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Der ESF ist das wichtigste und älteste (seit 1957) Finanzinstrument der Europäischen Union (EU) für Sozialpolitik und Investitionen in Menschen. Er zielt darauf ab, die Beschäftigungs- und Bildungschancen sowie den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt in der Euro-päischen Union zu verbessern. Die Mittel aus dem Fonds werden direkt über die Mitglied-staaten verwaltet und umgesetzt. Im Förderzeitraum von 2014 bis 2020 standen Österreich mehr als 442 Millionen Euro für Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsprojekte zur Verfügung.

Das Budget für die nächste Förderperiode 2021-2027 wird derzeit [Stand April 2021] ge-meinsam mit den rechtlichen Grundlagen und dem inhaltlichen Programm verhandelt. Pri-orität ist und bleibt gleiche Chancen für alle am österreichischen Arbeitsmarkt zu schaffen.

Unterstützung für Jugendliche und Erwachsene

Österreichs Ausbildungsgarantie und breitenwirksame Bildungschancen sind europaweit ein Vorzeigemodell. Doch auch bei uns gibt es Jugendliche, die noch mehr Unterstützung bedürfen. Die Projekte des ESF versuchen diese Lücken im System zu schließen und diesen Jugendlichen eine Chance zu geben. Darunter auch Schülerinnen und Schüler die trotz op-timaler Arbeitshaltung und Motivation zu scheitern drohen. Die sogenannte „Übergangs-stufe“ ist beispielhaft ein ESF-Angebot an zahlreichen kaufmännischen Schulen, um gezielt in Kleingruppen Sprache und Kernkompetenzen zu fördern. Auch der Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder in den Beruf ist nicht für alle Jugendlichen einfach. Einige

tun sich damit besonders schwer, sei es auf Grund von fehlenden Kompetenzen, einer Be-einträchtigung oder anderen Problemlagen. Wer Zeit und Unterstützung benötigt, hat in den AusbildungsFit-Einrichtungen die Chance sich auf eine Lehrstelle vorzubereiten. Junge Menschen können sich in verschiedenen Themen ausprobieren, wie z.B. Design, Verkauf, Handwerk und Gartenbau und so ihre Fähigkeiten für ihren Berufswunsch stärken. Der Bil-dungsweg hört aber nicht im Erwachsenenalter auf. Lebensbegleitendes Lernen ist zu ei-nem der wichtigsten Erfolgsfaktoren der Gesellschaft geworden. Doch welche Weiterbil-dung ist in meinem Beruf sinnvoll? Und wie kann diese finanziert werden? Diese und wei-tere Fragen werden über die flächendeckend angebotene Bildungsberatung beantwortet.

Weitere ESF-Initiativen stellen oftmals die helfende Hand dar, um den langersehnten Pflichtschulabschluss zu erreichen oder sogar grundlegende Lese- und Schreibfähigkeiten für den Arbeitsmarkt nachzuholen.

Weniger Armut, mehr Inklusion

Ob Krankheitsfall, Suchtprobleme, niedrige Qualifikation und so weiter; es gibt viele Gründe warum Menschen arbeitslos werden und nicht in den Arbeitsmarkt zurückfinden. Sozialin-tegrative Unternehmen gehören schon seit fast zwei Jahrzenten zum Förderprogramm des ESF und sind ein Weg Langzeitarbeitslosen in besonders schwierigen Lagen zu helfen. Men-schen finden hier sozialpädagogische Betreuung und eine Anstellung, bei der oft die ökolo-gische und sozial nachhaltige Herstellung von Produkten im Vordergrund steht. Manche dieser Maßnahmen richten sich speziell an Frauen, die mit schwierigen Problemlagen ins Projekt kommen und dort zum Teil zum ersten Mal Kontakt mit dem Arbeitsmarkt haben.

Der geschützte Rahmen ist daher nicht nur ein niederschwelliger Arbeitsplatz, sondern auch ein Ort das eigene Selbstbewusstsein zu stärken.

Auch zugewanderte Menschen sollen eine faire Chance auf eine gute Arbeit erhalten, wie zum Beispiel Lobsang. Sie ist 21 Jahre alt, kam vor zwei Jahren aus Tibet nach Österreich und würde sehr gerne studieren oder eine Lehre im Bürobetrieb machen. Derzeit ist sie eine Teilnehmerin in einem ESF-Projekt und bereitet sich auf den Pflichtschulabschluss vor. Viele der erfolgreichen Angebote ergänzen Bildungskurse mit Praxiseinblicken in Betrieben und der Unterstützung bei der Suche von Lehrstellen.

