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Die Ergebnisse der Erhebung zeigen deutlich, dass die Patienten kurz vor Beginn des multimodalen Therapiekonzepts der Schönklinik Hamburg Eilbek noch kaum Vorerfahrungen mit einer Ernährungsberatung sowie einer Psychotherapie besitzen. Lediglich 24 Prozent der Patienten haben bereits eine Ernährungsberatung durchgeführt. Mehr als die Hälfte jener Patienten, die

bereits eine Ernährungsberatung zuvor in Anspruch genommen haben, waren jedoch sehr zufrieden bis zufrieden mit dieser. Die wichtigsten Eigenschaften der Ernährungsberatung die zu der Zufriedenstellung der Patienten geführt haben, sind vor allem eine detaillierte Wissensvermittlung sowie eine persönliche und individuelle Beratung. Dies zeigt sich auch in den Begründungen der Unzufriedenheit. Hier sind Gründe, wie u.a. Unpersönlichkeit und widersprüchliche Wissensvermittlung genannt worden. Daraus lässt sich schließen, dass der Wunsch nach persönlicher und individueller Ernährungsberatung mit einer detaillierten Wissensvermittlung für die Patienten einen besonderen Stellenwert einnimmt.

Die Erhebung der Begleit- und Folgeerkrankungen der Patienten zeigte, dass die meisten Patienten bereits an Erkrankungen des Bewegungsapparats (Gelenke und Rücken) sowie an Bluthochdruck leiden. Es zeigen sich entsprechende Begleit- und Folgeerkrankungen der Adipositas, die grundsätzlich, je nach Höhe des BMI’s, ein weiterer Aspekt zur Indikation für einen bariatrischen Eingriff sein können. Für die überwiegend bei den Patienten bestehenden Begleiterkrankungen zeigt die Theorie jedoch auch, dass es gute Chancen gibt, diese über den Weg der konservativen Therapie zu behandeln.

Die Abfrage nach konkreten Wünschen an die Ausgestaltung des multimodalen Therapiekonzepts zeigt, dass ein überwiegender Teil der Patienten die Gruppenberatung durchführen möchte, gefolgt von der Einzelberatung und der Kombiberatung. 19 Prozent sind jedoch noch kurz vor Beginn der Ernährungsberatung unsicher welche Form sie wünschen. Die Wahl der Beratungsform kann für einige Patienten abhängig von einer Krankenkassen-Entscheidung bzgl. der Kostenübernahme sein. Entsprechend sollte beachtete werden, dass die angegeben Wunsch-Form ggf. durch die Entscheidung der Krankenkasse bzw. durch die Kosten beeinflusst ist.

In Bezug auf die gewünschten Intervalle der Ernährungsberatung geben mehr als die Hälfte der Patienten zwei oder mehr Termine pro Monat an. 34 Prozent wünschen sich einen Termin pro Monat. Man könnte daraus schließen, dass der überwiegende Teil der Patienten eine intensive Betreuung mit einer höheren Anzahl an Beratungsterminen wünscht. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass

die Patienten eine erhöhte Anzahl an Terminen pro Monat wünscht, um das multimodale Programm frühzeitig abschließen zu können.

Konkrete Wünsche bzgl. der Eigenschaften der Räumlichkeiten für die Ernährungsberatung sind vor allem die Nähe zu dem Wohnort der Patienten. An zweiter Stelle werden die Räumlichkeiten der Schönklinik gewünscht. Die Eigenschaften eines Beratungsraums oder einer Arztpraxis werden kaum gewünscht.

Es zeigt sich, dass vor Beginn der Ernährungsberatung innerhalb des Multimodalen Konzepts 68 Prozent der Patienten die Entscheidung für einen bariatrischen Eingriff bereits fest getroffen haben. Entsprechend ist es nicht verwunderlich, dass eine Vorbereitung auf die Auswirkungen eines bariatrischen Eingriffs hinsichtlich körperlicher Veränderungen sowie der Ernährung für nahezu alle Patienten, insgesamt 92 Prozent, wichtig bis sehr wichtig ist. Eine intensive Vorbereitung innerhalb der Ernährungsberatung auf den bariatrischen Eingriff und auf die post-operative Ernährung scheint somit ein klares Bedürfnis der Adipositas Patienten zu sein. Besonders die Abfrage der Intensität des Wissensstands relevanter Ernährungsthemen ergab, dass die Patienten den geringsten Wissenstand hinsichtlich der Risiken von Essstörungen nach einem bariatrischen Eingriff besitzen. Jedoch zeigt sich über die höchste Standardabweichung in der Abfrage des Wissenstands auch hohe Uneinigkeit.

