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3.4 Technische Infrastruktur

3.4.2 Energieversorgung und Erneuerbare Energien

Energieversorgung insgesamt

Die Energieversorgung wird durch verschiedene Anbieter abgedeckt:56

 Die Energieversorgung (Strom, Erdgas, Fernwärme) im Landkreis erfolgt in den Städten Greifswald, Pasewalk und Torgelow sowie in deren unmittelbarem Umland weitgehend durch die Stadtwerke. Die Stadtwerke Pasewalk und Torgelow sind als rein kommunale

54 vgl. LK VG (2014b): Zuarbeit des Landkreises zum Abschnitt Bevölkerung, Verkehr, technische Infrastruktur, frühkindliche Bildung etc.

55 vgl. LK VG (2014a): Die Entwicklung des Radwegenetzes – eine wichtige Aufgabe für Kommunen und Touristiker in den kommenden Jahren.

<http://www.kreis-vg.de/Tourismus/Mit-dem-Rad-zum-Nachbarn> (letzter Zugriff: 02.09.2014).

56 vgl. EUB (2014): Regionales Energiekonzept Vorpommern. Teil I: Datenerhebung und Analyse. Im Auftrag des Regionalen Planungsverbandes Vorpommern. Rostock.

41 Stadtwerke in der 1998 gegründeten überregionalen Energieeinkaufs- und -handels-gesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH (ENE Mecklenburg-Vorpommern) mit Sitz in Teterow gebündelt. Die Stromversorgung Greifswald und die Gasversorgung Greifswald sind der 1999 gegründeten local energy GmbH mit Sitz in Greifswald angeschlossen, ei-nem Gemeinschaftsunternehmen von Stadtwerken und kommunalen Energieunterneh-men aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

 Die Gasversorgung Vorpommern GmbH mit Sitz in Trassenheide übernimmt auf der Insel Usedom sowie in der Stadt Wolgast und den umliegenden Ortschaften die Gasversorgung (Grund- und Ersatzversorgung). Sie betreibt ein Netz aus Hoch-, Mittel- und Nieder-druckgasleitungen, an welches Privathaushalte und gewerbliche Abnehmer angeschlos-sen sind (Gasversorgung Vorpommern Netz GmbH). Daneben versorgt das Unternehmen mit Flüssiggas.

 In den nicht durch Stadtwerke abgedeckten Gebieten des Landkreises, d.h. insbesondere im Umland der Städte bzw. im ländlichen Raum, erfolgt die Versorgung mit Strom und Erdgas durch die edis AG mit Sitz in Fürstenwalde. Sie betreibt Erdgasnetze und das Mit-tel- und Niederspannungsnetz in der Region (regionaler Standort Torgelow).

 Die überregionale Gasversorgung erfolgt durch den Gasnetzbetreiber ONTRAS - VNG Gastransport GmbH mit Sitz in Leipzig.

Das Stromnetz der Region lässt sich in verschiedene Spannungsebenen aufteilen. Das Über-tragungsnetz auf Höchstspannungsebene (380 kV) wird vom belgischen Unternehmen elia bzw. 50Hertz Transmission GmbH (Regelzone Ostdeutschland) betrieben und umfasst im Landkreis Vorpommern-Greifswald zwei 380 kV-Leitungen (von Lubmin über Demmin nach Putlitz in Brandenburg bzw. von Lubmin über Iven nach Berlin verlaufend).57

Die Planungsregion Vorpommern, zu der der Landkreis Vorpommern-Greifswald gehört, weist einen seit vielen Jahren kontinuierlich wachsenden Anlagenbestand zur Nutzung Erneuerba-rer Energiequellen auf. Insgesamt stellt sich die Einspeisung von Strom aus Erneuerbaren Energien im Jahr 2010 wie folgt dar (vgl. Abb. 15):

Abb. 15 Einspeisung von Strom aus Erneuerbaren Energien 2010 Stromerzeugung

2010 in GWh Land M-V Landkreis

VG davon Altkreis Anteil des LK VG an M-V

OVP UER HGW

Windenergie 2.387 526 413 113 0 22%

Photovoltaik 112 18 10 7 1 16%

Biogas 1.089 256 88 168 0 24%

Biomasse 264 0 0 0 0 0%

Wasserkraft 7 0 0 0 0 0%

Klär-/Deponiegas 20 1 0 0 1 5%

Geothermie 3 0 0 0 0 0%

Quelle: BTE & UmweltPlan 2014; Datengrundlage: EUB 2014; Anmerkung: eigene Berechnung des Anteils des Landkreises an M-V durch Summenbildung der Werte der Altkreise. Werte der Äm-ter Jarmen-Tutow und Peenetal/Loitz konnten nicht berücksichtigt werden.

