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Medizinische Klinik II (Hämatologie/Onkologie, Rheumatologie, Infektiologie, Therapie der HIV-Erkrankung)

1.3. Forschung

Die Forschungsaktivitäten der Abteilung Hämatologie/Onkologie basieren auf der klinischen Forschung sowie der Grundlagenforschung, die sehr eng miteinander verflochten sind und sich gegenseitig ergänzen. Die Grundlagenforschung versucht über ein besseres Verständnis der Pathogenese maligner Erkrankungen der Hämatopoese die Grundlagen für neue molekulare Therapieansätze zu legen. Die klinische Forschung hat im Rahmen von Phase I bis IV Studien das Ziel der Therapieoptimierung bzw. der Einführung neuartiger zielgerichteter molekularer Therapiekonzepte, um sowohl das Langzeitüberleben der Patienten als auch ihre Lebensqualität zu verbessern. Im Rahmen der Studien-begleitenden Untersuchungen treffen sich klinische und Grundlagenforschung direkt und befruchten sich gegenseitig. Diese Forschungsaktivitäten sind fest in nationalen und internationalen Studiengruppen, Forschungsverbünden und Konsortia integriert. So ist die Medizinische Klinik II mit dem Standort Frankfurt-Mainz Partner im Deutschen Konsortium für translationale Krebsforschung (DKTK), Mitglied im LOEWE Zentrum für Zell- und Gentherapie, dem LOEWE Schwerpunkt „Onkogene Signaltransduktion Frankfurt“ und in diesen drei Verbünden auch koordinierend tätig. Darüber hinaus sind Arbeitsgruppen der Medizinischen Klinik II in die

Sonderforschungsbereiche 834 und 815 aktiv eingebunden.

Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Zell- und Gentherapie ist in der Medizinischen Klinik II eine W2- Professur „Basic Mechanisms in Stem Cell Biology“ angesiedelt.

1.3.1. Forschungsschwerpunkte

Die Forschungsschwerpunkte in der Hämatologie/Onkologie liegen auf dem Gebiet der akuten und chronischen Leukämien, der B-Zell-Lymphome, und Blutstammzellen.

Ziel ist es, an verschiedenen Leukämiemodellen die molekularen Mechanismen der Leukämogenese aufzuklären und die Wirkung von neuartigen zielgerichteten Therapieansätzen auf molekularer Ebene zu untersuchen. Darüberhinaus werden krebsinduzierende Zellen, sogenannte Krebsstammzellen, in Leukämien und soliden Tumoren identifiziert und molekular charakterisiert. Die Mechanismen für die Erhaltung und Vermehrung von Blutstammzellen sollen für zell- und gentherapeutische Zwecke, und damit auch für die Entwicklung intelligenter Therapieansätze, entschlüsselt werden.

Besonderes Forschungsinteresse besteht demzufolge auf dem Gebiet der Resistenzentwicklung gegen molekulare Therapieansätze sowie deren Überwindung, insbesondere bei der akuten myeloischen Leukämie und der Philadelphia-Chromosompositiven (Ph+) Leukämie. Im Zentrum dieser Untersuchungen stehen die Funktion von Klasse I (Mutationen in Signalmodulatoren) und Klasse II Mutationen (aberrante Transkriptionsfaktoren) und deren funktionelle Interaktion.

Die Forschungsaktivitäten in der Molekularen Hämatologie konzentrieren sich auf die Entwicklung von Hochdurchsatz Mutagenese- und Proteinmarkierungsstrategien zur Charakterisierung von Proteininteraktomen, die in pluripotenten Stammzellen fundamentale biologische Prozesse wie Proliferation, Differenzierung, Apoptose und Autophagie regulieren. Ferner arbeitet die Molekulare Hämatologie an neuen Gentherapieverfahren für monogenische Bluterkrankungen, die auf einer direkten Korrektur von Gendefekten durch „designer“ Endonukleasen beruhen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die molekulare Charakterisierung des redox-regulierten Proteins Sestrin 2, das über die Hemmung von Klasse III Rezeptortyrosinkinasen einen negativen Effekt auf die Progression der weltweit verbreiteten chronisch obstruktiven Lungenkrankheit (COPD) hat.

Die grundlegenden Mechanismen der Selbsterneuerung und Differenzierung von Blutstammzellen stehen im Fokus der Forschung der LOEWE-Professur von Prof. Rieger. Die molekulare Kontrolle dieser Vorgänge wird im humanen und murinen System untersucht, um Wege zu finden, diese wertvollen Zellen für die Zell- und Gentherapie in Kultur zu erhalten und zu vermehren. Dabei werden neueste Technologien verwendet, um Blutstammzellen funktionell und molekular zu charakterisieren.

