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3 Evaluation von partizipativen schulischen Gesundheitsförderungsmaßnahmen

3.3 Evaluationsdesign im Rahmen des Forschungsvorhabens

3.3.1 Grundlagen der Evaluation

Die bisherige Evaluationsforschung zu Maßnahmen der Gesundheitsförderung an Schulen hat deutlich gezeigt, wie sinnvoll, aber auch wie begrenzt diejenigen Maßnahmen sind, die sich nur auf den curricularen Bereich beziehen. Wichtige Größen wie Arbeitsbedingungen und Arbeits-zufriedenheit, Organisationsstrukturen und Personalausstattung wurden bisher wenig betrachtet (HURRELMANN 1993). Eine differenzierte Evaluation ist besonders dann erforderlich, wenn ein Organisationsentwicklungskonzept zugrunde liegt, um die unterschiedlichen Kommunikations-und Interaktionswege sowie Kooperationsmöglichkeiten im komplexen System erfassen zu können.

Die wissenschaftliche Begleitung von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung zielt im Allge-meinen auf die Gewinnung von Informationen über den Gesundheitsförderungsprozess sowie auf dessen Bewertung und Optimierung.

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Evaluationsziele, Teilziele und Hypothesen

Ziel einer jeden Evaluationsstudie ist die Ermittlung der Wirksamkeit oder Unwirksamkeit bestimmter Maßnahmen bezüglich eines oder mehrerer Erfolgskriterien. Besonders wichtig ist darüber hinaus die Abschätzung der positiven wie negativen Nebenwirkungen einer Maßnahme.

Untersucht wird demnach eine Hypothese, ob und inwieweit eine bestimmte Maßnahme oder ein Projekt bestimmte Merkmale beeinflusst (vgl. DIEKMANN 1998, S.33-34). Bei der vorliegenden Evaluationsstudie gilt es zu berücksichtigen, dass es sich nicht um einen Theorietest handeln soll, sondern um eine hypothesengenerierende Vorgehensweise. Damit wird berücksichtigt, dass eine Theoriebildung nicht schon zu Beginn des Forschungsprozesses erfolgt, sondern an das Forschungsfeld mit einer größtmöglichen Offenheit herangegangen werden kann. Dennoch hat es sich als praktikabel erwiesen, während der Evaluationsstudie den Anwendungsbezug des Forschungsfeldes einzugrenzen und mittels der Formulierung von Hypothesen aus dem Forschungprozess heraus eine sinnvolle Strukturierung vorzunehmen (vgl. MEINEFELD, 2000, S. 270 und HOPF, 1996). Dieser Vorgehensweise wurde durch die vorliegende Prozessevaluation, die den Zielerreichungsgrad der Projektziele misst, Rechnung getragen.

Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit gesundheitsfördernden Maßnahmen in Schulen, die nicht das Ziel verfolgen, direkt den gesundheitlichen Status der Betroffenen (wie Schüler, Lehrkräfte) zu beeinflussen. Vielmehr stehen die sozialen Strukturen und Prozesse am Arbeitsplatz Schule im Zentrum der Betrachtungsweise. Durch eine bewusste Reflexion und Bearbeitung sollen Belastungen und Beeinträchtigungen abgebaut werden bzw. salutogene Faktoren gefördert werden. Dies wiederum betrifft alle am Schulleben beteiligten Personen, wie Lehrkräfte, Schulleitung, Schülerinnen, nicht-unterrichtendes Personal und auch Eltern.

Ergänzend dazu soll ein Lernprozess für die Gesamtorganisation initiiert werden, der durch Elemente der Organisations- und Schulentwicklung begleitet wird.

Die wissenschaftliche Forschungsarbeit versteht somit ihren Auftrag als den einer

a) vorwiegend prozessorientierten Fremdevaluation der Organisations- und Schulentwicklungs-prozesse in den beteiligten Schulen und

b) einer Fremdevaluation des entstehenden außerschulischen Unterstützungsnetzwerks in Hamburg.

