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Grammatische Bedeutung gleich Außerungsbedeutung

Im Dokument Die Legende vom bulgarischen Renarrativ (Seite 193-199)

6. Die semantische Invariante der kopulalosen /-Periphrase im Bui- garischen und ihre Rolle bei der Realisierung entsprechender garischen und ihre Rolle bei der Realisierung entsprechender

6.2. Zum unterschiedlichen semantisch-pragmatischen Status der kllP-Verwendung

6.3.1.2. Grammatische Bedeutung gleich Außerungsbedeutung

Will man in der Bedeutung eines bestimmten morphologischen Konstrukts nicht nur die Grundlage für entsprechende semantische oder pragmatische Funktionen sehen, muß sie einen gewissen Grad an Selbständigkeit aufweisen, d.h. auch als Äußerungsbedeutung auftreten können.310 Die bulgarische kllP ist dazu grundsätzlich in der Lage, wie die Beispiele dieses Abschnitts demonstrieren sollen. Es ist dabei zwischen zwei Vorkommensweisen zu unter- scheiden, und zwar zwischen der Prädikation mit einfachen lexikalischen Einheiten bzw. Ver- ben, und der Prädikation mit Hilfe von Phraseologismen, bei denen von der Interpretation der Oberflächenstruktur, d.h. des phraseologischen Bildes, die eigentliche Bedeutung der Sprach- einheit abhängt.

Bei der in den Belegen (151) und (152) vorliegenden lexikalischen Prädikation werden von 193

309 Das is( auch die Erklärung für den Effekt von Langeweile, die dieser (Wieder-)crzählstil, wenn er nicht ex- pressiv angcreichcrt wird, mit sich bringt, und ftir das Zurückgrcifen auf den Aorist bzw. Imperfekt in der Belletristik und Publizistik.

3 1 0 Dieser Gedanke spielt unter Umständen eine wichtige Rolle bei der Abgrenzung von bestimmten semanti-

sehen Funktionen, die von entsprechenden morphologischen Formen ausgeübt werden, und der Postulierung neuer ״Modi“, worauf in Kapitel 9 zurückzukommcn sein wird.

der kllP durchgängig resultative Verben erfaßt, bei denen der Kopulaausfall im Vergleich zur kelP keine nennenswerten semantischen Akzentuierungen mit sich bringt. Eine Unterstrei- chung der Zustandserreichung auf diesem Weg ist im Beleg (152) vollkommen fakultativer Natur. In (151) erfüllt sie zusätzlich den Zweck, die mit dem unvollendeten Aspekt nicht zum Ausdruck gebrachte Erfassung beider Handlungsgrenzen311 aus Sicht eines nachgelagerten Betrachtungspunktes312 in Richtung eines ״ echten“ Zustandes zu kompensieren, um die Basis für die anschließend einsetzende Handlung zu schaffen, vgl.:

(151) Ние все още сме при "Kora?" и доста далече от "Как?", намесих се аз, но ста гнем ли дотам, ще трябва да ми разкажете колко души вече сте среіцнали, конто цял ж ивот са чакали нещо и конто, когато то най-на- края се сбъдвало. са извиквали: "Най-после!" (Кант / Красивата Е л и зе - Übers, aus dem Deut.) [Wir sind noch bei Wann? und längst nicht bei Wie?, sag- te ich, aber wenn wir dort sind, werden Sie mit erzählen müssen, wie vielen Menschen Sie schon begegnet sind, die ein Leben lang auf etwas gewartet haben und die, als es dann kam. Endlich! gerufen haben.]

(152) На Констадиновден отиваме с баджанака да косим и какво да видим:

цъфнали ония детелини, нашарени с мак, зачервили се ония ми ти че- реши, бръснали ония благи миризми, та събрали всичко в гората, дето е крилато, мед да пие! (Хайтов / Древо без корен) [Am Konstantintag bin ich mit meinem Schwager mähen gegangen und was sehen wir: blühender Klee, durchsetzt mit Mohn, rote Kirschen und sich überall verbreitende Düfte, die alles im Wald versammelt haben, was Flügel hat, um Honig zu trinken!]

