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4.3 Organisation des multimodalen Konzepts

4.3.1 Gruppenberatungsmodule der Zentrale für Ernährungsberatung e.V

Innerhalb der Auftaktveranstaltung werden die Patienten über drei unterschiedliche Modelle der Ernährungsberatung informiert. Die Patienten können entscheiden ob sie die Ernährungsberatung in Form der Einzel-, Gruppen- oder auch Kombiberatung durchführen möchten. Das Modell der Einzelberatung umfasst eine intensive Einzelbetreuung des Patienten mit einem Erstgespräch von insgesamt 60 Minuten und sechs darauffolgenden Einzelberatungsgespräche von 45 Minuten. Das Modell der Kombiberatung fokussiert sich mit fünf Einzelgesprächen und zwei Gruppenberatungen mehr auf die Einzelberatung. Dabei erfolgen das erste Einzelgespräch ebenfalls mit einer Dauer von 60 Minuten und die weiteren vier Einzelgespräche mit einer Dauer von 45 Minuten. Bei der Gruppenberatung werden zwei Einzelberatungen integriert mit einer Dauer von einmal 60 Minuten und einmal 45 Minuten. Die weiteren fünf Beratungsmodule finden in Form einer Gruppenberatung statt. Ein Gruppenberatungsmodul dauert jeweils insgesamt 90 Minuten. Die Gruppenberatungsmodule sind themenspezifisch und können von den Patienten frei gewählt werde, d.h. es gibt keine vorgegebene Reihenfolge, in welcher die Module absolviert werden müssen. Außerdem gibt es eine Auswahl an insgesamt zwölf Modulen, von denen ein Patient jedoch nur fünf besuchen muss. Somit kann der Patient auf Basis seiner individuellen Bedürfnisse die Module nach angebotenem Thema wählen. Die Beratungsmodule werden jedoch beginnend bei Beratungsmodul 1 bis Beratungsmodul 12 nacheinander von der zeb angeboten. (John, 2019) (Schönklinik Hamburg Eilbek, 2019)

Im Folgenden wird das Angebot der Gruppenernährungsberatung und die enthaltenen Beratungsmodule in Bezug auf die Zielsetzung und die Beratungsmethode vorgestellt.

Die einzelnen Beratungsmodule können von verschiedenen Ernährungsfachkräften der zeb angeboten werden, sodass die Ausgestaltung des Moduls je nach Ernährungsfachkraft voneinander abweichen kann - jedoch nicht die Zielsetzung und der generelle Ablauf des Moduls. Jedes Beratungsmodul findet in den Räumlichkeiten der Schönklinik Hamburg Eilbek statt und beginnt mit einer Begrüßungsrunde, in welcher jeder Patient kurz seine aktuelle Situation erklären kann und erste Fragen gestellt werden können. Ein Beratungsmodul wird auch jeweils mit einer Abschlussrunde beendet, in welcher alle Teilnehmer noch einmal das Gelernte des Moduls wiederholen können und berichten dürfen welche Inhalte und Informationen aus dem Beratungsmodul mitgenommen werden. In jeder Beratung wird zudem eine Zielfindungsstrategie verfolgt, weshalb die Ernährungsfachkraft die Teilnehmer in der Abschlussrunde ein Ziel formulieren lässt, welches innerhalb der nächsten vier Wochen erreicht werden kann. (zeb e.V., 2015)

