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Frauen & Kopftuch

Im Dokument Wahrnehmung des Islam in Österreich (Seite 137-146)

6. Analyse

6.4 Frauen & Kopftuch

Das Thema Frauen im Islam ist jenes, das viele Nichtmuslime am meisten bewegt. Dazu gibt es etliche Vorurteile und Meinungen, sodass ich diesem Thema einen eigenen Abschnitt widme. Drei Aspekte sind mir im Zuge meiner Interviews aufgefallen:

Viele Nichtmuslime assoziieren mit den Begriffen Islam und Moslem sofort:

Unterdrückung der Frau

Besonders Frauen solidarisieren sich mit Frauen, und zollen diesem Thema viel Gesprächszeit und Mitgefühl

Muslimische Frauen bezeichnen die sogenannte „Unterdrückung der Frau im Islam“ als Vorurteil und meinen, viele muslimische Frauen und Mädchen würden das Kopftuch freiwillig tragen

Viele Gastarbeiter waren am Anfang der Migrationsbewegung ohne Frau und Kinder nach Österreich gekommen. In den darauffolgenden Jahren wurden aber die Ehefrauen, sowie, je nach den Lebensumständen, auch die Kinder, nachgeholt. Aufgrund einer schlechten

138 Wirtschaftslage in den Heimatländern, Arbeitslosigkeit, fehlende oder ungenügende Berufsausbildung, Verbesserung der Lebensbedingungen, politische Unsicherheit, Flucht vor Kriegen (zum Beispiel Ex-Jugoslawien), Absicherung der Zukunft der Kinder usw. sind viele muslimische Frauen nach Österreich gekommen. Bei den meisten, vor allem türkischen Frauen, aber war der ausschlaggebende Grund die Familienzusammenführung.55

Im Westen wird die „Frau im Islam“ meist im Zusammenhang mit Unterdrückung und Benachteiligung gesehen. Ihre festgelegte Rolle wird als Hausfrau und Mutter, welche abhängig von ihrem Mann ist und in der Öffentlichkeit nur eine belanglose Rolle spielt, betrachtet.56

Beginnen möchte ich meine Darstellung mit Julia. Ich wollte von ihr wissen, welche Assoziationen sie hat, wenn ich sage: „Moslems in Österreich“? Sie antwortete daraufhin:

„Kopftücher – Frauen … viele Kinder an der Hand … die Männer (…) sind sehr bestimmend.“

Rainer hat ähnliche Assoziationen: „Frauen haben nicht viel zu sagen.“ Julia gibt an, als Frau traue man sich nichts zu Moslems sagen, denn sonst würde man angespuckt werden oder eine „aufgelegt“ bekommen. Rainer ist derselben Ansicht und meint: „Die Frauen haben sowieso nichts zu sagen. Das täte ich nicht einmal, weil der hängt dir eine Goschn an. Weil die Frauen haben bei ihnen keine Rechte.“ Er bekundet: „Die haben ihre Regeln und … sicher, dass die Frauen da sehr begrenzte Ding nur haben … Ja.“ [macht eine „Was soll man machen“-Geste]. Julia: „Praktisch wenn man ein Mann ist, ja, keine Frage.“ Auf die Frage wie sie zum Islam steht, antwortet Julia: „Mich stört, dass die Frauen unterdrückt werden.“ Das liege aber vordergründig an den Männern, die keine Macht abgeben wollten. Sie wirft die Frage auf, warum Männer und Frauen nicht gemeinsam in der Moschee beten. Dies sei auch wieder ein Beispiel dafür, dass die Männer das Sagen haben wollen. Der Hauptgrund der sie am Islam stört ist, dass Frauen keine Rechte hätten. „Vielleicht sind sie auch glücklich, wenn sie fünf Kinder kriegen und nicht arbeiten brauchen, keine Ahnung.“ Aber die jüngeren Mädchen seien schon aufgeschlossener, weil die schon sehen würden welche Möglichkeiten sie hier hätten.

