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5. Interviews

5.8 Fathima

Fathima ist eine 22jährige Ägypterin und lebt in Graz. Sie studiert Arabisch und Türkisch auf Dolmetsch und arbeitet nebenbei bei einer Fast-Food-Kette. Sie stand mir im November 2014 für ein Interview zur Verfügung.

Fathima ist in Österreich geboren, besitzt aber die ägyptische Staatsbürgerschaft, da ihr Vater die österreichische nicht beantragt habe. Da sie hier geboren ist, könne sie diese beantragen. Um dies zu tun, müsse man in Österreich arbeiten, den Lohn der letzten drei Jahre nachweisen, eine Deutschprüfung machen (die entfalle aber wahrscheinlich bei ihr, da sie hier zu Schule gegangen ist) und man müsse Geld zahlen. Fathima warte mit der Beantragung aber auf Beendigung ihres Studiums. Sie fände es besser, wenn wie in Amerika, auch in Österreich das Geburtsortrecht bestehen würde. „Das finde ich echt irgendwie blöd.

Weil ich bin hier geboren und in Ägypten werde ich auch nicht als Ägypterin gesehen. Das ist echt schade.“ Sie selber sehe sich als „beides“. In manchen Sachen sei sie Österreicherin und in manchen, vor allem Religion und Kultur betreffend, Ägypterin. Von der österreichischen Kultur habe sie mitgenommen, andere Meinungen zu akzeptieren. „Ich bin nicht so eine, die sagt: Nein, ich rede nur mit Ägyptern oder ich rede nur mit Moslems. Ich akzeptiere alle Religionen halt.“ In manchen islamischen Familien sei Kontakt zu Nicht-Moslems verboten.

In ihrer Kultur sei es so, dass viel über andere geredet wird. „Schau was die macht. Sie verhält sich wie Österreicherin, obwohl sie keine ist.“ Sie habe manchmal Meinungsverschiedenheiten mit ihren Eltern, da ihr Denken schon österreichisch geprägt ist.

Ihr Vater und ihre Stiefmutter sind beide Ägypter. Ihr Vater lebt seit 25 Jahren in Österreich, ihre Mutter seit zehn. „Die haben die gleiche Kultur, obwohl mein Vater seit 25 Jahren hier ist. Der behält seine Kultur.“ Ihr Vater ist nach Österreich gekommen, damit es ihm finanziell besser gehe. „Hier lebt er besser als in Ägypten.“ Er spricht die Sprache nicht gut und müsste mehr Kontakt mit Österreichern haben. Das habe er aber nicht, sondern nur mit Ägyptern.

92 Sie sieht es als Problem, dass Menschen, die aus Ägypten oder der Türkei nach Österreich kommen, sich großteils nur in ihrer eigenen Community aufhalten und dass sie so schwieriger Kontakt herstellen.

„Als ich in der Hauptschule war, sie haben immer gemeint … äh … meine Eltern, sie haben immer gemeint … äh … >Du darfst nicht so viel raus gehen und du solltest nicht so viel raus gehen.< Bei uns ist es so, wenn die Mädchen erwachsener werden, oder reifer werden, dass sie halt immer zuhause bleiben. Nicht so wie Buben.“ Sie durfte nur ägyptische Freundinnen haben, auch keine Bosnier oder Türken. „Sie haben immer gemeint, damit ich meine Kultur behalte“. Fathima habe das nie verstanden und deswegen mit ihren Eltern auch Auseinandersetzungen gehabt. „Meine Eltern wollten nicht, dass ich rausgehe, nicht weil es von der Religion aus nicht geht, sondern: Kulturell gesehen geht das nicht. (…) Wir sind als Ägypter hier, und es gibt nicht so viele Ägypter und wenn sie mich dann als Ägypterin sehen, die so … ähm … die öfters raus geht oder halt abends raus geht, dann sagen sie: >Schau, die verhält sich jetzt wie Österreicher.< Die Ägypter halt hier.“ In Ägypten hätte sie mehr Freiheiten, „weil da sind alle Ägypter“. Ihre Eltern würden ihr vertrauen, „nur sie wollen nicht, dass wer über mich redet“. Ihr sei es aber egal, was andere über sie denken.

Fathimas Vater sei „chillig“, aber sie könne mit ihm nicht über alles reden. Dies mache sie mit ihrem Bruder (21 Jahre alt), „weil der ist hier geboren und versteht das“.

Frage: „Warum fühlt sich dein Vater Ägypten mehr verbunden als Österreich, obwohl er schon so lange hier ist und auch Arbeit gefunden hat?“

Es gebe hier nur wenige Ägypter und die seien streng gläubig, so Fathima. In Ägypten würde jeder machen, was er wolle, „aber weil wir hier zwischen Österreichern sind, sollen wir denen sozusagen unsere Religion richtig zeigen“.

