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Erfassung von Deponiegasen

Im Dokument Climate Change (Seite 33-36)

2.3 Das CDM- und JI-Potenzial nach 2012: Nicht-CO 2 -Projekte

2.3.1 Erfassung von Deponiegasen

Bei der Ablagerung von Abfall auf Deponien entstehen unter anaeroben Bedingungen Methanemissionen. Zur Vermeidung dieser Emissionen gibt es zwei Möglichkeiten: Das Methan kann aufgefangen und abgefackelt oder zur Energiegewinnung genutzt werden, oder das Abfallmanagement wird verbessert und, anstatt den Abfall zu deponieren, wird er recycelt, verbrannt oder kompostiert. Die Verbrennung oder Vermeidung von Depo-niegas birgt ein großes Potenzial für CDM- und JI-Projekte. Bis November 2005 waren 8 % der geplanten CDM-Projekte Deponiegasprojekte mit einem Anteil von 12 % an den

3 Artikel 5.3 des Kyoto-Protokolls und der Entscheidung 2/CP.3 legt fest, dass das globale Wärmepo-tenzial für einen Zeithorizont von 100 Jahren aus dem zweiten Sachstandsbericht des IPCC in der ersten Verpflichtungsperiode zur Berechnung genutzt werden soll. Der Wert für Methan liegt bei 21, der für Lachgas bei 310 und der für HFKW-23 bei 11.700. Für die folgenden Verpflichtungsperioden können aktuellere Werte genutzt werden, je nach den Entscheidungen der COP oder der COP/MOP.

erwarteten CERs bzw. einem Vermeidungspotenzial von 11 Mt CO2e pro Jahr (UNEP/RISOE 2005). Dieses Vermeidungspotenzial kann sich noch vergrößern, da die globalen Emissionen beträchtlich sind: Schätzungen der globalen Methanemissionen aus Deponien reichen von 400 bis 1.500 Mt CO2e pro Jahr (Bingemer und Crutzen 1987).

Die US Environmental Protection Agency schätzt die weltweiten Methanemissionen aus Deponien für das Jahr 2000 auf 842 Mt CO2e (EPA 2005). Bis 2050 wird eine Zunahme um 19 % erwartet. Dieser Anstieg wird auf Grund des Bevölkerungswachstums und der überwiegend fehlenden Regulierungen in Entwicklungsländen stattfinden.

Nur sehr wenige Studien beschäftigen sich mit globalen Methanemissionen aus Deponien (EPA 2005, Michaelowa et al.2005). Eine Studie der US-EPA berechnet die Methan-emissionen aus Deponien, analysiert Vermeidungskosten und erstellt Vermeidungsszena-rien für ausgewählte Länder bis 2020. Marginale Vermeidungskostenkurven wurden für die USA, Mexiko, China, Ukraine und Südamerika entwickelt. Im Jahr 2000 lag der Kostendeckungspreis bei einer Emissionsreduktion von 60 % bei 2,70 US$/t CO2e, wäh-rend im Jahr 2010 der Kostendeckungspreis für die gleiche Reduktion bei null oder auch unter null liegt und damit zu einer Option mit negativen Vermeidungskosten wird. Dies wird durch technologische Erneuerungen und verbessertem Abfallmanagement möglich.

Eine Vermeidung von mehr als 60 % der Emissionen ist in allen Fällen sehr kostspielig.

Auch bei einem Preis von 13,60 US$/t CO2e könnten nur 63 % der Business-as-usual-Emissionen vermieden werden. Das Vermeidungspotenzial von Mexiko, China und der Ukraine wird auf 66 Mt CO2e im Jahr 2005 und auf 78 Mt CO2e im Jahr 2020 geschätzt.

Michaelowa et al. (2005) nutzt für seine Berechnungen der Methanemissionen aus De-ponien Daten von 2003 aus der IEA-Treibhausgas-Datenbank. Für 2003 errechnet er ein Vermeidungspotenzial von 357 Mt CO2e zu einem Preis von weniger als 10 US$/t CO2e.

Auf Grund dieser geringen Anzahl von Abschätzungen zur Entwicklung von Methan-emissionen aus Deponien, werden wir im Folgenden eigene Berechnungen des Vermei-dungspotenzials bis 2050 darstellen. Da genaue Daten über das Abfallaufkommen, das Abfallmanagement oder die Abfallzusammensetzung von Land zu Land variieren bzw.

gar nicht erhältlich sind, sind sowohl unsere Berechnungen als auch die in der Literatur verfügbaren Schätzungen mit hohen Unsicherheiten verbunden. Auf Grund von unzu-gänglichen Daten reduzieren wir unsere Berechnungen auf Haushaltsabfälle und schlie-ßen Industrieabfälle nicht mit ein.