55 Vgl. STROBL, Islam in Österreich, 152.

56 Ebd.

139 Petra stellte ich als erste Frage auch: „Welche Assoziationen hast du mit dem Begriff Moslem?“

Daraufhin kam, gleich wie bei Julia, als erste Assoziation: „Frauen mit Kopftuch … mmm … sehr intolerant.“ Im Laufe des Gesprächs merkte sie an, ein Aspekt der ihr sehr am Herzen liegt, ist die Rolle der Frau im Islam. Dies sei doch das Thema das Frauen in Österreich am meisten schockiere. „Die österreichischen Frauen sind doch ziemlich frei, und können ihr Leben frei gestalten wie sie wollen.“ Auf die Frage ob Musliminnen es schwieriger hätten antwortet sie: „Ja, und das ist auch was, was mich ein bisschen aggressiv macht und was ich überhaupt nicht verstehen kann … Das halt Frauen eben Kopftücher tragen müssen und manche Frauen (…) also das sie teilweise halt Ganzkörper-Burkas tragen müssen … Und das kommt mir halt so ein bisschen vor wie Unterdrückung der Frauen. Das die Frauen halt aus dem öffentlichen Leben halt ausgeschlossen werden, oder einfach nicht sichtbar sein dürfen.“ - „Wenn du jetzt eine muslimische Frau fragst, dann sagt sie: Ja Ok, ihr Mann zwingt sie auch nicht, dass sie die Burka aufsetzt, sondern das macht sie einfach aus ihrem Glauben heraus, weil sie so sehr an Allah glaubt und weil das jeder dort macht.“ Doch das bezweifelt sie. Frauen müssten Berufe ausüben dürfen um sich von ihren Männern zu emanzipieren, denn eigenes Geld sei das wichtigste. Aber zum Schluss gibt sie noch zu bedenken:

„Natürlich darf man nicht sagen, dass in islamischen Ländern, dass alle Frauen einfach beherrscht werden von ihren Ehemännern. Sondern das ist wahrscheinlich wie in Österreich.

Da gibt es manche Männer die mehr Tyrannen sind und manche die halt total liberal sind.

Das darf man auch nicht verallgemeinern.“

Im Laufe des Gesprächs über den Islam gibt auch Marie an: „Wo ich mir natürlich schwer tue

… Es ist natürlich ihre eigene Entscheidung wenn eine Frau sagt, sie glaubt an das und verschleiert sich deshalb und geht so durch die Stadt oder in die Öffentlichkeit.“ Aus Sicht einer selbstständigen Frau, die auch als solche anerkannt werden will, sei das natürlich

„Horror.“ Aus „menschenrechtlicher Sicht“ sei es aber zu tolerieren. Lukas meint: „Es gibt eh viele junge Leute, die das wollen, oder? Habe ich mitbekommen. Die zum Schleier stehen eigentlich.“ Dies geschieht aus seiner Sicht freiwillig und für die Identität. Marie: „ Natürlich hat das den Beigeschmack für mich … einer Unterdrückung.“ Aber das hätten wir in der römisch-katholischen Kirche vor einigen Jahren noch genau so gehabt. Lukas: „Das ist das Bild, das über die Medien transportiert wird, dass die unterdrückt werden.“ Und das werde

140 von vielen unreflektiert übernommen. Marie war im Zuge eines Istanbul-Besuches in einer Moschee und führt dazu aus, auf der einen Seite sei das „voll faszinierend“ und auf der anderen habe es sie und ihre Freundinnen „voll betroffen gemacht das zu sehen, dass wir als westliche, christliche Frauen, als Touristen, da vor den betenden muslimischen Frauen stehen.“ Lukas wirft darauf hin ein: „Die Frage ist: Stört es den betenden muslimischen Frauen. Das ist die Frage.“ Das wisse Marie nicht, aber: „Vielleicht haben sie sich bewusst dafür entschieden, was auch immer. Aber für mich … als Frau wie ich jetzt lebe … macht es mir ein komisches Gefühl das zu sehen.“ Weiter meint sie: „Was ich sehr schlimm finde ist, wenn … wenn Frauen von ihren Männern abgehalten werden, überhaupt mit anderen Frauen Kontakt zu haben.“

Ein Punkt, den Martin am Islam als nicht positiv empfindet ist, dass die Frauen extrem unterdrückt würden und keine Rechte, sowie nicht viel zu sagen hätten. Dem Kopftuch steht er aber tolerant gegenüber. In Graz sähe er immer Frauen mit Kopftuch, aber das „jucke“ ihn nicht.

