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Evidenz zur Nutzung von grafischen Darstellungen Vergleich Grafiken versus nur Text

Vergleich (für Nutzen) Verbale Darstellung (qualitativ) versus numerische Darstellung (quantitativ) Bewertung der Evidenz: Endpunkt Verstehen/Risikowahrnehmung

4.4 Evidenz zur Nutzung von grafischen Darstellungen Vergleich Grafiken versus nur Text

Bewertung der Evidenz: Endpunkt Verstehen/Risikowahrnehmung

Studien Design GRADE Bewertung Qualität der

Evidenz Risk of Bias Konsistenz Direktheit Präzision

Brewer 2012 [23]

Brewer 2012 [23] USA; Angehörige der Universität von North Carolina; N=106; 30-83 Jahre (MW 46 Jahre) Intervention: Präsenta-tion von Vignetten, die Testergebnisse eines hypothetischen Patienten zeigen (40 Jahre, männlich, Nichtraucher, keine chronische Erkrankung oder familiäre Vorbelastung für Herzerkrankungen). Die Testergebnisse beziehen sich auf Risikofaktoren wie BMI, RR und Cholesterinspiegel. Vorab 2 Seiten Informationen zur klinischen Interpretation jedes Tests und Beispiele der Ergebnisse in bei-den Formaten und ein Satz zur Interpretation der Ergebnisse. Experiment 1: 2x2, between subjects Design Tabelle vs. horizontale Balken und normale vs. anormale Testergebnisse. Die Tabellen enthalten: Name des Tests, Datum, exakte Ergebnisse, Messein-heiten, Bereich der Normwerte und eine Spalte um abweichende Werte kenntlich zu machen. Die Balkendiagramme enthalten:

Name des Tests, Messeinheit und einen horizontalen Balken, der in einen normalen (weiß) und anormalen (schwarz) Bereich unter-teilt ist. Ein Kreis zeigt das Ergebnis auf dem Balken an und enthält die numerische Angabe. Vignetten A-C zeigen 1,2 bzw. 3 Er-gebnisse von einem Test, D und E je 12 ErEr-gebnisse von verschiedenen Tests. Experiment 2: 2x3, within subjects, Formate wie oben, Tabelle vs. Balken, normal, anormal und grenzwertig (eigene Spalte in der Tabelle bzw. grauer Bereich in den Balken); Da-tenerhebung: Frage nach dem exakten numerischen Wert (richtig mit max. 5 % Abweichung).

Ergebnis: Gesamt 71 % der Teilnehmer haben einen korrekten Wert angegeben, kein Unterschied zwischen den Gruppen.

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Hawley 2008 [56] USA; Frauen und Männer nicht spezifiziert; N=2412; 18-90 Jahre (MW 49 Jahre); Intervention: Teilnehmer erhiel-ten ein hypothetisches Szenario zu einer medizinischen Entscheidung: Bei Checkup wird eine Arterienverkalkung festgestellt Das kann dazu führen, dass operativ ein Bypass gelegt werden muss. Es kann eines von zwei Medikamenten genommen werden, um die Operation eventuell zu vermeiden. Die jeweiligen Nutzen und Risiken der Medikamente wurden grafisch dargestellt.

Sechs verschiedene Gruppen (verschiedene Typen & Formate): Balkendiagramm, Häufigkeitspiktogramm, modifiziertes Häu-figkeitspiktogramm (Zahlenstrahl), Tortendiagramm, modifiziertes Tortendiagramm mit Skala (Uhr), Tabelle; Datenerhebung: 4 Fra-gen - Angabe von Zahlen (Anzahl betroffener Personen und Berechnung von Unterschieden); Anzahl der richtiFra-gen Antworten (+/- 2 vom wahren Wert) kodiert mit 1 für 3-4 richtige Antworten (adäquates Verstehen) und kodiert mit 0 für 0-2 richtige Antworten; Er-gebnis: Anteil der Teilnehmer mit adäquatem Wissen in Prozent: Tabelle 67 % vs. Grafiken gesamt 18-62 %; p<0,001; Häufigkeits-piktogramm 58 % vs. Tortendiagramm 18 % & Zahlenstrahl 49 % & Uhr 49 %; p<0,001; Balkendiagramm 62 % vs. Häufigkeitspik-togramm 58 %.