Insgesamt ist dennoch bei Betrachtung aller Ergebnisse in Bezug auf einen bariatrischen Eingriff zu erkennen, dass die intensive Vorbereitung auf einen adipositaschirurgischen Eingriff innerhalb der Ernährungsberatung eine besonders hohe Relevanz für die Patienten einnimmt.

In der Abfrage der Intensität des Wissensstands über relevante ernährungsbezogene Themen wird außerdem deutlich, dass die Themen, welche konkret auf eine Verhaltensänderung abzielen und somit eine langfristige Betreuung bedürfen, nur einen mittleren bis geringen Wissensstand aufweisen.

Hierzu zählen u.a. die Themen der Sättigungswahrnehmung und das flexible Essverhalten. Das Thema „Zusammenhang zwischen Stress und Ernährung“

kann auch einer Verhaltensänderung zugeordnet werden. Jedoch zeigen die Ergebnisse hier einen mittleren bis hohen Wissenstand. Hier kann vermutet werden, dass den Patienten der Zusammenhang zwischen Stress und

Ernährung bekannt ist und sie entsprechend ihren Wissensstand eingeordnet haben, die Patienten jedoch noch keine konkrete Lösung für den Umgang mit Stress und der Ernährung kennen. Diese Vermutung kann durch den erhobenen Unterstützungsbedarf bzgl. Stress und Ernährung, z.B. auch bei hohem Stress weiter geregelt essen zu können, gestützt werden. Hier gibt eine Mehrheit der Patienten, insgesamt 60 Prozent, viel bis sehr viel Unterstützungsbedarf an.

Daraus kann geschlossen werden, dass hinsichtlich des emotionalen Essens bei Stress ein hoher Wissens- sowie Unterstützungsbedarf der Patienten besteht.

Betrachtet man die weiteren Ergebnisse der Abfrage des Unterstützungsbedarfs spezifischer ernährungsrelevanter Bereiche zeigt sich Ähnliches. Der höchste Unterstützungsbedarf liegt hierbei in dem Bereich des emotionalen Essens hinsichtlich Langeweile. Insgesamt geben 71 Prozent der Patienten viel bis sehr viel Unterstützungsbedarf für diesen Bereich an. Die Bereiche des emotionalen Essens in Bezug auf Einsamkeit und Trauer/Angst werden hingegen mit den geringsten Unterstützungsbedarfen angegeben. Die Emotionen Einsamkeit sowie Trauer/Angst scheinen das Essverhalten der Patienten weniger zu beeinflussen, die Emotionen Stress und Langeweile hingegen scheinen für die meisten Patienten einen Effekt auf das Essverhalten zu haben, was der erhöhte Unterstützungsbedarf deutlich macht. Zusätzlich zeigt sich, dass der Wunsch nach Unterstützung hinsichtlich der Selbstfürsorge, also ein gezieltes Achten auf das eigene Wohlbefinden, hoch ist. 60 Prozent aller befragten Patienten wünschen sich hier viel bis sehr viel Unterstützung. Jene Bereiche, in denen sich ein hoher Unterstützungsbedarf zeigte, zielen auf eine Verhaltensänderung ab und stammen aus dem Bereich der Verhaltenstherapie. Da es sich bei den Bereichen des emotionalen Essens immer auch um das Kontrollieren des Essverhaltens handelt, zeigt sich zusätzlich der Wunsch nach einer verbesserten Selbstkontrolle.

Ein weiteres Thema, welches eine Veränderung hinsichtlich des Essverhaltens erfordert, ist die Achtsamkeit bzw. Aufmerksamkeit beim Essen. Das Thema Achtsamkeit bzw. Aufmerksamkeit beim Essen wird durchschnittlich mit einem mittleren Wissenstand von den Patienten bewertet. Somit liegt für diesen Bereich weiteres Potenzial hinsichtlich der Wissensvermittlung vor. Bei der Sättigungswahrnehmung, welche thematisch der Achtsamkeit beim Essen zugeordnet werden kann, geben die Patienten ebenfalls einen mittleren

Wissenstand an und zusätzlich einen hohen Unterstützungsbedarf. Aufgrund dessen könnte geschlussfolgert werden, dass den Patienten die Relevanz von achtsamen Essen bewusst ist, jedoch die Anwendung noch nicht hinreichend trainiert wurde bzw. noch keine konkrete Verhaltensänderung erfolgt ist. In jedem Falle liegt das Bedürfnis nach Unterstützung in Bezug auf die Sättigungswahrnehmung und somit ein achtsames Essverhalten bei den Patienten vor.