Von Philipp wollte ich wissen wie er zum Kopftuch steht.

„Eigentlich, Wieso nicht? Ich habe nur etwas gegen diese Komplettkörperanzüge. (…) Gegen ein Kopftuch habe ich nichts – Wenn sie es will, wenn es ihr taugt … Wenn sie gezwungen wird, dann ist es nicht OK.“ - „Ja aber, ich meine: Mit dem langen Gewand, wo sie komplett zu sind, da kannst ja nicht in eine Bank hineingehen. Das ist ja eine Frechheit. Oder in einen Kindergarten.“

Meine männlichen nichtmuslimischen Gesprächspartner stehen dem Kopftuch tolerant gegenüber. Es ist auch anzumerken, dass manche Personen im Hinblick auf die Situation der Frau, eine Unterscheidung zwischen der Religion des Islam und kulturellen Sitten machen.

Als Beispiel ist hier Lukas zu erwähnen der sagt, früher hätten seine Großeltern auch nicht aus Liebe geheiratet, sondern das sei bestimmt worden, wen sie heiraten. „Heutzutage greifst du dir auch auf den Schädl wenn du das hörst und du heiratest, wen du willst … also so ein großer Unterschied zum Islam ist das nicht.“

141 Wie sehen Muslime dieses Thema?

In der dritten Klasse Hauptschule habe Fathimas Vater zu ihr gesagt, sie solle Kopftuch tragen. Sie habe zu diesem Zeitpunkt aber nicht gewollt. „Aber dann hat er eines zu mir gesagt und deshalb habe ich es gemacht: (…) Er hat zu mir gesagt, du sollst Kopftuch tragen, damit du hier Österreichern zeigst, dass du eine Muslimin bist.“ Als Botschaft, und als Vorbild für andere ägyptische Mädchen. „Er hat zu mir gesagt: >Wenn du hier kein Kopftuch trägst, dann sagt eine Ägypterin: Warum soll ich jetzt, wenn sie auch nicht trägt?<.“ Hätte er es ihr nicht so gesagt, würde sie es bis heute nicht tragen.

Frage: „Hast du schon einmal negative Erfahrungen gemacht, weil du Kopftuch trägst?“

„Ich war eine so, ich habe mich echt nicht getraut mit dem Kopftuch raus zu gehen, weil wie gesagt … Eine Frau, die Kopftuch trägt, wird gesehen als eine, die kein Deutsch spricht, die zuhause bleibt bei ihrem Mann. Das ist blöd, weil ich bin nicht so eine.“ Fathima wurde von Österreichern „angemault“, aber durch ihre gute Aussprache „sind sie dann leise geworden“.

Mit der Zeit, im Vergleich zu vor zehn Jahren, sei es viel besser geworden. Am Meer in Ägypten müsste sie kein Kopftuch tragen, weil dort alle Ägypter sind und viele Frauen kein Kopftuch tragen. Angesprochen auf die Regeln, die für ihren Bruder gelten, meint Fathima:

„Kulturell gesehen: Der Mann darf alles.“ und „Ich finde es voll unfair.“ Ihr Bruder sei perfekt in Deutsch (Fathima meint, ihres sei nicht perfekt), weil er so viele Österreicher als Freunde habe und immer fort sei. „Das hat mich immer angezipft. Warum darf er so rausgehen und das machen? Nur weil er ein Mann ist und ich nicht. (…) Ich wünschte, ich wäre auch ein Mann, damit ich das hätte auch machen dürfen. Ich habe echt so immer gedacht.