Ruiz 2013 [109] USA; Männer, >20 Jahre (Primary Care Patienten); N=136; 61 ±7,61 Jahre; Intervention: Web-site (im Labor ge-nutzt), 3 Versionen, das „Cardiovascular Risk Score Tutorial“ wurde in den 3 Formaten angeboten. Es enthält Informationen zu Ri-sikofaktoren, Berechnungen des kardiovaskulären Risikos anhand des Framingham Rechners und die Präsentation des individuel-len Risikos (natürliche Häufigkeit oder als Prozent kombiniert mit grafischen Darstellungen). Kontrolle: Szenario im Internet, 15 Mi-nuten Video (Naturfilm); Datenerhebung: Wissen (Detailwissen - verbatim knowledge); Frage: Wie viele Leute wie Sie werden in den nächsten 10 Jahren eine kardiovaskuläre Erkrankung erleiden? (hier musste eine Prozentzahl angegeben werden); Frage:

Verglichen, mit Ihnen, der Anteil der Personen ohne Risikofaktoren, die in den nächsten 10 Jahren eine kardiovaskuläre Erkran-kung erleiden ist ___% niedriger (hier musste eine Prozentzahl angegeben werden). Wissen (Kontextwissen - gist knowledge) (pri-märer Endpunkt) Frage: Wie hoch ist Ihr Risiko im Vergleich zu einer Person, die keine Risikofaktoren hat, in den nächsten 10 Jah-ren eine kardiovaskuläre Erkrankung zu erleiden? Sehr viel niedriger, b) niedriger, c) gleich, D) höher, e) sehr viel höher) Aus den Wissensfragen wurde ein Composite Score gebildet (max. 5); Ergebnis:

Natürliche Häufigkeit Natürliche Häufigkeit Prozent

mit Graphik

T1 (Vortest) 2,95 ±1,31 2,45 ±1.66 2,62 ±1,46

T2 2,80 ±1,41 0,92 ±1,07 2,57 ±1,73

T3 1,32 ±0,99 0,95 ±1,10 0,87 ±0,87

Es gab keine relevanten Unterschiede zwischen den Gruppen bei T3. Lediglich bei T2 zeigte sich ein Unterschied im Vergleich zur Grafik Gruppe, aber nicht zwischen Natürlicher Häufigkeit und Prozent.

Sprague 2011 [120] USA; Beschäftigte in einem Reservat (First Nations); N=209; mittleres Alter 44 Jahre; Intervention: Szenario:

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Informationen zu einer fiktiven Krebsart, dem Risiko und dem Nutzen zweier Präventionspläne (A und B). Die Darstellung von Risi-ko und Nutzen erfolgte unterschiedlich in den vier Gruppen: Absolute RisiRisi-koreduktion (ARR) vs. Relative RisiRisi-koreduktion (RRR) jeweils in Prozent, Text allein vs. Text und Grafik (sortiertes Häufigkeitspiktogramm, Figuren) Datenerhebung: 3 Fragen:

Welche Behandlung ist effektiver? – A oder B; 2. Wie viele Personen von 100 entwickeln die Krebserkrankung bei Behandlung A? – 6, 8 oder 10; 3. Wie viele Personen von 100 entwickeln die Krebserkrankung bei Behandlung B?– 6, 8 oder 10: Wertung richtig/

falsch/fehlend, gesamte Punktzahl für richtige Antworten 0-3;

Ergebnis:

Verstehen/Risikowahrnehmung

Text +AR (n=46) Text +Grafik +AR (n=54)

0 Punkte 20 % 9 %

1 Punkt 22 % 4 %

2 Punkte 20 % 22 %

3 Punkte 39 % 65 %

Signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen (p=0,02)

