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Aus den Ergebnissen der Versuche mit dem Grundprotokoll konnte bereits die cAMP-vermit­

telte Chloridsekretion an der Darmmucosa des Schweins mit hoher Wahrscheinlichkeit aus­

schließlich den CFTR-Kanälen zugeordnet werden (siehe Kap. 4.1.2). ORCC scheinen hier keine Rolle zu spielen. Keine Aussage erlaubte diese Versuchsgestaltung zu der Frage, inwie­

weit die muscarinerg aktivierte Chloridsekretion lediglich durch calciumabhängige Kalium­

kanäle und CFTR-Kanäle vermittelt wird oder ob auch calciumaktivierte Chloridkanäle daran beteiligt sind. Während die Existenz dieser Kanäle im Respirationsepithel als gesichert gilt, ist ihr Vorkommen im Intestinaltrakt umstritten (CLARKE et al. 1994). Die Schwierigkeit bei ei­

ner funktionellen Untersuchung der muscarinerg vermittelten Sekretion ist, dass diese transi­

enter Natur ist und sehr schnell nach Erreichen ihres Maximums wieder abklingt. Eine Hem­

mung eventuell vorhandener calciumaktivierter Chloridkanäle nach ihrer Aktivierung ist da­

her nicht praktikabel. Zudem führt eine zweite Stimulation dieses Signalwegs nicht mehr zu einer vergleichbaren Erhöhung der Chloridsekretion wie die erste Stimulation (VAJANAPHANICH et al. 1994), so dass kein Vergleich zwischen der muscarinerg vermit­

telten Chloridsekretion mit und ohne Inhibition der calciumaktivierten Chloridkanäle an ei­

nem Mucosastück möglich ist. Als Lösung bleibt ein Vergleich der Sekretion an mehreren Mucosastücken eines Tieres, von denen einige mit einem Hemmstoff der CaCC respektive der

CFTR-Chloridkanäle vorbehandelt wurden. Dies war die Vorgehensweise in den Versuchen mit abgewandeltem Grundprotokoll.

4.3.1 Jejunum

An der Mucosa des Jejunums bewirkte eine Hemmung der Nicht-CFTR-Chloridkanäle keine Herabsetzung der basalen und der muscarinerg stimulierten Chloridsekretion. Wie bereits in den Versuchen mit dem Grundprotokoll wurde auch die cAMP-vermittelte Chloridsekretion durch die Hemmung alternativer Chloridkanäle nicht beeinflusst. Dagegen führte eine Blocka­

de der CFTR-Kanäle am unstimulierten Gewebe zu einem Verschwinden der Chloridsekreti­

on, ein Hinweis auf auch im Basalzustand geöffnete CFTR-Kanäle. Wie bereits in Kap. 4.1.2 beschrieben trat vor dem Absinken der Kurzschlussströme ein vorübergehender Anstieg auf, dessen Herkunft nicht geklärt ist. Weder durch muscarinerge noch durch cAMP-abhängige Stimulation ließ sich noch eine Chloridsekretion hervorrufen. Damit liegt der Schluss nahe, dass die Chloridsekretion im Jejunum vollständig durch CFTR-Kanäle vermittelt wird und weder CaCC noch ORCC dabei eine Rolle spielen.

Analog zu ihrem Verhalten im Grundprotokoll sanken die Gewebeleitfähigkeiten nach Inhibi­

tion der CFTR-Kanäle nicht ab. Der durch Carbachol hervorgerufene Anstieg der Gt blieb nach NPPB-Präinkubation aus, eine Tatsache, die auf den ersten Blick in Widerspruch steht zu der in Kap. 4.1.2 festgehaltenen Vermutung, dieser Anstieg könnte im Jejunum auf eine Öffnung basolateraler Kaliumkanäle zurückgehen. Für ein anderes Arylaminobenzoat, Diphe­

nylamin-2-carboxylsäure, wurde eine inhibitorische Wirkung auf solche Kaliumkanäle be­

schrieben (LOMAX et al. 1996). Sollte dies auch für NPPB zutreffen, würde durch die NPPB-Präinkubation auch die erhöhte elektrische Triebkraft für die muscarinerg vermittelte Chloridsekretion vermindert oder aufgehoben werden. Ein Anstieg der Kurzschlussströme könnte unter diesen Umständen trotz aktivierter CaCC ausbleiben. Der ausbleibende hemmen­

de Effekt von DIDS auf die Isc schließt jedoch eine nennenswerte Beteiligung der CaCC an der muscarinerg stimulierten Chloridsekretion aus.

