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Weiterbildung – eine Mogelpackung für Frauen?

2. Frauen in der Pädagogik

2.1 Vollzeit – Teilzeit – Beruflicher Status

Von den erfaßten 1.056 hauptberuflichen pädagogischen MitarbeiterInnen sind 52,7% Frauen und 47,3% Männer. Die Männer arbeiten zu 91,9% in Vollzeit, während die Frauen zu 67,1% in Vollzeit beschäftigt sind, d.h., nur jeder zehnte Mann, aber jede dritte Frau arbeiten in Teilzeit. 11,3% der Frauen und so gut wie kein Mann stehen in einem ungesicherten Anstellungsverhältnis des grauen Arbeitsmarktes. Frauen sind eher in kleineren, Männer in größeren Weiterbildungseinrichtungen tätig, schließ-lich sind sie doppelt so oft wie Männer befristetet beschäftigt.

* Die vollständige Untersuchung ist im Leske und Budrich-Verlag erschienen: Meyer-Ehlert, B.:

Frauen in der Weiterbildung. Opladen 1994. Dort sind alle Ergebnisse auch für die Bereiche Verwaltung, Hauswirtschaft, WeiterbildungslehrerInnen etc. differenziert nachzulesen.

Diese Beschäftigungsunterschiede von Frauen und Männern lassen Vermutungen über deren Bedeutung innerhalb der Einrichtungen zu. Geht es in der Pädagogik um Vollzeittätigkeit, dominieren die Männer. Die Frauen sind hier sekundär, stellen aber in der Teilzeit praktisch das Personal schlechthin dar. Versteht man die Teilzeitarbeit als jenen Teil der gesamten Weiterbildungsarbeit, der die in Vollzeit erbrachte Kernarbeit unterstützt, so schließen die Frauen durch ihre erhebliche Zahl in der Teilzeit die Lücken der im System eigentlich männlichen Pädagogik.

2.2 Bezahlung in der Pädagogik

In der Pädagogik haben Frauen und Männer überwiegend gleiche Tätigkeiten auszuführen, und dennoch gibt es bei der Bezahlung erhebliche Unterschiede.

Allerdings kommt man diesem Phänomen nicht so recht auf die Spur, wenn man einzelnen Gehältern nachgeht. Für sie gibt es im Einzelfall immer eine Begründung.

Statt dessen wurde in der Befragung nach den jeweils niedrigsten und höchsten Dotierungen in den unterschiedlichen Bereichen Pädagogik, Verwaltung und Haus-wirtschaft gefragt. Als niedrigste Bandbreite stellen sich also die Summe und der Durchschnitt der untersten Bezahlungen vor, als höchste Bandbreite die jeweiligen Ergebnisse der besten Bezahlungen. Die nachfolgenden Angaben wurden, obgleich Beamten-, Angestellten-, Arbeiter- und frei ausgehandelte Bezahlungen unterschieden werden mußten, in Bundes-Angestellten-Tarif-Angaben umgerechnet.

Auf der unteren Bandbreite erhalten die Frauen Gehälter zwischen BAT I bis BAT X.

Ihre durchschnittliche Vergütung liegt um BAT III bis BAT IV. Die Männer verteilen sich auf Bezahlungen zwischen BAT I und BAT IXb; sie sind also auf den niedrigsten Stufen der Frauenbezahlung gar nicht anzutreffen. Ihr Durchschnittswert liegt eben-falls über dem der Frauen bei BAT II bis BAT III.

Auf der oberen Bandbreite ist für Frauen die durchschnittliche Dotierung in der Pädagogik bei BAT III erreicht, während die Männer zwei Gehaltsstufen höher bei BAT Ib ihren Mittelwert zu verzeichnen haben.

Die Männer erhalten in der Pädagogik für in etwa gleiche Tätigkeiten, absolut und relativ gesehen, eine bessere Bezahlung als die Frauen. Männer sind im oberen Gehaltsbereich doppelt so häufig vertreten wie Frauen; im mittleren Bezahlungsgefüge wiederum sind die Frauen doppelt so häufig vertreten wie die Männer. Im unteren Bereich sind viermal mehr Frauen anzutreffen. In der Regel liegt die Frauen-bezahlung etwa zwei Gehaltsstufen unter der Bezahlung der Männer. Bei den Vollzeitkräften ist diese Tendenz weniger ausgeprägt als bei den Teilzeitbeschäftigten.

Von dem Gesamttrend weichen nur die evangelischen Träger, die Familienbildung und die alternativen Träger ab, allerdings in unterschiedlicher Weise. Bei den Einrichtungen in evangelischer Trägerschaft erreichen die Frauen z.T. Werte, die über denen der Männer liegen. Minimalgehälter, die unter BAT Va liegen, werden in der Regel nur in der Familienbildung bezahlt. Bei den alternativen Trägern werden Frauen wie Männer gleich schlecht bezahlt.