In der dritten Klasse Hauptschule habe ihr Vater zu ihr gesagt, sie solle Kopftuch tragen. Sie habe zu diesem Zeitpunkt aber nicht gewollt. „Aber dann hat er eines zu mir gesagt und deshalb habe ich es gemacht: (…) Er hat zu mir gesagt, du sollst Kopftuch tragen, damit du hier Österreichern zeigst, dass du eine Muslimin bist.“ Als Botschaft, und als Vorbild für andere ägyptische Mädchen. „Er hat zu mir gesagt: >Wenn du hier kein Kopftuch trägst,

93 dann sagt eine Ägypterin: Warum soll ich jetzt, wenn sie auch nicht trägt?<.“ Hätte er es ihr nicht so gesagt, würde sie es bis heute nicht tragen. Sie verstehe, dass es von der Religion her Pflicht sei. „Nur ich finde: Ich werde nicht nur wegen diesem Kopftuch jetzt ins Paradies gehen, sondern Herz … so wie der Mensch ist. Ich mache so viele gute Sachen anderen Menschen gegenüber, dass ich trotzdem ins Paradies gehe. Das ist meine Meinung.“ Sie könne ein Vorbild für andere Mädchen sein, indem sie eine gute Ausbildung macht oder eine offene Meinung gegenüber Anderen zeigt.

Frage: „Hast du schon einmal negative Erfahrungen gemacht, weil du Kopftuch trägst?“

„Ich war eine so, ich habe mich echt nicht getraut mit dem Kopftuch raus zu gehen, weil wie gesagt … Eine Frau, die Kopftuch trägt, wird gesehen als eine, die kein Deutsch spricht, die zuhause bleibt bei ihrem Mann. Das ist blöd, weil ich bin nicht so eine.“ Sie habe sich anfangs Sorgen wegen dem Kopftuch auf der Straße gemacht. Fathima wurde von Österreichern

„angemault“, aber durch ihre gute Aussprache „sind sie dann leise geworden“. Mit der Zeit, im Vergleich zu vor zehn Jahren, sei es viel besser geworden. Sie ist heute mit viel weniger Rassismus konfrontiert. Dieser konzentriert sich auf „eher nicht ausgebildete“ Personen.

Studenten seien nicht so. Sie und ein zweites Mädchen wären in ihrer Schule die ersten mit Kopftuch gewesen, „und das war echt so schwer“. Heute kenne sie keine Schule mehr, wo es kein Mädchen mit Kopftuch gibt. „Deshalb ist das besser geworden.“

Sie stimmt zu, dass Kontakt Vorurteile abbaut. Die Leute sollten ihrer Meinung nach mehr miteinander umgehen. „Ich sage immer so: Es gibt überall schlechte und gute Menschen.

Man kann nicht sagen, Ägypter sind so und so, und Türken sind so und so. Man hat einfach nur schlechte Erfahrung gemacht durch eine Person. Aber wenn man wirklich andere Personen kennen lernt, dann sieht man: So ist es doch gar nicht.“ Man könne nur über Kulturen urteilen, „wenn man mehrere Personen gesehen hat“. Durch ihr Studium (Arabisch, Deutsch und Türkisch) ist sie mit verschiedenen Kulturen in Kontakt gekommen, und „ich sehe, es gibt schlechte und gute Menschen, überall“.

94 Fathimas beste Freundin in der Hauptschule war Österreicherin. Diese habe zu ihr nach Hause dürfen, aber umgekehrt nur „selten“. Jetzt habe sie genug ägyptische Freunde, „aber meine Eltern haben immer das Problem: Eher mit Moslems, wenn es Bosnier und Türken ...

ah ... aber Moslems ist viel besser als nur Österreicher oder als nur Türken, die nicht Moslems sind.“ Ihre Eltern würden denken, sie würde von Nichtmoslems beeinflusst werden. „Aber jetzt ist es viel besser geworden. Ich bin manchmal bis 20 Uhr draußen.“ Ihre Eltern würden jetzt verstehen, dass sie älter ist und ihren Weg auch alleine gehen könne.

„Aber ich sag dir eins: Meine Eltern sind echt nicht schlimm. Ich kenne Leute, die sind streng, die sind echt streng. Also, Facebook dürfen sie nicht, sich schminken nicht, enge Sachen anziehen nicht, nur breite Sachen, fortgehen bis … was weiß ich, geht nicht.“ Ihre Eltern seien nicht streng, „sie haben nur Angst, dass ein Ägypter falsch über mich redet“. „Nur das.

