Kurz vor seiner
Zeit hat der frevlerischeKönig
Diokletian denNamen
des Christentumsvon
der Erde zu vertilgen gesucht tnidwar Tag und Nacht
aufdiese Sache erpicht.Er
gab Befehl, daß die Kirchenzei*-stört
und
alle Christenohne Gnade
getötetwerden
sollten.Welche
P\ircht, welclier Sehrecken bemächtigte sich des ganzen Volkes, als dieserunbarm-lierzige Befehl erlassen wurde! Die
Heiden
genügten nicht,um
die Christen einzeln zu töten, sondern sie töteten siemassenweise
oder verbrannten sie,ohne daß
sie vor die Richter hatten gestelltwerden
können. Zuweilen sahmnn
den Vater alsHenker
seines Sohnes, den Bruder alsHenker
seines Bruders,und
dasGehege
der natürlichen Liebewar
mittendurch gerissen.Lies ^
^ä
x aoo .st.'itt *^\aa.Qaoo.Die Chronik von Arhcld. 71
Während nun
die römischenKönige
sich mit solelienSünden
be-schäftigten,und
dieMordsucht
mit ihnen durcliging,waren
sie nichtein-mal imstande, das
Volk
zu regieren.Und
da der PerserkönigHormizd
dies merkte, zog er aus mit
großem Heer und
plünderte viele Städte der Römer'.Da
C4ott alle diese Frevel sah, erhob er sich,und
alle seine Feindewurden
zerstreut, seine Hasser tlohen vor ihm, sie vergingen wieRauch mid
sie schmolzen iiin wieWachs
(Psalm 68, i. 2)und
er überantwortetesieerbarmungslosen ((»ualen.
Kr
gabMacht
über sie seinemKnecht
Konstantinund
zeigteihm
das Zeichen des Kreuzes aufden Wolken
des Tages, aufdem
geschrieben stand: »In diesem Zeichen siegest du«.Er nahm
dasKreuz
als Zeichen anund
verlieh es allen seinen Truppen. Unter diesem Zeichen schlugen sie die Soldaten der frechenDämone
in die Flucht wie Fliegen.Und
das Kreuz, das ein Zeichen des Schimpfesgewesen
war,wurde
ein Zeichen des Sieges für jedermann, für reichund
arm, fürhoch und
niedrig, für Gebildeteund
Ungebildete.Im
Orient hatte Papa, der Bischof der Residenz, den wirerwähnt haben
(S. 69), deshalb, weil er in der Residenzwohnte uud
andere Bischöfewegen
fremder Interessen" seiner bedurften, das Verlangen eine 01)macht über die sämtlichen Bischöfe zu erlangen, alswenn
sie ein einzigesHaupt haben
müßten. Die Priester der Residenzund
die ganze (iemeindemachte ihm
darin Oppositionund
hatten das Verlangen deshalb seineAbsetzung
zu proklamieren.Auch
sein ArchidiakonusSimeon
entbrannte in Zorn über dieseNeuerungen und
gab Kenntnisvon
der Sachedem
Miles ^'on Susa,dem
'Ekebh-Alähä von Karkhä-dhe-Beth-Selökhund
vielen anderen.Infolgedessen
wurde nun Papa
sehr ängstlich, weil die Eltern desSimeon dem Könige
sehr nahe standenund
beijedermann
angesehen waren.Er
(Papa) schrieb an die Bischöfe desWestens und
speziell an den Bischofvon
Edessanamens
Sa'dä/'.Und
sämtliche Bischöfe antworteten ihm, dasie glaubten,
daß
er ein kräftiger, energischerMann
sei,und
versprachenihm
zu helfen beidem König
der Könige, Konstantin.Denn
siewaren
der Ansicht,daß
es schön sein werde,wenn
der Bischofder Residenz dieObmacht
habe über alle Bischöfe des Ostens. Sie schriebenihm
in diesem' Von einem Rönierkrieg unter Hormizd II. (303
—
309) scheint aus anderen Quellennichts l)ckannt zu sein.
^ D. h. wegen Interessen dei- Gemeinden außerlialb der Kesideir/,.
' 313
—
323, s. Asscmani, Bilil. Or. I,424.72 Saciiau:
,., - ,\I. Spi'i a.
