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Förderung von lärmarmen Verkehrsmitteln

Im Dokument Aktionsplan zur Lärmminderung (Seite 75-80)

3 Maßnahmenkonzept des Lärmaktionsplans

3.3 Handlungskonzept für das erweiterte Untersuchungs- Untersuchungs-netz (freiwillige Maßnahmen)

3.3.3 Förderung von lärmarmen Verkehrsmitteln

Die Förderung des Umweltverbundes49 ist ein wichtiger Teil der langfristigen Strategie zur Lärmminderung, weil sie dazu beiträgt, Kfz-Verkehrslärm nachhal-tig zu vermeiden. Obwohl die öffentlichen Verkehrsmittel im Einzelfall selbst erhebliche Lärmquellen darstellen können, tragen sie als Alternative zum motorisierten Individualverkehr zur Lärmminderung bei. Deshalb sind Verbesse-rungen im ÖPNV-Angebot, aber auch bei den Rad- und Fußverkehrsanlagen aus Sicht der Aktionsplanung zu begrüßen.

Im Jahr 2000 stellte sich die Verkehrsmittelwahl noch wie folgt dar: Fußgänger 19 %, Radfahrer 18 %, ÖPNV 7 %, MIV 56 %50. Während der Anteil des Fuß- und Radverkehrs zwar steigerungsfähig, jedoch zunächst akzeptabel ist, ist der ÖPNV-Anteil vergleichsweise gering. Dies deutet darauf hin, dass zur Förde-rung lärmarmer Verkehrsmittel insbesondere attraktivitätssteigernde Maßnah-men für den ÖPNV und dämpfende MaßnahMaßnah-men für die private Pkw-Nutzung in Betracht kommen.

Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)

Für die Förderung des ÖPNV kommen mehrere Ansatzpunkte infrage. Zu-nächst sollten alle bedeutenden Quell- und Zielbereiche der Stadt vom ÖPNV erschlossen und in einem akzeptablen Takt erreichbar sein. Erreichbarkeit und Fahrtenhäufigkeit sind laut dem Nahverkehrsplan 2007/0851 in Paderborn akzeptabel. Darüber hinaus dienen die im Nahverkehrsplan formulierten Ziele zur Verbesserung des Angebotes auch den Zielen der Lärmaktionsplanung (vgl.

Kapitel 2.6.7), da dadurch interessante Alternativen zur Pkw-Nutzung entste-hen.

Positiv ist zu bewerten, dass Busse fast an allen vom ÖPNV befahrenen LSA-Knotenpunkten priorisiert werden und an mehreren Stellen bereits Busfahrstrei-fen eingerichtet wurden. Damit verbunden ist jedoch der Nachteil, dass für den übrigen Verkehr eingerichtete LSA-Koordinationen gebrochen werden und die MIV-Fahrzeuge dadurch ggf. häufiger anfahren müssen, was zu einer Lärmzu-nahme führen kann. An wichtigen Umsteigehaltestellen stehen dynamische Fahrgastinformationstafeln für die Busabfahrtzeiten zur Verfügung. Die beste-henden Busfahrstreifen und sonstigen Anlagen zur ÖPNV-Beschleunigung sind zu sichern und nach Möglichkeit auszubauen.

49 Zu den Verkehrsarten des Umweltverbunds zählen Rad- und Fußverkehr, sowie der öffentliche Personennahverkehr.

50 H. Feier u.a. (Heinz+Feier GmbH): „Stadt Paderborn Verkehrsentwicklungsplan“ im Auftrag der Stadt Paderborn, Wiesbaden 2004

51 Nahverkehrsverbund Paderborn / Höxter: „Nahverkehrsplan 2007/08“, Paderborn, März 2008.

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Laut Nahverkehrsplan sind an nahezu allen Bahnstationen bedarfsgerechte Bike+Ride- sowie Park+Ride-Anlagen eingerichtet worden. Jedoch stehen bislang nur wenige Anlagen im städtischen Bushaltestellennetz zur Verfügung.

Lediglich am Hauptbahnhof sind Fahrrad- und Pkw-Stellplätze direkt am Verknüpfungspunkt zum ÖPNV bzw. zum Schienenfernverkehr vorhanden. An der Zentralstation und anderen wichtigen Punkten wie z.B. den Endhaltestellen wären diese jedoch ebenfalls von Bedeutung. P+R-Stellplätze kommen insbe-sondere an den peripheren Endhaltestellen der Buslinien infrage. Bei der Erarbeitung von Rad- und Fußverkehrskonzepten wären die Notwendigkeit bzw. das Vorhandensein und der Zustand von Pkw- und Radabstellanlagen an ÖPNV-Haltestellen zu prüfen.

