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Ergebnisdarstellung

Im Dokument Produktion zurück ins Quartier? (Seite 59-69)

IV. Anforderungen für Urbane Produktion – Empirische Ergebnisse

6.1 Ergebnisdarstellung

Die folgende Darstellung der Interviewergebnisse in Themenblöcken bezieht sich auf die durchgeführten 29 Telefoninterviews (auf Basis der 15 Leitfragen, siehe Anhang B).

Die Relevanz des Themas Urbane Produktion in den Kommunen

Es zeigte sich in den Telefoninterviews, dass das Thema Urbane Produktion vorrangig in altindustriellen Großstädten relevant ist. Auch in Universitätsstädten mit technologie-orientierten Betrieben ist die Urbane Produktion ein wichtiges Thema. Generell ist es in den kleineren Großstädten weniger relevant. Die Befragten verwiesen darauf, dass es dort ein-fach deutlich weniger neue Urbane Produktionen gibt. Auch für Städte in den ländlichen Regionen ist das Thema zurzeit noch nicht wichtig. Nur fünf Städte (d. h. 17,2 %) gaben an, dass das Thema bisher weder für die Gesamtstadt noch für einzelne Quartiere relevant sei.

Drei Kommunen verfolgen eine klare Strategie13 im Umgang mit Urbaner Produktion für die Gesamtstadt und gleichzeitig für einzelne Quartiere. Gesamtstadtbezogene Strategien gibt es vor allem in Städten, die größere Stadtentwicklungsprojekte durchführen. Hier gibt es z. B. in einem Fall das Konzept „Neue gemischte Flächen auf Konversionsflächen“. In einem anderen Fall gibt es einen „Masterplan Industrie“ mit besonderer Beachtung der Sicherung von Gewerbebetrieben in gemischten Quartieren. In 20 Fällen (d. h. 69,0 %) gab es keine Strategie für die Gesamtstadt, aber für einzelne Quartiere und Projekte. Keine klare Strate-gie, weder für die Gesamtstadt noch für einzelne Quartiere, gab es in sechs Großstädten.

Strategien für einzelne Quartiere entstehen vor allem im Zusammenhang mit quartiersbezo-genen Maßnahmen und Konzepten. Häufig wurden „Soziale-Stadt“-Projekte als Auslöser für quartiersbezogene Strategien genannt ebenso wie die sog. integrierten Stadtentwicklungs-konzepte (ISEKs). Auch Konzepte, die im Rahmen von REGIONALE-Projekten entstanden sind, wurden als Impulsgeber angeführt. Insbesondere in spezifischen Gründerzeitquartieren werden Stadterneuerungsstrategien unter besonderer Berücksichtigung von Mischungsstruk-turen durchgeführt.

Generelle und lokale Trends im Bereich der Urbanen Produktion

Insgesamt wurde häufig auf die generellen Potenziale von gemischten Quartieren hingewie-sen. Erwähnt wurde die positive Wirkung einer dicht gemischten Struktur auf den Erhalt von Freiräumen, die positive Wirkung einer Stadt der kurzen Wege durch die relative Nähe von Wohnungen und Arbeitsstätten ebenso wie die ökologischen Vorteile durch einen sparsamen Umgang mit der Fläche in gemischten Nutzungsstrukturen.

Konkrete generelle Trends, die Erwähnung fanden, sind folgende: die digitale Entwicklung in den Betrieben, die Förderung von Start-ups, die wachsende Bedeutung von Konzepten der Nachhaltigkeit, Wiedernutzungen von Leerständen, Bevölkerungswachstum in Großstädten mit Bedarf an Wohnungen, wodurch es zur Verdrängung Urbaner Produktion kommt, sowie