Ab dem Zeitpunkt der Zugabe von Forskolin stiegen die Gewebeleitfähigkeiten der NPPB-be­

handelten Mucosastücke an. Es war nicht eindeutig auszumachen, ob dies ein zeitabhängiger Effekt oder durch Forskolin hervorgerufen war, zumal nur Gewebe von drei Tieren für diese Versuche zur Verfügung stand. Bei einem dieser Tiere nahmen die Gt im Versuchsverlauf

deutlich zu, während bei den beiden anderen Tieren der Anstieg geringer ausfiel und sich ei­

nem Plateau annäherte. Bei diesen beiden Tieren konnte der Beginn des Anstiegs mit der Forskolinzugabe in Deckung gebracht werden. Für einen ursächlichen Zusammenhang mit Forskolin spricht, dass auch im Grundprotokoll die NPPB-Gabe zu einem Forskolin-stimu­

lierten Gewebe die Gt erhöhte (Kap. 4.1.2). Möglicherweise liegt also eine Wechselwirkung zwischen Forskolin und NPPB vor, die Auswirkungen auf die Gt hatte. Über die in Kap. 4.1.2 gezogenen Schlüsse hinausgehende Aufklärung über den Grund für dieses Phänomen boten jedoch auch diese Versuche nicht.

4.3.2 Colon

Ebenso wie im Jejunum hatte auch im Colon die Hemmung der alternativen Chloridkanäle keine Wirkung auf die basale oder stimulierte Chloridsekretion. Die Blockade der CFTR-Kanäle führte gleichfalls zu einem Absinken der basalen Chloridsekretion nach transientem Ansteigen, die Kurzschlussströme sanken hier allerdings nicht auf null. Im Basalzustand ge­

öffnete CFTR-Kanäle waren also vermutlich auch im Colon vorhanden, zusätzlich scheinen jedoch weitere Ionenbewegungen an den basalen Kurzschlussströmen beteiligt zu sein (siehe Kap. 4.1.2).

Anders als im Jejunum führte die muscarinerg vermittelte Stimulation auch bei inhibierten CFTR-Kanälen noch zu einem Anstieg der Kurzschlussströme. Dieser fiel erheblich geringer aus als ohne Präinkubation und war nach sehr kurzer Zeit wieder vollständig verschwunden.

Eine cAMP-abhängige Chloridsekretion war auch im Colon unter NPPB-Einwirkung nicht mehr nachweisbar. Diese Ergebnisse deuten somit darauf hin, dass im porcinen Colon calciu­

maktivierte Chloridkanäle vorhanden sein könnten, deren Anteil an der gesamten muscarinerg vermittelten Chloridsekretion jedoch zu gering sein dürfte, um durch ihre Blockade eine sta­

tistisch erkennbare Reduktion der Isc zu erzielen. Da eine nicht unerhebliche Variabilität im Ausmaß der Carbachol-induzierten Chloridsekretion zwischen den einzelnen Mucosastücken eines Tieres bestand, könnte eine Verringerung dieser Sekretion durch Inhibition der CaCC nur nachgewiesen werden, wenn diese Verringerung größer ausfallen würde als die erwähnte Variabilität. Dies war in den hier beschriebenen Experimenten nicht der Fall.

Die NPPB-Präinkubation hatte auch im Colon eine Erhöhung der Gewebeleitfähigkeiten zur Folge. Dies war ein Unterschied zu dem Verhalten im Grundprotokoll, wo nach NPPB-Gabe

die Gt konstant blieben. Carbachol bewirkte einen weiteren massiven und anhaltenden An­

stieg der Gt, der ohne NPPB nicht zu beobachten war. Die naheliegende Deutung dieser ge­

steigerten Leitfähigkeiten wäre eine anhaltende Aktivierung von basolateralen Kaliumkanälen durch intrazelluläres Calcium, wie sie für das Jejunum in Kap. 4.1.2 bereits diskutiert wurde.