Tait 2010 [128] USA; Eltern mit mindestens einen Kind unter 18 Jahren; N=4685; mittleres Alter 39,2 Jahre; Intervention: Szenario für alle Teilnehmer: Hypothetische Studie zur Schmerzmedikation bei Kindern. Das Kind muss sich einem kleinen, aber schmerz-haften chirurgischen Eingriff unterziehen. Die Eltern erhalten im Wartebereich Informationen über eine Studie zu Schmerzmedika-menten. Medikament A als Standardtherapie wird mit Medikament B verglichen, welches bisher nur bei Erwachsenen angewendet wurde. Die Medikamente können die gleichen Nebenwirkungen hervorrufen. Risikodarstellung je nach Gruppe: between-subjects design (3x2) - Text (Anzahl aus 100 in einem Satz), Tabelle (Anzahl aus 100, tabellarisch) oder Piktogramm (Häufigkeitspikto-gramm, sortiert, Rechtecke, mit Beispiel und Erklärung) - Grafische Darstellung der Ernsthaftigkeit des Risikos ja/nein (farbige Ska-la, Schmerz als geringes bis ernstes Problem); Datenerhebung: 7 Fragen – Angabe von Zahlen zu Nutzen und Risiken; Antworten kodiert mit 0 und 1 (falsch und richtig), ≥ 5 Punkte definiert als adäquates Verstehen; Ergebnis: Adäquates Verstehen (≥5 richtige Antworten aus 7),

Anteil der Teilnehmer in Prozent:

Text 49,1 % vs. Piktogramm 66,5 %; p<0,05 Tabelle 44,6 % vs. Piktogramm 66,5 %; p<0,05 Low numeracy

Text 35,1 % vs. Piktogramm 57,6 %; p<0,05 Tabelle 31,0 % vs. Piktogramm 57,6 %; p<0,05 High numeracy

56

Text 62,7 % vs. Piktogramm 74,1 %; p<0,05 Tabelle 57,6 % vs. Piktogramm 74,1 %; p<0,05

Tait 2010 [127] USA; Eltern von Kindern mit elektiven chirurgischen Eingriffen; N=408; mittleres Alter 35,9 Jahre; Intervention: Sze-nario: Hypothetische Studie zur Schmerzmedikation bei Kindern nach einer Operation. Vergleich eines Standardmedikaments A mit einem neuen Medikament B. Eltern erhalten die Information, dass ihr Kind aktuell an keiner Studie teilnehmen soll, sie die Informa-tion aber möglichst als real betrachten sollten. Sie erhalten die übliche Zeit zum Lesen der InformaInforma-tion. Darstellung von Nutzen und Risiken in Form von Häufigkeitspiktogrammen (sortiert, abstrakte Figuren); Datenerhebung: 7 Fragen – Angabe von Zahlen zu Nut-zen und Risiken; Anzahl korrekter Antworten; Ergebnis: Anzahl richtiger Antworten (range 0-7), mean (SD):

Text 5,15 (2,1), Tabelle 5,87 (1,7), Piktogramm 5,50 (1,9). Keine signifikanten Unterschiede.

Fazit: Grafiken können möglicherweise das Verstehen und die Risikoeinschätzung verbessern. Zwei von sechs Studien zeigen re-levante Unterschiede, [120,128] vier Studien dagegen keine rere-levanten Unterschiede. [23, 56, 109, 127] Personen mit niedriger Rechenfähigkeit könnten stärker von grafischen Darstellungen profitieren.

Bewertung der Evidenz: Endpunkt Wissen

Studien Design GRADE Bewertung Qualität der

Evidenz Risk of Bias Konsistenz Direktheit Präzision

Brewer 2012 [23]

Brewer 2012 [23] USA; Angehörige der Universität von North Carolina; N=106; 30-83 Jahre (MW 46 Jahre) Intervention:

Präsenta-57

tion von Vignetten, die Testergebnisse eines hypothetischen Patienten zeigen (40 Jahre, männlich, Nichtraucher, keine chronische Erkrankung oder familiäre Vorbelastung für Herzerkrankungen). Die Testergebnisse beziehen sich auf Risikofaktoren wie BMI, RR und Cholesterinspiegel. Vorab 2 Seiten Informationen zur klinischen Interpretation jedes Tests und Beispiele der Ergebnisse in bei-den Formaten und ein Satz zur Interpretation der Ergebnisse. Experiment 1: 2x2, between subjects Design Tabelle vs. horizontale Balken und normale vs. anormale Testergebnisse. Die Tabellen enthalten: Name des Tests, Datum, exakte Ergebnisse, Messein-heiten, Bereich der Normwerte und eine Spalte um abweichende Werte kenntlich zu machen. Die Balkendiagramme enthalten:

Name des Tests, Messeinheit und einen horizontalen Balken, der in einen normalen (weiß) und anormalen (schwarz) Bereich unter-teilt ist. Ein Kreis zeigt das Ergebnis auf dem Balken an und enthält die numerische Angabe. Vignetten A-C zeigen 1,2 bzw. 3 Er-gebnisse von einem Test, D und E je 12 ErEr-gebnisse von verschiedenen Tests. Experiment 2: 2x3, within subjects, Formate wie oben, Tabelle vs. Balken, normal, anormal und grenzwertig (eigene Spalte in der Tabelle bzw. grauer Bereich in den Balken); Da-tenerhebung: Frage, ob Testergebnis auf der vorigen Seite als normal oder anormal einzuschätzen ist.

Ergebnis: Anteil der Teilnehmer in Prozent, die eine korrekte Angabe gemacht haben, ob das Ergebnis normal oder anormal ist:

Gesamt 95 %, kein Unterschied zwischen den Gruppen.

Hawley 2008 [56] USA; Frauen und Männer nicht spezifiziert; N=2412; 18-90 Jahre (MW 49 Jahre); Intervention: Teilnehmer erhiel-ten ein hypothetisches Szenario zu einer medizinischen Entscheidung: Bei Checkup wird eine Arterienverkalkung festgestellt. Das kann dazu führen, dass operativ ein Bypass gelegt werden muss. Es kann eines von zwei Medikamenten genommen werden um die Operation eventuell zu vermeiden. Die jeweiligen Nutzen und Risiken der Medikamente wurden grafisch dargestellt.

Sechs verschiedene Gruppen (verschiedene Typen & Formate): Balkendiagramm, Häufigkeitspiktogramm, modifiziertes Häufig-keitspiktogramm (Zahlenstrahl), Tortendiagramm, modifiziertes Tortendiagramm mit Skala (Uhr), Tabelle; Datenerhebung: 2 Fragen - Behandlung mit bestem/schlechtestem Ergebnis; Anzahl der richtige Antworten kodiert mit 1 (adäquates Wissen) für 2 richtige Antworten und kodiert mit 0 für 0-1 richtige Antworten. Ergebnis: Anteil der Teilnehmer mit adäquatem Wissen in Prozent:

Tortendiagramm 68 % vs. andere Grafiken & Tabelle 57-65 %; p<0,05; Häufigkeitspiktogramm 65 % vs. Balkendiagramm 59 % &

Zahlenstrahl 61 % & Uhr 64 % & Tabelle 57 %; p<0,05 %.

Lee 2003 [80] Kanada; Laien; N=200; mittleres Alter 38 Jahre; Intervention: 4 Studienarme: Alle erhielten Informationen über Blut-transfusionen u. a. zu Sicherheitsmaßnahmen bei der Entnahme und Verarbeitung in schriftlicher Form. Die mit der Bluttransfusion verbundenen Risiken (hämolytische und allergische Reaktionen, Infektionen), wurden im Vergleich zu anderen Risiken (z. B. Tod durch Verkehrsunfälle; Cholezystektomie, Rauchen, Geburt…) dargestellt.

Gruppe A: Prä- und Posttest Wissen, numerische Risikodarstellung (1 in x); Gruppe B: Posttest Wissen allein, numerische Risiko-darstellung (1 in x); Gruppe C: Pre- und Posttest Wissen, visuelle RisikoRisiko-darstellung (Paling Perspective Scale); Gruppe D: Posttest Wissen allein, visuelle Risikodarstellung (Paling Perspective Scale); Datenerhebung: Prä- und Posttest in Gruppe A und C

iden-58

tisch. 7 multiple-choice Fragen zu Risiken der Transfusionsmedizin (je 5 Antwortmöglichkeiten); Ergebnis: Score 0-7 (richtige Ant-worten, MW); Pretest: Gruppe A 2,9 vs. Gruppe C 3,0; p=0.95; Posttest: A 4,8 vs. B 4,8 vs. C 4,8 vs. D 4,6; p=0,90

Wissenszuwachs Pre/ Post: A 1,90 und C 1,88; p<0,001 jeweils im Vergleich zum Pretest.