2.3.1.1 Methodischer Ansatz

Grundlage der Berechnungen der Methanemissionen ist die IPCC-Methode aus Kapitel 6 der 1996 Revised IPCC Guidelines for National Greenhouse Gas Inventories (UNEP/WMO/OECD/IEA 1996) und der 2000 IPCC Good Practice Guidance (UNEP/WMO/OECD/IEA 2000). Die Hauptparameter der Berechnungen sind:

· Bevölkerung,

· Menge des Abfallaufkommens pro Einwohner,

· Anteil des Abfalls, der deponiert wird,

· Methanerzeugungsrate der Deponien, abhängig von dem Anteil des abbaubaren or-ganischen Kohlenstoffs und anderen Faktoren,

· Anteil des bereits genutzten Methans, und

· Größe der Deponien.

Die Schätzungen des Bevölkerungswachstums bis 2050 basieren auf UN-Projektionen (UN 2002). Für das Jahr 2003 existieren länderspezifische UN-Statistiken (UN 2005) über das Abfallaufkommen. Die Informationen über den deponierten Abfallanteil stam-men aus den Revised IPCC Guidelines.4 Die zukünftige Entwicklung des Abfallaufkom-mens pro Einwohner basiert auf einer Relation zwischen Abfallaufkommen und Brutto-sozialprodukt von der Weltbank (1999). Die Daten über die Entwicklung des Bruttoso-zialprodukts bis 2010 stammen aus Weltbankstatistiken und die Schätzungen bis 2050 basieren auf IPCC-Szenarien. Für den Anteil des abbaubaren organischen Kohlenstoffs und den Methananteil des Deponiegases wurden die Werte aus den Revised 1996 IPCC Guidelines verwendet.

Die in Deponien erzeugten Methanemissionen sind nicht analog dem Vermeidungspoten-zial. Wichtige Faktoren für die Berechnung des Vermeidungspotenzials sind Größe und Tiefe der Deponien und der Anteil des bereits verwerteten Methans. In den meisten Ent-wicklungsländern ist davon auszugehen, dass bisher kein Methan genutzt wird. Die ge-ringe Menge an bereits existierenden Deponien mit Methangasnutzung wird somit in den Berechnungen nicht berücksichtigt. Außerdem ist eine Methangasgewinnung nur in kon-trollierten Deponien mit einer gewissen Mindestgröße und -Tiefe und nicht in wilden Deponien möglich. In manchen Entwicklungsländern existiert ein großer Anteil an wilden oder flachen Deponien. Deshalb schätzen wir den Anteil der kontrollierten Deponien auf Basis der urbanen Bevölkerung und der Abfallmanagementpraxis.

2.3.1.2 Vermeidungspotenzial

Die Ergebnisse der Berechnungen für verschiedene Länder sind in Tabelle 5 zu finden.

Das Vermeidungspotenzial von Methanemissionen aus Deponien entsprach 2005 etwa 400 Mt CO2e in Entwicklungsländern in Asien, Afrika und Lateinamerika plus Russland und der Ukraine. Das entspricht in etwa 50 % der von der EPA (2005) geschätzten glo-balen Methanemissionen aus Deponien.

4 Tabelle 6-1 des Reference Volumes

Tabelle 5: Vermeidungspotenzial von Methan aus Deponien

2005 2010 2020 2030 2040 2050

Sum 400 479 654 851 1,002 1,160

China 61 74 103 138 151 164

India 43 55 84 118 132 145

Indonesia 22 26 34 43 47 51

Rest of Asia and Oceania 74 89 122 157 196 239

Brazil 20 24 35 47 57 67

Mexico 17 22 33 46 57 69

Rest of Latin America 29 34 46 61 77 96

Africa 85 105 146 190 236 284

Russia 37 38 39 40 39 38

Ukraine 12 12 11 10 9 8

- Mt CO2eq/a

-Quelle: Berechnungen des Öko-Instituts

Die höchsten Methanemissionen stammen aus China, gefolgt von Indien. Die Emissionen dieser schnell wachsenden Wirtschaften steigen rapide, demzufolge wächst langfristig auch das Vermeidungspotenzial. Trotzdem hängt auch in diesen Ländern die Nutzung der flexiblen Mechanismen überwiegend von den staatlichen Regulierungen der Abfallbe-seitigung ab. Es ist nicht zu erwarten, dass die Methanemissionen aus Deponien in den Transformationsländern ansteigen werden, da das Bevölkerungswachstum rückläufig ist.

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