtransport in diesem Bereich, wodurch weniger Schleimbestandteile an der Epitheloberfläche in Erscheinung traten. Dies könnte ein weiterer Hinweis auf die besondere funktionelle Bedeutung der AN für die mukoziliäre Clearance der NNH sein.

Die Basalmembran an der Basis des Flimmerepithels war nicht in allen Präparaten gut zu erkennen. Verschiedene Autoren berichten in Untersuchungen am Menschen, dass diese Basalmembran eine sehr variable Dicke aufweist und nicht immer gut sichtbar ist (HOLLENDER 1944; SCHRÖDTER et al. 2003)