Der Prädikation mit Hilfe von zustandsexplizierenden Phraseologismen kommt an dieser Stelle eine besondere Bedeutung zu, weil damit eine Erklärung für den Fakt geliefert wird, warum die Einheiten dieser semantischen Klasse sowohl in Form einer kelP als auch kllP auftreten können, vgl. dazu ausführlicher Levin-Steinmann (1999c).

In diesem Fall dient das Verfahren des Weglassens der Kopula dem Zweck, die Ebenen der eigentlichen Phraseologismusbedeutung und der Bedeutung des phraseologischen Bildes mit- einander in Einklang zu bringen, vor allem dann, wenn in das entsprechende Bild nichtresul*

tative Verben eingehen, vgl. Beleg (153):

(153) - А ако няма друг начин? А ако това е естествено развитие на нещата, ако така трабва да става, ако това е заложено в човека!...

- Не - каза сценаристьт. - Много ти се иска да е заложено. Значи, в 194

3 1 1 Der Einsatz des unvollendeten Aspekts wird entweder durch den Bezug der Handlung auf mehrere Personen

und/oder durch die Fokussierung von *Verlaufsdauer’, die den erstgenannten Punkt prinzipiell in sich ein- schließen kann, motiviert.

5 1 2 Eine Nachlagerung des Betrachtungspunktes setzt das Vorliegcn des Aoristmorphems voraus, wovon ich

hier ausgehe.

един е заложено, а в другите не, а? Значи, в нас е заложено, а другите кучета ги ял и. а? (Стратиев / Диви пчели)

[- Und wenn es nicht anders geht? Wenn es die einzig mögliche Entwicklung der Dinge ist, wenn es so sein muß, wenn es so im Menschen angelegt ist!...

- Nein - sagt der Szenarist. - Wenn es nach dir geht, ist es ״ angelegt“. Das heißt, in dem einen ist es angelegt und in dem anderen nicht, was? Soll heißen, in uns ist es angelegt und die anderen sehen leer aus. ja?]

In den Fällen, in denen das prädikative Zentrum von resultativen Verben getragen wird, ist prinzipiell auch das Auftreten der Kopula möglich, wenn dadurch der Prozeßcharakter der Handlung nicht allzusehr in den Vordergrund gerückt wird und damit in Widerspruch zur Phraseologismusbedeutung gerät. Genau das würde in bezug auf den Phraseologismus in (154) eintreten, vgl.:

(154) Така Йоахим всяка вечер, минал не минал четвърт час след вечерята, го [Ханс] к а р а т е да лягат и то бе добре... (Ман / Вълшебната планина - Übers, aus dem Deut.) [So drängte denn Joachim abends schon nach einer Vier- telstunde aus der Gesellschaft fort in die Liegekur, und das war gut...] (Mann / Der Zauberberg)

für den man sich höchstens noch folgende Realisierungsweise минал ли e не минси?п vor- stellen könnte.

Das Verhalten der Kopula, bezogen auf die 3.P.Sg. bzw. Pl., innerhalb von Phraseoiogis- men ist deshalb von besonderem Interesse, weil es wie in keinem anderen Fall das Wirken be- stimmter Ausgleichsmechanismen zwischen der Oberflächenstruktur und der durch sie er- zeugten Bedeutung offenlegt, die in bezug auf den aktuellen Gebrauch sog. normaler Sprach- einheiten bestenfalls angenommen werden können. Mit Ausgleichsmechanismen sind an die- ser Stelle Funktionen gemeint, die der immer präsenten Bedeutung von Aspekt, Tempus und Verbsemantik entweder entgegenwirken oder diese unterstützen und die über die Kopula ge- regelt werden.314

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3 1 3 Die Bindung einer Kopula an das zweite Verb halle ich aus den genannten Gründen für ausgeschlossen.