Generell sind die Bezahlungen für PädagogenInnen an Volkshochschulen des Landes besser als in allen anderen Weiterbildungsbereichen. Auf weiteren Rängen folgen auf der Seite der oberen Bandbreite der Gehälter die Akademien/Heim-volkshochschulen/Tagungshäuser, dann die Träger der politischen Bildung, die evangelischen Träger der Erwachsenenbildung, die evangelische Familienbildung, die katholische Erwachsenenbildung, die katholische Familienbildung, die sonstigen Träger der Familienbildung und zuletzt die alternativen Träger.

2.3 Inhalte der pädagogischen Arbeit

Die Befragung konnte sich den Inhalten der pädagogischen Arbeiten nur annähern, aber sie nicht direkt erfassen. Um dennoch einige Aussagen dazu zu machen, wurde nach der Zuständigkeit der Geschlechter für Fach- und Aufgabenbereiche in den Einrichtungen gefragt. Vor allem große Weiterbildungseinrichtungen – so ist zu vermuten – müssen Arbeits- und Zuständigkeitsteilungen eher praktizieren als kleinere Bildungswerke.

Zunächst einmal ist anzumerken, daß es keine Formen von Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern auf der Ebene der Fachbereiche gibt, die es nicht gibt. Alles an Kombination unterschiedlicher Zuständigkeit für mehrere Fachbereiche ist vorhan-den, bis hin zu eigentlich nur noch rechnerisch möglichen Angaben von 3% Zustän-digkeit.

Frauen sind im Fachbereich Sprachen, Körper/Gesundheit und etwas weniger bei kultureller und personenbezogener Bildung allein oder mehrheitlich verantwortlich, während sie im Bereich Politische Bildung, wenn sie überhaupt verantwortlich sind, eher nur Teilzuständigkeiten übernehmen.

Die Männer sind im Fachbereich Politische Bildung und Abschlußbezogene Bildung drei- bzw. viermal so häufig allein zuständig wie Frauen. Bei personenbezogener Bildung übernehmen sie häufiger als Frauen den Fachbereich nur anteilig.

Insgesamt sind die politische, abschlußbezogene und berufliche Bildung Männer-hochburgen. Männer sind hier durchschnittlich erheblich häufiger als Frauen allein für die Betreuung eines Fachbereichs zuständig. Die Frauen hingegen sehen sich im Bereich Sprachen weit vorn.

Bezogen auf unterschiedliche Trägerbereiche ist die Zuständigkeitsaufteilung für Fachbereiche an Volkshochschulen zwischen Frauen und Männern besonders stark.

Frauen sind erheblich mehr für Anteile von mehreren Fachbereichen zuständig als Männer. Demgegenüber weisen die katholischen und evangelischen Träger der Erwachsenenbildung weit homogenere Werte bei der Ausdifferenzierung der Fach-bereiche nach Frauen und Männern auf. Durch die Bank sind Frauen hier eher für ganze Fachbereiche zuständig. Die Familienbildung, die Akademien/Heimvolks-hochschulen/Tagungshäuser und die alternativen Träger kennen die Zustän-digkeitsverteilung unterschiedlicher Fachbereiche auf mehrere Personen kaum.

Insgesamt wird deutlich, daß Frauen häufiger als Männer für mehrere Fachbereiche gleichzeitig zuständig sind. Ihre Arbeit ist also zersplitterter als die der Männer.

Darüber hinaus sind es ganz bestimmte Fachbereiche und -gebiete, für die überwie-gend Frauen bzw. Männer zuständig sind, und sie entsprechen weitgehend den Geschlechtsrollenstereotypen.

2.4 Familienstand der hauptberuflichen pädagogischen MitarbeiterInnen Der soziale Hintergrund, die Eingebundenheit in eine Familie und die Verpflichtungen gegenüber Kindern haben erheblichen Einfluß auf die Erwerbsarbeit. Die Untersu-chung fragte deshalb danach, ob die Vollzeit- bzw. die Teilzeitbeschäftigten allein lebend, verheiratet sind bzw. in eheähnlicher Lebensgemeinschaft leben und ob sie mit Kindern zusammenleben.

Allein oder in Ehe/Beziehung:

Die Frauen in Vollzeit leben zu etwa 50% allein; in der Teilzeit sind es 31,9%. Die Männer in vollzeitlicher Beschäftigung leben zu einem Drittel allein. Die anderen zwei Drittel in Gemeinschaft haben mindestens ein Kind. Auch in Teilzeit ist dieser allgemeine Trend nur wenig abgeschwächt. Männer leben in Familie, und diese behindert ihr berufliches Engagement offensichtlich nicht.

Blickt man wiederum auf unterschiedliche Träger, so werden die Differenzen noch deutlicher: In den Volkshochschulen leben die Pädagoginnen in Vollzeit zu 40,3%

allein. Ihre männlichen Kollegen tun das nur halb so oft. Bei den katholischen Trägern der Erwachsenenbildung sind 76,7% der in Vollzeit beschäftigten Pädagoginnen allein lebend. Der Prozentsatz für ihre Kollegen liegt bei 37,5%. Auch bei den evangelischen Trägern der Erwachsenenbildung leben 71,4% der vollzeitlich be-schäftigten Pädagoginnen allein. Kurz, in der konfessionellen Erwachsenenbildung gibt es überdurchschnittlich viele allein Lebende; es sind vor allem Frauen.