Themen, wie „Wissen über Ernährung/Lebensmittel“, „Gesunde, ausgewogene Mahlzeitenzubereitung“ und „Mahlzeiten-/Einkaufsplanung“ werden von den Patienten bei eher starkem Wissen eigeordnet. Diese Themen sind grundlegende Themen einer Ernährungsberatung und können den Patienten meist über eine reine und kurzfristige Wissensvermittlung (ggf. mit praktischen Kochübungen) beigebracht werden. Ein Großteil der Patienten bringt somit zu Beginn der Ernährungsberatung bereits grundlegendes Wissen mit und benötigt diesbezüglich weniger Unterstützung. Dies macht auch die Angabe der Patienten hinsichtlich des Unterstützungsbedarfs für den Bereich „Wissen über Ernährung/Lebensmittel“ deutlich. Denn dieser Bereich wird von mehr als der Hälfte der Patienten mit wenig bis keinen Unterstützungsbedarf eingeordnet.

Durch die persönlichen Aussagen zu der offenen Fragestellung, welche Veränderungen sich die Patienten nach der mehrmonatigen Ernährungsberatung wünschen, kommt man zu folgendem Ergebnis: Es zeigt sich, dass sich ein überwiegender Teil der Patienten ein verändertes Essverhalten hin zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung wünscht. Auch hier wird das Bedürfnis der Patienten nach einer Verhaltensänderung deutlich. Zusätzlich ist der Wunsch nach einer Gewichtsreduktion in den persönlichen Aussagen zu erkennen. Dies zeigt sich auch in den Ergebnisse der Fragestellung, wie hoch die Motivation ist Gewicht zu verlieren zum aktuellen Zeitpunkt, also vor Beginn der Ernährungsberatung. Denn 80 Prozent der Patienten zeigen eine starke bis sehr starke Motivation weiter Gewicht zu verlieren. Hier ist besonderes Potenzial für die Ernährungsberatung zu vernehmen. Denn es liegt einerseits der Wunsch nach einem veränderten Essverhalten vor und zugleich besteht eine hohe Motivation für eine Gewichtsreduktion. Und dies zu einem Zeitpunkt, bevor ein bariatrischer Eingriff fest geplant ist bzw. durchgeführt wurde.

Die konkrete Abfrage der Erwartungen an die bevorstehende Ernährungsfachkraft verdeutlicht die vorangegangen Ergebnisinterpretationen noch einmal. Die Erwartung mit dem höchsten Zuspruch der Patienten ist, dass die Ernährungsfachkraft die persönlichen Fragen zum Essen nach der bariatrischen Operation beantworten können soll. Hier zeigt sich erneut der hohe Stellenwert der Patienten einer Vorbereitung auf den bariatrischen Eingriff. Die Aussage mit dem zweithöchsten Zuspruch besagt, dass die Ernährungsfachkraft dabei helfen soll, persönliche Lösungen für eine gute Ernährung zu finden.

Daraus kann ein Wunsch nach individueller und persönlicher Beratung sowie einer Veränderung des Essverhaltens erneut geschlussfolgert werden. An dritter Stelle steht die Erwartung an die Ernährungsfachkraft, dass eine Unterstützung hinsichtlich des flexiblen Essens bei gleichzeitiger Kontrolle erfolgt. Das Bedürfnis nach einem veränderten Essverhalten und Selbstkontrolle kann hier geschlussfolgert werden. Nachfolgende Erwartungen an die Ernährungsfachkraft sind Rezepte für den Alltag zur Verfügung zu stellen, Anregungen für eine regelmäßigere Mahlzeitenverteilung sowie Unterstützung bei der Optimierung der Nährstoffversorgung zu geben. Erst an sechster Stelle steht die Erwartung der Patienten, einer Unterstützung für Alternativen bei emotionalem Essen zu erhalten. Dies ist verwunderlich, da in der vorangegangenen Ergebnisdiskussion zu erkennen war, dass die Patienten besonders bei den Emotionen Langeweile und Stress eine hohe Unterstützung wünschen. In der Aussage der Erwartung an die Ernährungsfachkraft wird jedoch keine Differenzierung der einzelnen Emotionen vorgenommen und ebenso konnte in der vorangegangenen Ergebnisdiskussion gezeigt werden, dass die Emotionen Einsamkeit sowie Trauer/Angst nur wenig Unterstützung bedürfen. Somit könnte angenommen werden, dass eine Erwartung an die Ernährungsfachkraft in Bezug auf emotionales Essen besteht, jedoch lediglich bei den Emotionen Langeweile und Stress.

