• Keine Ergebnisse gefunden

Zu Gast in der mhh

Im Dokument mhh International (Seite 34-37)

Dr. Yun Ding:

Sie hat für ein Jahr Peking mit Hannover getauscht, forscht und arbeitet an der mhh

Wie eine glänzende Schlange mit orangefarbenem Kopf win-det sich die E-Lok mit den silberfarbenen Anhängern durch die »Katakomben« der M H H. Geladen hat sie hellblau-, rot- und dunkelblau-weißgestreifte Wäschesäcke. Am Ende des schwarzen Tunnelauges erreicht sie den hell erleuchteten Keller des Gebäudes K17. Hier riecht es wie in einem großen Korb voller Schmutzwäsche: In den Stofffasern hängende, menschliche Ausdünstungen vermischen sich mit abgestan-dener Luft. Willkommen auf der »schmutzigen Seite« der

M H H-Wäscherei, 1.000 Quadratmeter Platz für dreckige Kittel, Laken, OP-Kleidung und vieles mehr.

In den an der Wand aufgestellten zwei Meter hohen Körben aus Draht sind die Säcke nach Farben sortiert. In den grünen Beuteln steckt die OP-Kleidung, in den weiß-blau gestreiften die Stationswäsche. Ditmar Breskott zieht die ver-packten Säcke an einem Haken in die Höhe, ein elektrischer Lift schont seine Muskelkraft. Vorher öffnet er den Gummi-knebel, der die Wickelsäcke zusammenhält. »Sie werden mit gewaschen, da deren Inhalt infektiös sein könnte, des-halb müssen unsere Mitarbeiter diesen Kontakt vermeiden«, erklärt Heidrun Bornemann, Leiterin der Wäscherei.

50 Kilogramm dürfen in die große, 35 Kilogramm in die klei-ne Waschmaschiklei-ne. Bevor der Waschgang beginklei-nen kann, transportiert der Lift die Wäsche bis unter das Dach. Sortiert nach Farben fallen die Säcke in die Trichter der pausenlos arbeitenden Groß-Maschinen. In zehn mannshohen Kam-mern laufen die Waschgänge parallel zueinander ab: Zirka eine halbe Stunde dauert es, bis der letzte Gang die Klei-dungsstücke, Decken oder Kissen auf das schwarze Laufband spuckt. Selbst die Zufuhr von Waschmittel, Ameisensäure, Weichspüler und Essigsäure ist automatisch gespeichert.

Zirka 211 Mal am Tag entleeren sich die Säcke über den offenen Kammern. Rund acht Tonnen können so von den Mitarbeitern jeden Tag gewaschen, sortiert, geplättet und zusammengelegt werden. Nur, wenn irgendwo ein Sack zwischen Keller und Dach hängen bleibt, greifen Men-schenhände ein.

Es sind Wäscheberge, die Alexander Drude aus Kasachs-tan, Erdal Ucar aus der Türkei und Johann Frese aus Kirgisien auf der »sauberen Seite« sortieren. Die Kollegen stehen vor den Öffnungen der Waschstraßen. Ob die Wäsche vorher korrekt sortiert war, stellt sich jetzt heraus. »Es passiert In der Wäscherei arbeiten 45 mhh-Beschäftigte unter extremen Bedingungen, 25 von ihnen kommen aus dem Ausland

immer wieder, dass wir ehemals weiße Kleidung mit grünlich oder bläulichem Schimmer finden«, sagt Alexander Drude.

Im Keller roch es streng, dafür war es ruhig. Hier in der großen Halle lärmt, zischt und rumpelt es überall. Viele der Maschinen funktionieren mit Druckluft, daneben rotiert der über 24 Jahre alte Trockner. Davor stehen die kleine und die große Heißmangel, die mit saugenden Geräuschen meter-große Wäschestücke einziehen. Ursula Bock, Spätaussiedlerin aus dem polnischen Teil Schlesiens, die Deutsche Petra Schulze und der aus der ehemaligen Sowjetunion stammende Josef Basgall können sich an den Geräten nur schreiend verständi-gen – auf Deutsch. Auf der anderen Seite der Heißmangel sitzt Vukosawa Nikolic aus dem ehemaligen Jugoslawien.

Schnell und wie automatisiert legt sie die geplätteten blauen Hosen für das Klinikpersonal zusammen. Sie reagiert nicht auf den Wagen, der gerade quietschend vorbei geschoben wird. Den Lärm sind die Mitarbeiter gewohnt, dagegen hel-fen auch Ohrstöpsel. Unter der ständigen Hitze im Sommer leiden sie mehr. »Die Wäscherei ist Ende der sechziger Jahre gebaut, das Gebäude ist nicht nach heutigem Standard iso-liert«, sagt Heidrun Bornemann.

»Aus der Sauna in die Tropen«, so muss sich Tiina Swat aus Finnland gefühlt haben, als sie das erste Mal hierher kam.

»Im Sommer steigt das Thermometer schon mal auf über 34 Grad«, sagt die 34-Jährige. An der Stirnseite der Halle bereitet sie die Abteilungsbestellungen vor: Hinter 20 Wagen verborgen, stehen hier die Regale mit der frisch gewaschenen Wäsche. Von hier aus werden sie mit den Wäschewagen wieder in den Keller gebracht. Dort wartet dann die E-Lok, um wieder im schwarzen Tunnelauge der M H H mit frischen Sachen zu entschwinden.