Frage: „Glaubst du, dass du durch das Kopftuch einmal Nachteile bei der Jobsuche haben wirst?“

„Ja sicher, ja sicher.“

Sie könne Deutsch perfekt, müsse aber beim Maci (McDonalds, Anmerkung) arbeiten.

„Anstatt das ich zum Beispiel in einer Bank arbeite, oder als Sekretärin. Sicher nicht mit Kopftuch. Das finde ich echt schade.“ Fathima weiß nicht woran das liegt, aber sie glaubt: „Es liegt schon ein bisschen an Österreichern auch, weil es gibt Österreicher, wenn sie eine mit

142 Kopftuch sehen, dann gehen sie gleich weg. Und der Arbeitgeber will das ja nicht.“ Ihre Mutter trägt auch Kopftuch und: „In AMS haben sie zu ihr gesagt, wenn sie näht in einer Firma, sie hat keinen Kontakt mit Kunden. Daher kann sie mit Kopftuch auch arbeiten.“

Fathimas Meinung nach sollte das Kopftuch in Österreich akzeptiert werden, da sich Touristen in Ägypten auch kleiden, wie sie wollen, und die Ägypter das akzeptieren. „Aber ich kann das auch verstehen als andere Sicht, weil sie Angst haben vor diesen Leuten, die Kopftuch tragen … Manchmal glauben sie, sie ist unterdrückt und ich will nicht mit so einer reden, das ist das. Weil sie auch schlechte Erfahrungen haben, ich kann das auch verstehen.“

Ihre Tanten in Ägypten würden auch Burka tragen, und sie akzeptiere das. In zehn Jahren trage Fathima vielleicht auch Burka, oder Kopftuch, oder gar nichts. Alle ihre Tanten hätten zuerst gar nichts getragen, dann Kopftuch, dann breite Sachen und Kopftuch und „im späteren Leben, nach dem Heiraten und Kinder-Bekommen“ die Burka. „Aber weil sie das wollte, nicht weil er gesagt hat, du musst.“ Der Vater und der Ehemann der Tante wären nämlich „chillig“. Fathima glaubt, durch das Eltern-Werden haben ihre Tante und deren Mann „sich mehr mit dem Islam beschäftigt und wollten dann das.“

Ich spreche Fathima darauf an, dass österreichische Frauen glauben, eine muslimische Frau würde die Burka nur wegen ihrem Mann tragen. Sie meint dazu: „Nein, das muss nicht stimmen! Ehrlich jetzt, das ist meine Erfahrung. Es gibt aber.“ Eine Tante sei von ihrem Mann gezwungen worden, Burka zu tragen, die anderen würden sie freiwillig tragen. Fathima sei schon öfters von Frauen beim Einkaufen gefragt worden, warum sie Kopftuch trägt und ob sie das zuhause auch tragen müsse. Fathima antwortete dann, zuhause sei sie ohne Kopftuch, „aber die Männer, die ich heiraten darf, vor denen darf ich ohne Kopftuch nicht sein.“ Und wenn die Frauen das hören, würden sie das akzeptieren. Bisher ist sie immer nur von Frauen darauf angesprochen worden, niemals von Männern. Angesprochen auf die Situation der Frau in Saudi-Arabien, meint Fathima, sie könne das nicht akzeptieren und würde nur dort hinfliegen, um eine Pilgerfahrt zu machen. Ihr Ex-Verlobter wollte mit ihr dorthin ziehen, aber sie habe gesagt: „Ich kann dort nicht leben!“ Sie versteht die Unterdrückung der Frau in Saudi-Arabien gar nicht.

Yasmina trägt kein Kopftuch, da sie den Koran nicht so interpretiere, dass das eine Pflicht sei.

