• Keine Ergebnisse gefunden

Fundverteilung innerhalb der Fundortgruppen

2.2. Die Funde

2.2.2. Fundverteilung innerhalb der Fundortgruppen

Von den im Katalog erfaßten 1.300 Messern konnten 1.273 den oben genannten Fundortgruppen zugeordnet werden. Davon entfallen 580 Messer auf Städte oder frühstädtische Siedlungen, 358 auf Burgen und burgähnliche Herrschaftszentren, 172 auf offene Siedlungen, 134 auf Gräberfelder, 13 auf Schiffswracks und 5 auf Klöster, 19 Messer (ohne die norwegischen) sind Streufunde. In den einzelnen

Un-tersuchungsländern verschieben sich die Proportionen zwischen dem Fundauf-kommen und der Art des Fundortes erheblich:

Skandinavien Auf 13 skandinavische Städte entfallen 181 Messer, aus dem publizierten Bestand von Birka wurden 26 Messer ausgewählt.

25 Messer entstammen drei Burgen, 28 Messer sind einer Siedlungsgrabung entnommen worden.

Niederlande Auf 8 niederländische Städte entfallen 72 Messer, 14 Messer wurden aus Dorestad übernommen.

Von 2 Burgen stammen 4 Messer, 4 weitere wurden in Schiffswracks gefunden, 35 Messer entstammen 5 offenen Siedlungen

Bundesrepublik Deutschland (alte Bundesländer)

In der Bundesrepublik verkehrt sich das Verhältnis zwi-schen Beständen aus Städten und Burgen:

Aus 16 Städten kommen hier 56 Messer, 10 Messer wur-den Publikationen über Haithabu entnommen.

28 publizierte und unpublizierte Burggrabungen ergaben einen Bestand von 107 Messern, 11 offenen Siedlungen entstammen 15 Messer, 9 einem Schiffswrack, 6 Messer 3 Gräberfeldern und 2 Messer stammen aus 2 Klöstern.

Ein Messer war als Streufund anzusehen.

Bundesrepublik Deutschland

(neue Bundesländer)

In der ehemalige DDR wurden nur 17 Messer aus 8 Städten übernommen, dagegen stammen 112 Messer aus 22 Burgen sowie 23 Messer aus einem befestigten Herrschafts- und Kultzentrum.

46 Messer wurden in 8 offenen Siedlungen geborgen, 4 Messer in 3 Gräberfeldern. 18 Messer sind als Fluß-funde keinem Fundort zuzuordnen gewesen.

ehemalige

Volksrepublik Polen

In Polen fallen auf 17 Städte 143 Messer, davon stam-men 3 aus einem Kloster.

Auf 26 Burgen kommen 84 Messer, 10 offenen und einer befestigten Siedlung entstammen 31 Messer.

Aus 24 Gräberfeldern wurden 110 Messer übernommen.

ehemalige UdSSR Von 12 ehemals sowjetischen Fundorten entfallen 52 Messer auf 5 Städte, 3 auf eine Burg, 18 auf eine befes-tigte Siedlung und 12 auf 5 Gräberfelder

Die Datierungsgrundlagen der im Katalog erfaßten Messer wurden bis auf die un-publizierten Bestände den Angaben in den jeweiligen Publikationen entnommen.

Ähnlich wie bei den Auswahlkriterien der veröffentlichten Messer in der Literatur waren auch der Spanne der Datierungshinweise keine Grenzen gesetzt:

Sie reichte von nicht datierten Messern über die Angaben wie "mittelalterlich oder neuzeitlich" bis zu einer aus stratigraphischen Befunden ermittelten Genauigkeit von 10 bis 25 Jahren eines Jahrhunderts; sie enthielt kunsthistorisch begründete Ansätze wie "um 1300" oder "spätgotisch", historisch belegbare Zeitrahmen vor allem bei Burggrabungen oder Vergleichsangaben mit Hinweisen auf ähnliche, bes-ser datierte Funde.

Ein Großteil der Messer war, zumeist aufgrund keramischer Beifunde, zeitlich im Rahmen eines oder zweier Jahrhunderte eingeordnet worden.

Diesem Umstand mußte bei der statistischen Auswertung Rechnung getragen wer-den. Deshalb wurden für jede Fragestellung zwei Auswertungen vorgenommen:

Die erste enthält Messer mit Datierungsansätzen wie "13. Jahrhundert", "um 1320",

"zweites Drittel 13. Jahrhundert", die zweite umfaßt alle Messer, die in einen zeitli-chen Rahmen von 2 Jahrhunderten fielen, also zusätzlich zu erstgenannten zum Beispiel auch Messer des 13. bis 14. Jahrhunderts.

Im Vergleich beider Auswertungsdiagramme zeigte sich, daß fast ausnahmslos die Tendenzen der enger gefaßten Auswertung durch die zweite bestätigt wurden.

Mit diesem Verfahren wurde ein weiteres Problem, welches sich aus den oft will-kürlich anmutenden Auswahlverfahren der einzelnen Autoren ergab, vermindert:

Bezogen auf die absoluten Zahlen war oft zu beobachten, daß sich einzelne, enger datierte Fundbestände aus befund- und ergebnisreichen Grabungen unverhältnis-mäßig stark gegenüber ähnlich genau datierten älteren oder jüngeren Einzelfunden bemerkbar machten. Durch die Hinzunahme der in der Regel umfangreicheren Be-stände mit weiter gefaßten Datierungsansätzen konnte das Verhältnis in der Regel ausgeglichen werden.