Wäre das nicht der Fall, ich würde bis jetzt kein Kopftuch tragen.“ Am Meer in Ägypten müsste sie kein Kopftuch tragen, weil dort alle Ägypter sind und viele Frauen kein Kopftuch tragen. Sie wäre schon verlobt gewesen und habe auf der Verlobungsfeier auch kein Kopftuch getragen. „Meine Eltern sind echt nicht so streng. Es geht nur darum: Mein Vater geht in die Moschee und er will nicht, dass einer zu ihm sagt: >Wieso tut dein Mädchen sowas?<.“

Angesprochen auf die Regeln, die für ihren Bruder gelten, meint Fathima: „Kulturell gesehen:

Der Mann darf alles.“

Frage: „Wie denkst du darüber?“

„Ich finde es voll unfair.“ Ihr Bruder sei perfekt in Deutsch (Fathima meint, ihres sei nicht perfekt), weil er so viele Österreicher als Freunde habe und immer fort sei. „Das hat mich immer angezipft. Warum darf er so rausgehen und das machen? Nur weil er ein Mann ist und ich nicht. (…) Ich wünschte, ich wäre auch ein Mann, damit ich das hätte auch machen dürfen. Ich habe echt so immer gedacht.“ Wenn sie ein Kind habe, würde sie zu ihrer Tochter nicht so sein wie ihre Eltern zu ihr.

Sie meint, sie stottere ein bisschen, weil ihr der Kontakt fehle. Ihre Mutter besuche Deutschkurse, aber weil sie keine Österreicher als Freunde habe, könne sie das nicht anwenden. „Allein der Kurs reicht nicht, dann vergisst sie.“ Das habe Fathima gefehlt. „Weil

95 ich bin hier geboren, aber ich habe keinen Kontakt mit richtigen Österreichern.“ Weiter meint sie, „Kultur bestimmt mehr als Religion“.

Frage: „Was würde dein Vater sagen, wenn du einen österreichischen Freund hättest?“

„Das würde nie gehen. (…) Als Freund eigentlich, wenn Ägypter, das geht auch nicht.

Entweder Verlobung, offiziell. Verlobung heißt bei uns Freund haben sozusagen. (…) Wir dürfen keine Freunde haben, wir dürfen nur verlobt sein. Wenn es dann nicht klappt später:

kein Problem, dann verlassen sie sich. Aber so, Freund zu haben geht nur heimlich. (…) Manche Mütter akzeptieren das (…), aber ein Vater kann das nie akzeptieren.“ Von ihrem Vater aus müsse ihr Freund kein Ägypter sein, aber er würde einen Ägypter vorziehen.

„Meinem Vater ist nur wichtig: Er soll ein Moslem sein und an Gott glauben und sonst … sonst ist nicht so schlimm.“ Da ihr Bruder hier aufgewachsen ist, würde er das Thema Freund viel lockerer sehen, als ein Bruder in zum Beispiel Ägypten. „Aber dass seine Tochter zum Beispiel vor der Ehe Geschlechtsverkehr hat, das würde er sicher nicht akzeptieren. Das ist fix. Egal, ob er hier geboren ist oder nicht. Das geht gar nicht. Kulturell und islamisch, das ist verboten.“ Dadurch, dass er hier geboren ist, würde er seine Tochter aber wahrscheinlich nicht zwingen, ein Kopftuch zu tragen. Fathima ist sich sicher, dass die Generation, die hier aufgewachsen ist, lockerer zu ihren Kindern sein werde. „Wenn das Mädchen oder der Bub wirklich gelitten haben am Anfang ihres Lebens, so wie ich zum Beispiel.“ Sie revidiert sofort:

„Ich habe nicht gelitten. (…) Ich will dir nicht zeigen, dass das mit Zwang war oder so.“ Ihr Vater habe sie nämlich nie gezwungen, sondern normal mit ihr diskutiert, und sie mache alles dem Vater zuliebe. „Aber ich habe mir halt gedacht, spätere Leben … Bei uns ist es so, wenn die Frau heiratet, dann entscheiden sie und ihr Mann, nicht der Vater. Solange ich mit Vater lebe, entscheidet er, der Vater und die Mutter. Das ist kulturell irgendwie so.“ Die Leute, die hier geboren sind, würden ihre Kinder anders erziehen. Fathimas Prinzip ist: „Ich denke nicht, was die Leute sagen, sie werden sowieso reden.“

Frage: „Was sind schlechte Einflüsse, vor denen dein Vater Angst hat, dass du sie übernehmen könntest?“