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Dadurch untersucht und misst die vorliegende Studie hauptsächlich Ziele und Effekte auf folgenden Ebenen, die durch den Auftraggeber (Schulbehörde Hamburg) größtenteils vorgegeben waren:

(1) bezogen auf die gesamte Schulorganisation, z.B. Einrichtung und Instrumentalisierung von gesundheitsfördernden Maßnahmen und Methoden, Verstetigung einer gesundheitsförderlichen Organisationsgestaltung, Vernetzung nach außen und nach innen.

(2) bezogen auf die konkreten Maßnahmen, z.B. verbesserter Kommunikationsfluss, regelmäßige Teilnahme, Akzeptanz, Kooperation.

(3) bezogen auf die Beteiligten, z.B. geringere Belastungen, subjektives positives Empfinden.

(4) bezogen auf die außerschulische Unterstützungsstruktur, z.B. intensivere Kooperation und Vernetzung.

In der Abbildung 10 ist das gesamte Untersuchungsdesign dargestellt. Der Überblick bezieht sich auf verschiedene Studienbereiche und integriert die Untersuchungsziele, die notwendigen Teilevaluationen, die Ergebnisdarstellung und eine Modellentwicklung der vorliegenden Arbeit.

Die Entwicklung von Hypothesen während des Forschungsprozesses wird in der Abbildung 10 besonders deutlich gemacht:

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Abb. 10: Untersuchungsdesign

Ziele und Hypothesen

Ziel dieser Arbeit ist es, zum einen gesundheitsfördernde Organisations- und Schulentwick-lungsprozesse in Schulen zu beschreiben und zu bewerten und zum anderen das sich bildende Unterstützungsnetzwerk aufzuzeigen und eine Bewertung u.a. durch die Teilnehmerinnen vorzunehmen. Im Sinne der oben dargestellten theoretischen Betrachtungen von gesundheits-fördernden Organisations- und Schulentwicklungsprozessen wird die Überprüfung der Theorien durch die schulpraktischen Erkenntnisse für andere von Interesse sein.

Untersuchungsziele

Evaluationsdesign (Kontext-, Struktur-, Prozess-,

Ergebnisevaluation)

Teilevaluation !!!! (Fallstudien,

Schulklima)

Teilevaluation """"

(Gesunde-Schule-Teams)

Teilevaluation #### (Unterstützungsnetzwerk) Operationalisierung der Ziele und Teilziele mittels Durchführung der

Teilevaluationen

Überprüfung der Ziele und Hypothesen Ergebnisdarstellung der Teilevaluationen

Fallstudien

Modell:

„Gesundheitsfördernde Schulentwicklung“

Entwicklung von Hypothesen

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Die methodische Anlage der Evaluationsstudie bedingt eine Dreiteilung in der Darstellung der Ziele. In einem ersten Teil werden Teilziele über Strukturen, Prozesse und Ergebnisse gesundheitsfördernder Organisations- und Schulentwicklung vorgestellt. Im zweiten Teil geht es insbesondere um Teilziele über Strukturen und Prozesse von „Gesundheitszirkeln in Schulen“ und ihrer Zielerreichung. Im dritten Teil werden Annahmen zur Abbildung von Strukturen, Prozessen und Ergebnissen des sich aufbauenden Unterstützungsnetzwerkes formuliert.

Hypothesen über Strukturen, Prozesse und Ergebnisse gesundheitsfördernder Organisations- und Schulentwicklung in Schulen

Mit Hilfe dieser Studie werden diejenigen Schulentwicklungsprozesse und -strukturen untersucht, die in einen Zusammenhang mit der schulischen Gesundheitsförderung gestellt werden können.

Dabei können folgende Annahmen formuliert werden:

Strukturelle Aspekte der gesundheitsfördernden Schule:

1 .Gesundheitsförderung und Schulentwicklung zusammenzubringen ist für die Schulen ein wichtiger Schritt, um sich im Sinne einer gesundheitsfördernden Schule zu entwickeln.

