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Im Folgenden werden die in der Anamnese und körperlichen Untersuchung festgestellten Be-funde sowie die laborchemischen Daten der Teilnehmer mit nachgewiesener ALPL-Mutation ausführlicher dargestellt. Alle drei Teilnehmer erhielten vor der genetischen Testung ein aus-führliches Beratungsgespräch, sowie eine gründliche Aufklärung nachdem die Mutation nach-gewiesen wurde.

Teilnehmer HPP 3

Elfjähriger Junge mit Kleinwuchs. Der Junge berichtete über keine Beschwerden zum Zeit-punkt der Studienteilnahme. Der Teilnehmer wies bei Geburt und als Säugling ein normales Gedeihen und Wachstum auf. Ab dem dritten Lebensjahr verzögerte sich die Größenentwick-lung und er lag unterhalb der 10. Perzentile. (Größe der Mutter: 159cm, Größe des Vaters:

169cm). Sowohl die motorische als auch die psychische Entwicklung verlief unauffällig. Als Vorerkrankungen waren der familiäre Kleinwuchs und Zahnprobleme väterlicherseits bekannt.

Die körperliche Untersuchung war bis auf die Körpergröße und das dazu passende Körperge-wicht unauffällig (Körpergröße: 126,2 cm (<1. Perzentile), KörpergeKörperge-wicht: 27,4 kg (3.

Perzentile) (Gräfle, 2016)). Der MRC Scale lag bei 5/5 Punkten.

Die Aktivität der AP war vermindert (AP 126 U/l [152-369]), PLP war deutlich erhöht (>100 µg/l, cave: Einnahme eines Vitamin B6-haltigen Vitaminpräparats) und PEA im Urin war grenzwertig erhöht (14.4 µmol/l). Die Mutationsanalyse ergab eine heterozygote Mutation auf Exon 12 mit ALPL-Gen (c.1451[T>G];[T=]), p.Met484Arg/p.M484R. Beim Vater konnte die-selbe Mutation nachgewiesen werden. Die Mutation wurde bisher weder als pathogen noch in keiner Datenbank beschrieben. Jedoch ist von einem funktionsmindernden Effekt auf das Pro-tein der AP auszugehen. Bei dem Patienten lag außerdem eine Kollagenmutation (COL1A2 Klasse 1 G/G) vor.

Teilnehmer HPP 8

Zwölf Jahre alter Junger ohne positive Familienanamnese für HPP-spezifische Symptome und symptomlos zum Zeitpunkt der Studienteilnahme. Bis auf Perzentilen-schneidendes Wachstum um den 24. Lebensmonat lagen keine Gedeihstörungen vor. Eine Abklärung auf Mukoviszidose verlief unauffällig. Der Junge war motorisch und psychisch regelrecht entwickelt. Als Vorer-krankungen sind ein allergisches Asthma und eine atopische Dermatitis zu nennen. Die körper-liche Untersuchung ergab einen Normalbefund, der MRC Scale war mit 5/5 Punkten unauffällig.

Die Aktivität der AP war leicht erniedrigt (AP 139 U/l [159-405]), PLP (62 µg/l) sowie PEA im Urin (23.8 µmol/l) waren erhöht. Die genetische Untersuchung ergab eine heterozygote Mu-tation im ALPL-Gen (c.1204[delC];[C=]), c.1204delC auf Exon 11, welche zu einem vorzeiti-gen Einführen eines Stopp-Kodons (p.Leu402) an Position 402 des ALPL-Proteins führt. Die daraus entstehende ALPL-Haploinsuffizienz scheint die Ursache für die auffälligen Laborbe-funde zu sein. Bisher wurde diese spezifische Mutation in der Literatur noch nicht beschrieben, eine Prognose über den weiteren Verlauf ist schwierig. Jedoch bewirkt die Mutation sicherlich eine verminderte Funktion des Proteins. Bei dem Patienten wurde des Weiteren eine Mutation im Kollagen-Gen COL1A2 mit der Klasse 2 C/C festgestellt.

Teilnehmer HPP 19

13-jähriges Mädchen mit einem chronischen Schmerzsyndrom. Die Familienanamnese ist un-auffällig für HPP-spezifische Beschwerden. Die Teilnehmerin leidet an wiederkehrenden schweren muskuloskelettalen Schmerzen in Armen und Beinen sowie an Bauchschmerzen.

Wachstum und Gedeihen verliefen bisher unauffällig, motorisch war die Teilnehmerin gut ent-wickelt. Eine psychologische Betreuung wurde im Rahmen des Schmerzsyndroms eingefordert.

Die körperliche Untersuchung verlief unauffällig, der MRC Scale lag bei 5/5 Punkten. Die Ak-tivität der AP war leicht erniedrigt (AP 80 U/l [104-385]), PLP war signifikant erhöht (>100 µg/l) und PEA im Urin war grenzwertig erhöht (14.4 µmol/l). Die Mutationsanalyse ergab eine heterozygote Mutation im ALPL-Gen (c.1471[G>A];[G=]), p.Gly491Arg/p.G491R auf Exon 12. Diese Mutation wurde in der Literatur schon mehrfach beschrieben und kann die laborche-mischen Veränderungen erklären. Sie übt einen funktionsmindernden Effekt auf das Protein aus. Außerdem wies die Patientin eine Kollagenmutation COL1A2 Klasse 2 G/C auf.