3 1 4 Das procedere des Ausgleichsmechanismus darf man sich nicht so vorstellen, daß der Phraseologismus

zunächst aus einer kelP bestanden hat und danach der Kopulaausfall erfolgte. Es ist vielmehr davon auszu- gehen, daß die Kopula bei den entsprechenden Einheiten von Anfang an ausgespart worden ist, also bereits bei der Bildung des Phraseologismus ein Ausgleich zwischen Verb-, Aspekt- und Tempussemantik stattge- funden hat. Wenn in Phraseologismen diesen Typs die Kopula dennoch auftritt, dann ist das als Folge der im Sprachbewußtsein verfestigten Phraseologismusbedeutung einerseits und der Fokussierung der Partizip- bedeutung andererseits zu werten. Fälle wie diese treten jedoch selten auf. vgl. Levin-Steinmann (1999c).

6 3 .1 3 . Zustandskonstatierung und Imperzeptiv ־ vom Mythos der Untrennbarkeit beider Merkmale

In Abschnitt 4.2. wurden einige Mutmaßungen getroffen, welche Gründe es für die Bildung des Perfekts und sein rasantes Vordringen in die verschiedensten Funktionsbereiche gegeben haben könnte. Es wurde in diesem Zusammenhang vor allem die notwendig gewordene Dar- Stellung von Sachverhalten abstrakten Charakters erwähnt. Diesem Umstand ist es zu verdan- ken, daß das Perfekt immer mehr in den Aktionsradius des Imperzeptivs gelangte und damit in gewissem Grad in Opposition zu den Verwendungssphären des Aorists und Imperfekts. Die Erklärungen für den immer häufiger zu beobachtenden zielgerichteten Kopulaausfall in der 3.P.Sg. und Pl., d.h. die sich im Laufe der Zeit verstärkende Bindung der kllP an bestimmte Funktionsbereiche, stehen in einem gewissen Wechselverhältnis zu diesem semantischen Merkmal.

Wie allerdings auch für den Gebrauch des türkischen Suffixes mi$ nachgewiesen wurde, ich erinnere besonders an Johanson (1971: 280), handelt es sich beim Imperzeptiv aus syn- chroner Sicht nicht um eine invariante semantische Größe, die definitiv jeder mit Hilfe der kllP realisierten Zustandskonstatierung und der renarrativischen Lesart zugrunde liegen muß.315 An dieser Stelle sind meiner Meinung nach bestimmte Ergebnisse zum Thema JEvi- dentialität“ speziell in bezug auf die Einordnung des bulgarischen Systems zu relativieren.316 Daß die Nichtbezeugtheit des Geschehens in Verbindung mit einer durch die kllP zum Aus- druck gebrachten Zustandskonstatierung nicht zwangsläufig zu einem obligatorischen Be- standteil der Äußemngsbedeutung erwächst, beweisen entsprechende, in diesem Abschnitt angeführte Belege. Zur Bestätigung dieser Konstellation werden wiederum die deutschen

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Originalvorlagen herangezogen, die den Übersetzer zur Wahl der entsprechenden Mittel т о - tiviert haben.317

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3 1 5 Daß das besagte Merkmal diachron betrachtet den Ausschlag dafür gegeben hat, entsprechend markierte

Handlungsschilderungen an andere Tempora als den Imperfekt und Aorist zu binden, halte ich dagegen für sehr wahrscheinlich, vgl. dazu die Ausführungen in Kapitel 8.

3 , 6 Ich denke hier besonders an die in zahlreichen Monographien zu diesem Thema, z.B. Haarmann (1970),

Evidentially (1986), Evidential (2000) oder Willett (1988), vertretene Auffassung, daß der Renarrativ al- lein auf der Nichtbezeugtheit der Handlung auíbaut. Inwieweit eine Revidierung dieser Sichtwcise auch auf andere Sprach(gruppcn) auszudehnen ist und Zweifel an einem prinzipiell universalistischen Charakter des Imperzeptivs berechtigt sind, müssen entsprechende Forschungen erst noch erbringen.

3 1 7 Es ist natürlich in keinem Fall ganz auszuschlicßcn, daß der Übersetzer im konkreten Fall einer ganz andc-

ren Logik gefolgt ist. Ich werde deshalb versuchen, mehrere mögliche Siiuationsinicrpretaiionen in die Analyse cinzubeziehcn.

