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3 Ausstattung und Zustand des Natura 2000-Gebiets

3.3.7 Groppe (Cottus gobio) [1163]

Erfassungsmethodik Stichprobenverfahren Kartierjahr 2018

Konkrete Hinweise auf Groppen-Vorkommen im FFH-Gebiet gab es bisher aus der Dreisam bei Zarten, der Brugga, der Glotter und dem Ibenbach.

Von April bis Juni 2018 wurde in allen geeignet erscheinenden, im FFH-Gebiet liegenden Fließgewässern eine Potenzialabschätzung durchgeführt. Am 28. und dem 30.08.2018 wur-den in 15 Probestrecken Fischbestandserhebungen per Elektrofischerei (Gerät EFGI 650, Ausgangsleistung 650 W, Fa. BSE Bretschneider) durchgeführt. Die erfassten Groppen wur-den gezählt, nach Größenklassen unterschiewur-den und sofort wieder ins Gewässer zurückge-setzt. Neben den eigenen Befischungen wurden frühere Daten der Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg (FFS 2017) aus den Jahren 2014 - 2017 mit ausgewertet (Tabelle 10).

Tabelle 10: Lebendnachweise der Groppe im Natura 2000-Gebiet seit 2014. Farblich hinterlegt sind die Ergebnisse der Untersuchungen für den Managementplan.

Gewässer Lage Datum Anzahl Kommentar

Brugga Höhe Schütterlehof 02.09.2014 65

Elektrobefischung auf einer Strecke von 170 m, keine Unterscheidung in juvenil und adult im Protokoll Dreisam In Zarten 09.09.2014 148 Elektrobefischung auf einer Strecke

von 130 m Glotter Höhe Gschwanderhof 11.09.2014 24

Elektrobefischung auf einer Strecke von 100 m, keine Unterscheidung in juvenil und adult im Protokoll Ibenbach Höhe

Schlegelhansen-hof 11.07.2016 1 Elektrobefischung auf einer Strecke

von 40 m, Eigene Daten Ibenbach Höhe

Schlegelhansen-hof 27.07.2016 1 Elektrobefischung auf einer Strecke

von 25 m, Eigene Daten Ibenbach Höhe

Schlegelhansen-hof 30.08.2016 3 Elektrobefischung auf einer Strecke

von 25 m, Eigene Daten Ibenbach Höhe

Schlegelhansen-hof 05.12.2016 1 Handfang auf einer Strecke von 25 m,

Eigene Daten Glotter Zwischen Klausenhof

und Lenzerhof 16.08.2018 1 Handfang während Detailkartierung Flusskrebse

Glotter Glottertal Sonne 30.08.2018 45 Elektrobefischung auf einer Strecke von 50 m

Glotter Glottertal Hilzingerhof 30.08.2018 18 Elektrobefischung auf einer Strecke von 50 m

Glotter Glottertal Ränke 30.08.2018 33 Elektrobefischung auf einer Strecke von 50 m

Dreisam Steinacker, Mündung

von NN-MQ7 26.04.2018 1 Handfang während Potenzialabschät-zung

Dreisam Höhe Zarten Heuweg 08.06.2018 6 Handfang während Potenzialabschät-zung

Brugga Oberried 28.08.2018 15 Elektrobefischung auf einer Strecke von 60 m

Brugga Östlich von Engenberg 04.10.2018 1 Vor Auftaktveranstaltung Ibenbach St. Peter Oberibental

Allmend 28.08.2018 11 Elektrobefischung auf einer Strecke von 50 m

Zastlerbach Kirchzarten südl

Fi-scherrain 08.06.2018 2 Handfang während Potenzialabschät-zung

Zastlerbach Kirchzarten Rotmatte 28.08.2018 40 Elektrobefischung auf einer Strecke von 50 m

Hagenbach Kirchzarten südl

Fi-scherrain 08.06.2018 2 Handfang während Potenzialabschät-zung

NN-JR6 Kirchzarten Rotmatte 07.08.2018 3 Handfang während Detailkartierung Flusskrebse

Erhaltungszustand der Lebensstätte der Groppe LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten -- 2 -- 2

Fläche [ha] -- 9,35 -- 9,35

Anteil Bewertung an LS [%] -- 100 -- 100

Flächenanteil LS

am Natura 2000-Gebiet [%]

-- 0,42 -- 0,42

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung

Die am Gewässergrund lebende Groppe ist eine in den Bächen der Forellenregion naturraum-typische und im Schwarzwald häufig anzutreffende Kleinfischart. Grundvoraussetzung für ihr Vorkommen ist neben einer sehr guten Wasserqualität ein reich strukturiertes, steiniges Sub-strat. In der Laichzeit zwischen Februar und Mai legen die Männchen unter großen Steinen oder Wurzeln Aushöhlungen an, an deren Decke die Weibchen ihre Eier heften. Die Männchen betreiben Brutpflege, wobei sie die Eier bewachen und mit sauerstoffreichem Frischwasser befächeln. Die dämmerungsaktiven, bodennah lebenden Fische verstecken sich tagsüber un-ter Steinen, die mindestens ihrer Körpergröße entsprechen müssen. Zur Vollendung ihres Le-benszyklus benötigt die standortstreu lebende Groppe daher ein kleinräumiges Mosaik ver-schiedener Hartsubstrate (Kies- und Steinfraktionen). Bereits niedrige Abstürze und Schwellen sind für diese Fische, die keine Schwimmblase besitzen, kaum zu überwinden.

Die Populationen der Groppe im Glottersystem und im Zartener Becken sind voneinander iso-liert. Es werden folglich zwei Erfassungseinheiten abgegrenzt.

