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Ein „Fremdling“ hält in der Kita Einzug

Im Dokument Grundsätze elementarer Bildung (Seite 99-107)

EIN ãFREMDLINGÒ H€LT IN DER KITA É 99 Pilotprojekt KidSmart in der Kita

ãBurattinoÒ in Eggersdorf

Unsere KITA befindet sich, wie so viele Ein-richtungen in MŠrkisch-Oderland, in einem Dorf im Umland von Berlin. In dem Haus fin-den die Kinder im Alter von 1Ð6 Jahren auf zwei Etagen acht liebevoll gestaltete Grup-penrŠume. Die untere Etage bietet den JŸng-sten im Krippenbereich Ruhe und Geborgen-heit. Au§erdem gehšrt zu unserem Haus noch eine Waldkindergartengruppe, die nach einem eigenen Konzept arbeitet.

Wir sind ein Erzieherinnen-Team, einige von uns verfŸgen Ÿber langjŠhrige Berufserfah-rung. Unsere Arbeit zeichnet sich aus durch stŠndiges Lernen, Neues auszuprobieren und unbekannte Wege zu gehen.

Seit geraumer Zeit arbeiten wir intensiv an der Erschlie§ung der Bildungsbereiche, dabei ori-entieren wir uns an den FachbŸchern zum Bil-dungsauftrag fŸr Kindereinrichtungen.

Der Erhebungsbogen zur Raumaufteilung nach Bildungsecken und Ausstattung dieser Bereiche von infans gaben uns den Ansto§, unsere Einrichtung nach dem Raumkonzept zu prŸfen. Dabei fiel uns auf, dass wir unter anderem noch Ressourcen bei der Einbezie-hung von Medien haben.

Eine Familieninitiative eršffnete uns die Mšg-lichkeit, ComputerarbeitsplŠtze zu schaffen

und traf auch beim Team auf Zustimmung. Mit der Entscheidung fŸr die Computer wurden viele Fragen und €ngste aufgeworfen und angesprochen wie zum Beispiel:

¥ Wer hat schon Vorkenntnisse und betreut die ArbeitsplŠtze?

¥ Wann sollen die Kinder Zeit zum Arbeiten am PC bekommen?

¥ Welchen Stellenwert hat Kidsmart im Team?

¥ Wie organisieren wir im Team die Dienst-ablŠufe, dass die Erzieherinnen an dem Projekt arbeiten kšnnen?

¥ FŸr welche Altersgruppen stellen wir den PC zur VerfŸgung?

¥ Wie werden die Eltern damit umgehen?

Die Umsetzung in den KITA-Alltag lief recht mŸhselig und langsam an.

Eine Initiative von IBM/Deutschland, dem Ministerium fŸr Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg und dem Sozial-pŠdagogischen Fortbildungswerk Branden-burg in Kooperation mit dem Berliner Institut fŸr FrŸhpŠdagogik startete die Ausschreibung fŸr das Pilotprojekt Kidsmart. Von unserem TrŠger Ð Gemeindeverwaltung Petershagen/

Eggersdorf Ð bekamen wir das Anmeldefor-mular fŸr dieses Projekt mit den Worten: ãDas wŠre doch das Richtige fŸr eure Einrichtung.Ò Gleichzeitig sicherte er uns die nštige Unter-stŸtzung zu und hoffte mit uns, dass wir fŸr dieses Projekt ausgewŠhlt werden.

Eine schnelle Bewerbung und das ErfŸllen aller Voraussetzungen waren nštig, um den Anmeldetermin einzuhalten.

Als Voraussetzungen galten:

1. Der TrŠger der KindertagesstŠtte, die Mit-arbeiterinnen und der Kita-Ausschuss erklŠren sich zur Teilnahme am Projekt bereit.

2. Der TrŠger der Einrichtung muss bereit und in der Lage sein, den Computer an das Internet zu bringen und die entstehen-den GebŸhren einer Flatrate finanzieren.