13 Der Begriff Strategie wird an dieser Stelle relativ allgemein und breit definiert. Gemeint ist jedes Konzept oder Programm, das Zielsetzungen und Instrumente im Zusammenhang mit der Förderung Urbaner Produktion in gemischten Stadtquartieren aufweist. Strategien in diesem Sinne finden sich teilweise als Bestandteil von Stadtentwicklungskonzepten und Masterplänen oder von Stadtteilentwicklungskonzepten und Quartierspro-grammen. Als Strategien werden Lokale-Ökonomie-Programme und Soziale-Stadt-Projekte in bestimmten Mischnutzungsquartieren gesehen ebenso wie Wirtschaftsförderungskonzepte für bestimmte Urbane Produkti-onen in besonders geförderten Stadtquartieren etc.

gleichzeitig steigendes Interesse an der Kreativwirtschaft in den Städten. In 20 Fällen (d. h.

69,0 %) waren generelle Trends im Bereich der Urbanen Produktion nicht bekannt, wohl aber lokale Trends in den eigenen Städten. Als lokale Trends in den jeweiligen Großstädten Nordrhein-Westfalens wurde beispielsweise auf die zunehmende Verarbeitung regionaler Produkte, auf Lebensmittelbetriebe, auf das steigende Interesse an der Kreativwirtschaft, auf Betriebe lokaler Ökonomie, auf Start-ups sowie auf Upcycling-Projekte hingewiesen und in Einzelfällen auf Unternehmerinnen und Unternehmer der Ethnoökonomie. Dies zeigt, dass sich die neuen gesellschaftlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen bereits in den Städten finden lassen. In manchen Kommunen spielen auch sozialorientierte Projekte eine besondere Rolle.

Formen Urbaner Produktion in den Kommunen: Typen und Orte

Aufbauend auf der Einteilung in verschiedene Unternehmens- und Preneurstypen bzw.

konkrete Orte (Beschreibung war Bestandteil des Interviewleitfadens), an denen sich Urbane Manufakturen häufig ansiedeln, gaben die Kommunen folgende Rückmeldung: In 34,6 % der Kommunen gibt es Handwerkerhöfe genauso wie Gewerbehöfe und Gewerbehofbetriebe.

Spezialbetriebe (einschließlich Upcycling) und Homepreneurinnen und -preneure waren am wenigsten bekannt. Die Planerinnen und Planer wiesen darauf hin, dass Homepreneurinnen und -preneure von der Planung in der Regel nicht erkennbar seien. Viele Gemeinden beton-ten, dass es sich bei der Urbanen Produktion vor allem um Kleinbetriebe handele und dass dabei die einzelhandelsbezogenen Handwerke häufig neu entstünden. Reine Industriebe-triebe wurden im Wesentlichen nur als Bestand genannt. Neuansiedlungen von reinen Industrieunternehmen in gemischten Gebieten wurden nicht erwähnt. Häufig wurde auch nicht zwischen Urbanen Manufakturen und dienstleistungsorientierten Kreativbetrieben unterschieden.

Abb. 6: Nennungen der Arten Urbaner Produktion und Quartierstypen 1

Die meisten der Urbanen Produktionen finden sich entsprechend der Antworten der Inter-viewten in den altindustriellen Gründerzeitquartieren (26 Nennungen = 89,7 %). Dabei wurden Handwerksbetriebe und Ethnobetriebe häufiger als andere benannt. Als zweitwich-tigster Standort für Urbane Produktion wurden die Innenstädte genannt (13 Nennungen = 44,8 %). Hier finden sich die unterschiedlichsten Arten der Betriebstypen – kein Betriebstyp ragt besonders hervor. Drittwichtigster Standort für Urbane Produktionen sind nach den Befragungsergebnissen die Szenequartiere (12 Nennungen = 41,4 %). Metropolitane Quar-tiere im Umbruch wurden zehnmal genannt (d. h. 34,5 %). Auf Stadtteilzentren entfielen fünf Nennungen (d. h. 17,2 %). Wohnquartiere wurden nur zweimal erwähnt – als Standort für Homepreneurinnen und -preneure (siehe Abb. 6).