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„Es gibt hier zum Beispiel Bosnierinnen, die Moslems sind, aber sie tragen gar kein Kopftuch, und er hat Angst, dass ich eines Tages … ahm … wie die werde und dann Streitereien zu Hause habe.“ Sie erzählt mir von einem muslimischen Mädchen, welches sich gegen die Regeln ihres Vaters aufgelehnt hat, soweit, dass sie zur Polizei gegangen ist. Nun darf sich deren Vater nicht mehr in ihr Leben einmischen. Fathimas Vater habe auch Angst davor, Fathima könne eines Tages zur Polizei gehen, deswegen wäre es ihm lieber gewesen, sie wäre in Ägypten aufgewachsen. „Ihm war wichtig … Ich bin super ausgebildet, du weißt ja, ich studiere und so … Aber ihm war immer TOP 1: Mein Arabisch, Koran, dass ich meine Religion richtig kenne.“ Er wolle nicht, „dass wir unsere Religion vergessen, mit der Zeit, dadurch weil wir hier ja mehrere Kulturen haben, mehrere Religionen haben“. Sie wünsche sich in Wien zu sein. Da Graz so klein ist, kenne einer jeden und deswegen achtet ihr Vater so genau auf die Regeln.

Frage: „Wie ist dein Glauben?“

„Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass es einen Gott gibt, und ich glaube an Allah und das es nur einen Gott gibt. Und dass ich halt auch Kopftuch tragen muss, von der Religion her und alles. … Aber ich finde: Egal ob ich jetzt Kopftuch trage oder nicht, egal wie ich mich anziehe: Herz ist immer das Wichtigste. Also, wenn ich jemand jetzt helfe, dann werde ich dafür auch ins Paradies gehen, und nicht nur dadurch, weil ich so angezogen bin. Es gibt genug Frauen, die Burka tragen in Saudi-Arabien und die sind Schlampen eigentlich.“ Glaube sei wichtiger als Kleidung. Ihre Tanten in Ägypten würden auch Burka tragen, und sie akzeptiere das. In zehn Jahren trage Fathima vielleicht auch Burka, oder Kopftuch, oder gar nichts. Jedenfalls werde sie ihren Kindern vermitteln, dass Glaube und Taten wichtiger sind als Gewand.

Alle ihre Tanten hätten zuerst gar nichts getragen, dann Kopftuch, dann breite Sachen und Kopftuch und „im späteren Leben, nach dem Heiraten und Kinder-Bekommen“ die Burka.

„Aber weil sie das wollte, nicht weil er (ihr Mann, Anmerkung) gesagt hat, du musst.“ Der Vater und der Ehemann der Tante wären nämlich „chillig“. Fathima glaubt, durch das Eltern-Werden haben ihre Tante und deren Mann „sich mehr mit dem Islam beschäftigt und wollten dann das.“

97 Interviewer: „Wenn du eine österreichische Frau fragst, was sie darüber denkt, dass Frauen in islamischen Ländern Burka tragen … “

Fathima: „ … dann glauben sie, nur wegen dem Mann.“

Interviewer: „Aber du glaubst, dass das nicht stimmt?“

Fathima: „Nein, das muss nicht stimmen! Ehrlich jetzt, das ist meine Erfahrung. Es gibt aber.“

Ihrem eigenen Verlobten sei anfangs „wurscht“ gewesen, was sie anhabe und ihm habe ihre

„Art und Weise“ gefallen, „aber mit der Zeit habe ich gemerkt, je länger ich mit ihm bin, desto mehr Pflichten, desto mehr verlangt er, nachher“. „Er war nicht ehrlich von Anfang an, das habe ich gemerkt. Dann wollte er, dass ich mich so anziehe. >Nein, mir gefällt das nicht, ich verlange, dass du … äh … bisschen breiter anziehst, und das ist übertriebenes Make-Up und das und das.<.“ Er habe dann auch nicht gewollt, dass sie fertig studiert und deswegen habe sie ihn verlassen.

Eine Tante sei von ihrem Mann gezwungen worden, Burka zu tragen, die anderen würden sie freiwillig tragen. Männer sind ihrer Meinung nach einfach verschieden. „Es gibt viele, die sind so, und es gibt viele, die sind so.“ Es gebe in Kairo auch Frauen, die gerne Kopftuch tragen würden und deren Ehemänner sagen: „Nein, ich möchte das nicht“.

Kairo ist eine Metropole, in der es viel lockerer zugeht, als zum Beispiel in Ägypten am Land.