3. Die Einrichtung schafft einen Drucker fŸr den Computer an bzw. stellte einen vor-handenen Drucker zur VerfŸgung.

4. Zwei Mitarbeiterinnen der Einrichtung nehmen als Multiplikatorinnen an der be-gleitenden Fortbildung im Umfang von

ins-gesamt 11 Tagen mit einer Laufzeit von einem Jahr und den notwendigen Arbeits-gruppen teil. Sie leisten den Praxistransfer ins Team.

5. Die Einrichtung erklŠrt sich bereit, dass durch das Institut PŠdquis gGmbH die pŠdagogische QualitŠt gemessen wird.

Da viele Einrichtungen die Voraussetzungen erfŸllten, entschied das Los Ÿber die teilneh-menden Einrichtungen.

Der TrŠger konnte EWE TEL als Sponsor fŸr den benštigten Internetzugang gewinnen.

Mit dem Einreichen der Bewerbungsunterla-gen begannen die ersten intensiven Teamab-sprachen. Die Bereitschaft, an den Semina-ren teilzunehmen und die dort erworbenen Kenntnisse als Multiplikatorinnen an das

EIN ãFREMDLINGÒ H€LT IN DER KITA É 101 ganze Team weiterzugeben, lag bei mehreren

Mitarbeiterinnen vor, so dass wir uns fŸr zwei Erzieherinnen entscheiden mussten. Unsere Leiterin Frau Berger fŸhrte entsprechende MitarbeitergesprŠche durch und holte das EinverstŠndnis des Teams ein.

Wir, die beiden Erzieherinnen fahren regel-mŠ§ig zu den Seminar-Modulen und Reflexi-onstreffen ins LISUM nach Ludwigsfelde und werden dort von den Dozenten Katja Brauk-hane und Christian Bethke geschult und an-geleitet. Sie stehen uns auch fŸr ein Bera-tungstreffen in der Einrichtung zur Seite.

Erste EinzelgesprŠche machten Mut und gaben uns die BestŠtigung, auf dem richtigen Weg zu sein.

Die Vorstellung des Projekts im KITA-Aus-schuss traf zunŠchst auf verhaltene Zustim-mung. Nach nŠheren ErlŠuterungen zu Zielen und Inhalten konnten die Eltern mitgehen, Kinder mit Computern vertraut zu machen.

Die moderne Technik wohldosiert fŸr die pŠdagogische Arbeit zu nutzen ist ein Bereich unserer Bildungsarbeit.

Um auch wirklich alle Eltern und Gro§eltern mit unserem Projekt zu erreichen, wŠhlten wir als Dokumentationsform unserer Arbeit eine Fotoausstellung und prŠsentieren erste Erfol-ge und ErErfol-gebnisse der Kinder.

Die Eltern der Waldgruppe haben sich nicht dafŸr entschieden.

FŸr die beiden Multiplikatorinnen stand fest:

Dieses Projekt passt zu uns!

Neben Begeisterung gab es bei den Mitarbei-terinnen anfangs auch Unsicherheiten im Ver-trauen auf die eigenen FŠhigkeiten.

Noch ist die Lernstation nicht da, aber aus dem zŠhen Umgang mit den bisherigen PC-ArbeitsplŠtzen entwickelte sich AktivitŠt.

Dabei schauten uns interessierte Mitarbeite-rinnen immer wieder Ÿber die Schulter, selbst die, die bisher noch nie den PC fŸr sich nutz-ten. Indem wir die Kinder anleiteten, lernten sie gleich mit und trauten sich letztendlich auch selbst daran.

Endlich ist es soweit ! Die hei§ ersehnte Lern-station wurde im Januar 2004 geliefert, mon-tiert und feierlich mit Sponsoren, TrŠger, Pres-se, Mitarbeitern und Kindern eingeweiht.

Strahlende Kinderaugen und der begeisterte, unkomplizierte Umgang mit der Technik schon wŠhrend der Einweihungsfeier lie§en uns die mŸhevollen Vorbereitungen verges-sen. Beim Anblick der Lernstation kamen auch wir ins SchwŠrmen und wollten sofort loslegen.