Zu klären bleibt dann allerdings, wieso ohne NPPB-Präinkubation die Kaliumkanäle nicht langfristig aktiviert wurden. Für CFTR-Kanäle werden auch regulatorische Effekte auf ver­

schiedene andere Ionenkanäle postuliert, darunter auch Kaliumkanäle. Allerdings wird eher eine Aktivierung von Kaliumkanälen durch CFTR angenommen als eine Inhibierung (KUNZELMANN u. SCHREIBER 1999), so dass eine Hemmung von CFTR vermutlich nicht die Phase geöffneter Kaliumkanäle verlängern kann. Wahrscheinlicher scheint die Hy­

pothese, dass die Verringerung der Carbachol-induzierten Chloridsekretion diejenigen Signal­

kaskaden außer Kraft setzt, die zu einem raschen Abklingen der muscarinerg vermittelten Chloridsekretion führen (KEELY u. BARRETT 2000). Da einer dieser inhibitorischen Signal­

wege auch die basolateralen Kaliumkanäle betrifft (siehe Kap. 4.1.2), könnte eine Blockade der Chloridsekretion durch NPPB zu einer langfristigen Öffnung der Kaliumkanäle führen, die sonst nicht auftreten würde.

Die Zugabe von Forskolin zu NPPB-präinkubiertem Colon induzierte einen weiteren Anstieg der Gt, der jedoch erheblich geringer ausfiel als bei nicht vorbehandeltem Gewebe und rasch in ein Absinken überging. Vermutlich ist dieser Anstieg Ausdruck des Öffnens cAMP-akti­

vierter Kaliumkanäle an der basolateralen Zellmembran (CUTHBERT et al. 1999). Das Ab­

sinken relativ kurze Zeit nach Applikation von Forskolin dürfte einem Abklingen der oben diskutierten Wirkung von Carbachol auf die Ca2+-aktivierten Kaliumkanäle zuzuschreiben sein, da der cAMP-Spiegel langfristig erhöht bleibt.

Die nicht vollständige Hemmung der muscarinerg vermittelten Chloridsekretion im Colon durch die eingesetzte NPPB-Konzentration ließ die Möglichkeit offen, dass calciumaktivierte Chloridkanäle an diesem Transportprozess beteiligt waren. Denkbar war jedoch auch eine un­

vollständige Hemmung von CFTR-Kanälen, die im Zusammenwirken mit dem basolateralen Kaliumausstrom zu einer Residualsekretion führen könnte. Zur Klärung dieser Frage wurden Versuche mit kaliumreichen Pufferlösungen durchgeführt. Diese Pufferlösungen enthielten Kalium in ähnlicher Konzentration wie die intrazelluläre Flüssigkeit. In einer solchen experi­

mentellen Konstellation wird das Kaliumgleichgewichtspotential, das das Membranpotential

der Zelle hauptsächlich bestimmt, nahezu null. Die basolaterale Zellmembran wird elektrisch transparent, und ein Kaliumausstrom über diese Membran kann nicht mehr stattfinden. Die apikale Membran ist aufgrund der größeren Anzahl an Nicht-Kalium-Permeabilitäten von der Depolarisation nicht betroffen (CUTHBERT 2001). In der Ussingkammer konnten folglich die Effekte einer Stimulation oder Hemmung des Chloridtransports auf die apikale Membran isoliert betrachtet werden. Allerdings fehlt in dieser Versuchsanordnung die elektrische Trieb­

kraft für eine Chloridsekretion, die unter physiologischen Bedingungen durch das Kaliumpo­

tential geliefert wird. Um bei geöffneten Chloridkanälen dennoch einen Ionenstrom zu ge­

währleisten, wurde auf der apikalen Seite der Mucosa ein chloridarmer Puffer eingesetzt, so dass ein Konzentrationsgradient für Chlorid von der basolateralen zur apikalen Seite vorhan­

den war.

Die elektrische Transparenz der basolateralen Membran äußerte sich in tendenziell erhöhten Gewebeleitfähigkeiten der Mucosastücke, die in kaliumreichem Puffer inkubiert wurden. Die gemessenen Gt entsprachen hier den parazellulären Gt in Kombination mit den Gt der isolier­

ten apikalen Membran. Der relativ geringe Unterschied zu Gewebe in den Darmpufferlösun­

gen weist auf den großen Anteil der parazellulären Leitfähigkeit an der Gesamtleitfähigkeit der Darmmucosa hin (FRIZZELL u. SCHULTZ 1972).