SiuiU' einen Briel' wie in ilireni N;nnen
und
ilenijenii^'en <lei- Krinii;(' und Gi'oßen der Westvölker. Sie schrielien ilun, daß wieim Westen
initer der IlerrscJiaft derRömer
mehrere Patriarchen seien, dervon
Antioeliien, vonRom,
Alexandrienund
Konstantino])el, ebensoim
Orient unter der Herr-schaft der Perser wenigstens ein Patriarcli sein müsse.Gott
mm,
derwegen
derSünde Adams
den Erlöser, seinen einzig<'iiSohn, iu die
Welt kommen
ließ, der durch die PlagenÄgyptens
die He-freiung der Israeliten bewirkte, der ausDornen
Früchte w^aehsenund
ausdem
DornstrauchRosen
sprießen läßt, der zu jeder Zeit ausdem
ßtisen das Gute hervorgehen lassen kaini, gestattete dureli seinen göttliclienWink und
seine anbetungswürdige Weltregierung, daß der Plan Papas zur Aus-führung gelangte.Olme
seinWissen wurde
ernun
also aufgestellt als allgemeinesHaupt
für alle Bischöfeund
alle Christen des Orients.Dem-gemäß
erklärten sicli die Bischtife einverstanden mit demjenigen,was
derWesten
verordnet hatte,und
sie füi-ehteten sicli vor den dortigen (den westliehen) Bischöfen, daß diese sie zwischen zwei mäclitige Feinde setzen möchten, den christliclienKönigen
derRömer vom Westen und
denfrevlerischen Königen
der Perservom
Osten.Simeon
aber, der Archi-diakonus des Papa, wollte absolut von dieserneuen Ordnung
niclits wissen, strebte vielmehr danach, sie durch seine Elternim Namen
des Königs hinfällig zumachen. Papa
jedoch fand Mittelund Wege,
den Vater desSimeon
zugewinnen und
versprach ihm,daß
er für die Zeit nach seinemTode
ihn (den Simeon) zu seinem Nachfolger designieren Averde.Zu
dieser Zeitwurde
in der Grenzstadt (Nisibis) ein gottesfürehtigerMann,
Jakob, bekannt, derWunder
wirkte wie die Apostelund
Zeielien wie die Propheten. Dieser verbrachte oftmals ganze Näcliteim
Gebet gleich wie sein Herr,und
seine Vigilienund
sein Fastenwurden
ül)erall berühmt.Weil
er inWahrheit
ein göttlielierMensch
war, wollen wir später (S. 74) besonders über ihn berichten.Auch
unser Seri'ä, weil erim
Eifer der Liebe Gottes erglühte, ging viele Male ihn zu besuchenund
sichvon ihm
segnen zu lassen,und dann
unterhielten sieh die beiden miteinander.Nach
vielerMühe und
Plageohne Ende
verschied er (Seri'a) an einem Freitageim Sommer
des Jahres627
der (irieehenund wurde
mit großer Feierlichkeit in der Kirche beigesetzt.Die Chronik von Arbela.
73
XII. Joliaiiiuiu.
Xll.
Jöhannän.
Nacli
dem
waclis.anieiiund
eilrigeii Seri'a erhol) sich Jöhauiinu (Jo-hannes), der Bar Marjain (Sohn der Maria) genannt wurde, weil er gar so sehr die glückselige Maria liebte, die Gebärerin dessen, der dieWelten
wiederbelebtund
erneuert hat.Auch
dieser bekehrte vielVolk von
denHeiden und
Juden,und
deshalb hegten siegegen
ilm einen tödlichenHaß. Auf
ihr Betreibenwurde
er aus Arbela verjagt.Man
schickte Trabanten hinterihm
her, ihn zu töten, er aber verbarg sich, entging ihren Nachstellungenund
irrte lange inden
Dörfernund
Gebirgenum-her. Seine Liebe zu Gott entbrannte aber
mehr und
mehr, erwar
ihrerAufgabe
gewachsen,und
so gelang es ihm, viele Schafe in dieHürde
des Messias zu treiben.