Mittels weltweit führender Einzelzellverfolgung werden Blutstammzellen in ihrem Differenzierungsweg in Echtzeit kartiert.

1.3.2. Forschungsprojekte

Wichtige Projekte im Bereich der Grundlagenforschung sind:

Pathogenese der akuten myeloischen Leukämie (AML)

 funktionelle Charakterisierung von Klasse I Mutationen (Flt3ITD, mut Flt3ITD, mut c-Kit, Notch)

 Effekt mutierter Regulatoren (Cbl, SOCS) auf aberrant aktivierte Signalwege (PI3K, JAK/STATs);

 aberrante Stammzellaktivierung durch Klasse I (AKT, FLT3-ITD) und Klasse II Mutationen (PML/RAR, DEK/CAN, AML-1/ETO) und ihre Funktion in der Leukämogenese in vivo.

 Einfluss epigenetischer Aberrationen auf die Genexpression der Transkriptionsfaktoren PU.1 und AML1.

 Untersuchung der pro-proliferativen Effekte, welche das Knochenmarksstroma auf AML Zellen ausübt; dabei insbesondere Erforschung der Wirkung von Integrinen und deren Signalleitung.

 Einfluss von Histon-modifizierenden Enzymen bei der AML (insbesondere der Demethylase LSD1)

 Unterschiede im Zellverhalten von normalen Blutstammzellen und Leukämie-induzierenden

Stammzellen für die Identifizierung neuer Marker und Moleküle für zielgerichtete Therapien ALL

 Rationale Entwicklung von Rezidivtherapien für die akute lymphatische Leukämie des Erwachsenen mit prospektiver Messung der individuellen in-vitro-Resistenz

 Entwicklung von zielgerichteten Therapien bei Patienten mit molekularem Therapieversagen

 Klinische Studien bei der akuten lymphatischen Leukämie

 Nationales ALL-Register mit Biomaterialbank Ph+ Leukämien

 Aufklärung der Resistenzmechanismen gegenüber den klinisch relevanten Kinaseinhibitoren (Mutationen in BCR/ABL und anderen unerlässlichen Signalmodulatoren, aberrante Phosphatase- Aktivitäten, Resistenz-assoziierte Gene, Kooperation mit Zytokinsignaling, Aktivierung und Steuerung aberranter Signalwege

 Entwicklung alternativer molekularer Therapieansätze zur Überwindung von Resistenzen (Hemmung der Oligomerisierung von BCR/ABL, allosterische Inhibition der ABL-Kinase Aktivität, alternative Signalinhibitoren, epigenetische Modulatoren).

 Rolle des reziproken ABL/BCR Fusionsproteins für die Leukämogenese und die Linienausrichtung der Ph+ Akuten Lymphatischen Leukämie.

 Identität, Plastizität und Hierarchie von Leukämie-induzierenden Stammzellen in der ALL Lymphome

 Charakterisierung von onkogenen B-Zell-Rezeptor-Signalwegen in Lymphomen mittels (Phospho)proteomik sowie Maus- und Zellkulturmodellen

 Untersuchung der Bedeutung von epigenetischen Veränderungen in der Lymphomentwicklung Molekulare Hämatologie

 Hochdurchsatz Proteinmarkierungen in embryonalen Stammzellen der Maus mittels Genfallen und Rekombinase-vermitteltem Kassettenaustausch.

 Protein-markierende Genfallenmutagenese in haploiden CML (KBM7) Zellen zur Charakterisierung von Therapieresistenz-vermittelnden Proteinkomplexen

 Charakterisierung von Sestrin 2 als Biomarker und Therapietarget bei der chronisch obstruktiven Lungenkrankheit (COPD).

 Molekulare Charakterisierung der Sestrin 2 vermittelten, redox-abhängigen Suppression von Rezeptortyrosinkinase-Signaltransduktionskaskaden.

 Entwicklung von gezielten Gentherapieansätzen zur Behandlung von monogenischen Bluterkrankungen.

Normale Hämatopoese

 Identifizierung von Genen und Faktoren, die die Selbsterneuerung und Differenzierung von Blutstammzellen kontrollieren

 Aufklärung bisher unbekannter Stamm- und Vorläuferzellen in der murinen und humanen hämatopoetischen Entwicklungshierarchie

 Kontinuierliche Beobachtung humaner Schicksalsentscheidungen von humanen hämatopoetischen Stammzellen während der Differenzierung

Zielgerichtete Tumortherapie

 Untersuchung der Kombinationen von dualen PI3k/mTor Inhibitoren mit siRNA, Curcumin oder Chemotherapeutika zur Optimierung der Apoptoseinduktion beim Nierenzellkarzinom und Pankreaskarzinom.