Da zur Erhaltung einer physiologischen Osmolarität der erhöhte Kaliumgehalt des Puffers durch einen geringeren Natriumgehalt ausgeglichen werden musste, war auch der transmem­

branäre Natriumgradient in diesen Versuchsansätzen vermindert. Dies führte zu einer verrin­

gerten Chloridaufnahme in die Zellen über den Na+-K+-2Cl--Cotransporter und in Verbindung mit dem fehlenden elektrischen Gradienten zu einer herabgesetzten basalen Chloridsekretion.

Aus den gleichen Gründen fiel auch der Anstieg der Chloridsekretion nach cAMP-Stimulation in kaliumreichem Puffer geringer aus als bei Inkubation in Darmpuffer. Gleichzeitig stiegen die Gewebeleitfähigkeiten in kaliumreichem Puffer stärker an als in Darmpuffer, was damit erklärt werden konnte, dass die Aktivierung der Chloridkanäle stärker ins Gewicht fiel, wenn nur eine Zellmembran den transzellulären Widerstand bestimmte. Dagegen bewirkte die Sti­

mulation der muscarinergen Rezeptoren keine vermehrte Chloridsekretion und nur einen ge­

ringen Anstieg der Gt. Ohne einen basolateralen Kaliumausstrom und die dadurch gesteigerte elektrische Triebkraft konnte also keine calciumaktivierte Chloridsekretion registriert werden;

eine Tatsache, die zunächst gegen das Vorhandensein von CaCC im Colon des Schweins sprach. Dennoch wäre ein CFTR-vermittelter Anstieg der Kurzschlussströme zu erwarten ge­

wesen, da diese bekanntlich nach muscarinerger Stimulation ebenfalls an der Chloridsekretion beteiligt sind. Auch die Zunahme der Leitfähigkeiten deutete auf eine Aktivierung von Ionen­

kanälen. Eine logische Erklärung für diese beiden Beobachtungen war eine elektrische Mas­

kierung der Chloridsekretion, wie sie durch gleichzeitige Kationensekretion oder Anionenab­

sorption bewirkt werden könnte. Angesichts der aktivierenden Wirkung von Calcium auch auf apikale Kaliumkanäle (CUTHBERT et al. 1994) schien eine Kaliumsekretion in gleicher Grö­

ßenordnung wie die reduzierte Chloridsekretion gut vorstellbar. Apikale Kaliumkanäle sollten zwar durch TEA und Barium blockiert sein, möglicherweise war dies mit den eingesetzten Konzentrationen jedoch nicht vollständig gelungen. Aufgrund der gewebeschädigenden Wir­

kung hoher Konzentrationen dieser Stoffe (CUTHBERT 2001) wurde auf eine weitere Steige­

rung ihrer Dosis allerdings verzichtet.

Auf eine nicht vollständige inhibierte Kaliumsekretion wiesen auch die Ergebnisse nach NPPB-Applikation hin. Wurde der CFTR-Hemmstoff zu cAMP-stimulierter Mucosa gegeben, sanken die Kurzschlussströme in kaliumreichem Puffer deutlich unter das Ausgangsniveau auf negative Werte, gleichbedeutend mit einem Überwiegen von Kationensekretion oder An­

ionenabsorption. Die vermutete Kaliumsekretion wurde nach Blockade der CFTR-Kanäle nicht mehr durch eine Chloridsekretion überdeckt und konnte somit als negative Isc registriert werden. Die Gewebeleitfähigkeiten verhielten sich in dieser experimentellen Konstellation wie bei einer Ionenkanalblockade erwartet und sanken auf das Basalniveau. Dass in Darmpuf­

fer die Gt nicht auf die Ausgangswerte zurückgingen, scheint also zwingend mit einer elek­

trisch wirksamen basolateralen Membran zusammenzuhängen. Wie dieser Zusammenhang aussehen könnte und welche Strukturen ihn vermitteln, blieb jedoch unklar.