57 vgl. EUB (2014): Regionales Energiekonzept Vorpommern. Teil I: Datenerhebung und Analyse. Im Auftrag des Regionalen Planungsverbandes Vorpommern. Rostock

42 In der regionalen Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien dominiert mit ca. 80% der installierten elektrischen Leistung die Windenergienutzung, gefolgt von der Photovoltaik, die den Biogasbereich inzwischen übertrifft. Im Wärmebereich besteht die installierte thermische Anlagenleistung insbesondere aus Wärmepumpen zur Nutzung der Umweltwärme sowie aus solarthermischen Anlagen. In geringerem Umfang sind Heizungsanlagen vorhanden, welche Biomasse als Energieträger nutzen.58

Windenergie

Mit Stand November 2013 waren im Landkreis Vorpommern-Greifswald 2.953 ha als Windei-gnungsräume ausgewiesen.59 Aktuell befindet sich die Zweite Änderung des Regionalen Raumentwicklungsprogramms Vorpommerns (RREP)60 zur Ausweisung neuer Eignungsgebie-te für Windenergieanlagen im Verfahren. Die ZweiEignungsgebie-te Änderung betrifft sowohl die Flächen-ausweisungen als auch die inhaltlichen Festlegungen zu Eignungsgebieten für Windenergie.

Neben der Ausweisung neuer Eignunsgebiete61 werden außerdem Festsetzungen zur Siche-rung der Teilhabe der Bürger und Kommunen (Einfügung eines neuen Programmsatzes ein-schließlich Begründung) sowie zur Zweckbindung für ausgewählte Eignungsgebiete (Einfü-gung eines neuen Programmsatzes einschließlich Begründung) aufgenommen.

Photovoltaik und Solarthermie

Für die direkte Nutzung der Solarenergie durch Photovoltaik und Solarthermie bietet der Landkreis gute Standortvoraussetzungen mit hohen solaren Globalstrahlungswerten, die im langjährigen Jahresmittel höher liegen, als in den (süd-)westlichen Landesteilen Mecklen-burg-Vorpommerns. Aufgrund leicht zugänglicher Zuschüsse für Investitionskosten und über-schaubarer Amortisationszeiten ist die Nutzung von Solarthermie zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung insbesondere im städtischen Bereich (Hausbesitzer, kommunale Gebäude) bereits weit verbreitet. So wurde nach Abschätzung im Landkreis Vorpommern-Greifswald für die Nutzung der Solarenergie zur Wärmeversorgung im Jahr 2012 etwa 6 Terajoule an Solarwärme durch Kollektoren auf Wohn- und Nichtwohngebäuden gewonnen.62 Ein weiterer Ausbau ist zu erwarten, da vor dem Hintergrund steigender Energiekosten die Wirtschaftlichkeit dieser Anlagen weiter steigt. Dies gilt auch für die Errichtung von Photovol-taik-Anlagen zur Stromerzeugung bei entsprechenden Standortvoraussetzungen. Aufgrund sinkender Herstellungskosten bei gleichzeitig steigenden Strombezugskosten und trotz sin-kender Vergütungssätze für die Einspeisung ist mit einem weiteren Ausbau von Photovoltaik-Anlagen für den Eigenverbrauch zu rechnen. Ein großes Nutzungspotenzial für Photovoltaik und Solarthermie im Landkreis besteht in der Ausstattung von Ein‐ und Mehrfamilienhäusern sowie von öffentlichen und von Betriebsgebäuden. Insgesamt gab es am 31.12.2012 für die

58 vgl. EUB (2014): Regionales Energiekonzept Vorpommern. Teil I: Datenerhebung und Analyse. Im Auftrag des Regionalen Planungsverbandes Vorpommern. Rostock.

59 vgl. EUB (2014): Regionales Energiekonzept Vorpommern. Teil II: Kommunale Potenziale Erneuer-bare Energien, Teilhabe. Im Auftrag des Regionalen Planungsverbandes Vorpommern. Rostock.

60 Bei Eignungsgebieten, die sich im Bereich der Ämter Jarmen-Tutow und Peenetal/Loitz befinden, sind bisherige Festlegungen des rechtskräftigen RREP Mecklenburgische Seenplatte 2011 betroffen.