Aus der überschaubaren Gesamtkonstellation der Geschehnisse in (155) - es handelt sich um eine kürzere Erzählung - , geht klar hervor, daß die besagte Mitteilung an den Erzähler per- sönlich erfolgt ist, d.h., der Erzähler war in diesen Mitteilungsprozeß involviert, vgl.:

(155) Скъпи наследнико в службата, колко е лесно да се допусне, че питаш ти cera, наистина ли сме започнали разследване, след като някакъв млад м ъж ни съобшил- че компанията му от влака изчезнала от него- вия поглед. (Кант / Красивата Елизе - Übers, aus dem Deut.) [Mein lieber Amtsnachfolger, wie leicht zu ahnen, wirst da dich jetzt fragen, ob wir tatsäch- lieh eine Untersuchung in Gang setzten, nachdem ein junger Mann uns gemeldet hatte, ihm sei die Reisebegleitung aus den Augen gekommen.] (Kant / Schöne Elise)

Selbst wenn man davon ausgehen würde, daß die Verwendung dieser kllP im Zusammenhang mit dem Verbum dicendi питам steht und von der Stelle an die Aussage als Renarrativ318 zu werten ist, bleibt der Fakt der ‘Bezeugtheit’ des Vorgangs aus Sicht des Erzählers bestehen und wir hätten es mit einem analogen Beispiel der Interpretation wie in (34)... Иван заминал за Париж... aus Abschnitt 1.2.2.5. zu tun.319 Die Zugrundelegung einer angenommenen Wie- dergabe fremder Rede über den Punkt разследване (nach links) hinaus320 scheint mir in die- sem Fall allerdings zu weit hergeholt, wie auch die deutsche Vorlage belegt. Das Original bestätigt im Gegenteil meine Version der Zustandskonstatiening durch die Verwendung des Plusquamperfekts, das meinen Beobachtungen zufolge vor allem dann mit der kilP übersetzt wird, vgl. auch Beleg (157), wenn die Erreichung eines Handlungsergebnisses besonders un- terstrichen werden soll.

Bei der Bewertung von Beleg (156) spielt die Erzählperspektive eine entscheidende Rolle.

Es ist in dem Zusammenhang die Frage zu beantworten, ob bei der Wiedergabe des Gesprächs die jeweiligen Sprecher nach Vorgabe des Originals ihre Identität wahren, d.h., ob die Person des jungen Mannes selbst zu Wort kommt oder ob er an verschiedenen Stellen durch den Ge- sprächspartner - den eigentlichen Erzähler der Geschichte, der selbst kein Zeuge des Gesche- hens war -, verdrängt wird. Letzteres scheint hier - und damit auch der Renarrativ - durch Verwendung der kllP signalisiert zu werden. Der Kriminalist schiebt sich in diesen Passagen

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3 1 8 Das Vorliegen des Renarrativs ist auch deshalb unwahrscheinlich, weil sich der Sprecher in dem Fall ein•

deutig auf keine tatsächlich staugefundene Äußerung einer anderen Person bezieht, sondern diese nur ima׳

ginär ist. d.h. nur in der Vorstellung des Sprechers existiert.

3 1 9 Die Diskussion von Grenzfällen dieser Art erfolgt ausführlicher im nachfolgenden Abschnitt 6.3.1.4. Zu

dem vorliegenden Beispiel sei noch hinzugefügt, daß das Personalpronomen ни in Form eines deiktischen Mittels zusätzlich auf die persönliche Involviertheit des Sprechers in das Geschehen verweist.

320 Zweifellos handelt es sich bei dem von съобщил abhängenden Nebensatz um die Realisierung des Rcnarra- livs, allerdings von einem anderen Sprecher getragen.

in den Vordergrund, wodurch in gewisser Weise vom Erzählstil des Originals abgewichen wird, vgl.:

(156) Предупредих го да се въздържа от многото "значи" и да каж е кога е видял тази Елизе за пръв път.

На 2 август около 21 часа и 34 минута. Това е времето на тръгването по разписание и влакът е потеглил, когато стрелката отскочила на че־

тири след девет и половина, а момичето високо и въодушевено изви- к ало: ״Ах, точно!״ (Кант / Красивата Елизе - Übers, aus dem Deut.) [Ich ermahnte ihn, sich mit den Alsos noch zurückzuhalten und zu sagen, wann er diese Elise zum erstenmal gesehen habe.