Die mitgelieferte Lernsoftware bot uns allen auch die Gelegenheit. Bearbeitet werden kšn-nen vielfŠltige Programme aus den Bereichen Natur, Musik, Mathematik, Englisch, Geogra-fie usw.

Die selbstverstŠndliche, lockere Art der Kin-der ermutigte auch die Erzieherinnen, mit dem ãFremdlingÒ Kontakt aufzunehmen.

Die Kinder sollten Medien aktiv nutzen dŸrfen, nicht nur konsumieren!

¥ erforschen

¥ ausprobieren

¥ gestalten

¥ verŠndern

EIN ãFREMDLINGÒ H€LT IN DER KITA É 103 Da uns kein ungenutztes Zimmer zur

VerfŸ-gung stand, prŸften wir bereits im Vorfeld unsere Ressourcen im Haus. Unsere Leiterin unterstŸtzte uns mit dem Angebot ihr BŸro zu šffnen und somit Raum fŸr PC-ArbeitsplŠtze und die Lernstation zu schaffen.

Eltern suchten ihre Kinder am Nachmittag beim Abholen in den GruppenrŠumen vergeb-lich und wurden so auch gleich mit dem Medienraum (BŸro) bekannt gemacht. Sie schauten ihren Spršsslingen beim Arbeiten Ÿber die Schulter und waren sehr an

Lernin-halten dieser Lernstation interessiert. Die Eltern merkten schnell, dass der Computer zum sinnvollen Spielen, Lernen und Gestal-ten genutzt wird.

Die Kinder arbeiten und lernen nun bereits seit mehreren Wochen an der Lernstation und

wir freuen uns, dass das Interesse bei den Drei- bis SechsjŠhrigen sehr gro§ geblieben ist.

FŸr die Drei- und VierjŠhrigen war es eine gro§e Herausforderung, den Weg zur Lern-station zu bewŠltigen, da sie in der oberen Etage des Hauses steht und sie bisher noch nicht allein hoch gegangen sind. Die JŸnge-ren werden selbststŠndiger und sicherer im Umgang mit der Maus und der Nutzung ver-schiedener Programme unter Anleitung der Erzieherin.

Unsere FŸnf bis SechsjŠhrigen besitzen bereits die Kenntnisse und FŠhigkeiten, die Lernstation einzuschalten, Programme zu wŠhlen, daran zu arbeiten und ordnungsge-mŠ§ herunterzufahren. Sie entdecken immer wieder neue Inhalte der Lernprogramme und was sich dahinter verbirgt, haben

herausge-funden, dass sie zwischen verschiedenen Schwierigkeitsstufen wŠhlen kšnnen und wo sie Hilfe im Programm finden.

Die Kinder merken schnell, wenn sie sich zu viel zugetraut haben, die Aufgabe nicht lšsen kšnnen und korrigieren ihre Entscheidung selbst, indem sie sich fŸr eine andere Schwie-rigkeitsstufe entscheiden. Die Erzieherin Ÿbernimmt die Beobachtung und Dokumenta-tion der Arbeitsergebnisse der Kinder.

Beim Lernen helfen sich die Kinder gegensei-tig. Sie erklŠren und zeigen es sich so oft und so lange, bis es der Andere verstanden hat und selbst ausfŸhren kann. Auch ein Wechsel der Kinder am Arbeitsplatz gestaltet sich pro-blemlos.

Voller Stolz werden wir dazu geholt, denn wir sind ja nicht stŠndig vor Ort, und uns wird gezeigt, was sie herausgefunden haben.

Oftmals kšnnen auch wir dabei lernen und schauen den Kindern bei den Arbeitsschritten interessiert Ÿber die Schulter.

Sie zeigen uns Erwachsenen etwas Unbe-kanntes und danach gehen sie wieder mutig ans Werk.

Es ist ein angenehmes GefŸhl fŸr uns Ð ein Geben und Nehmen Ð zwischen Gro§ und Klein.