61 Die Flächenkulissen sind einsehbar unter: <http://www.rpv-vorpommern.de/fileadmin/datei-en/dokumente/pdf/RREP_VP_2Aendg_WEA_2014/Zweite_AEnderung_RREP_Vorpommern_Entwurf_

Jan2014.pdf>.

62 vgl. EUB (2014): Regionales Energiekonzept Vorpommern. Teil II: Kommunale Potenziale Erneuer-bare Energien, Teilhabe. Im Auftrag des Regionalen Planungsverbandes Vorpommern. Rostock.

43 Nutzung der Solarenergie zur Stromerzeugung im Landkreis Vorpommern-Greifswald 1.827 Photovoltaikanlagen (PVA). Diese Anlagen wiesen eine Gesamtleistung von 205 MW auf. Die Stromerzeugung belief sich 2012 auf insgesamt 80 GWh.63

Erzeugung von Biomasse

Die biogenen Energieträger stellen aufgrund der großen Flächenanteile ländlicher Räume, und der dort ausgeprägten landwirtschaftlichen Wirtschaftsstruktur, ein bedeutsames Poten-zial zur Erneuerbaren Energiegewinnung dar.64 So wird Biomasse im Landkreis Vorpommern-Greifswald überwiegend durch den Anbau von Mais und Raps bereitgestellt. Die aus Mais gewonnene Biomasse dient überwiegend dem Betrieb von Biogasanlagen, während Raps für die Herstellung von Biokraftstoffen verwertet wird. Eine Abbildung im Anhang (vgl. Anhang A2) gibt einen Überblick der im Landkreis Vorpommern-Greifswald nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz und nach Baurecht genehmigten Biogas-Biomasse-Biokraftstoff-anlagen, die bis zum 20.04.2012 in Betrieb genommen wurden.

Außer der landwirtschaftlich erzeugten Biomasse werden, insbesondere in Biogasanlagen, in wachsendem Umfang auch außerlandwirtschaftliche Reststoffe, wie Rückstände aus der Le-bensmittelindustrie, Gemüseabfälle von Großmärkten, Speiseabfälle oder Biomasse aus der Garten- und Landschaftspflege und Bioabfälle aus der Kommunalentsorgung verarbeitet (Kofermentation).65 Hier bestehen weitere Potenziale. Eine zunehmende Bedeutung erlangt die Erzeugung von Biomasse für energetische Zwecke in Kurzumtriebsplantagen.

Auch die Produktion von Biokraftstoffen aus Biomasse gewinnt an Bedeutung. Zur Herstel-lung von Biokraftstoffen werden aktuell v.a. Landpflanzen genutzt, was aufgrund der Konkur-renz zur Nahrungsmittelproduktion teilweise zu Konflikten führt („Teller oder Tank“-Diskussion). Bedeutsam sind Paludikulturen, d.h. die Erzeugung von Biomasse durch die landwirtschaftliche Nutzung nasser Niedermoore. In verschiedenen, meist an der Universität Greifswald angesiedelten Forschungsprojekten wurden u.a. die Beerntung und die energeti-sche Verwertung von Gemeinem Schilf und Rohrglanzgras in wiedervernässten Niedermooren untersucht. Dabei wurden mit Schilf und mit Seggen Hektarerträge von 5 bis 25 t je Jahr und mit Rohrglanzgras von 3,5 bis 15 t je Jahr erzielt (Erntezyklen jeweils 1 bis 2 Jahre, geerntet wurde jeweils im Winter).66

(Bio)Energiedörfer und Gemeinden mit Klimaschutzaktivitäten

Seit 2009 gibt es in Mecklenburg-Vorpopmmern die Bewegung der (Bio)Energiedörfer. Ein (Bio)EnergieDorf oder eine (Bio)EnergieStadt ist eine räumlich zusammenhängende Siedlung (eine Gemeinde, ein Gemeindeteil oder auch ein Verbund mehrerer Gemeinden oder Ortstei-le), die ihre Energieversorgung mit selbst erzeugten Erneuerbaren Energien sicherstellt, um sich von Energieimporten unabhängig zu machen und regionales Einkommen und Wirt-schaftskraft zu stärken. Ein Exkurs zur näheren Beschreibung von (Bio)Energiedörfern findet

63 vgl. EUB (2014): Regionales Energiekonzept Vorpommern. Teil II: Kommunale Potenziale Erneuer-bare Energien, Teilhabe. Im Auftrag des Regionalen Planungsverbandes Vorpommern. Rostock.