Auf die Verteilungstendenzen der abgefragten Kriterien hatte dieser Umstand keine Auswirkungen.

In den folgenden Diagrammen wird die zeitliche Verteilung aller für die statistische Auswertung benutzten Messer in den einzelnen Ländern vorgestellt.

Sie zeigen neben den Schwerpunkten der jeweiligen nationalen Forschungen auch die Unterschiede bei den beiden Auswertungsgruppen der auf ein bzw. auf zwei Jahrhunderte datierten Funde. Bezogen auf Messer als Fundobjekte verdeutlichen sie besser als jede beschreibende Quellenkritik die Defizite, die sich aufgrund un-terschiedlicher Forschungsansätze, uneinheitlicher Grabungspraxis und selektiver Auswahl bei der Publikation in einem Zeitraum von fast 60 Jahren archäologischer Forschung im nördlichen Teil Europas ergeben haben.

Gleichzeitig zeigen sie aber auch, welche Mengen eines einzigen Fundgegenstandes der weiteren Forschung bereits zur Verfügung stehen, vor allem unter Berücksich-tigung der Tatsache, daß das hier vorgestellte Material lediglich einen Ausschnitt von weit weniger als 30% des tatsächlich vorhandenen Bestandes an ausgegrabenen Messern darstellt9.

Abb. 2 Die zeitliche Verteilung der ausgewerteten Messer im gesamten Untersuchungs-raum: oben: enger datierter Bestand; unten: grob datierter Bestand

9 Eine Einschätzung von ca. 10 bis 15% ergab sich aus dem Vergleich mit den Beständen der Stadtarchäo-logien in Lund, Lübeck, Amsterdam, Duisburg und Höxter, des Museums Boymans-van Beuningen in Rotterdam, den publizierten Londoner Messern und den Angaben, die Prof. Dr. L. Leciejewicz dem Au-tor über polnische Fundbestände machte.

46

Abb. 3 Die zeitliche Verteilung der ausgewerteten Messer in Skandinavien:

oben: enger datierter Bestand; unten: grob datierter Bestand

0 0 2

Abb. 4 Die zeitliche Verteilung der ausgewerteten Messer in den Niederlanden:

oben: enger datierter Bestand; unten: grob datierter Bestand

0 0 0 0 0 2

Abb. 5 Die zeitliche Verteilung der ausgewerteten Messer in Nordwestdeutschland:

oben: enger datierter Bestand; unten: grob datierter Bestand

9

Abb. 6 Die zeitliche Verteilung der ausgewerteten Messer in Ostdeutschland:

oben: enger datierter Bestand; unten: grob datierter Bestand

0

Abb. 7 Die zeitliche Verteilung der ausgewerteten Messer in Polen und Litauen:

oben: enger datierter Bestand; unten: grob datierter Bestand

1 4

Abb. 8 Die zeitliche Verteilung der ausgewerteten Messer in der ehemaligen Sowjetunion:

oben: enger datierter Bestand; unten: grob datierter Bestand

0 0 1 1

0 0 0 1

0 0

0 10 20

8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.

Jahrhundert

18

21

6

3

8 8

2 3

0 0

0 5 10 15 20 25

8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.

Jahrhundert

dert, vorher und nachher verteilen sie sich jeweils in etwa proportional, wobei die Funde aus der Büraburg bei Fritzlar (8. Jahrhundert) und die des Hamburger Elb-wracks (um 1600) das Gesamtbild beeinflussen.

Bei den Messern aus Fundorten der ehemaligen DDR liegt der Schwerpunkt eben-falls im 13. und 14. Jahrhundert, zum 12. tritt hier gleichstark noch das 11.

Jahrhundert hinzu. Der Zeitraum vom 8. bis 10. Jahrhundert ist ähnlich vertreten.

Im Gegensatz zur Bundesrepublik fehlt das 15. bis 17. Jahrhundert fast ganz, da die Forschungsschwerpunkte hier wie auch in Polen, im Baltikum und im nordwestrus-sichen Bearbeitungsraum diese Zeit archäologisch nur noch am Rande berücksichtigten.

Die Messer der übrigen ehemaligen sowjetischen Fundorte sind in ihrer geringen Zahl für eine Aussage nicht mehr geeignet, es fehlt aber auch hier das 16. und 17.

Jahrhundert.

Ein völlig anderes Bild ergibt sich bei den beiden verbleibenden Regionen:

In den Niederlanden und in Skandinavien liegen die Schwerpunkte im 14. bis 17. Jahrhundert. Während in den Niederlanden aber die Zeit vor dem 14. Jahrhun-dert bis auf Dorestad nur sporadisch vertreten ist, kann sie in Skandinavien mit vor allem im 11. und 12. Jahrhundert enger datierten Funden besser belegt werden.

Für den gesamten Untersuchungsraum wurden von den 1.319 erfaßten Messern 1.070 ausgewertet, die Gruppe der auf ein Jahrhundert datierten Bestände umfaßt 530 Messer. Die übrigen waren zeitlich zu ungenau eingeordnet worden.

2.2.4. Erhaltungszustand und