Es wurde deutlich, dass in den Städten viele unterschiedliche Standorte für Urbane Produk-tionen vorhanden sind. Das führt dazu, dass Unternehmensinhaberinnen und -inhaber relativ große Freiheitsgrade bei der Standortwahl haben. Allerdings gibt es nicht an jedem Standort perfekte Bedingungen für die Betriebe (ggf. ist die Verkehrsanbindung nicht optimal oder es gibt keine Flächenreserven für eine Erweiterung). Hier sei eine gewisse Flexibilität und Kom-promissbereitschaft wichtig.

Im Sinne einer besonderen Förderung von Urbaner Produktion schreiben 69 % der Befrag-ten altindustriellen Gründerzeitquartieren eine besondere Eignung für die Ansiedlung urbaner Produktionsbetriebe zu. Altindustrielle Gründerzeitquartiere hätten deshalb eine besondere Eignung, weil bei der Entstehung dieser Quartiere das Gewerbe im Hinterhof üblich war und so auch planerisch angelegt worden sei. Noch heute hätten diese Gebiete eine heterogene Struktur, die Spielraum für Neues biete. Metropolitane Quartiere im Umbruch hätten in der Regel auffällig viele Brachflächen und Leerstände, die ebenfalls Spielräume für Innovationen ermöglichen. Szenequartiere zögen eher kreative Dienstleistungen an als Urbane Produktio-nen. An zweiter Stelle werden die metropolitanen Quartiere im Umbruch genannt (8 Nennungen = 27,6 %). Danach folgen die Szenequartiere und die Stadtteilzentren als eben-falls geeignete Standorte für Urbane Produktionen (4 Nennungen = 13,8 %).

Bestandsschutz von Urbanen Produktionen, Hemmnisse und Möglichkeiten der Weiterentwicklung

In der Hälfte der Städte (15 Nennungen = 51,7 %) wird sowohl eine Stabilisierung der Urba-nen Produktion in den gemischten Quartieren als auch die Neuentwicklung von gemischt strukturierten Gebieten angestrebt. Das Bestreben von elf Kommunen (d. h. 37,9 %) ist allein auf eine Stabilisierung von gemischt genutzten Quartieren gerichtet. Lediglich in zwei Ge-meinden wird ausschließlich eine Neuentwicklung angestrebt.

Die Weiterentwicklung von Produktionsstandorten in gemischten Quartieren wird eher bei Neuentwicklungen angestrebt und realisiert, häufig auch in Verbindung mit der Wiedernut-zung von Gewerbebrachen. Die Stabilisierung von gemischten Gebieten ist vor allem erforderlich, weil gegenwärtig generell eher eine Erosion der Gewerbenutzung stattfindet.

Diese hat vor allem mit den sehr dynamischen Entwicklungen auf den Wohnungsmärkten zu tun. Vermietete Produktionsstandorte werden von den Flächeneigentümerinnen und Flä-cheneigentümern gekündigt, weil die Angebote aus dem Wohnungsbereich deutlich höhere Renditen ermöglichen.

Abb. 7: Nennungen der Hemmnisse Urbaner Produktion

Die Befragten wiesen in diesem Zusammenhang auch auf verschiedene Ursachen der Ver-drängung von Betrieben hin. Emissionskonflikte haben zwar in ihrer Bedeutung abgenommen, werden aber in vielen Städten immer noch als Grund für die Aufgabe von Betriebsstandorten genannt. Bezeichnend ist hier, dass Emissionskonflikte insgesamt immer noch als die häufigsten Hemmnisse für Urbane Produktion angesehen werden (55,2 %), gefolgt von Fragen des fließenden und ruhenden Verkehrs (34,5 %). Als weiteres Hemmnis wurde auch häufig darauf hingewiesen, dass die Bewohnerinnen und Bewohner die beste-henden Gewerbebetriebe in ihrer Nachbarschaft nicht akzeptieren und auch keine neuen Produktionsbetriebe wollen. Nur zwei Gemeinden gaben an, aktuell keine Probleme zu haben. Ein weiterer Grund besteht im Wachstum von Betrieben, die ihren Flächenbedarf am gegebenen Standort nicht mehr decken können und daher in Gewerbe- und Industriegebiete verlagern. Auch Betriebsaufgaben wegen des Alters der Betriebsinhaberin oder des Be-triebsinhabers spielen eine Rolle. In den letzten Jahren ist die Umwandlung von Gewerbestandorten zu Wohnstandorten in vielen Städten die wichtigste Ursache der Gewer-beerosion in gemischt strukturierten Gebieten (siehe Abb. 7).

