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Ende der Analyze-Phase

Im Dokument Six Sigma Green Belt (Seite 70-75)

Inhalt dieses Kapitels

Zum Ende der Analyze-Phase werden das Zusammenspiel, das Ineinander-Greifen und der Aufeinander-Aufbau der Tools nochmals dargestellt. Damit soll die Systematik der Six-Sigma-Methode noch bewusster gemacht werden. Zusätzlich erhalten Sie eine Checkliste, mit der Sie überprüfen können, ob alle notwendigen Schritte der Analyze-Phase abgearbeitet wurden.

Ziel dieses Kapitels Sie

kennen das Zusammenspiel der Tools.

kennen den Ablauf und die Inhalte der Analyze-Phase.

wissen, wann die Analyze-Phase abgeschlossen werden kann.

5.1 Zusammenspiel der Tools und Ablauf

Die Analyze-Phase beginnt mit der Prüfung, ob die notwendigen Daten vorhanden sind, um die in der Measure-Phase aufgestellten Hypothesen und Fragen beantworten zu können. Wichtig ist dabei, dass Sie stets die zu beantwortenden Fragen im Auge behalten und nicht einfach „wild darauf los analysieren“.

Wenn Ihnen die Fragestellungen klar sind, ermitteln Sie, welche Daten für deren Beantwortung geeignet sind. Prüfen Sie dann, welche Datenarten in den zu untersuchenden Inputs und Outputs jeweils vorliegen. Gehen Sie dann bewusst in die Toolbox, wie Sie in Abb. 45 dargestellt ist, und wählen gezielt zunächst ein grafisches Werkzeug aus. Erstellen Sie die entsprechende Grafik und interpretieren Sie diese. Ihre Schluss-folgerungen werden anschließend mit den statistischen Tools, die Sie nun kennen, überprüft. Es ist das Ziel, auf diese Weise die gesammelten Hypothesen über Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge zu bestätigen oder zu verwerfen. Bei ausreichenden Daten, konstanten Problemen und

„technischen“ Prozessen werden statistische Tools ggf. bis hin zur DOE angewendet. In seltenen Fällen, z. B. bei wenig Daten, wechselnden Problemen und eher „administrativen“ Prozessen können Detail-Prozessmaps genutzt werden. Diese besonderen Detail-Prozessmaps wurden in Lehrbrief 2, Kapitel 1.5 behandelt.

Merksatz:

Am Ende der Analyze-Phase sind die kritischen Inputs und damit der Zusammenhang zwischen Inputs und Outputs y = f(x) bekannt.

5.2 Dynamik zwischen Measure und Analyze

Sollten Sie trotz ausführlicher Analysen keine oder nicht ausreichend Ursache-Wirkung-Beziehungen zwischen Inputs und Outputs ermitteln können, kann die Analyze-Phase nicht abgeschlossen werden. Sie haben dann noch keine Ansatzpunkte für die Lösung Ihres Problems und mögliche Verbesserungen. Das Projekt ist damit nicht gescheitert, denn Sie haben schon viele Grundlagen geschaffen und Erkenntnisse gewonnen. Sie müssen jedoch nochmal zurück, aber nicht ganz zurück auf „Los“.

Allem Anschein nach war das Wissen im Team bei der Arbeit an der C&E-Matrix nicht ausreichend, um aus der Sammlung der verdächtigen Inputs die wahren Problemverursacher abzuschätzen. Was nun?

Abb. 64: Dynamik zwischen Measure und Analyze

Wie Abb. 64: Dynamik zwischen Measure und Analyze zeigt, hilft nun nur ein Sprung zurück in die Measure-Phase. Sinnvoll ist es aber, nicht sofort ganz an den Anfang der Measure-Phase zu springen. Vielmehr geht man hier wie gewohnt systematisch vor, mit dem Ziel, den Aufwand so gering wie möglich zu halten.

Folgende Fragen sollte der Projektleiter sich und dem Team stellen:

Warum konnten keine signifikanten Ergebnisse aus den erfassten Daten abgeleitet werden?