„Ich denke mir auch so, wenn ich jetzt ein Kopftuch habe, dann werde ich automatisch: >Ja,

143 du bist Muslime, du wirst daheim unterdrückt, nein, wie deppert ist denn die, das schaut voll scheiße aus.< Und (…) und ich finde, dass das nicht ich bin eigentlich.“ Ihre Schwester sei 15 und überlege, ob sie Kopftuch tragen solle, denn sie ist in einem muslimischen Verein, in dem auch viele Mädchen sind, und ihre Schwester sehe diese „Dirndl irgendwie als Vorbildfunktion, die dann halt auch mit einem Kopftuch selbstbewusst durch die Welt steigen“. Yasminas Vater habe nie Druck dahingehend ausgeübt. Auch ihre Mutter trage keines, ihre Großmutter hingegen schon. Diese habe in Istanbul keines getragen, aber auf sozialen Druck von den muslimischen Damen in Bad Ischl hin habe sie damit angefangen.

Frage: „Glaubst du, dass ein Großteil der jungen Mädchen ein Kopftuch trägt, weil es der Vater sagt, oder weil sie es selber wollen?“

„Ich glaube, dass der größte Prozentsatz heutzutage, also jetzt, egal ob ich jetzt in Graz oder daheim in Ischl schaue, weil sie es wollen.“ Der Wunsch nach dem Kopftuch hängt, so Yasmina, damit zusammen, dass man es für die Religion als „richtig und wichtig“ empfindet oder die „coolen“ Mädchen aus dem Bekanntenkreis es auch tragen. Die Rolle des Vaters ist ihrer Meinung nach der kleinste Grund. „Und auch, dass der Mann sagt. Ich glaube, Mann und Papa bestimmen über dich, das ist mittlerweile sehr marginal. Gott sei Dank.“ Bei den Mädchen, die Yasmina kenne, zwischen 15 und 26, sei das schon freiwillig und persönlich.

Ihre Familie stamme von der Schwarzmeerküste in der Türkei, und: „Bei uns daheim hat die Oma die Schlapf … äh … die Hosen an. (…) Daheim und draußen, die Oma ist die Chefin. (…) Und die Mama ist auch die Chefin bei mir. Der Papa und der Opa – pffr. (…) Meine Familie ist ein Matriarchat.“ „Es gibt so innerhalb der Türkei, da sagt man halt: „Ja, bei den Schwarzmeerfrauen, da musst du aufpassen, weil die sind voll streng.“ Die haben die Hosen an, das weiß ein jeder.“ Wenn eine österreichische Frau Yasmina fragen würde, warum sich die Frauen in den islamischen Ländern nicht auflehnen, würde Yasmina antworten: „Ich bin dort nicht daheim und du auch nicht, aber vielleicht fahren wir einmal gemeinsam hin und fragen sie … fragen wir sie, warum sie sich nicht auflehnen oder ob es überhaupt … schauen wir einmal, ob es überhaupt einen Grund gibt, warum sie sich auflehnen.“ Vielleicht passe alles. Die Situation der Frau in Saudi-Arabien identifiziere sie nicht als islamisch, sondern als Diskriminierung und Menschenrechtsverletzung. Sie stimmt zu, dass der Islam oft nur als Vorwand benutzt wird, um ein Patriarchat auszuleben. Wenn man Frauen nicht in die Schule schicke, könne man ihnen „irgendwas“ erzählen und das sei das typische Patriarchat.

144 An den Aussagen von Fathima und Yasmina kann man erkennen, dass es Diskrepanzen zwischen dem Bild, welches nichtmuslimische Frauen in Bezug auf Unterdrückung und Freiwilligkeit in Kleidungsfragen haben, und der Lebensrealität der Muslimas gibt.

Darauf angesprochen, ob der Islam Frauen unterdrücke, meint Abdalla, das gebe es nicht.