„Aber ich finde, die Österreicher haben auch ein bisschen Recht, weil sie sehen ja hier nur strenge Gläubige. Sie sehen hier nur lauter Muslime, die Kopftuch tragen, und Burka. (…) Weil sie hier so viele sehen, glauben sie, dass alle dort so sind.“

Sie stimmt der Aussage zu, dass das eine Wechselwirkung ist: Ihr Vater, als Beispiel, will hier einen strengen Islam präsentieren – Die Österreicher sehen genau das und glauben, alle Muslime sind so.

Ein Mann, der sich mit Fathima verloben will, „müsste zuerst zu meinem Vater“. „Und wenn mein Vater einverstanden ist, entweder er holt seine Eltern und sie kommen zu unserer Wohnung nach Hause (…) Die ganze Familie weiß, dass wir verlobt sind und sie bestimmen

98 dann, wann wir heiraten.“ Es gebe auch Männer, die nur eine heiraten, damit sie herkommen. Aber das wolle ihr Vater nicht.

Angesprochen auf die Situation der Frau in Saudi-Arabien, meint Fathima, sie könne das nicht akzeptieren und würde nur dort hinfliegen, um eine Pilgerfahrt zu machen. Ihr Ex-Verlobter wollte mit ihr dorthin ziehen, aber sie habe gesagt: „Ich kann dort nicht leben!“

Fathima habe gehört, man müsse dort Burka tragen, um nicht als „Schlampe“ zu gelten.

Burka tragen heiße auch nicht, dass die Frau darunter perfekte Gläubige sei. Der Staat schreibe das einfach vor. Sie versteht die Unterdrückung der Frau in Saudi-Arabien gar nicht.

„Zeig mir einen Vers im Koran, wo steht: Frauen dürfen nicht fahren. Wo steht: Frauen dürfen nicht rauchen, aber Männer schon.“ Manche Muslime würden den Koran falsch verstehen, und „die interpretieren das auf ihre Sicht und Weise“.

Fathima lese den Koran, aber bete „leider“ nicht fünf Mal am Tag. „Wenn ich den ganzen Tag auf der Uni bin, wie soll ich beten? Wenn ich zuhause bin, bete ich.“ Im Ramadan faste sie.

Es gebe gewisse Sprüche, die man am Morgen sagen sollte, und das tue sie auch. Fathima tue die Sachen lieber für Allah und nicht nur, damit jemand anders es sieht. Sie gehe nicht mehr in die Moschee – aus Zeitmangel.

Nebenbei arbeitet Fathima bei einer Fast-Food-Kette an der Kasse und kann deswegen das Kopftuch nicht tragen. Sie trägt deshalb ein Stirnband, „damit es nicht heißt, ich habe gar nichts oben“.

Frage: „Glaubst du, dass du durch das Kopftuch einmal Nachteile bei der Jobsuche haben wirst?“

„Ja sicher, ja sicher.“

Sie könne Deutsch perfekt, müsse aber beim Maci (McDonalds, Anmerkung) arbeiten.

„Anstatt dass ich zum Beispiel in einer Bank arbeite, oder als Sekretärin. Sicher nicht mit Kopftuch. Das finde ich echt schade.“ Fathima weiß nicht, woran das liegt, aber sie glaubt:

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„Es liegt schon ein bisschen an Österreichern auch, weil es gibt Österreicher, wenn sie eine mit Kopftuch sehen, dann gehen sie gleich weg. Und der Arbeitgeber will das ja nicht.“

Vielleicht werde es später einmal besser. „Es ist so: Es hat sich auch jetzt was verändert.

Früher war Kopftuch echt was Großes, was Fremdes. Jetzt ist es mit der Zeit eh nichts.“ Es könne aber auch strenger werden, man wisse ja nie. Ihrer Meinung nach sollte das Kopftuch in Österreich akzeptiert werden, da sich Touristen in Ägypten auch kleiden, wie sie wollen, und die Ägypter das akzeptieren. „Aber ich kann das auch verstehen als andere Sicht, weil sie Angst haben vor diesen Leuten, die Kopftuch tragen … Manchmal glauben sie, sie ist

Früher war Kopftuch echt was Großes, was Fremdes. Jetzt ist es mit der Zeit eh nichts.“ Es könne aber auch strenger werden, man wisse ja nie. Ihrer Meinung nach sollte das Kopftuch in Österreich akzeptiert werden, da sich Touristen in Ägypten auch kleiden, wie sie wollen, und die Ägypter das akzeptieren. „Aber ich kann das auch verstehen als andere Sicht, weil sie Angst haben vor diesen Leuten, die Kopftuch tragen … Manchmal glauben sie, sie ist

Im Dokument Wahrnehmung des Islam in Österreich (Seite 91-106)