Ruiz 2013 [109] USA; Männer, >20 Jahre (Primary care Patienten); N=136; 61 ±7,61 Jahre; Intervention: Web-site (im Labor ge-nutzt), 3 Versionen, das „Cardiovascular Risk Score Tutorial“ wurde in den 3 Formaten angeboten. Es enthält Informationen zu Ri-sikofaktoren, Berechnungen des kardiovaskulären Risikos anhand des Framingham Rechners und die Präsentation des individuel-len Risikos (natürliche Häufigkeit oder als Prozent kombiniert mit grafischen Darstellungen). Kontrolle: Szenario im Internet, 15 Mi-nuten Video (Naturfilm); Datenerhebung: Wissen (Detailwissen - verbatim knowledge); Frage: Wie viele Leute wie Sie werden in den nächsten 10 Jahren eine kardiovaskuläre Erkrankung erleiden? (hier musste eine Prozentzahl angegeben werden); Frage:

Verglichen mit Ihnen, der Anteil der Personen ohne Risikofaktoren die in den nächsten 10 Jahren eine kardiovaskuläre Erkrankung erleiden ist ___% niedriger (hier musste eine Prozentzahl angegeben werden). Wissen (Kontextwissen - gist knowledge) (primärer Endpunkt) Frage: Wie hoch ist Ihr Risiko im Vergleich zu einer Person, die keine Risikofaktoren hat, in den nächsten 10 Jahren eine kardiovaskuläre Erkrankung zu erleiden? Sehr viel niedriger, b) niedriger, c) gleich, D) höher, e) sehr viel höher) Aus den Wissens-fragen wurde ein Composite Score gebildet (max 5); Ergebnis:

Natürliche Häufigkeit Natürliche Häufigkeit Prozent

mit Graphik

T1 (Vortest) 2,95 ±1,31 2,45 ±1.66 2,62 ±1,46

T2 2,80 ±1,41 0,92 ±1,07 2,57 ±1,73

T3 1,32 ±0,99 0,95 ±1,10 0,87 ±0,87

Es gab keine relevanten Unterschiede zwischen den Gruppen bei T3. Lediglich bei T2 zeigte sich ein Unterschied im Vergleich zur Graphik Gruppe, aber nicht zwischen Natürlicher Häufigkeit und Prozent.

Tait 2010 [128] USA, Eltern mit mindestens einen Kind unter 18 Jahren; N=4685; mittleres Alter 39,2 Jahre; Intervention: Szenario für alle Teilnehmer: Hypothetische Studie zur Schmerzmedikation bei Kindern. Das Kind muss sich einem kleinen, aber schmerz-haften chirurgischen Eingriff unterziehen. Die Eltern erhalten im Wartebereich Informationen über eine Studie zu Schmerzmedika-menten. Medikament A als Standardtherapie wird mit Medikament B verglichen, welches bisher nur bei Erwachsenen angewendet wurde. Die Medikamente können die gleichen Nebenwirkungen hervorrufen. Risikodarstellung je nach Gruppe: between-subjects design (3x2) - Text (Anzahl aus 100 in einem Satz), Tabelle (Anzahl aus 100, tabellarisch) oder Piktogramm (Häufigkeitspikto-gramm, sortiert, Rechtecke, mit Beispiel und Erklärung) - Grafische Darstellung der Ernsthaftigkeit des Risikos ja/nein (farbige Ska-la, Schmerz als geringes bis ernstes Problem); Datenerhebung: 4 Fragen - Verständnis, was die Unterschiede in Nutzen und Risi-ken bedeuten, Antworten kodiert mit 0 und 1 (falsch und richtig), ≥ 3 Punkte definiert als adäquates Verstehen