64 vgl. EUB (2014): Regionales Energiekonzept Vorpommern. Teil II: Kommunale Potenziale Erneuer-bare Energien, Teilhabe. Im Auftrag des Regionalen Planungsverbandes Vorpommern. Rostock.

65 vgl. EUB (2014): Regionales Energiekonzept Vorpommern. Teil II: Kommunale Potenziale Erneuer-bare Energien, Teilhabe. Im Auftrag des Regionalen Planungsverbandes Vorpommern. Rostock.

66 vgl. EUB (2014): Regionales Energiekonzept Vorpommern. Teil II: Kommunale Potenziale Erneuer-bare Energien, Teilhabe. Im Auftrag des Regionalen Planungsverbandes Vorpommern. Rostock.

44 sich im Anhang (vgl. Anhang A2). Die BED – (Bio)EnergieDörfer eG ist die Genossenschaft der (Bio)Energiedörfer für die (Bio)Energiedörfer. Die wichtigste Aufgabe der Genossenschaft ist, Projektentwicklungen und Dienstleistungen zum Betrieb von (Bio)Energiedörfern anzubie-ten. Darüber hinaus sind die Interessenvertretung, die Öffentlichkeitsarbeit und die For-schung und Entwicklung für künftige Weiterentwicklungen des Konzeptes wichtig. Jedes (Bio)EnergieDorf kann Mitglied der (Bio)EnergieDörfer eG werden, als Kommune, als Bürger-verein oder als Energiegenossenschaft der Bürger. Auch einzelne Unternehmen oder Perso-nen könPerso-nen Mitglieder werden. Auf der Homepage der (Bio)EnergieDörfer eG sind aus dem Landkreis Vorpommern-Greifswald aktuell die (Bio)Energiedörfer Karlsburg, Lassan und Stol-pe (Peenetal) aufgeführt. 67

Einen Überblick der Aktivitäten im Bereich Erneuerbare Energien und Klimaschutz zeigt die folgende Abbildung. Neben den (Bio)Energiedörfern haben einige Städte und Gemeinden ein Klimaschutzkonzept erstellt und/oder verfolgen Klimaschutzinitiativen. Auf der Insel Usedom wurde die Inselwerke eG gegründet, eine Energiegenossenschaft, Projektentwicklungs- und Betreibergesellschaft im Bereich der Erneuerbaren Energien68.

Abb. 16 Gemeinden mit (Bio)Energiedörfern und Klimaschutzaktivitäten im Landkreis

© EUB 2014

67 vgl. (Bio)EnergieDörfer eG (2014): (Bio)EnergieDörfer.

<http://www.bedeg.de/bio-energiedoerfer/bio-energiedoerfer.html> (letzter Zugriff: 11.9.2014).

68 vgl. Inselwerke (2014): Inselwerke – Die Bürgerenergiegenossenschaft.

<inselwerke.de/> (letzter Zugriff: 13.01.2015).

45 Erneuerbare Energien – Potenziale

Entsprechend dem Regionalen Energiekonzept Vorpommern werden in der Planungsregion Vorpommern, und somit übertragbar auf den Landkreis Vorpommern-Greifswald, die Poten-ziale der Erneuerbaren Energien – v.a. wärmeseitig – bisher nur zu einem relativ geringen Anteil ausgeschöpft.69 In der Planungsregion wäre demnach „bei geeigneter Nutzung der vorhandenen Erneuerbaren Energiepotenziale eine vollständige (rechnerische) Eigenversor-gung der Planungsregion möglich (…): Die EE‐Potenziale übersteigen in der Planungsregion insgesamt ebenso wie in den beiden Teilregionen (Landkreisen) den Energiebedarf deutlich, der dort heute besteht und der – zumindest in der absehbaren Zukunft – auch keine größe-ren Veränderungen erwarten lässt. Insgesamt bieten sowohl die Potenziale als auch die bis-herige Entwicklung der Erneuerbaren Energien in der Planungsregion Vorpommern die Aus-sicht, zuerst im Strombereich zeitnah eine stabile (rechnerische) Eigenversorgung zu errei-chen. Im Wärmebereich ist die Erreichung dieses Zustandes dagegen deutlich anspruchsvol-ler und seine Erreichung zeitlich weiter entfernt“.70 Eine Abbildung im Anhang (vgl. Anhang A2) fasst die Potenziale im Bereich Erneuerbare Energien zusammen.