4.6 Muskelfunktionstest

Im Folgenden werden relevante Parameter der funktionellen Untersuchung dargestellt (siehe Tabelle 15). Dabei werden die Ergebnisse des mehrfachen Einbein-Sprungs und des einmaligen Zweibein-Sprungs der Teilnehmer, die keine Mutation aufwiesen (T1, n=26) und der Teilneh-mer, bei denen eine Mutation im ALPL-Gen nachgewiesen wurde (T2, n=3), aufgeführt. Bei Teilnehmern, die jünger als sechs Jahre alt waren, wurde keine funktionelle Untersuchung durchgeführt. Angegeben sind der Medianwert und das 95% Konfidenzintervall der jeweiligen Parameter. Nachfolgend sind die Resultate des Funktionstests grafisch dargestellt. Es zeigte sich ein deutlicher Unterschied von T1 und T2 in der Rate of Force Development.

Tabelle 15: Auswertung relevanter Sprungparameter. Vergleich der Teilnehmer ohne ALPL-Mutation (n=26) und der Teilnehmer mit Mutation (n=3).

Test Parameter T1 (n=26) T2 (n=3)

m1LJ Fmaxrel.· g-1 (·Fg) 2,59 2,59

[2,51 - 2,77] [2,38 - 2,80]

Fmax (kN) 1,33 0,82

[1,15 - 1,53] [0,23 - 1,60]

s2LJ Pmax (kW) 2,02 1,25

[1,77 - 2,71] [0,11 - 2,65]

Pmaxrel. (W · kg-1) 38,88 38,88

[37,45 - 43,67] [31,52 - 43,51]

s2LJ und m1LJ EFI (W · kg-1) 89,88 89,87

[86,66 - 96,82] [80,42 - 95,76]

Fmaxrel.· g-1 (·Fg) 2,26 2,18

[2,20 - 2,48] [1,79 - 2,58]

Fmax (kN) 1,19 0,74

[1,01 - 1,38] [0,25 - 1,29]

Efficiency (%) 99,26 96,99

[94,04 - 103,92] [80,63 - 121,59]

RFD (N·s-1) 3,34 1,48

[3,08 - 4,96] [0,77 - 2,33]

max. Sprunghöhe (m) 0,37 0,34

[0,35 0,41] [0,29 - 0,39]

Werte median und 95% KI in []

m1LJ – multiple One Leg Jump; s2LJ – single Two Leg Jump

Fmax – maximale Kraft; Pmax – maximale Leistung; Pmaxrel. – relative maximale Leistung; RFD – Rate of Force Development; EFI – Esslinger Fitness Index

Abbildung 25: Maximale Kraft pro Körpergewicht beim m1LJ (Fmaxrel.· g-1).

Abbildung 26: Maximale Kraft bei Absprung des m1LJ´s (Fmax).

1,5 1,7 1,9 2,1 2,3 2,5 2,7 2,9 3,1 3,3 3,5

Studienteilnehmer ohne ALPL-Mutation

Studienteilnehmer mit ALPL-Mutation

Kraft prorpergewicht (kN/kg)

Relative maximale Kraft (m1LJ)

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0

Studienteilnehmer ohne ALPL-Mutation

Studienteilnehmer mit ALPL-Mutation

Kraft (kN)

Maximale Kraft (m1LJ)

Abbildung 27: Maximale Leistung beim s2LJ.

Abbildung 28: Maximale Leistung pro Körpergewicht beim s2LJ.

0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0

Studienteilnehmer ohne ALPL-Mutation

Studienteilnehmer mit ALPL-Mutation

Leistung (kW)

Maximale Leistung

20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 45,0 50,0 55,0 60,0 65,0

Studienteilnehmer ohne ALPL-Mutation

Studienteilnehmer mit ALPL-Mutation

Leistung prorpergewicht (W/kg)

Relative maximale Leistung

Abbildung 29: Esslinger Fitness Index (EFI) beim s2LJ und m1LJ.

Abbildung 30: Relative maximale Kraft pro Körpergewicht bei Absprung beim s2LJ und m1LJ.

Abbildung 31: Maximale Kraft (Fmax) bei Absprung beim s2LJ und m1LJ.

Abbildung 32: Force Efficiency beim s2LJ und m1LJ.

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5

Studienteilnehmer ohne ALPL-Mutation

Studienteilnehmer mit ALPL-Mutation

Kraft (kN)

Maximale Kraft

60,0 70,0 80,0 90,0 100,0 110,0 120,0 130,0

Studienteilnehmer ohne ALPL-Mutation

Studienteilnehmer mit ALPL-Mutation

Prozent (%)

Force Efficiency

Abbildung 33: Rate of Force Development (RFD) beim s2LJ und m1LJ.

Abbildung 34: Maximale Sprunghöhe beim s2LJ und m1LJ.

0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0

Studienteilnehmer ohne ALPL-Mutation

Studienteilnehmer mit ALPL-Mutation

Kraft pro Sekunde (N/s)

Rate of Force Development

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6

Studienteilnehmer ohne ALPL-Mutation

Studienteilnehmer mit ALPL-Mutation

Meter (m)

Maximale Sprunghöhe

5 Diskussion

In den folgenden Seiten werden die primär gestellten Hypothesen überprüft. Anschließend wer-den einzelne Punkte der durchgeführten Methode kritisch beleuchtet. Der Abschluss bildet ein Fazit sowie eine Zusammenfassung der Arbeit.