Zu
dieser Zeit, als christlicheKönige
dieWelt
regiertenund
die Angelegenheiten der Kirche blühten, erhob die Hölle ihr Horn, öffnete sich ihr übelriechenderMund und
ließWorte
hervorgehen, welche den orthodoxenGlauben
befeinden; sie fand einen lügnerischen Arbeiter,um
ihre
Lehren
zu verbreiten, den heftigenund
verschlagenen Frevler Arius.Seine
Würde
nicht erkennend ^I^salm 49, i2)und
es zu den ül)erflüssigenDingen
rechnend,wenn
derSohn
Gottes des Schöpfers zu unsrer Er-lösung herabkonnnt, leugnete er die Gottheit des Messiasund
phantasierte,daß
der IMessias nicht Schöpfer, sondernGeschöpf
sei,daß
er niclit derSohn
Gottesvon
Natur, sondern nur in übertragenem Sinne sei.Seinet-wegen war
vielUnruhe im
ganzen Erdkreis,und
die Bischöfe, 318 an der Zahl, versammelten sich in der Stadt Nicäa,um
ilui als Irrlehrer nachzuweisen.Durch
die Zurüstung des Königs Konstantin gesegnetenAndenkens würde
es diesen Vätern ermöglicht, den Ariusund
jeden, der sich zu seinenLehren
bekannte, zu verfluchenund
festzustellen,daß
der Sohn, der Messiasvon
gleicher Natur wie sein Vaterund
mitihm
wesens-gleich ist.Zu
derselben Zeit zog Sapor II. derKönig
der Perser (309—
379),nach
den hohen
Gebirgsländern,um
die Feinde zu vernichten, welche aus den hohen, naheam Meer
gelegenen Bergen hervorgestürztwaren und
viele Dörfer verwüstet hatten.
Und
es Avar seine Absicht, viele StädtePhil.-hist. Mh. 1015. Nr. 6. 10
74
SACH au:
All. .Idlj.'iiin.ni.
des röinisclion G(4iiete.s zu zerstören,
was
auch gesclielien ist, wie wir später seilen w'erden.Jedermann
konnte wolil denken,daß
die Zeitge-kommen
sei für die Zerstörung der Kirchenund
für die P]ntwcihung der Heiligtümer. Gott aber, der jedes Ding, bevor es entsteht, kennt, schaute zuund
schwiegund
überantwortete uns der Ghit seines Zornes. ALs nämlicliKönig
Sapor IL, der ungefähr70
Jahre, von620
der Griechen bis690
regierte, erfahren hatte,daß
der siegreiclieKönig
Konstantin, der dieErde
mit der P'urcht vorihm
angefüllt hatte, gestorbenund
seinSohn
Constantius für die (kstliche Reichshälfte als sein Nachfolger eingesetzt war, dachte er,daß
für ihn die Zeitgekommen
sei,ohne
Hindernis dieLänder
der Christen zu erobernund
zog vor die Grenzstadt Nisibis.Wußte
er doch nicht,daß
eben diese Stadt nicht allein beschütztund
gefestigt
war
wie eineRose
unter Dornen, sondern durch denArm
desmächtigen Herrn, des
Königs
der Könige. Gott aber, der durch die Judith, einschwaches Wcüb,
denHochmut und
die Heerscharen des Holofernes erniedrigteimd
zuBoden
stürzte, der durch die Gebete einesfrommen
Weibes, der Esther, den FrevlerHaman
an den Galgen brachte, der durchSimson
dieTausende
der Philister vernichtete, Gott ließ auch jetzt denKönig Sapor von
der Stadt Nisibis abzielien infolge der Gebete desfrom-men und berühmten
Bischofs, des glorreichen Jakob.Als nämlich der Vater der
Stämme.
(Jakob) sah,daß
seineKinder
sich nach allen Seiten zerstreuten
und zum
(iespött unreinerDämonen
wurden, da stellte er sich wie Moses, der Erwählte des Herrn, in eine Bresche vor sie hin, ging hinauf auf die
Mauern
der Stadtund
ting an.Gott zu bitten,
daß
er entweder ihn töte oder seinVolk
errette vor denHeiden und dem
Tode.Der Herr
erhörte ihn. Siehe da. einHeer von
Insekten' erschien in der Luftund
ließ sich nieder auf dieArmee
des Sapor. Die Insekten drangen in die Nüstern der Pferdeund machten
sie wild
und
blendeten die Menschen, sodaß
ihnen nichts übrigbliel) als zu fliehen.Denn
sie fürchtetenwegen
dieser unnatürlichen Blindheit,daß
plötzlich das
Römerheer herankommen,
über sie herfallenund
sie vernichten könne,während
sie in solcherVerwirrung
waren. Einige Personen gingenliin
und
benachrichtigten den Constantiusvon dem
Vorfall,und
der priesund
dankte Gott für seine Güte, die er seinemKnecht Jakob
erwiesenLies
^OSuVi
stall^^O
Xm. bericlitigt von Bruckeliiiiiriii a.;i. ().Dil ChrDiiik von Arlula.
75
XII. ,I('ih:iriii:iii.
liatte. Dicilioiul zog der
König
(der Perser) <abund
schwor,daß
er das Bekenntnis der Renner aus seinenLändern
ausrotten werde.Jüliannän aber, der Bischofunseres Landes, weilte damals nicht unter seinen Schafen, sondern
war
seitdem
Jahre640
der Griechen hinabgezogen nach der Residenzsamt
anderen Bisch(")fen,um
einen gläubigenund
weisenMann
für den Beruf des Patriarchats zu wählen.Denn
derThron von
Seleucia Avarohne
Patriarchen infolge des beklagenswertenTodes
desMar
Pa]>a, der kurz vorher verschieden war.