8 Schlussfolgerung und Ausblick

Adipositas als Krankheit mit ihren zahlreichen Begleit- und Folgeerkrankungen stellt eine bedeutende Herausforderung für das Gesundheitssystem sowie für den Erkrankten selbst dar. Eine wirksame Adipositastherapie ist somit von großer Bedeutung. Es wurde herausgestellt, dass die Kombination von therapeutischen Ansätzen hinsichtlich Bewegung, Verhalten und Ernährung, sprich eines multimodalen Konzepts, in der Adipositastherapie bessere Erfolge erzielt als das von Einzelkomponenten. Außerdem wurde deutlich, dass in Bezug auf die Ernährungsberatung das Modell einer Gruppenberatung hinsichtlich der Effektivität dem Modell der Einzelberatung höher gestellt ist. Die chirurgische Therapie stellt eine der effektivsten Behandlungen der Adipositas dar, ist jedoch erst dann angezeigt, wenn die konservative Therapie ausgeschöpft ist.

In allen vorgestellten Einzelkomponenten der Adipositastherapie zeigt die Theorie, dass das Einbeziehen der individuellen Bedingungen der Patienten unabdingbar für die Gestaltung einer wirksamen Adipostastherapie ist. Die Theorie legt dar, dass sich die Wünsche der Patienten an eine Gruppenberatung an den Grundbedürfnissen nach Zugehörigkeit, Einfluss und Intimität orientieren.

Die spezifischen Wünsche und Bedürfnisse adipöser Patienten mit einem potentiellen bariatrischen Eingriff an die Inhalte einer Ernährungsberatung innerhalb eines multimodalen Konzepts konnten mittels der vorgestellten Erhebung, die dieser Arbeit zugrunde liegt, herausgestellt werden. Auf Basis dieser Ergebnisse wird deutlich, dass der Wunsch nach einer intensiven persönlichen sowie individuellen Ernährungsberatung mit einer detaillierten Wissensvermittlung bei den Patienten besteht. Inhaltlich wird deutlich, dass die Patienten auf den bariatrischen Eingriff vorbereitet werden möchten und eine Gewichtsreduktion ein wichtiges Ziel darstellt. Die Ergebnisse machen zudem den Wunsch nach einer Modifikation des Essverhaltens sowie einen besonderen Unterstützungsbedarf bei emotionalem Essen hinsichtlich Langeweile und Stress deutlich. Auch die Bedürfnisse nach einer verbesserten Selbstkontrolle sowie einer verstärkten Achtsamkeit in Bezug auf das Essverhalten werden deutlich und können über verhaltenstherapeutische Methoden innerhalb der Ernährungsberatung trainiert werden. Die Wünsche und Bedürfnisse der Patienten an die Ernährungsberatung richten sich somit besonders an die

verhaltenstherapeutischen Inhalte der Ernährungsberatung sowie an die Inhalte zur Vorbereitung eines bariatrischen Eingriffs.

Auf Basis dieser erhobenen Wünsche und Bedürfnisse der adipösen Patienten lassen sich folgende Handlungsfelder für die Ernährungsberatung ableiten. Es ist grundsätzlich darauf zu achten, dass eine individuelle und persönliche Ernährungsberatung sichergestellt wird. Dies gilt insbesondere bei einem Beratungsangebot für Gruppen, um das in der Theorie beschriebene Bedürfnis der Intimität stillen zu können. Das heißt, dass ein besonderer Fokus auf den Patienten und das Einbeziehen der individuellen Bedingungen des Patienten von hoher Relevanz sind. Dies kann in der Ernährungsberatung u.a. durch den Einsatz des klientenzentrierten Ansatzes und des non-direktiven Gesprächstils gelingen sowie durch das Integrieren von Einzelberatungsmodulen innerhalb des Gruppenberatung-Konzepts. Wie bereits festgehalten wurde richten sich die Wünsche der Patienten besonders an die verhaltenstherapeutischen Inhalte der Ernährungsberatung. Diese gilt es entsprechend besonders in dem Angebot der Beratung zu integrieren und die Ernährungsfachkräfte dahingehend zu schulen.