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Ergebnis: Adäquates Wissen (≥3 richtige Antworten aus 4), Anteil der Teilnehmer in Prozent Text 61,3 % vs. Piktogramm 66,4 %; p<00,5; Tabelle 62,9 % vs. Piktogramm 66,4 %; p<0,05

Low numeracy: Text 52,4 % vs. Piktogramm 60,7 %; p<0,05; Tabelle 57,5 % vs. Piktogramm 60,7 %; High numeracy: Text 69,8 % vs. Piktogramm 71,0 %; Tabelle 68,3 % vs. Piktogramm 71,0 %

Tait 2010 [127] USA; Eltern von Kindern mit elektiven chirurgischen Eingriffen; N=408; mittleres Alter 35,9 Jahre; Intervention: Sze-nario: Hypothetische Studie zur Schmerzmedikation bei Kindern nach einer Operation. Vergleich eines Standardmedikaments A mit einem neuen Medikament B. Eltern erhalten die Information, dass ihr Kind aktuell an keiner Studie teilnehmen soll, sie die Informa-tion aber möglichst als real betrachten sollten. Sie erhalten die übliche Zeit zum Lesen der InformaInforma-tion. Darstellung von Nutzen und Risiken in Form von Häufigkeitspiktogrammen (sortiert, abstrakte Figuren); Datenerhebung: 5 Multiple-Choice Fragen - Verständ-nis, was die Unterschiede in Nutzen und Risiken bedeuten; Anzahl korrekter Antworten. Ergebnis: Anzahl richtiger Antworten (ran-ge 0-5), mean (SD): Text 2,85 (1,7); Tabelle 3,62 (1,4); Piktogramm 3,70 (1,28); Keine signifikanten Unterschiede.

Tait 2012 [126] USA; Patienten eines kardiovaskulärem Zentrums; N=200; durchschnittliches Alter 54 Jahre; Intervention: Informa-tionen zu Nutzen und Risiken bei der Gabe von Statinen bei hohem Cholesterinspiegel, präsentiert auf einem iPad, in einem von vier unterschiedlich animierten Formaten (Text/numerisch, Tortendiagramm, Balkendiagramm, Häufigkeitspiktogramm).

Allgemeine Einführung und Narrativ zu der Anwendung von Statinen für alle 4 Gruppen. Dann Informationen entsprechend der Gruppe. Text und Grafik waren jeweils farbig und mit aktiven Elementen ergänzt, um wichtige Inhalte hervorzuheben.

Intuitive Bedienbarkeit des Programms und Hilfestellung wenn nötig. Datenerhebung: 6 Fragen – z. B. „Welche der vorgegebenen Möglichkeiten tritt bei der Einnahme wahrscheinlich auf?“; „Wie viele von 100 …?“ Wertung der richtigen Antworten (0-6)

Ergebnis: Anzahl der richtigen Antworten (range 0-6, ±SD); Text 2,90 ±1,2; Tortendiagramm, 2,44 ±1,2; Balkendiagramm 2,86 ±1,3;

Häufigkeitspiktogramm 2,80 ±1,3. Keine signifikanten Unterschiede.

High numeracy: Text 3,06 ±1,2; Tortendiagramm 2,55 ±1,3; Balkendiagramm 3,37 ±1,9; Häufigkeitspiktogramm 3,06 ±1,3;

Low numeracy: Text 2,50 ±1,0; Tortendiagramm 2,26 ±1,1; Balkendiagramm 1,94 ±0,9; Häufigkeitspiktogramm 2,29 ±1,2.

Zikmund-Fisher 2008 [139] USA; Frauen (mit einem Brustkrebsrisiko in den nächsten 5 Jahren größer/gleich 1.66 % (Gail model);

N= 663; 40-74 Jahre (mittleres Alter 59 Jahre); Intervention: Online Decision Aid zur präventiven Behandlung mit Tamoxifen. Mögli-cher Nutzen und Risiken von Tamoxifen, spezielle Nebenwirkung und die Risiken für weitere Erkrankungen, angepasst an die per-sönliche Relevanz (Alter, Ethnie) werden je nach Gruppe dargestellt. 1. Seite Risiken ohne, 2. Seite Risiken mit Tamoxifen. 2x2x2 Design - Häufigkeitspiktogramm (sortiert, Quadrate) vs. numerische Angaben; Angabe der totalen Risiken mit und ohne Behand-lung vs. Angabe der absoluten Risikoveränderung ohne Basisrisiken; Bezugsgröße 100 vs. 1000;