Urbane Produktion als Chance für strukturschwache Quartiere und Leerstand bzw. Brachen?

Die meisten befragten Akteure gehen davon aus, dass durch Urbane Produktion und die damit verbundene Schaffung neuer Arbeitsplätze bestehende Quartiere, auch solche mit strukturellen Schwächen, fortentwickelt werden können (22 positive Nennungen = 75,9 %).

Fünf Interviewte gehen nicht davon aus, und vier Befragte gaben keine Antwort. Oft wurde darauf hingewiesen, dass die Hoffnungen auf eine große Zahl von Arbeitsplätzen vielleicht zu optimistisch seien.

Einige der Befragten argumentierten, dass die Betriebe der Urbanen Produktion und die durch sie geschaffenen Arbeitsplätze insbesondere dann strukturschwache Quartiere stabili-sieren könnten, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers auch dort einen neuen Arbeitsplatz fänden, was allerdings relativ selten der Fall sein dürfte. Mehrere Ge-meinden wiesen darauf hin, dass insbesondere die erfolgreiche Entwicklung von Handwerkerhöfen einen positiven Impuls in derartigen Quartieren bewirkte.

1 2

5

10

16

0 5 10 15 20

Keine Antwort Bodenpreise Planungsrecht Verkehr / Stellplatzfragen Immissionskonflikte

Hemmnisse Urbaner Produktion

Generell wird allerdings die Meinung vertreten, dass die neu angesiedelten Betriebe einen

„Turn Around“ in strukturschwachen Vierteln allein nicht schafften, weil in der Regel der Verlust von Arbeitsplätzen aus der Vergangenheit nicht ausgeglichen werde. Die Struktur-schwäche dieser Quartiere könne allenfalls vermindert werden. Viele der Befragten wiesen allerdings darauf hin, dass durch neue Urbane Produktionen zwar nicht die Arbeitsplatzfrage gelöst werden könne, dass aber die Neuansiedlungen wichtig für die Image- und Adressbil-dung des Quartiers seien.

Nahezu alle Befragten sehen in leerstehenden Ladenlokalen in den gemischten Stadtquartie-ren Möglichkeitsräume für Urbane Produktion. In diesem Zusammenhang wurden auch explizit alte Hallen und alte Gewerbestandorte in Hallenbauweise genannt, die – falls zusätz-lich in der Nähe von Universitäten – sich sehr dafür eignen, Existenzgründungen hervorzubringen. Die in der Regel günstigen Mieten in alten Gewerbebauten sowie die Wie-dernutzung von Betriebsgebäuden durch Gewerbehöfe, die von den alten Eigentümerinnen und Eigentümern betrieben werden, wurden ebenso aufgeführt.

Allerdings wurde auch darauf hingewiesen, dass es im Einzelfall sowohl auf den Zuschnitt des räumlichen Angebots als auch auf die spezifischen Anforderungen der Nachfragerinnen und Nachfrager ankommt. Mehrere Befragte bejahten zwar die grundsätzliche Eignung der leerstehenden Ladenlokale, wiesen aber darauf hin, dass die Eigentümerinnen und Eigen-tümer häufig zu hohe Erwartungen an die Nachnutzenden, an deren Zahlungsbereitschaft und Zahlungsfähigkeit hätten. Darum blieben leerstehende Ladenlokale auch über längere Zeit ungenutzt. Andere wiesen darauf hin, dass in manchen Fällen der Leidensdruck bei den Eigentümerinnen und Eigentümern sowie Vermieterinnen und Vermietern schon so groß sei, dass sie bereit seien, die Flächen günstig an die Stadt abzugeben, die dann Zwischennut-zungen realisiere oder auch günstig an Kreative vermiete, damit durch NeunutZwischennut-zungen weitere Anreize in der Nachbarschaft entstehen könnten. In Großstädten mit hoher Dynamik sei das Leerstehen von Ladenlokalen kaum ein Problem. Konzepte wie Leerstandsmanage-ment seien eher in strukturschwächeren Städten nötig und würden dort realisiert.