2. Die Schule entwickelt sich zu einer gesundheitsfördernden Schule durch die Ausgestaltung ihrer Kernelemente, die sich auf die Organisation Schule beziehen (z.B. Ablaufstrukturen, Identität, Beziehungen und Kommunikation).

3. Unterschiedliche konzeptionelle Ansätze und Herangehensweisen an die schulische

Gesund-heitsförderung sind für die Schulpraxis von Bedeutung. Die Wege der einzelnen Schule können nicht einheitlich festgelegt werden.

Prozessuale Aspekte zur gesundheitsfördernden Organisations- und Schulentwicklung

4. Ein gesundheitsfördernder Schulentwicklungsprozess stößt eine gesundheitliche Gestaltung und Entwicklung der Schule in ihrer Gesamtheit an.

5. Ein gesundheitsfördernder Schulentwicklungsprozess ist mit seinen Zielen, Methoden, Schritten und Ansätzen für Schulen, die am Anfang stehen, noch unklar. Die Schulen benötigen daher eine lange schulinterne Vorlauf- und Klärungsphase.

6. Die gesundheitsfördernde Schulentwicklung orientiert sich an bewährten oder neuen Maßnahmen zur schulischen Gesundheitsförderung (z.B. Projekte, Aktionen, Initiativen etc.).

7. Organisationsentwicklung wird von den Schulen bisher nur sehr partiell angewandt.

Ein einheitliches Verständnis über schulische Organisationsentwicklungsstrukturen und -prozesse gibt es nicht.

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Aufgrund der dürftigen Forschungslage ist die Formulierung von sehr spezifischen Hypothesen zum Bereich des Schulklimas in Bezug auf die Gesundheitsförderung erschwert. Es kann aber vermutet werden, dass das Schulklima sich verändert, wenn sich eine Schule auf einen gesund-heitsfördernden Schulentwicklungsprozess einlässt. Die folgende Hypothese kann auch als ergebnisbezogener Aspekt des Forschungsgegenstandes verstanden werden.

8. Das Schulklima verbessert sich, wenn eine Schule einen gesundheitsfördernden Schulentwicklungsprozess initiiert und durchläuft.

Kooperation und Vernetzung

9. Eine Öffnung der Schule in den Stadtteil baut sich nur sehr langsam und punktuell auf. Sie ist für die Gestaltung von Schule im Bereich der schulischen Gesundheitsförderung von Bedeutung.

Hypothesen über Strukturen, Prozesse und Ergebnisse der Arbeit mit „Gesundheitszirkeln an Schulen“

10. Schulische Gremienarbeit ist dann besonders sinnvoll, wenn alle, die am Schulleben

beteiligt sind, eingebunden werden. Der Kommunikationsprozess innerhalb der Schule wird durch die Arbeit des „Gesundheitszirkels“ verbessert.

11. Die Einführung eines „Gesundheitszirkels“ ist für die Schule im Rahmen einer

gesundheitsfördernden Schulentwicklungsarbeit sinnvoll und notwendig und wird von den Beteiligten als gewinnbringend erlebt.

12. Die Qualität des eigenen Arbeitsplatzes verbessert sich, wenn sich die Lehrkraft an einem „Gesundheitszirkel“ beteiligt.

Hypothesen über Strukturen, Prozesse und Ergebnisse des sich aufbauenden Unter-stützungsnetzwerkes

Strukturelle Aspekte

13. Kommunale Ressourcen für Gesundheitsförderung in und mit Schulen sind nicht

hinreichend erschlossen. Dies macht neben der Öffnung der Schule eine außerschulische Unterstützungsstruktur notwendig.

14. Eine Analyse des Unterstützungssystems mit seinen Strukturmerkmalen ist sinnvoll und notwendig und sollte für die Schulen transparent sein.

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Prozessuale Aspekte

15. Der Vernetzungs- und Kooperationsprozess ist angelaufen und muss zahlreiche Schwierigkeiten überwinden.

16. Die Arbeit am Netzwerk braucht Verantwortliche und Zuständige, damit sich das Netzwerk weiterentwickelt.