Eine Möglichkeit um Ansatzpunkte für eine Attraktivitätssteigerung bei der ÖPNV-Nutzung zu identifizieren bietet das Befragen von Fahrgästen. Anhand der Ergebnisse einer Befragung aus dem Jahr 2006 wurden im Rahmen der Arbeiten des Nahverkehrsplans Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Kundenzufriedenheit abgegeben. Die Befragungsergebnisse können wie folgt zusammen gefasst werden:

Positiv bewertet werden von den Fahrgästen:

Internetauftritt

Komfort, Bequemlichkeit sowie Sauberkeit im Fahrzeug

die Verkehrsmittel, die Schnelligkeit der Fahrverbindungen, die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sowie die Informationen im Fahrzeug und die Qualität des Fahrpersonals

Freundlichkeit des Personals

Das Platzangebot in den Fahrzeugen wird als durchschnittlich bewertet. Eher negativ bewertet werden von den Fahrgästen:

Preis-Leistungs-Verhältnis

Tarifsystem

Integraler Taktfahrplan, da die Verbindungen und Anschlüsse negativ beurteilt werden

Komfort und Ausstattung sowie Sauberkeit der Haltestellen, jedoch ist dies für die Kunden nicht vorrangig von Bedeutung

Die Sicherheit abends an Stationen, jedoch werden diese unbefriedigenden Zustände von den Kunden in Kauf genommen.

Handlungsbedarf besteht daher vornehmlich bei der Abstimmung der Verbin-dungen und der Sicherung von Anschlüssen sowie bei der Ausstattung der

Stadt Paderborn Aktionsplan zur Lärmminderung Bericht April 2011

69 Haltestellen. Können hier Fortschritte erreicht werden, werden auch das

Preis-Leistungs-Verhältnis sowie das Sicherheitsempfinden verbessert.

Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung kamen Hinweise aus der Bevölke-rung, dass in einigen Wohngebieten erhöhte Lärmbelastungen durch die intensive Nutzung von Straßen innerhalb der Gebiete durch Busse des ÖPNV auftreten (vgl. Abbildung 36). Bei anstehenden Arbeiten zur Überarbeitung des Nahverkehrskonzeptes sollte daher die Möglichkeit einer alternativen Führung von Linien geprüft werden (vgl. Kapitel 3.3.5). Dabei sollte beachtet werden, dass sich die Erschließungsqualität in den Wohngebieten nicht verschlechtert.

Endhaltestellen, an denen Busse in Pausen abgestellt werden, sollten möglichst außerhalb des Einflussbereichs von Wohnbebauung liegen. Desweiteren ist sicherzustellen, dass die Motoren der Busse in den Pausen abgestellt werden.

Weiter sollte durch die ÖPNV-Betreiber überprüft werden, inwiefern der Umfang des bestehenden ÖPNV-Vorrangnetzes innerhalb der Wohngebiete beibehalten werden muss. Ziel sollte sein, die Strecken wenn möglich in die umliegenden Tempo-30-Zonen zu integrieren.

Abbildung 36: von Linienbussen befahrene Strecken in Wohngebieten

Um den Beitrag der Fahrzeugflotte des ÖPNV zum Verkehrslärm in der Stadt zu reduzieren, wäre auch ein verstärkter Einsatz lärmarmer (Hybrid-) Antriebe und Reifen zu prüfen. Bislang wird bei der Neuanschaffung von Fahrzeugen vornehmlich auf die Barrierefreiheit, die Größe und den Fahrgastkomfort geachtet. Es wird empfohlen, zu prüfen, welche alternativen Antriebe und

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Reifen im Paderborner Stadtgebiet zum Einsatz kommen können. Begleitend wäre ein Zeitplan zur Umrüstung der Fahrzeugflotten in Zusammenarbeit mit den Verkehrsunternehmen zu entwerfen. Neben der Bereitstellung entspre-chender finanzieller Mittel ist es wichtig, konkrete Ziele festzulegen wie bei-spielsweise: „Bis zum Jahr x sollten y % der im Stadtverkehr eingesetzten Busse den Anforderungen des Umweltzeichens Blauer Engel genügen.“ 52

Fuß- und Radverkehr (Langsamverkehr)

Zu Fuß gehen und Rad fahren ist für die meisten Menschen ohne größeren finanziellen Aufwand und höhere technische Voraussetzungen möglich. Können so zurückgelegte Wege Kfz-Fahrten ersetzen, so tragen sie auch zur Steige-rung der Verkehrssicherheit bei und senken damit die Unfallkosten. Es werden keine Schadstoff- und Schallemissionen verursacht und laufen und Rad fahren ist gesund. Aufgrund dieser Vorteile ist ihre Förderung auch ein wichtiges Ziel der Lärmaktionsplanung.