Voraussetzungen für die aktive Förderung von Urbaner Produktion

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Urbane Produktion in gemischten Quartieren wur-den von 14 Befragten (d. h. 48,3 %) als problematisch gesehen (siehe Abb. 8). Als ausreichend bzw. gut wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen nur von drei Vertreterin-nen und Vertretern der Großstädte angesehen. Es wurde darauf hingewiesen, dass grundsätzlich die TA Lärm als problematisch eingeschätzt wird und durch den Bund geändert werden müsse. Einige Kommunen wiesen darauf hin, dass auch die Stellplatzrichtlinie geän-dert werden müsse (was die Kommunen eigenständig machen könnten). Drei der Befragten gaben an, dass in ihrer Kommune die entsprechende Richtlinie schon geändert worden sei.

Ebenso kritisch wurde gesehen, dass die Festsetzung der Dichte (GRZ und GFZ) nur bezo-gen auf die Grundstücksgrenzen erfolbezo-gen dürfe. Problematisch sei auch, dass in Mischgebieten (MI) keine der Nutzungen Wohnen und Gewerbe ein Übergewicht erhalten dürfe.

Abb. 8: Einschätzung der rechtlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich Urbaner Produktion in gemischten Stadtquartieren

Insofern kann es nicht überraschen, dass die meisten der befragten Akteure (14 Nennungen

= 48,3 %) den neuen Gebietstyp der BauNVO „Urbanes Gebiet“ als wünschenswert betrach-ten (siehe Abb. 9). Als notwendig sehen ihn sechs Vertreterinnen und Vertreter der Großstädte. In zwei Fällen war der neue Gebietstyp noch nicht bekannt.

Abb. 9: Einschätzung des „Urbanen Gebiets“(MU) als neuer Gebietstyp zur Förderung kleinräumiger Nutzungsmischung

Siebzehn der Befragten (d. h. 58,6 %) finden in diesem Zusammenhang ein zusätzliches Förderangebot wünschenswert, um den Erhalt oder die Etablierung Urbaner Produktion in gemischten Strukturen zu fördern. Im Gegensatz dazu halten sieben der Befragten ein zu-sätzliches Förderangebot für nicht erforderlich, da es im Bereich der Wirtschaftsförderung schon einige Programme gäbe, die auch jetzt schon dazu verwendet werden könnten, um die Urbanen Produktionen zu unterstützen. Die Befragten hatten im Hinblick auf zusätzliche Förderansätze zahlreiche Anregungen: Eine Gemeinde argumentierte, dass der Gesetzge-ber den Förderrahmen der Stadterneuerung anpassen müsse, wenn tatsächlich die Urbane Produktion einen besonderen Stellenwert in der Stadtentwicklung erhalten solle.

3

14 12

Ausreichend/gut

Problematisch

Keine Antwort Rechtliche Rahmenbedingungen

6

14 7

2 Notwendig

Wünschenswert

Unsicher, keine Erwartungen Keine Antwort

„Urbane Gebiete“ (MU) als neuer Gebietstyp der BauNVO

Es sei wünschenswert, die Urbane Produktion als einen festen Bestandteil der Förderkulisse des Landes Nordrhein-Westfalen zu etablieren. Andere Gemeinden sahen insbesondere die Förderung von Start-ups in gemischt genutzten Gebieten als wichtig an. Hier könne auch ein auf Start-ups bezogenes Programm für Mietsubventionen wegweisend sein. Andere Stim-men meinten, dass die Städte besondere Mittel für den Ankauf von Brachflächen und sog.