Um dem Wunsch nach Unterstützung in Bezug auf das emotionale Essen, insbesondere bei Stress und Langeweile, innerhalb der Ernährungsberatung nachzukommen, sind u.a. Problemlöse- und Konfliktlösungstrainings bzw.

Trainingsangebote für die Stressbewältigung und der Selbstkontrolle erforderlich.

Auch hier gilt es entsprechend geschulte Ernährungsfachkräfte einzusetzen. Die Ernährungsberatung sollte grundsätzlich einen besonderen Fokus auf das Training von Verhaltensänderung legen, welches idealerweise über einen längeren Zeitraum begleitet werden sollte um einen langfristigen Erfolg zu erzielen. Dabei sollte immer berücksichtigt werden, dass die Beratung eine Hilfestellung zur Selbsthilfe darstellt und der Patient aktiv in das Gruppenangebot einbezogen wird, um somit dem Patientenbedürfnis nach eigenem Einfluss gerecht zu werden.

Für eine wirksame Adipositastherapie die sowohl eine Gewichtsreduzierung als auch eine langfristige Gewichtsstabilisierung erreicht, gilt es die erhobenen Bedürfnisse und Wünsche sowie die herausgestellten Handlungsfelder der adipösen Patienten in das Ernährungsberatungsangebot des multimodalen Therapiekonzepts zu integrieren.

Das Angebot der Gruppenberatungsmodule der zeb deckt bereits viele der herausgestellten Wünsche und Bedürfnisse der adipösen Patienten ab. Ein Fokus auf verhaltenstherapeutische Maßnahmen ist in dem Konzept der Ernährungsberatung deutlich zu erkennen und es werden verschiedenste Methoden und Techniken für das Training langfristiger Verhaltensmodifikationen eingesetzt. Für eine konkrete Evaluierung des Ernährungsberatungsangebots der zeb ist eine detaillierte Überprüfung des Konzepts auf Basis der erhobenen Wünsche und Bedürfnisse erforderlich. Es ist empfehlenswert auch zukünftig die Erhebung der Wünsche und Bedürfnisse der adipösen Patienten in den Beratungseinheiten fortzuführen, um eine kontinuierliche individuelle Anpassung des Ernährungsberatungsangebots zu ermöglichen.

Anhang

Anhang 1: Prophylaktische Supplementierungs-Empfehlungen nach einem bariatrischen Eingriff

Schlauchmagen Roux-en-Y-Magenbypass Eiweiß

(Gesamt pro Tag)

> 60 g pro Tag > 60 g pro Tag

Folsäure 600 µg pro Tag

Vitamin B1 MVM-Präparat: 2 Mal pro Tag, (12 mg pro Tag) Vitamin B12 orale Einnahme: 1.000 µg pro Tag;

intra-muskulär: 1.000 bis 3.000 µg pro Tag

Vitamin A MVM-Präparat: 2 Mal pro Tag (5.000 bis 10.000 IU pro Tag) Vitamin D Mind. 3.000 IU pro Tag; Serumkonzentration > 30 µg pro ml Vitamin E, K MVM-Präparat: 2 Mal pro Tag, keine Dosis-Empfehlung Kalzium als Zitrat 1.200 bis 1.500 mg pro Tag

Eisen als Sulfat, Fumarat, Glukonat

MVM-Präparat:

2 Mal pro Tag

50 mg pro Tag

Magnesium als Zitrat 200 mg pro Tag

Zink als Glukonat, Sulfat, Azetat

MVM-Präparat: 2 Mal pro Tag

Kupfer als Glukonat, Oxid, Sulfat

Keine Empfehlung MVM-Präparat: 2 Mal pro Tag mit Kupfer: 2 mg pro Tag Selen als

Natriumselenit

Keine Empfehlung MVM-Präparat: 2 Mal pro Tag mit Kupfer: 2 mg pro Tag Eigene Tabelle: Prophylaktische Supplementierungs-Empfehlungen nach einem bariatrischen Eingriff nach (DGAV, 2018); (Keuthage & Schoppe, 2019), S. 61