Am 2. August um 21.34 Uhr. Das ist die fahrplanmäßige Abfahrtszeit, und der Zug ist angeruckt, als der Uhrzeiger auf vier nach halb zehn gesprungen war, und das Mädchen hat ganz laut und begeistert gerufen: Oh, pünktlich!] (Kant / Schö- ne Elise)

Die Möglichkeit des Sprecherwechsels ist in (157) dagegen ausgeschlossen. Die betreffende Passage wird von einem omnipräsenten Beobachter erzählt und - wie bereits in einigen der letzten Kontexte - betrifft es wieder eine dem Hauptgeschehen vorangegangene Handlung, die mit der kllP wiedergegeben wird, vgl.:

(157) Улиците бяха тихи, хората си седяха у дома и се пазеха. Месарят Прал, конто, застанал с ръце в джобовете на панталоните пред вратата на къ- щата си, извикал с гръмовния си глас: "Ама това наистина е прекале- но, наистина!.״ ״ - беше просто, бум, застреляй в главата (Ман / Буден- брокови - Übers, aus dem Deut.) [Die Straßen lagen still, die Leute saßen in ih- ren Häusern und hüteten sich. Schlächtermeister Prahl, der mit den Händen in den Hosentaschen vor seiner Tür gestanden und mit seiner dröhnenden Stimme gesagt hatte: ״ Dat is ja denn doch wohl zu arg, is det denn doch woll! “ - war einfach, bauz, vor den Kopf geknallt worden...] (Mann /Buddenbrooks)

Eine hundertprozentig ״ richtige*‘ Interpretation des Einzelbeispiels ist in bezug auf die obigen Belege allerdings nicht so entscheidend. Viel wichtiger ist die aus der Übersetzungspraxis zu ersehende Tatsache, daß in der Alltagssprache sehr oft weit von der renarrativischen Lesart entfernte und als Faktkonstatierung identifizierbare Sachverhalte mit Hilfe der kllP dargestellt werden, was übrigens in nicht wenigen bulgarischen Dialekten schon immer gang und gäbe ist, vgl. Koseska-Toszewa (1977).

Daß man aber nicht so weit gehen muß, beweisen die immer wieder zitierten und schon als

״ klassisch“ in diesem Zusammenhang zu bezeichnenden Beispiele wie ,*Ах, то вдлялоѴ [Ach, das regnet ja!], ,,# гледай, той четял, беГ [Ja sieh einer an, er liest!] (Иванчев 1976b [1973]: 359) oder ״ Колко t u си била красива!“ [Wie schön du doch bist!!.

Verfolgt man konsequent die von mir aufgestellte These, daß es sich beim Admirativ um eine von anderen Bedeutungen abhängige, sie überzeichnende Reaktion und damit pragmatische Funktion handelt, dann ist in den oben genannten Fällen von der Zustandskonstatierung als der ihn stützenden Bedeutung auszugehen. Die entsprechenden sichtbaren (sic!) Zustände bzw. als Zustände begriffenen Handlungen werden mit Hilfe des unvollendeten Aspekts der als kllP verwendeten Verben als andauernd im Moment der Rede und darüber hinaus betrach- tet. Es vollzieht sich nach Civ’jan ein ״ ...резкий перепад между состоянием ״незнания״

и состоянием внезапного приобретения знания“ (Цивьян 1990: 162) [... ein schroffer Übergang von dem Zustand des ״Nicht-Wissens“ in den Zustand des Wissenerwerbs], wobei in diesen konkreten Fällen der Wissenserwerb durch Perzeption der Sachverhalte selbst und nicht aus ihnen resultierender ״ Spuren“ erfolgt. Eine Argumentation in dem Sinne, daß in die- sem Fall nur die erste, ״ noch nicht bezeugte“ Phase der Handlung für die Beurteilung der se- mantischen Verhältnisse relevant ist, scheidet meiner Meinung nach aus, weil nur die Ge- samtheit aller Phasen zu der entsprechenden semantischen Aussage führt.

Im Dokument Die Legende vom bulgarischen Renarrativ (Seite 193-199)