Datenerhebung: 4 Fragen – Welche Gruppe ist welchem Risiko ausgesetzt? Multiple-Choice, 0 für fehlend/Falsch, 1 für richtig,

60

Score 0-4. Ergebnis: Richtige Antworten, Score 0-4, mean; Risiko (total) Numerisch 3,16 vs. Piktogramm 2,99; Risiko (incremental) Numerisch 2,49 vs. Piktogramm 3,11; Piktogramme verbessern das Wissen nicht signifikant (p=0,064).

Fazit: Uneinheitliche Studienergebnisse: Drei Studien zeigen kaum relevante Effekte [56, 127, 128]; fünf Studien zeigen keinen Un-terschied. [23, 80, 109, 126, 139]

Bewertung der Evidenz: Endpunkt Verständlichkeit/Lesbarkeit

Studien Design GRADE Bewertung Qualität der

Evidenz Risk of Bias Konsistenz Direktheit Präzision

Hawley 2008 [56]

Tait 2010 [127]

RCT Schwerwiegende Limitierung (-1)

Keine Inkonsistenz

Keine Indirektheit

Keine Impräzision

mittlere Qualität

Zusammenfassung:

Hawley 2008 [56] USA; Frauen und Männer nicht spezifiziert; N=2412; 18-90 Jahre (MW 49 Jahre); Intervention: Teilnehmer erhiel-ten ein hypothetisches Szenario zu einer medizinischen Entscheidung: Bei Checkup wird eine Arterienverkalkung festgestellt. Das kann dazu führen, dass operativ ein Bypass gelegt werden muss. Es kann eines von zwei Medikamenten genommen werden um die Operation eventuell zu vermeiden. Die jeweiligen Nutzen und Risiken der Medikamente wurden grafisch dargestellt.

Sechs verschiedene Gruppen (verschiedene Typen & Formate): Balkendiagramm, Häufigkeitspiktogramm, modifiziertes Häufig-keitspiktogramm (Zahlenstrahl), Tortendiagramm, modifiziertes Tortendiagramm mit Skala (Uhr), Tabelle; Datenerhebung: 7-Punkte-Skala (0 niedrigste, 6 höchste Wertung) Ergebnis: Tabelle erhält insgesamt die höchsten Wertungen in Bezug auf Vertrau-enswürdigkeit, Wissenschaftlichkeit und Effektivität. Grafiken werden von Teilnehmer mit hoher Numeracy besser bewertet.

Innerhalb der Grafiken werden die Häufigkeitspiktogramme am besten bewertet.

Tait 2010 [127] USA; Eltern von Kindern mit elektiven chirurgischen Eingriffen; N=408; mittleres Alter 35,9 Jahre; Intervention: Sze-nario: Hypothetische Studie zur Schmerzmedikation bei Kindern nach einer Operation. Vergleich eines Standardmedikaments A mit einem neuen Medikament B. Eltern erhalten die Information, dass ihr Kind aktuell an keiner Studie teilnehmen soll, sie die Informa-tion aber möglichst als real betrachten sollten. Sie erhalten die übliche Zeit zum Lesen der InformaInforma-tion. Darstellung von Nutzen und Risiken in Form von Häufigkeitspiktogrammen (sortiert, abstrakte Figuren); Datenerhebung: Effektivität der Risikodarstellung und Präferenzen; Skala 0-10 (10 Maximum) Ergebnis: Verständlichkeit von Nutzen und Risiken

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Text 7,70 (2,4) vs. Tabelle 8,30 (1,9); p<0,05 (sonst keine signifikanten Unterschiede); Piktogramm 8,13 (1,7). Klarheit der Informa-tion Text 8,15 (1,93); Tabelle 8,39 (1,9); Piktogramm 8,42 (1,6); Keine signifikanten Unterschiede Piktogramm vs. Text oder Tabel-le.

Fazit: Kein Unterschied zwischen den Darstellungen. [56, 127]