MVM-Präparat = Multivitamin-Mineralstoff-Präparat

Anmerkung: Die in der Tabelle aufgeführten Dosierungen der jeweiligen Vitamin- und Mineralstoffe sind eine prophylaktische Empfehlungs-Dosierung der DAG. Bei den MVM-Präparaten sollte darauf geachtet werden, dass die Mikronährstoffkonzentration innerhalb von 100 Prozent der RDA (Recommended Daily Allowances), d.h. innerhalb der täglich notwendigen Menge der jeweiligen Vitamine und Mineralstoffe, liegt. Besteht ein akuter Mangel oder treten Symptome eines Mangels auf, müssen die Dosierungs-Empfehlungen jeweils entsprechend angepasst werden. (DAG e.V., 2014), S. 128-129

Anhang 2: Fragebogen für Erstvorsteller der Schönklinik Hamburg Eilbek

Anhang 3: Qualitatives Interview mit Marlis John – Ökotrophologin der ZEB

1) Glauben Sie, dass die Erfahrungen einer zuvor durchgeführten Ernährungstherapie einen Einfluss auf die Erwartungen und Wünsche der bevorstehenden Ernährungstherapie haben?

Wir gehen ja davon aus, dass das multimodale Konzept (MMK) in Bezug auf die Verhaltensänderung einen für viele Patienten sehr neuen Ansatz bietet und dass die Patienten in dieser Form tatsächlich kaum Beratung erfahren haben. Die Patienten befinden sich meist auch zum ersten Mal in die Situation der Notwendigkeit für eine Ernährungsberatung. Die sie über mindestens 6 Monate durchführen müssen. Sie haben also meistens nur sehr wenig Vorerfahrung mit längerfristiger Ernährungstherapie.

Unsere Beobachtungen zeigen, dass eine zuvor durchgeführte Ernährungsberatung, die auf das Ernährungswissen abzielte, den Patienten immer wieder deutlich gemacht hat, dass nur das Wissen für den Erfolg nicht ausreichend ist. Patienten, die bereits ein hohes Ernährungswissen besitzen, bringen eine höhere Bereitschaft, „über den Tellerrand hinaus“ zu schauen mit.

Sie sind bereit und auch auf psychologischer Ebene zu erforschen, wie man z.

B. mit Stress umgeht und welchen Einfluss dieser auf das eigene Essverhalten nimmt. Dann kann statt des reinen Ernährungswissens die Verhaltensänderung im Fokus stehen.

2) Wenn ja, ist eine zuvor durchgeführte Ernährungstherapie für den bevorstehenden Prozess der Ernährungstherapie aus Sicht der Beraterin positiv zu sehen?

Generell ist eine Verhaltensänderung innerhalb der Ernährungstherapie aus Sicht der Beraterin positiv zu sehen. Es wäre sogar wünschenswert, dass jeder Patient zuvor schon eine , diätetische Beratung genutzt hat., So bringen sie bereits ein hohes Ernährungswissen mit und die Beraterung kann direkt an dem Punkt Verhaltensänderung ansetzten.

Ziel des MMK’s ist es generell zu überprüfen, ob ein Patient nur noch durch eine bariatrische Operation abnehmen kann oder ob eine Operation zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht notwendig ist. Das MMK muss ergeben, ob eine klassische

Reduktionsdiät etc. für den Patienten noch zielführend ist. Unsere Erfahrungen zeigen, dass Patienten, die zuvor nur wenig oder keine diätetische Beratung in Anspruch genommen haben, dann doch recht erfolgreich Gewicht verlieren.

3) Ist es ihrer Meinung nach das Ziel der Patienten, durch die Ernährungstherapie Gewicht wirklich zu reduzieren?

Es gibt einige Patienten, die während der Ernährungstherapie Gewicht abnehmen, aber es gibt auch einige, die zunehmen. Die meisten Patienten halten jedoch das Gewicht auf gleichem Niveau.