Gleichstellung und demografischer Wandel

Der ESF hat sich auch zum Ziel gesetzt gesellschaftlich relevante Themen anzugehen. Dazu gehört die Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt. Hier geht es mehr

als nur darum „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ zu fordern. Denn Ungleichheiten basieren auf verschiedenen Gründen, wie dem Zugang zu Aus- und Weiterbildung, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und niedriger Lohntransparenz. Die innovativen ESF-Projekte zielen darauf ab die positiven Effekte transparenter Gehaltssysteme und geschlechtsneutraler Strukturen in Betrieben zu verankern und damit den Mitarbeiterinnen bessere Chancen zu eröffnen.

Darüber hinaus stellt die immer älter werdende Belegschaft Betriebe vor neue Herausfor-derungen, die der demografische Wandel mit sich bringt. Daher unterstützt der ESF Be-triebe mit gezielten Beratungsangeboten, damit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer möglichst lange gesund und aktiv in ihren Betrieben tätig sein können. Augenmerk wird dabei aber allen Generationen geschenkt – eine Grundvoraussetzung, um nachhaltige Lö-sungen finden zu können.

Chancen in der Krise

Die Covid-19 Pandemie hat uns, bei einigen bereits als selbstverständlich wahrgenomme-nen Errungenschaften, zurückgeworfen. Das betrifft die Perspektiven von Frauen am Ar-beitsmarkt, vor allem im Niedriglohnsektor, die soziale Ungleichheit unter Schülerinnen und Schülern sowie auch die erschwerte Situation für junge Erwachsene beim Berufseinstieg.

ESF Projekte helfen, diesen negativen Tendenzen entgegenzuwirken. Es reicht jedoch nicht, das Vorkrisenniveau wieder zu erlangen. Die Pandemie ist trotz aller Schwierigkeiten auch ein Anreiz, die Zukunft neu zu gestalten und bewusst Schritte zur Lösung der langfristigen gesellschaftspolitischen Herausforderungen zu setzen.

Eine der Antworten Europas auf die Corona Krise lautet REACT-EU (Recovery Assistance for Cohesion and the Territories of Europe).

Ü

ber das europäische Aufbauprogramm wurden zusätzliche 47,5 Milliarden Euro fürbesonders betroffene Europäerinnen und Europäer auf-gestellt. Auch Projekte des ESF in Österreich werden damit finanziert. Mehr als bisher wer-den Digitalisierung und Nachhaltigkeitdie Umsetzung dieser Projekte prägen.

ESF+ 2021-2027

Der ESF der nächsten Förderperiode findet sich unter einem Dach, dem ESF+, mit dem FEAD (Europäische Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen), YEI

(Jugendbe-schäftigungsinitiative) sowie dem EaSI (EU-Programm für Beschäftigung und soziale Innova-tion) wieder. Hauptziel des ESF+ ist die praktische Umsetzung der europäischen Säule sozi-aler Rechte. Das zu erreichen, stehen EU-weit 88 Milliarden Euro zur Verfügung.

Bewährte Elemente der ESF Periode 2014–2020 werden sich auch im neuen, österreichi-schen Programm wiederfinden. Ganz im Sinne von Upcycling baut der ESF+ auf den Erfah-rungen auf, jedoch mit AdaptieErfah-rungen auf Basis der begleitenden Evaluierung. Neben einem verstärkten Fokus auf mehr Digitalisierung, kommt soziale Innovation als neuer Schwer-punkt dazu. Der ESF charakterisiert sich seit je her als Motor innovativer Projekte. Das neue ESF+ Programm wird explizit partizipative Prozesse mit der Zivilgesellschaft forcieren und den Wissensaustausch ausweiten.

Darüber hinaus ist der sogenannte „Just Transition Fund“ (JTF) ein neues Instrument des europäischen Green Deal, welches auch in Österreich zum Einsatz kommen soll. Menschen, die in bestimmten Regionen von den Auswirkungen der Ökologisierung besonders betrof-fen sind, werden gezielt durch Qualifizierungsmaßnahmen unterstützt.

Der ESF+ wird somit einen wichtigen Beitrag für eine sozialere und grünere Zukunft leisten.

10.2 Europäische territoriale Zusammenarbeit (ETZ) und die