Klinische Proteomik

Mittels Massenspektrometrie-basierter Proteinanalytik werden:

 prädiktive Biomarker für zielgerichtete Therapien identifiziert: U.a. prädiktive Biomarker für AC220 Therapie der AML

 Signalwege in primären Tumorproben charakterisiert: Insbesondere in Lungenkarzinomen sowie AML-Zellen

Wichtige Projekte im Bereich der Klinischen Forschung sind:

Im Bereich der klinischen Forschung liegt der Schwerpunkt auf multizentrischen Therapiestudien. Die Abteilung ist Standort der Studienzentrale der multizentrischen deutschen Studiengruppe für die akute lymphatische Leukämie (ALL) des Erwachsenen. Es handelt sich um die weltweit größte Studiengruppe mit bisher 7 konsekutiven Studien, insgesamt mehr als 5000 Patienten und über 140 teilnehmenden Zentren in ganz Deutschland. Zahlreiche Forschungsprojekte werden im Zusammenhang mit der Studie durchgeführt. Außerdem wurden im Jahr 2013 weitere eigeninitiierte klinische Studien auf den Weg gebracht und zusätzliche national gültige Therapieempfehlungen entwickelt, deren Umsetzung in der Versorgung über das nationale Register für ALL evaluiert wird.

Wichtige inhaltliche Schwerpunkte sind die Entwicklung risikoadaptierter, individualisierter Therapien, die Prüfung neuer Substanzen, die Identifikation neuer Prognosefaktoren und die Untersuchung von Lebensqualität und Spätfolgen der Patienten. Im Zusammenhang mit der Studie wird auch eine Biomaterialbank betrieben, die eine wichtige Voraussetzung für begleitende Forschungsprojekte darstellt. Es werden sowohl eigeninitiierte Studien durchgeführt, als auch Studien der pharmazeutischen Industrie, die z.T. gemeinschaftlich entwickelt werden. Die Studiengruppe ist eng vernetzt mit deutschen und europäischen Leukämienetzwerken.

Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt ist die Durchführung von Phase-I-II-Studien mit neuen Substanzen bei malignen hämatologischen Erkrankungen mit entsprechenden wissenschaftlichen Begleitstudien. Die spezialisierte Studienambulanz ist international anerkannt und hat ihren Schwerpunkt im Bereich innovativer, molekularer Therapie.

Weitere Schwerpunkte liegen in der Durchführung und Initiierung von klinischen Studien bei der akuten myeloischen Leukämie und anderen malignen hämatologischen Erkrankungen. Die professionelle Durchführung von Spezialdiagnostik insbesondere bei der Ph-positiven ALL ist die Grundlage für zusätzliche Forschungsaktivitäten, z.B. im Bereich der Messung der minimalen Resterkrankung oder Detektion von Mutationen.

Ein von der Deutschen Carreras-Stiftung gefördertes Projekt (Studieninfrastruktur) wird im Rahmen des Kompetenznetzes für akute und chronische Leukämien durchgeführt. Es handelt sich dabei um ein Projekt zur bundesweiten Optimierung der Infrastruktur für klinische Studien. Weitere Projekte des Kompetenznetzes (Informationszentrum, Akute lymphatische Leukämie) erhalten die Förderung durch die Deutsche Jose Carreras-Stiftung. An der Medizinischen Klinik II sind auch zwei Hauptprojekte des European Leukemia Net angesiedelt. Es handelt sich um das European Leukemia Information Center und die von Frankfurt aus gegründete European Working Group for Adult ALL

Weitere klinische Studien werden für die AML und das multiple Myelom entwickelt.

2. Schwerpunkt Infektiologie/HIV Leiter: Prof. Dr. Hans-Reinhard Brodt 2.1. Medizinisches Leistungsangebot

Zum Schwerpunkt Infektiologie gehören im Rahmen der stationären Versorgung die Infektionsstation 68 mit 18 infektiologisch geführten Betten, einschließlich einer Isolierstation (6 Betten) für hochinfektiös, lebensbedrohliche Erkrankungen, sowie ein klinikumsinterner, infektiologischer Konsiliardienst und eine 24-Stunden Rufbereitschaft.

In einem Infektionslaboratorium wird neben wissenschaftlicher Arbeit die Möglichkeit einer Akutdiagnostik z.B. für Malaria vorgehalten. Die fachkompetente ambulante Behandlung von

Tropenkrankheiten, unklaren und komplizierten Infektionen sowie von Patienten mit HIV-Infektion erfolgt in den Ambulanzen für Infektions- und Tropenmedizin sowie der HIV-Ambulanz im Haus 68.

Die HIV-Ambulanz (HIVCENTER) bietet ambulanten HIV-infizierten Patienten und Patientinnen Behandlung an, vorwiegend komplizierte Verläufe, z.B. mit opportunistischen Infektionen und Malignomen.