Meike Jungesblut und Kristina Weidelhofer Titel mhhInternational mhhInfo Oktober/November 2005

(ina) In der Wäscherei arbeiten 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

25 von ihnen sind Ausländer, zwölf davon sind mittlerweile einge-bürgert. Die Beschäftigten kommen aus sieben Ländern: Finnland, dem ehemaligen Jugoslawien, der ehemaligen Sowjetunion, Türkei, Polen, Portugal und Spanien.

25 Menschen aus sieben Ländern

1 Schwer beschäftigt: Die Türkin Nuriye Koch ist mit einem Deutschen verheiratet und seit rund neun Jahren an der mhh

2 Verstehen sich(von links): Alexander Drude aus Kasachstan, Erdal Ucar aus der Türkei und Johann Frese aus Kirgisien sortieren die Wäsche 3 Ordnung muss sein:Der gebürtige Serbe Slavısa Mitovski ist seiner großen Liebe gefolgt, seit vier Jahren in Deutschland und fühlt sich wohl 4 Nordlicht:Tiina Swat lernte ihren deutschen Mann auf Ibiza kennen und hat sich ihr Leben in Deutschland eingerichtet

5 Zvjezdan Marinkovic:Ihn zog es von der kroatischen Adriaküste vor 13 Jahren in die mhh

1 2

3 4 5

ˆ

Im W intersemester 2005/06 überprüft die Z entrale Eva-luations- und Akkreditierungsagentur Hannover, die Z evA, erstmals die Ausbildungsqualität des Z ahnmedizin-Studien-ganges der M H H. W ie wird das ablaufen?

Die ZEvA evaluiert die Ausbildungsqualität aller Studien-gänge in Niedersachsen – überprüft also die Lehre. Hierbei fehlen ihr nur noch die Studiengänge Medizin und Zahnme-dizin. Wegen der Umstellung auf den Modellstudiengang im Bereich Medizin kontrolliert sie zurzeit nur die Zahnmedizin.

Hierbei gibt es zunächst die interne und später die externe Evaluation. Die interne Evaluation beginnt in diesem Win-tersemester: Dann erheben wir Daten anhand von Frage-bögen, wobei es für Studienanfänger, Studierende, Ab-solventen und natürlich auch für Dozenten, die im Fach Zahnmedizin unterrichten, getrennte Fragebögen gibt. Zu-sätzlich sammeln wir – entsprechend der Anleitung durch die ZevA – Informationen über die Ausstattung im Bereich der Lehre. Die interne Evaluation soll bis Januar 2006 abge-schlossen sein. Bei der sich anschließenden externen Evalua-tion überprüfen externe Gutachter die zahnmedizinische Ausbildung vor Ort. Anschließend fasst die Agentur die Ergebnisse in einem Bericht zusammen und es werden Vor-schläge zur Verbesserung der Lehrsituation erarbeitet. Nach ein paar Jahren ist eine Re-Evaluation geplant. Dann über-prüft die Agentur, ob die M H H die Verbesserungsvorschläge sinnvoll umgesetzt hat.

Wann rechnen Sie mit Ergebnissen der Evaluation?

Der Zeitplan der ZEvA ist relativ straff: Die Befragungser-gebnisse müssen bis Ende 2005 vorliegen, der Report im Januar 2006 fertig gestellt sein. Wann die Ergebnisse der externen Begutachtung vorliegen, richtet sich nach den Gutachtern.

W ie wirkt sich der Modellstudiengang Humanmedizin auf die Z ahnmedizin aus?

Im Moment verändert sich viel: Die Medizin hat zum Beispiel ihre Vorlesungszeit auf Tertiale umgestellt, in der Zahn-medizin sind es jedoch weiterhin Semester. Das wirkt sich natürlich auf die Stundenpläne im Bereich Zahnmedizin aus, da ein Teil der Lehre in den Fächern Biologie, Physik, Che-mie, Physiologie und Biochemie für Studierende der Zahn-medizin und der Medizin gemeinsam stattfindet.

Dennoch gehe ich davon aus, dass die Studierenden im ersten Semester Zahnmedizin in diesem Wintersemester ihr Studium ohne Probleme beginnen können.

Wann kommt die neue Approbationsordnung für Z ahnärzte?

Das kann ich leider nicht sagen. Wir warten schon seit vielen Jahren auf diese neue Ordnung. Die Entwürfe sind weitest-gehend fertig gestellt und führende Fachgesellschaften sowie die Vereinigung der Hochschullehrer für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (VHZMK) haben sie befürwortet. Jetzt müs-sen sich die Politiker nach den Neuwahlen dieses Themas annehmen.

W äre ein Modellstudiengang Z ahnmedizin denn eine Mög-lichkeit, die Approbationsordnung umzusetzen?

Das hoffen wir. Es hängt davon ab, ob die neue Approbati-onsordnung einen Modellstudiengang ermöglicht. Daran wird gearbeitet. Eine entsprechende Klausel würde es uns erlauben, die Ausbildung der Zahnmedizin und der Medizin noch enger miteinander zu verbinden.

Die Fragen stellten Arnd Schweitzer und Meike Jungesblut

Im Dokument mhh International (Seite 34-37)