• Erfassungseinheit 1, Metapopulation Zartener Becken:

Die Groppe kommt im Zartener Becken in der Brugga (inkl. Mühlbach und Seitengrä-ben), der Dreisam, dem Krummbach (=Zastlerbach), dem Wagensteigbach und den namenlosen Bächen NN-JR6 und NN-MQ7 vor. Der Ibenbach wird vom Bürleshof bis zur Mündung in den Wagensteigbach besiedelt. Die gesamte besiedelte Fließstrecke beträgt etwa 20 km. Der Großteil der Gewässer im Zartener Becken bieten der Groppe sehr gute Habitatbedingungen, d.h. die Habitatqualität für die Groppe kann als sehr gut bezeichnet werden – Wertstufe A.

Bei den Elektrobefischungen wurden auf drei Probestrecken im Zastlerbach, Iben-bach und der Brugga insgesamt 66 Groppen aus drei Größenklassen (auf einer Stre-cke von 160 m) nachgewiesen. Bei den Flusskrebsuntersuchungen wurde die Grop-pen zudem in der Dreisam, im Hagenbach sowie im namenlosen Bächlein NN-JR6 gesichtet. Es wird geschätzt, dass aktuell noch etwa 20.000 Individuen innerhalb der Erfassungseinheit leben. In der Summe wird der Zustand der Population im Zartener Becken mit gut bewertet – Wertstufe B.

Im Jahr 2018 trockneten die Dreisam und der Wagensteigbach auf langen Strecken-abschnitten aus, und zahlreiche hier lebende Groppen fielen der Trockenheit und Hitze zum Opfer. Sicherlich hat sich dieser trocken-heiße Sommer negativ auf die Bestandsentwicklung ausgewirkt. Im FFH-Gebiet ist die Landwirtschaft hauptsächlich durch extensive Beweidung und Grünlandwirtschaft geprägt. Mit Einträgen aus den angrenzenden Flächen ist zu rechnen. Im Dietenbach kam es zum Beispiel am 05.04.2018 zu einem Gülleunfall inkl. Fischsterben (WEISSER mündl. 2018). Es ist anzunehmen, dass dabei auch der Vorfluter, die Brugga, in Mitleidenschaft gezogen wurde, was für die Groppe und alle weiteren Fischarten eine temporäre Beeinträchti-gung darstellte. Zudem besteht eine BeeinträchtiBeeinträchti-gung der Wasserqualität des Wa-gensteigbachs durch Einleitungen der Kläranlage St. Märgen (RIEDMÜLLER ET AL.

2019). Durch diese und die Kläranlagen in St. Peter und Hinterzarten gelangen wei-tere Einleitungen in die Dreisam (RIEDMÜLLER ET AL. 2019). Da in den übrigen Gewässern kaum Defizite festgestellt wurden, werden die Beeinträchtigungen mit mit-tel bewertet – Wertstufe B.

Insgesamt ist der Erhaltungszustand der Erfassungseinheit gut (B).

• Erfassungseinheit 2, Glotter

Die Groppe wurde in der Glotter von der westlichen Gebietsgrenze bis etwa auf Höhe des Bühlhofs auf einer Fließstrecke von ca. 7,5 km nachgewiesen. Die Glotter ist ein dynamischer, relativ naturnaher Mittelgebirgsbach mittlerer Größe mit zahlreichen Laichhabitaten und Versteckmöglichkeiten für die Art. Innerhalb der Population sind einige, speziell für die Groppe, nicht überwindbare Querbauwerke vorhanden. Die Habitatqualität ist als gut zu bewerten – Wertstufe B.

Bei den drei Elektrobefischungen an der unteren Gebietsgrenze, auf Höhe des Hilzin-gerhofs und im Gewann Ränke wurden auf einer Strecke von 150 m insgesamt 96 Groppen nachgewiesen. Die Bestandsgröße entspricht damit den Erwartungswerten für einen Mittelgebirgsbach. Insgesamt kann von einem seit Jahren stabilen und re-produzierenden Bestand von etwa 6000 Individuen im FFH-Gebiet ausgegangen wer-den, und der Zustand der Population wird mit gut (B) bewertet.

Vom Kandelbächle und vom Hartererbächle aus kam es im Jahr 2018 zu Gewässer-verunreinigungen. Diese hatten sehr wahrscheinlich auch Auswirkungen auf die Groppenbestände in der Glotter. Weiterhin sind in der Glotter mehrere, für Groppen nicht überwindbare Wehre vorhanden. Die Beeinträchtigungen im Glottersystem wer-den als mittel eingeschätzt – Wertstufe B.

Insgesamt ist der Erhaltungszustand der Erfassungseinheit gut (B).

Verbreitung im Gebiet

Die Groppe bildet sowohl im Glottertal als auch im Zartener Becken (Dreisamtal) große Be-stände. Trotz geeigneter Habitateigenschaften fehlt die Art allerdings im Föhrentalbach.

Bewertung auf Gebietsebene

Die Habitatqualität ist in beiden Erfassungseinheiten aufgrund der naturnahen besiedelten Ge-wässer sehr gut. In nahezu allen besiedelbaren Bächen wurden gesunde, reproduzierende Groppenbestände in mittleren und hohen Dichten nachgewiesen. Beeinträchtigt werden die Vorkommen allerdings zunehmend durch extreme Wetterereignisse (Austrocknung, Erwär-mung der Gewässer und Starkregenereignisse), insbesondere im Wagensteigbach und in der Dreisam, Gülleunfälle (Dietenbach, Kandelbächle, Hartererbächle) und abschnittsweise durch nicht überwindbare Querbauwerke. Der Erhaltungszustand auf Gebietsebene wird insgesamt als gut (B) bewertet.