Die zeb nutzt innerhalb der einzelnen Beratungsmodule vielfältige Beratungsmethoden, welche häufig auch aus dem Bereich der Verhaltenstherapie stammen. Grundsätzlich werden der klientenzentrierte Beratungsansatz und damit das aktive Zuhören sowie die motivierende Gesprächsführung in allen Beratungsmodulen verfolgt. Bei dem klientenzentrierten Ansatz soll die kognitive und emotionale Ebene der Patienten angesprochen werden, sowie die individuellen Erfahrungen der Patienten berücksichtigt werden. Dementsprechend werden in den Beratungsmodulen immer auch praktische Übungen mit den Patienten durchgeführt. Grundsätzlich wird bei diesem Ansatz kein konkreter Lösungsweg für den Patienten vorgegeben, sondern eine Hilfestellung zur Selbsthilfe geleistet. Es wird davon ausgegangen, dass die Akzeptanz der Beratungsmaßnahmen wesentlich höher ist und eine konkrete Verhaltensänderung wahrscheinlicher, wenn der Patient mit seinen individuellen Erfahrungen und Wünschen mit einbezogen wird. In den Beratungsmodulen wird ein non-direktiver Gesprächsstil bevorzugt, sodass der Gesprächsanteil der Patienten überwiegt und die Ernährungsfachkraft durch aktives Zuhören die nötige Gesprächsatmosphäre herstellt. Durch das aktive Zuhören versucht die Ernährungsfachkraft die Patienten zu verstehen, um optimale individuelle Hilfestellungen leisten zu können. (Lückenrath & Müller, 2014, S. 61-65); (zeb e.V., 2015)

Für die motivierende Gesprächsführung ist der klientenzentrierte Beratungsansatz eine Voraussetzung. Die motivierende Gesprächsführung zielt darauf ab die persönliche Motivation der Patienten für ein spezifisches Ziel (Verhaltensänderung) sowie die Selbstverpflichtung des Patienten zu stärken.

Dieses Ziel soll durch das Schaffen einer Atmosphäre von Akzeptanz und Mitgefühl durch die Ernährungsfachkraft sowie dem Erhalt der Autonomie des Patienten erreicht werden. Entsprechend zeigen die Ernährungsfachkräfte in den einzelnen Beratungsmodulen eine konkrete Haltung dem Patienten gegenüber.

Diese Haltung steht unter der grundsätzlichen Annahme, dass Menschen in der Lage sind sich zu verändern. Die Verhaltensänderung steht damit jeweils in Bezug auf das ernährungsrelevante Thema des Moduls im Fokus. (Weigl &

Mikutta, 2019, S. 8-11); (zeb e.V., 2015)

Die folgende Tabelle zeigt das gesamte Angebot der Gruppen-Beratungsmodule. Jedes Modul steht unter einem spezifischen Thema und verfolgt jeweils drei Zielsetzungen. Zum einen wird ein kognitives Ziel formuliert, welches deutlich ausdrückt was die Patienten konkret nach Teilnahme des Moduls wissen bzw. kennen sollten. Zusätzlich gilt jeweils eine sozio-emotionale Zielsetzung, welche formuliert wie das kognitive Wissen individuell und persönlich für die Patienten übertragen werden kann. Außerdem wird ein konkretes Verhaltensziel zugrunde gelegt. Dabei geht es um neue Methoden oder Techniken die innerhalb des Moduls erlernt wurden und in den Alltag der Patienten integriert werden sollen, um eine gewünschte Verhaltensänderung zu unterstützen.

Gruppen-Beratungsmodule der Ernährungsberatung

Beratungsmodul Kognitives Ziel Sozio-emotionales Ziel

Verhaltensziel 1:

Ernährung nach den Empfehlungen

der DGE

Methodenwissen:

Die

aid-Ernährungspyramide kennen

Essverhalten beobachten wollen

Praktischer Transfer:

Mahlzeiten mit Hilfe der Ernährungs-pyramide beurteilen können

2:

Ernährungs-mythen: Was

stimmt und was stimmt

nicht?

Wissensvermittlung:

Verschiedene Aussage zum Thema gesunde Ernährung treffen können

Ernährungs-aussagen kritisch betrachten und bewerten

Praktischer Transfer:

Individuell passende

Ernährungs-empfehlungen finden und umsetzen

3:

Beraten über Alternativen

bei Langeweile, Frust, Ärger

etc.