Wie bereits für den Darmpuffer beschrieben bewirkte eine Präinkubation mit NPPB auch im kaliumreichen Puffer eine herabgesetzte basale Chloridsekretion, ein Hinweis auf bereits ge­

öffnete CFTR-Kanäle, und ansteigende Gewebeleitfähigkeiten mit unklarem Hintergrund. Die muscarinerge Stimulation der Chloridsekretion führte zu einem weiteren massiven Absinken der Isc auf negative Werte; ein Verhalten, das mit der oben angesprochenen Hypothese einer calciumstimulierten Kaliumsekretion in Einklang stand. Da die CFTR-vermittelte Chloridse­

kretion unterbunden war, konnte die sonst maskierte Kaliumsekretion hier als Isc sichtbar ge­

macht werden. Sollten calciumaktivierte Chloridkanäle vorhanden und geöffnet gewesen sein, so war die hierdurch vermittelte Chloridsekretion jedenfalls so gering, dass sie von der resi­

dualen Kaliumsekretion überdeckt werden konnte. Inhibitorische Signalkaskaden, die die Ka­

liumsekretion rasch beenden könnten, griffen hier offenbar nicht, so dass die Isc langfristig im Negativen blieben. Die erreichten Werte waren identisch mit denen der Mucosastücke, an de­

nen die Chloridsekretion zuerst stimuliert und anschließend inhibiert worden waren.

Die Gt stiegen nach Carbachol-Applikation kurzzeitig weiter, erreichten jedoch bald einen Gipfel und sanken danach unter das Ausgangsniveau. Während ihr Anstieg mit der Aktivie­

rung der apikalen Kaliumkanäle in Verbindung gebracht werden konnte, gab es für die fol­

gende Verminderung der Gt bei anhaltender Kaliumsekretion keine offensichtliche Ursache.

In Anbetracht des Zeitrahmens, in dem NPPB eine Hemmung stimulierter Chloridströme be­

wirkte, ist es denkbar, dass eine zunehmende Blockade der CFTR-Kanäle dahinterstand. Der Abfall der Gt setzte etwa 15 min nach der NPPB-Applikation ein, zu einem Zeitpunkt, zu dem Forskolin-induzierte Chloridströme durch NPPB erst teilweise ausgelöscht worden waren.

Eine rasch einsetzende Aktivierung der Kaliumkanäle könnte zunächst die beginnende Inhibi­

tion der Chloridkanäle überdeckt und die Gt erhöht haben, während später bei vollständiger Öffnung der Kaliumkanäle die fortschreitende Blockade der Chloridkanäle die Gt wieder her­

absetzte.

Auf cAMP-Stimulation reagierten NPPB-präinkubierte Mucosastücke mit einem sehr gerin­

gen Anstieg sowohl der Isc als auch der Gt. Wie bereits in Kap. 4.1.4 ausgeführt, reichte mög­

licherweise die eingesetzte NPPB-Dosis im Colon nicht aus, um eine komplette Blockade al­

ler CFTR-Kanäle zu bewirken. Vor diesem Hintergrund wurde die Erhöhung der Isc einer resi­

dualen Chloridsekretion via CFTR zugeordnet und die Zunahme der Gt analog als CFTR-Ak­

tivierung interpretiert.

In der Zusammenschau liefern die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit keinen Hinweis auf eine relevante Beteiligung calciumaktivierter Chloridkanäle an der muscarinerg stimulierten Chloridsekretion im Intestinaltrakt des Schweins. Obwohl die Existenz solcher Kanäle nicht ausgeschlossen werden konnte, erscheint es doch höchst unwahrscheinlich, dass sie als Alter­

native zu CFTR-Kanälen mehr als nur marginale Bedeutung haben.

5 Zusammenfassung

Julia Irene Hempe (2007): Charakterisierung der Chloridsekretion im Jejunum und Co­

lon von Schweinen verschiedener Altersgruppen

Chloridsekretion in das Darmlumen ist essentiell zur Regulierung des Wassergehalts der Di­

gesta. Die häufigste klinische Manifestation einer gestörten Chloridsekretion ist die sekretori­

sche Diarrhöe. Von dieser sind vor allem Jungtiere, beim Schwein insbesondere frisch abge­

setzte Ferkel, betroffen. Der Chloridausstrom aus den Mucosazellen findet hauptsächlich über Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator (CFTR)-Kanäle statt, aber auch calci­

umabhängige Chloridkanäle (CaCC) und auswärts rektifizierende Chloridkanäle (ORCC) können eine Rolle spielen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Anteile der verschiedenen Chloridkanaltypen an der Sekretion im Darm des Schweins mittels funktioneller Untersu­

chungen zu differenzieren, die Verhältnisse im Dünndarm und Dickdarm gegenüberzustellen und eventuelle Einflüsse von Alter und Absetzen festzustellen.