Man
sagt,daß
er (Johannän) zwei Jahre dort in der Residenz verweilteund dann wegen
kirchlicher (ieschäftenach
Susiana reiste. Dortwar
er, als an alleMaupats
der Pro-vinzen der unbarmherzige Befehl erging, der bestimmte,daß
die ('bristenohne
Sclionung getötetund
ihre Kirchen zerstörtwerden
sollten.Am
6. Nisan (April), als der
König
in Susiana war,und im
31. Jahre dieses Frevlers, der nie in seinemLeben gewußt
hat,was
Barmherzigkeit ist, fing dasSchwert
an mitleidslos zu wüten,und
jeder, derden Mut
hatte zu sagen,daß
er Christ sei,wurde
getötet,Johannän
aber, der Bischofvon
Arbela, verließ damals Susianaund
erschien unter seiner Herde,um
dieLämmer und
Schafe zu hüten, dieihm
zurHütung
übergeben waren. SeinHerz wurde
voll Freude, als er sah, daß das Schwert, welches die Christen unseresLandes
vernichten sollte,noch
in der Scheide zurückgehalten wurde.Denn
Pagi'asp, derMaupat
des Landes, hatte sich mitden Großen
der Stadt dahin geeinigt, die Christen erstim Monat
Ilul (September) zur Zeit der Ernteund
des Ein-fahrens zu töten.Es
wird gesagt,daß
derKönig
bereute, diesen harten Verfolgungsbefehl erlassen zuhaben und
ihn aufzuheben wünschte, aberJuden und
Manichäer, die Feinde des christlichenNamens,
hetzten die Magier aufund
brachten ihnen die Ansicht bei, sie sollten nicht zulassen,daß
derKönig
das täte. Sie legten ihnen dar.daß
die Christen alle Spione derRömer
seien,und
daß nichtsim
(Perser-)Reiche vorgehe, das sie nicht ihren römischen Glaubensgenossen berichteten.Auch
seien sie alle reichund
führten ein ruhiges Dasein,während
derKönig
derKönige
in einmühe-vollesKriegs-
und
Schlachtenleben A^erwickelt sei, siedagegen
(die Christen) nicht inden
Krieg zögen, sondern allzeit in Frieden lebten.So
ändertendenn
die Magier durch ihre
Lügen den
Sinn des Königs,vmd
er erließnun
den Befehl,daß
die Christen doppelte Kopfsteuerzahlen solltenund
bestätigte den früheren Befehl,daß
sie fernerhinohne
Barmherzigkeitgetötetwerden
sollten.10*
76 S
A rn
AT*:
XII. .Ii'il.i;iiin;'iii.
Wir wurden nun
der Spott der TIeidciiund
Gottesleugner. Die Juden liöhnten unsund
s|)r;u'ln'n:»Wo
ist euer (lotty .letzt soll sicli doeli euer Messias erheben, der. der da mit SeliimpfaufGolgatlia gekreuzigt ist,und
soll euch helfen
und
eure Verfolger verniehten.Hat
er denn nicht zu eueh gesagt: Ich bin bei euch bis an dasEnde
der Welt.«Mehr
aber noch als dieJuden
S(dimähten uns die Manichäerund
acliteten uns Avie die Hefe des \'olkes.Der
Ilirtewurde
geschlagenund
dieHerde
zerstreut,denn
eswar
die Zeit der Finsternis,und
das Lichtwurde
A'erjagt.Ks war
die Zeit,
wo
dieMenschen
mit Gewaltgezwungtm
wurden, die passive, vergängliche Kreatur anstatt den .Schöpfer anzubeten.Wurden
doch der Sonne, welche Gott als eine Dienerin für dieMenschen
geschalTen hat,Opfer
und
(Jaben von denMenschen
dargebracht,und dem
Feuer, das für die Bedürfnisse derMenschen
geschahenworden
ist,wurden
die Kinder des LichtesTempel
zu bauen veranlaßt.Denn man
l)aute denDämonen
Feuertempel,um
die Kirchen des himmlischenKönigs
in den Ufen der N'ergessenheit zu schieben. über die Gottlosigkeit! o über die Auf-lehnungmid Empörung
der 3Ienschen (gegen Gottes Willen)!Und
wie jemand, der einen Strauch zerstören will, erst seinenSamen
verdirbt