In der Familienbildung sieht es besonders bei den katholischen Trägern anders aus.

Hier leben nur 14,3% der Frauen und 16,7% der Männer in Vollzeittätigkeit allein. Bei den evangelischen Trägern der Familienbildung ist auffällig, daß 66,7% der Frauen in Vollzeit allein leben. Von den hier arbeitenden Männern leben alle in Gemeinschaft bzw. Familie.

Insgesamt läßt sich in der Reihenfolge der Trägerbereiche erkennen, daß besonders die alternativen Träger, gefolgt von den konfessionellen Trägern der Erwachsenenbil-dung und der evangelischen FamilienbilErwachsenenbil-dung, in der Pädagogik die allein lebende Frau beschäftigen. Ihnen folgen die sonstigen Familienbildungseinrichtungen, die Akademien, die Träger der politischen Bildung und dann die Volkshochschulen. Die katholische Familienbildung gibt in erster Linie der verheirateten Frau eine berufliche Chance.

Bei den Männern ist die Situation deutlich anders. Hier sind es wieder die alternativen Träger, aber dann auch die Träger politischer Bildung, die Akademien und die son-stige Familienbildung, die in der Pädagogik den allein lebenden Mann beschäftigen.

Kinder:

Von den in Vollzeit beschäftigten Frauen haben 25% ein oder mehrere Kinder. Bei den Männern sind, wenn sie in Ehe oder Gemeinschaft leben, Kinder fast ein Muß. Die in Vollzeit beschäftigten Männer haben alle durchschnittlich mehr Kinder als ihre in Teilzeit tätige Kollegin. Bis auf die evangelische Erwachsenenbildung und die alternativen Träger, die bei 0,6 bzw. 0,5 Kindern pro Gemeinschaft liegen, haben alle Männer zwischen einem und drei Kindern.

Die Frauen in Teilzeitbeschäftigung haben jeweils mehr Kinder als ihre in Vollzeit tätige Kollegin. Nur bei der evangelischen Erwachsenenbildung sinkt die Kinderzahl der Teilzeitkräfte in der Pädagogik auf 0,4 Kinder pro Ehe bzw. Gemeinschaft. Bei den Familienbildungseinrichtungen steigt die Kinderzahl der Frauen in Teilzeit auf 2,6 Kinder pro Familie.

Es scheint auch in der Weiterbildung zu gelten: Für Frauen ist Familie eher ein Hindernis für ihre Erwerbstätigkeit, für Männer ist sie eher eine Selbstverständlichkeit und vermutlich eine Stütze.

2.5 Ausbildungsstand der pädagogischen MitarbeiterInnen

Die pädagogische Arbeit gibt eigentlich keinen Anlaß, bei Frauen und Männern unterschiedliche Ausbildungsgänge zu erwarten. Dennoch gibt es Unterschiede.

Frauen kommen mit 89,5% von der Hochschule, und zwar 63,4% von der Universität und 26,1% von Fachhochschulen. Männer haben zu 95% eine Hochschulausbildung.

Sie absolvierten zu 77% die Universität und zu 18% eine Fachhochschule. Dieses Muß einer Hochschulausbildung wird vor allem von den Volkshochschulen und Akademien gesetzt. Wer hier arbeiten will, muß möglichst ein Universitätsstudium absolviert haben; Fachhochschulausbildung ist die Ausnahme.

In der politischen Bildung sind die Ausbildungsgänge für Frauen sehr streng an der Norm Hochschulabschluß orientiert. 87,8% der Frauen haben eine Universität und 6% eine Fachhochschule besucht. Bei den Männern sieht das ganz anders aus. Hier kommen nur 64,1% von der Universität, 20,5% von Fachhochschulen, und 15,9% der Männer haben eine für die Tätigkeit in der Pädagogik untypische Ausbildung.

Für die Familienbildung schlagen die Uhren anders. Die katholische Familienbildung beschäftigt 13,9% der Frauen mit Universitäts- und 63,9% mit Fachhochschulab-schluß. 22,2% haben eine atypische Ausbildung. Hier wird bei Männern eher auf die Universitätsausbildung (Theologen?) gesetzt.

Die evangelische Familienbildung stellt vielleicht so etwas wie das Gegenmodell der typischen Volkshochschule oder Akademie dar. Hier haben lediglich 23,7% der Frauen einen Universitätsabschluß, 28,9% kommen von der Fachhochschule, aber 47,8%, also fast die Hälfte, haben eine Ausbildung, die eigentlich für eine pädagogi-sche Tätigkeit nicht qualifiziert. Auch hier haben sich die Männer eher der Norm Hochschulausbildung zu beugen.

Kurz zusammengefaßt: In der Pädagogik ist überwiegend Hochschulausbildung angesagt. Dies noch etwas mehr und eindeutiger bei den Männern als bei den Frauen. Männer sind formal etwas höher qualifiziert als Frauen.

3. Die Leitung der Weiterbildungseinrichtung