Das MMK überprüft nach der Leitlinie, ob eine konservative Ernährungsberatung für den Patienten zielführend ist. Das Ergebnis des MMK’s muss aufzeigen, dass die konservative Therapie nicht ausreichend war, um eine Genehmigung für die bariatrische Operation zu erhalten. Ein Nicht-Erfolg des MMK’s ist in diesem Sinne positiv für den Patienten, da dann ein Antrag auf eine Operation gestellt werden kann. Einige Patienten sind deshalb nicht besonders bereit, eine Ernährungsumstellung durchzuführen. Das sagen sie auch ganz offen und begründen das mit den vielen vergeblichen Abnehmversuchen der letzten Jahre und Jahrzehnte. Zum Beispiel dürfte ein Patient mit einem BMI von 40 ohne Diabeteseinen Antrag stellen, aber bei einem BMI unter 40 ist laut Leitlinie keine bariatrische Operation notwendig. Deshalb liegt der Fokus der Ernährungstherapie dann auch auf der Verhaltensänderung und Verhaltenssteuerung. Es gibt immer wieder Patienten, die deutlich an Gewicht verlieren und dies als guten Weg für sich sehen, den sie fortführen wollen. Im Grunde sind wir als Ernährungsberater dafür da, die Patienten auf die Entscheidung für oder gegen die Operation vorzubereiten. Viele Patienten wissen natürlich auch direkt zu Beginn der Therapie, dass sie z.B. aufgrund eines BMI’s von über 50, diverser Co-Erkrankungen oder vielfältiger anderer Erfahrungen, auf jeden Fall eine Operation durchführen wollen. Das bietet die Möglichkeit, andere Schwerpunkte innerhalb der Ernährungsberatung zu setzen.

Ebenso gibt es Patienten, die sich zuvor noch nicht so intensiv mit dem Thema

„Magenverkleinerung“ auseinander gesetzte haben. Mit ihnen bereitet man dann diesen Entscheidungsweg vor.

4) Was sind ihrer Erfahrung nach die wichtigsten Ziele der Patienten innerhalb der bevorstehenden Ernährungstherapie?

Die Patienten wissen häufig selbst nicht genau, was sie sich neben der massiven Gewichtsreduktion wünschen oder was ihr inhaltliches Ziel ist. Es fällt den meisten sehr schwer, dies selbst zu erkennen und zu formulieren. Manche sind sehr passiv.

Viele Patienten haben sehr hohe Erwartungen an die Gewichtsabnahme. – Da habe ich das Gefühl, dass sie eine sehr starke Veränderung erwarten – nicht nur körperlich sondern auch psychologisch. Ich mache mir manchmal schon etwas Sorgen, da man sich nach einer solchen Operation natürlich nicht charakterlich verändert. Die Patienten wünschen sich auch, dass sie zufriedener, glücklich und selbstbewusster sind. Dies sind schon sehr starke und hohe Erwartungen.

Häufige Ziele der Patienten sind Infos zu Lebensmitteln und einfache Tipps.Viele wünschen sich weniger Komplexität. Ebenso wollen sie oft die Naschsucht in den Griff bekommen. undvor allem das schlechte Gewissen in diesem Bezug auf das Naschen verlieren. Viele sagen, dass sie sich wünschen, abends auf dem Sofa nichts mehr essen zu müssen. Einige wünschen sich aber auch einfach Rezepte, mehr Motivation für die Veränderungen, die bevorstehen und aber eben auch Unterstützung und Hilfe. Es geht auch vielen Patienten darum, auf die Operation vorbereitet zu werden. Weiterhin geht es auch darum, sich weniger Gedankenum Essen machen zu müssen, also dass das Essen ein leichteres Thema für sie wird. Patienten sprechen häufig davon, das Essverhalten optimieren zu wollen.

5) Welches sind die Ziele der Ernährungsberaterin? Ist diese sehr individuell vom Patienten abhängig oder gibt es innerhalb des MMK’s eine konkrete Zielsetzung?

Das offizielle Ziel des MMK’s ist zu überprüfen, ob ein Patient nur noch durch eine bariatrische Operation abnehmen kann oder ob eine Operation zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht notwendig ist.

Die Ziele sind sehr vom Patienten abhängig und setzen quasi dort an wo der Patient in seiner Entscheidung steht. Ein Ziel meinerseits ist es, in Bezug auf die Verhaltensänderung die rigide und flexible Kontrolle zu erklären und zu erforschen, wie man das flexible Essverhalten trainieren kann. Dies hängt aber, wie gesagt, stark von den Patienten und ihren bisherigen Erfahrungen ab.