„herrenlosen Grundstücken“ erhalten müssten. Die erworbenen Flächen müssten explizit für eine Mischnutzung hergerichtet und vermarktet werden. Eine Gemeinde wies darauf hin, dass eine besondere Förderung für das Konzept der Genossenschaft nützlich sei.

Nicht zuletzt ist die Ansiedlung solch eines Themas bzw. die damit zusammenhängende Organisationsstruktur und Zusammenarbeit in den Kommunen von Bedeutung. Dies ist nach Aussage der Expertinnen und Experten von Kommune zu Kommune sehr unterschiedlich.

Achtzehn Kommunen (d. h. 62,1 %) sagten, dass die Stadtplanung (Stadtentwicklung, Bau-ordnung) unproblematisch mit der Wirtschaftsförderung zu diesem Thema kooperiere.

Explizite strategische Allianzen zur Umsetzung einer besonderen Stadtentwicklungsstrategie wurden nicht erwähnt. In neun Fällen wurde getrennt auf die Stadtplanung (Stadtentwick-lung, Bauordnung) und in sechs Fällen auf die Wirtschaftsförderung als wichtige Organisation hingewiesen. Dabei wurde in manchen Fällen angedeutet, dass die Kooperati-on nicht unproblematisch sei.

6.2 Synthese

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass nur wenige Städte eine klare gesamtstäd-tische Strategie für den Umgang mit Urbaner Produktion in gemischt genutzten Quartieren haben. Bei der überwiegenden Zahl der befragten Städte gibt es jedoch Strategien für ein-zelne Quartiere und einein-zelne Projekte – vielfach in Zusammenhang mit „Soziale-Stadt“-Projekten.

Die generellen Trends bei den neuen Urbanen Produktionen sind häufig unbekannt, aber die meisten Interviewten kennen besondere lokale Trends und Unternehmenstypen in ihren eigenen Städten und Quartieren. Dabei werden allerdings die Urbanen Produktionen nicht selten auch als Teil der Kreativwirtschaft angesehen bzw. damit gleichgesetzt. Auffällig war, dass die Interviewten immer nur auf einzelne Manufakturtypen hinwiesen, die ihnen bekannt waren. Umfassende Untersuchungen zu Urbanen Produktionen in gemischt genutzten Quar-tieren wurden nicht angesprochen und scheint es nicht zu geben. Eine Ausnahme bilden Untersuchungen zur „Lokalen Ökonomie“, wie sie häufig im Zusammenhang von „Soziale-Stadt“-Projekten in benachteiligten Stadtteilen durchgeführt werden. Sie haben in der Regel zwar keinen spezifischen Mischnutzungsbezug, dieser könnte aber mit einem gewissen Aufwand hergestellt werden. Da die Studien zur Lokalen Ökonomie in der Regel Vollerhe-bungen von Betrieben in bestimmten Stadtteilen darstellen, ergäbe sich hier der gegenwärtig einzige Weg zur umfassenderen Bestimmung der Zahl und Potenziale der Betriebe der Urbanen Produktion in Mischgebieten.

Da vor Ort keine umfassenden Bestandsaufnahmen der gegenwärtigen Situation und/oder des Potenzials produzierender Betriebe in Mischgebieten vorlagen, war es nicht möglich, das gesamte Potenzial der Urbanen Produktionen in gemischt strukturierten Gebieten mit Hilfe der leitfadengestützten Telefoninterviews zu validieren. Hier sind weitere Untersuchungen nötig.

Die Probleme der Nutzungsmischung sind in den meisten Kommunen bekannt. Fast die Hälfte der Befragten weist darauf hin, dass die rechtlichen Regelungen, insbesondere die TA Lärm und die Stellplatzverordnung, die Mischung von Nutzungen schwierig machen, und sie wünschen sich eine Veränderung des Planungsrechts. Daher wird auch die Einführung der neuen Baugebietskategorie „Urbanes Gebiet“ (MU) mit positiven Erwartungen verbunden.