Damit sich Fußgänger und Radfahrer sicher fühlen, sind belebte, gut ausge-leuchtete und übersichtliche Bereiche, in denen die Verkehrsteilnehmer gut sehen können und in denen sie auch gut gesehen werden, von großer Wichtig-keit. Für die Verkehrssicherheit sind u.a. folgende Aspekte von Belang:

Sind viele Fußgänger und Radfahrer unterwegs, werden diese auch ver-stärkt wahrgenommen

Insbesondere an Hauptverkehrsstraßen und auf Schulwegen sind sichere Wegeverbindungen und Querungsmöglichkeiten unerlässlich

Die Dimensionierung der Anlagen ist vom angestrebten Fußgänger-/

Radfahreraufkommen und den Personengruppen (Kinder, Sehbehinderte, usw.) abhängig

Die Linienführung der Anlagen sollte nutzerorientiert erfolgen und dadurch die Notwendigkeit von Querungsvorgängen minimieren

Bei der Wahl der Materialien ist auf die Sichtbarkeit der Fußgänger / Radfahrer, eine ausreichende Griffigkeit und optisch ansprechende Gestal-tung zu achten. Dabei sind auch Orientierungshilfen für sehbehinderte Menschen zu berücksichtigen.

52 RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V.:

„Vergabegrundlage für Umweltzeichen - Lärmarme und schadstoffarme Kommunalfahrzeuge und Omnibusse RAL-UZ 59“, Februar 2008.

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71 Darüber hinaus sind ein engmaschiges Netz, das auch Wege ermöglicht, die

mit Kraftfahrzeugen nicht befahrbar sind und eine gute Öffentlichkeitsarbeit, die das Ansehen des Fuß- und Radverkehrs erhöht, wichtig.

Die Empfehlungen aus dem Integrierten Handlungskonzept Innenstadt und dem Fahrradabstellkonzept für die Paderborner Innenstadt dienen der Förderung von Kfz-Alternativen und damit den Zielen der Lärmaktionsplanung. Jedoch sollten zur Förderung des Radverkehrs nicht nur die Zahl der Stellplätze erhöht und die Infrastruktur im Allgemeinen ausgebaut werden. Vielmehr wäre eine systematische Vorgehensweise zu wählen, die alle in Abbildung 33 dargestell-ten Bausteine zur Radverkehrsförderung berücksichtigt. Dafür ist die Neuaufla-ge eines Radverkehrskonzeptes notwendig. Aufgrund ähnlicher AnforderunNeuaufla-gen und der oftmals deckungsgleichen Netze für Fußgänger und Radfahrer kann es sinnvoll sein, ein kombiniertes Fuß- und Radverkehrskonzept zu erarbeiten.

Abbildung 37: Bausteine eines Systems zur Förderung des Radverkehrs

Quelle: Österreichisches Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Lebensministerium): „Leitfaden Radverkehrsförderung“ Wien, 2009.

Konzepte zur Stärkung des Fußverkehrs sollten aufgrund der geringen akzep-tierten Weglängen eher kleinräumigen Charakter haben. Für den Radverkehr kommen auch größere Distanzen von mehreren Kilometern infrage. Es wird empfohlen eine Schwachstellenanalyse durchzuführen, um Themenfelder und Gebiete festzulegen, in denen Verbesserungsbedarf für den Fuß- und Radver-kehr besteht. In einem nächsten Schritt sind auf lokaler Ebene Detailkonzepte zu erarbeiten. Mögliche Konzeptansätze für die Attraktivierung des Rad- und Fußverkehrs können sein:

Konzepte zur fußgängerfreundlichen Gestaltung der Innenstadt, der Quar-tierszentren und sonstigen Einkaufsbereiche

Erhöhung der Verkehrssicherheit durch Verbesserung der Querungsmög-lichkeiten, z.B. Einrichten von Fußgängerschutzinseln, und Verbesserung der Sichtbarkeit, z.B. optimale Ausleuchtung von Querungsbereichen

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Schutz vor Kriminalität

Barrierefreiheit für behinderte und ältere Menschen

Attraktivierung des Aufenthalts im öffentlichen Raum, z.B. durch interessan-te Stadtgestaltung, abwechslungsreiche Randnutzungen, schattige Wege, begrünte Areale, überdachte Flanierbereiche, Bänke

Kurze Wartezeiten an Lichtsignalanlagen

Einrichtung eines Bike-Sharing-Angebotes

Verbesserte Orientierung im öffentlichen Raum, v.a. für Touristen und andere Ortsunkundige.

Carsharing

Eine Alternative zur privaten Pkw-Nutzung ist die Etablierung eines Carsharing-Angebotes. Beim Carsharing teilen sich viele Kunden eines Serviceanbieters wenige Fahrzeuge. Das hat den Vorteil, dass Menschen, die nur selten einen Pkw benötigen, kein eigenes Fahrzeug mehr vorhalten und finanzieren müssen.

Gleichzeitig ersetzt ein Carsharing-Fahrzeug etwa 4 bis 8 Pkw53, was zu einem verringerten Parkraumbedarf und Flächenverbrauch führt. Carsharing-Kunden nutzen ihr Auto bewusster und fahren weniger. Das bedeutet weniger Lärm, weniger Schadstoffe und weniger Kfz-Verkehr. Da in Paderborn derzeit noch kein Carsharing-Angebot besteht, wird empfohlen, Gespräche mit Anbietern zu führen und ggf. Stellflächen für die Carsharing-Fahrzeuge von der Stadt bereit-zustellen.

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