Wissensvermittlung:

Vielzahl der Funktionen von Essen sammeln und die physiologischen/

psychologischen Wirkungsweisen kennenlernen

Beurteilung der persönlichen Funktion des Essens und möglicher

Verhaltens-änderung (Hunger-Sättigung und Alternativen zu emotionalem Essen lernen)

Praktische Übung:

Wahrnehmungs-skala (Hunger – Sättigung) im Alltag nutzen

4:

Kontrolle des Essverhaltens

Methodenwissen:

Mind. drei Selbstkontroll-techniken kennen

Beurteilen können, welche Methode für sie selbst die geeignete ist

Praktische Übung:

24-h-Recall vom Vortag ausfüllen 5:

Praktische Hilfen: Wie lässt es sich

besser kochen?

Methodenwissen:

„Ampelcheck“ kennen und bei Verpackungen anwenden und

Portionsgrößen einschätzen

Günstige und ungünstige Gewohnheiten erkennen und über Essgewohnheiten sprechen

Praktische Übung:

Belegte Brote machen und zur Diskussion stellen

6:

Essen &

Achtsamkeit

Methodenwissen:

Grundprinzipien und Auswirkungen eines Achtsamkeitstrainings auf Essentscheidungen kennenlernen

Bezug zum Thema Achtsamkeit benennen

Praktischer Transfer:

Achtsamkeitsübung formulieren und im Alltag testen

Gruppen-Beratungsmodule der Ernährungsberatung

Beratungsmodul Kognitives Ziel

Sozio-emotionales

Ziel Verhaltensziel

7:

Gewichts-stagnation:

Woran mag das liegen?

Wissensvermittlung:

TN sollen akzeptieren, dass das Wiegen am besten alle 1 – 2 Wochen erfolgen sollte und die

Gewichtsentwicklung viele Einflussfaktoren hat z.B. Stress und Frust

TN analysieren sich sachlich, nicht emotional

Praktischer Transfer:

Gewichts-dokumentation führen und Handlungs-strategien für die Gewichtsstagnation finden können

8:

Bin ich satt? – Hunger oder

Appetit?

Methodenwissen:

Definition für Hunger, Appetit und Sättigung kennen und wissen, dass

Sättigungs-wahrnehmung lern- und trainierbar ist

Hunger, Appetit und Sättigung spüren

Praktischer Transfer:

Position auf der Wahrnehmungs-skala (Hunger – Sättigung)

einschätzen können und im Alltag nutzen

9:

Stress-management

Methodenwissen:

Antistress-Methoden kennenlernen

Stress-wahrnehmung erhöhen

Praktischer Transfer:

Stressige Situationen

einschätzen lernen und rechtzeitig gegensteuern

10:

Körperschema

Methodenwissen:

Methoden für eine bewusste

Körperwahrnehmung kennen

Eigene Körper-wahrnehmung reflektieren

Praktischer Transfer:

Checkliste für persönliche

Körperwahr-nehmung erarbeiten 11:

Ausgewogen, einfach und abwechslungs

reich Kochen!

– Praxis

Wissensvermittlung mit Praxisbezug:

Grundrezepte für Frühstück, Mittagessen und Abendessen kennen und Mahlzeiten für eine optimale Sättigung zusammenstellen

Prinzipien weiter entwickeln und Spaß an der Mahlzeiten-gestaltung haben

Praktischer Transfer:

Rezepte im Alltag umsetzten können

12:

Wer hilft sonst noch? Über Selbsthilfe-gruppen und weitere Ideen

Wissensvermittlung:

Bedürfnisse sind individuell und wichtig, um das passende Angebote zu finden oder anzustoßen

Bedürfnisse finden und ausdrücken sowie von unterstützenden Erfahrungen berichten

Praktische Übung:

z.B. ein TN erzählt und die Gruppe beschreibt, was sie gehört und

wahrgenommen hat Eigene Tabelle 5: Gruppen-Beratungsmodule der zeb e.V. als Angebot des Multimodalen

Therapiekonzepts der Schönklinik Hamburg Eilbek nach (zeb e.V., 2015) TN = Teilnehmer