Ferner wurde darauf hingewiesen, dass ein neuer, differenzierter Umgang mit Dichte ange-zeigt sei. So wird es als problematisch angesehen, dass das Maß der zulässigen baulichen Nutzung (GRZ) grundstückscharf zu berücksichtigen ist und nicht nach Straßenzügen, Bau-block o. ä. bemessen werden kann. Es müsse aber gleichzeitig verhindert werden, dass die Städte zu stark nachverdichtet werden, was aber vor allem im Bereich der Wohnnutzung zurzeit eine Herausforderung darstelle. In diesem Zusammenhang können Elemente wie vertikale Gärten und Urbane Landwirtschaft auch aus klimatologischer Sicht Entlastung herbeiführen.

Die Arbeitsplatzeffekte der Urbanen Produktion werden generell als nicht sehr hoch einge-schätzt. Für weitaus wichtiger wird jedoch die positive Gesamtwirkung der Ansiedlung von Urbanen Produktionen in gemischten Quartieren gehalten. Sie können Quartiere beleben, aufwerten, urbaner und damit insgesamt attraktiver machen, was wiederum auch stadtöko-nomische Vorteile nach sich zieht. Ferner wurden ökologische Vorteile durch sparsamen Flächenumgang und eine Stadt der kurzen Wege angeführt.

Das Interesse an den Ergebnissen der Interviews war sehr hoch. Überhaupt wurde das Thema des Forschungsprojektes begrüßt. Einige der Befragten äußerten sogar, dass sie durch die Vorbereitungen auf das Interview angeregt worden seien, die damit verbundenen Fragen auch in der eigenen Kommune deutlicher als bisher zu diskutieren. Die Städte be-mängelten jedoch, dass ihnen im Tagesgeschäft die Zeit und Kompetenz fehle für eine entsprechende intersektorale Politik mit dem Themenschwerpunkt Urbane Produktion in gemischten Quartieren.

Der Zugang zu den befragten Expertinnen und Experten über die Planungsdezernenten hat sich als erfolgreich erwiesen. Damit war auf der höchsten Hierarchieebene schnell eine große Aufmerksamkeit für das Projekt erreicht. Das große Interesse der höheren Hierarchie-ebenen lässt sich auch daraus ablesen, dass sechs Dezernentinnen und Dezernenten sowie 13 Amtsleiterinnen und Amtsleiter sich persönlich für die Interviews zur Verfügung stellten.

Inhaltliche Unterschiede zwischen den Positionen der einzelnen Hierarchieebenen ließen sich im Rahmen der Befragungsergebnisse kaum ausmachen.

Die Qualität der einzelnen Antworten der Expertinnen und Experten unterschied sich von Stadt zu Stadt. Auch hierbei ließen sich keine auffälligen Unterschiede zwischen den einzel-nen Hierarchieebeeinzel-nen feststellen. Erwäheinzel-nenswert ist, dass in den Fällen, in deeinzel-nen sich selbständig Expertinnen und Experten aus den Planungsämtern und aus der Wirtschaftsför-derung zusammengetan hatten, um das Interview durchzuführen, die Qualität der Antworten deutlich höher war als im Durchschnitt. Dass sich zwischen den einzelnen Städten

Die Qualität der einzelnen Antworten der Expertinnen und Experten unterschied sich von Stadt zu Stadt. Auch hierbei ließen sich keine auffälligen Unterschiede zwischen den einzel-nen Hierarchieebeeinzel-nen feststellen. Erwäheinzel-nenswert ist, dass in den Fällen, in deeinzel-nen sich selbständig Expertinnen und Experten aus den Planungsämtern und aus der Wirtschaftsför-derung zusammengetan hatten, um das Interview durchzuführen, die Qualität der Antworten deutlich höher war als im Durchschnitt. Dass sich zwischen den einzelnen Städten

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