Unser Ziel ist es :

Wir, die Multiplikatorinnen, haben es uns zur Aufgabe gemacht, unser neu erworbenes Wissen aus den Seminaren an alle Erziehe-rinnen weiterzugeben. Dazu arbeiten wir in Arbeitsgruppen, wŠhrend der Ruhephase der Kinder.

EIN ãFREMDLINGÒ H€LT IN DER KITA É 105 Fachwissen aus dem Internet zu filtern, in

Austausch mit anderen Einrichtungen zu tre-ten und Weiterbildungen zu finden, sind nur einige Mšglichkeiten der Nutzung des World Wide Web (www). Der Stolz der Erzieherin-nen auf ihre eigeErzieherin-nen Leistungen ist bei jeder Benutzung des Rechners zu spŸren, denn:

sie beherrschen den Computer Ð nicht der Computer sie....

Nach Abschluss des Forschungsprojektes werden die Lernstation und die PC-PlŠtze

nicht nur von uns Beiden betreut und genutzt!

Unser Medienraum soll zum Treffpunkt inter-essierter Kids und Erzieherinnen werden, wie auch schon unsere Bewegungsbaustelle, die Galerie, das Atelier, die Werkstatt.... Kin-der nehmen Anteil an dem, was wir Erwach-senen tun. Allen Kindern ist der PC schon ein-mal irgendwo begegnet, zu Hause, beim Arzt, in der Bibliothek, Apotheke, beim Einkaufen, also warum nicht in der KITA ?

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es nicht zu frŸh ist, mit guter Lernsoftware be-reits im Kindergartenalter zu beginnen. Kinder nutzen die Medien vielfŠltig. Dazu gehšrt z.B.

der Radiorekorder, der Fernseher, das Tele-fon genauso wie eben auch der Computer.

Kinder sind kompetente Mediennutzer, wenn es darum geht, Themen aus dem Medienan-gebot herauszufiltern, die ihnen fŸr die BewŠl-tigung ihrer Entwicklungsaufgaben dienlich sind.

Sie gehen unvoreingenommen, angstfrei und motiviert mit der Technik um.

Die Akzeptanz gegenŸber diesem Projekt ist so gro§, dass wir von Eltern wertvolle Soft-ware zur VerfŸgung gestellt bekommen. Eine Mitarbeiterin der Humboldt Uni wurde durch die Presse auf unser Projekt aufmerksam und suchte Kontakt zu uns. Wir vereinbarten einen ersten GesprŠchstermin und tauschten uns Ÿber Inhalte unserer Arbeit aus. Dabei wurde schnell klar, dass wir uns eine Zusam-menarbeit gut vorstellen kšnnen. Sie versucht uns mit Lernprogrammen und bei der Aus-wahl geeigneter Lernsoftware zu unterstŸt-zen.

Die EinfŸhrung des PC fŸr unsere Mitarbeiter

1. Schritt

Ð PC ein und ausschalten

Ð mit allem Zubehšr vertraut machen (Tastatur, Maus, Lautsprecher, CD/R, Disketten)

2. Schritt

Ð Programme finden Ð šffnen

Ð bearbeiten Ð speichern Ð schlie§en 3. Schritt

Ð Schreibprogramm einfŸhren (Grš§e, Schriftbild, Formatierung, usw.) Ð Ordner erstellen Ð VerknŸpfung erstellen 4. Schritt

Ð Malprogramm PAINT einfŸhren Ð Tabellen erstellen

Ð Internet

Wir mšchten noch einmal darauf hinweisen, dass das Erwerben von Medienkompetenz nur einBestandteil des Bildungsauftrages in KITAs darstellt. Die persšnliche Einstellung zu Medien sollte nicht auf (Vor-)Urteilen beru-hen.

Wir sind froh, die Elterninitiative und die Anre-gung unseres TrŠgers aufgegriffen zu haben.

Aus dem Fremdling wurde ein Vertrauter!

Kontakt:

KITA ãBURATTINOÒ

Verena Schwarz / Anja GrŠbert Am Markt 20

15345 Eggersdorf Tel.Nr.: 03341/422010 E-Mail:

kita-burattino-eggersdorf@ewetel.net

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