Vier Monate alten Schweinen sowie vier Wochen alten Ferkeln wurden Segmente des mittle­

ren Jejunums und proximalen Colons entnommen. In Ussingkammern wurde die elektrogene Chloridsekretion an der isolierten Mucosa gemessen. Dabei wurden sowohl der unstimulierte Zustand als auch die Reaktion auf Carbachol und Forskolin erfasst. Durch Hemmung der CFTR- oder der alternativen Chloridkanäle wurden Rückschlüsse auf die beteiligten Kanäle ermöglicht. Zusätzlich wurden Versuche bei depolarisierter basolateraler Membran durchge­

führt, um den Einfluss calciumaktivierter Kaliumkanäle auf die Chloridsekretion zu untersu­

chen.

Es konnte bestätigt werden, dass die Forskolin-stimulierte Chloridsekretion durch CFTR-Kanäle vermittelt wird, ORCC scheinen nicht beteiligt zu sein. Hinweise auf eine Aktivierung calciumabhängiger Chloridkanäle durch Carbachol wurden nicht gefunden, die beobachtete Chloridsekretion konnte auf die Öffnung von Kaliumkanälen und CFTR zurückgeführt wer­

den.

Im Dünndarm wies die Mucosa höhere Gewebeleitfähigkeiten auf als im Dickdarm, vermut­

lich ein Ausdruck der höheren parazellulären Leitfähigkeit. Dagegen war die basale elektroge­

ne Chloridsekretion im Colon höher als im Jejunum.

Vier Wochen alte Ferkel zeigten im Jejunum basal eine tendenziell höhere, nach Stimulation eine signifikant höhere Chloridsekretion als vier Monate alte Schweine. Zwei Tage nach dem Absetzen war die Forskolin-vermittelte Sekretion signifikant höher als vor dem Absetzen, die Carbachol-vermittelte in der Tendenz ebenfalls. Im Colon zeigte sich die Chloridsekretion weder vor noch nach Stimulation durch Alter oder Absetzen beeinflusst. Für das Jejunum des Schweins kann somit eine höhere Sekretionsbereitschaft bei Jungtieren sowie kurz nach dem Absetzen konstatiert werden, möglicherweise ein prädisponierender Faktor für Diarrhöe-Er­

krankungen.

6 Summary

Julia Irene Hempe (2007): Characterisation of chloride secretion in the jejunum and colon of pigs of different age groups

Chloride secretion into the gut lumen is essential for regulating the water content of the diges­

ta. The most frequent clinical manifestation of a disturbed chloride secretion is secretory diarrhoea. It concerns mainly young individuals, in pigs especially newly weaned piglets.

Chloride leaves the mucosa cells mostly via cystic fibrosis transmembrane conductance regu­

lator (CFTR) channels, but calcium activated chloride channels (CaCC) and outwardly recti­

fying chloride channels (ORCC) may also be participating. It was the aim of the present study, to differentiate the contribution of the different types of chloride channels to secretion in the porcine intestine by means of functional studies, to oppose the situation in the small and large intestine, and to detect possible influences of age and weaning.

Segments of mid jejunum and proximal colon were taken from four months old pigs and four weeks old piglets. In ussing chambers electrogenic chloride secretion across the isolated mu­

cosa was recorded. Both the unstimulated state and the reaction to carbachol and forskolin were comprised. By inhibiting the CFTR or the alternative chloride channels, conclusions about the participating channels were rendered possible. Additionally experiments were con­

ducted after depolarising the basolateral membrane, to examine the influence of calcium acti­

vated potassium channels on chloride secretion.

It could be confirmed that forskolin-stimulated chloride secretion is mediated by CFTR chan­

nels and ORCC do not seem to be involved. Evidence for an activation of calcium dependent chloride channels by carbachol has not been found. The chloride secretion observed could be ascribed to the opening of potassium channels and CFTR.

In the small intestine the mucosa showed higher tissue conductances than in the large intes­

tine, probably an expression of a higher paracellular conductance. On the contrary basal elec­

trogenic chloride secretion was higher in the colon than in the jejunum.

In the jejunum, four weeks old piglets presented a tendency to higher basal chloride secretion

In the jejunum, four weeks old piglets presented a tendency to higher basal chloride secretion