„Auch muss man unterscheiden zwischen Islam als Religion und die Muslime, was sie machen. Das ist auch Unterschied (…) Der Islam hat Frauen Rechte gegeben, so wie sie in diesem Leben lebt und will.“ „Das Problem: Die Moslems machen jetzt, was nicht in Islam ist

… Ja … Und geben noch dazu, das ist auch schlechtes Bild, geben noch dazu für den Nichtmuslime schlechtes Bild und die Nichtmuslime glauben: Ahh, Islam ist so.“ Auf die Beziehung zwischen Mann und Frau im Islam angesprochen, meint Abdalla im Islam sei irgendeine Beziehung zwischen Mann und Frau, ohne Ehe, verboten. Grüßen sei kein Problem, er meine damit Sexualbeziehungen. „Das ist im Islam streng verboten, ohne Ehe.“

Von Devin wollte ich wissen, wie er die Situation von muslimischen Frauen in Österreich sieht.

„Ich glaube, die Frauen, die richtig an den Islam gebunden sind, die wirklich verschleiert und so sind … die haben es glaube ich nicht so leicht, muss ich sagen. Hast sicher auch schon gelesen in der Zeitung, dass sie angegriffen werden in der Straßenbahn (…) dass sie einfach angegriffen werden, oder nirgends gut angesehen werden.“ Die Frauen mit Kopftuch hätten es schwieriger, weil sie „geschlossen“ seien und keinen Kontakt haben wollten.

Frage: „Keinen Kontakt haben wollen oder keinen Kontakt haben dürfen?“

„Beides glaube ich. (…) Ja, ich glaube eher so … von dem dürfen her so, von den Eltern her.“

Seine Schwester ist 21, und „die kann selber auch denken“. Zwang ist in seiner Familie nicht gang und gäbe. „Weil auch … Wenn ein Mädchen zum Beispiel 16 Jahre alt ist und die Eltern sagen zu ihr: „Ja, du musst jetzt ein Kopftuch tragen“, so ja. Und sie trägt ein Kopftuch zuhause, und wenn sie morgen in die Schule will (…) Sobald sie draußen ist, tut sie es runter.

Ja, was bringt sich das? Hat es ja keinen Sinn, wenn man sie zwingt. Sie muss es vom Herz wollen, sie muss es selber wollen.“ Devin persönlich hat nie Probleme gehabt, weil er Moslem ist. „Ich nicht, aber … ah … ich müsste sagen, meine Schwester zum Beispiel, sie hat

145 ein Kopftuch … Sie hat schon gewisse Schwierigkeiten gehabt beim … ähm … Sie ist Bürokauffrau und mit Kopftuch … ist es halt schwieriger.“

Ivan hat eine ganz spezielle Meinung zu diesem Thema: Eine eventuelle Unterdrückung der Frau im Islam ist für ihn durchaus gerechtfertigt, denn Frauen würden Männer verführen und deswegen muss man sie sozusagen klein halten. In ihnen stecke der Teufel, weil der Teufel immer auf Schwächere gehe.

„Das Zusammenleben in Ehe und Familie ist in der traditionellen islamischen Gesellschaft durch die patriarchalische Ordnung und durch die Zuweisung fester Rollen im Familienverband bestimmt. Darin verknüpfen sich Normen der islamischen Rechtstradition mit Vorstellungen und Regeln der Volkssitte. Besonders streng sind die moralischen Regeln im Blick auf Sexualität und Ehe. Dieser Bereich ist in hohem Maße besetzt durch die Vorstellung von Ehre und Schande, wobei dem Verhalten der Frauen und insbesondere der Jungfräulichkeit vor der Ehe ein besonderer Rang zukommt. Verstöße gegen die

„Das Zusammenleben in Ehe und Familie ist in der traditionellen islamischen Gesellschaft durch die patriarchalische Ordnung und durch die Zuweisung fester Rollen im Familienverband bestimmt. Darin verknüpfen sich Normen der islamischen Rechtstradition mit Vorstellungen und Regeln der Volkssitte. Besonders streng sind die moralischen Regeln im Blick auf Sexualität und Ehe. Dieser Bereich ist in hohem Maße besetzt durch die Vorstellung von Ehre und Schande, wobei dem Verhalten der Frauen und insbesondere der Jungfräulichkeit vor der Ehe ein besonderer Rang zukommt. Verstöße gegen die

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