Wann immer Sie keine Zusammenhänge zwischen Inputs und Outputs erkennen können, dürfen Sie deswegen nicht behaupten, dass keine vorhanden sind. Sie können lediglich darauf verweisen, dass Sie mit den vorliegenden Daten keine Zusammenhänge nachweisen können. Die Gründe dafür können in der Datenerfassung liegen. Wichtige Aspekte:

• Das Messsystem ist nicht fähig.

• Die Streuung in der Datenaufnahme war zu groß.

• Die Anzahl der erfassten Daten war zu gering.

• Auch eine Kombination aus diesen drei erst genannten Punkten ist möglich.

• Es wurden Fehler in der Datenerfassung gemacht, Schätzwerte eingegeben, Werte fehlen, etc.

Der erste Schritt sollte sein, diese Punkte zu überprüfen. Unter anderem können Sie dazu die Berechnung von Trennschärfen und Stichproben-umfang nutzen. Wenn Sie feststellen, dass Fehler in der Datenerfassung gemacht wurden, überprüfen Sie, ob es möglich ist, diese komplett zu bereinigen. Wenn nicht, muss die Datenerfassung wiederholt werden. Dies ist ein nicht wertschöpfender Schritt im Projekt, und sicher verstehen Sie nun, warum auf die Planung der Datenerfassung ein so großer Wert gelegt wird. Wenn Sie die Punkte alle überprüft haben und nichts feststellen konnten, gehen Sie einen Schritt weiter zurück im Projektverlauf, nämlich zur C&E-Matrix.

Warum wurden in der C&E-Matrix nicht die signifikanten Störgrößen und Parameter priorisiert?

Das Ergebnis der C&E-Matrix ist immer nur eine möglichst objektive Abschätzung der vermutlich wichtigsten Inputs. Auch hier könnten Schwachstellen zum Verhängnis geworden sein:

• Die wahren Prozessexperten könnten bei der Bewertung der C&E-Matrix nicht dabei gewesen sein. In diesem Fall empfehle ich eine erneute Bewertung bzw. Kontrolle der Bewertungen durch die Experten.

• Der Prozess ist noch neu und daher ist zu wenig Wissen darüber vorhanden. Dann ist es verständlich, dass man sich „verschätzt“ hat.

Durch die erste Bearbeitung der C&E-Matrix, die Datenerfassung und Datenanalyse haben Sie aber mittlerweile wertvolles Wissen auf-gebaut. Schauen Sie mit diesem Wissen erneut über die C&E-Matrix ebenso auf das Prozessmap und korrigieren Sie, wenn notwendig.

Starten Sie dann wieder in eine Datenerfassung mit den neu priorisierten Inputs bzw. nehmen Sie sich die Inputs vor, die auf diejenigen folgen, die sich in der ersten Datenanalyse als nicht signifikant erwiesen haben.

• Es wurden versehentlich falsche Zahlen in die C&E-Matrix eingetragen.

Nichts ist unmöglich. Auch in diesem Fall heißt es zu korrigieren und die Datenerfassung nochmals durchzuführen.

• Es fehlen die wichtigsten Störgrößen und Parameter. Alle Inputs, die im Prozessmap nicht auftauchen oder unscharf formuliert wurden, landen auch nicht in der C&E-Matrix. Dies bedeutet, dass Sie noch einen Schritt zurückgehen müssen, um das Prozessmap erneut zu bearbeiten. Prüfen Sie, ob Sie alle Inputs spezifisch und eindeutig formuliert haben, ob Sie alle Inputs in die C&E-Matrix übertragen haben, oder ob die Inputs im Prozessmap unvollständig erfasst wurden.

An dieser Stelle sei nochmals deutlich darauf hingewiesen, dass diese Sprünge in die Projektvergangenheit keinesfalls dem normalen Ablauf entsprechen. Alle diese Fehler können und müssen unbedingt vermieden werden. Erarbeiten Sie daher das Prozessmap, die C&E-Matrix, die Planung und Durchführung der Datenerhebung sorgfältig und gewissen-haft, wie in den Lehrbriefen beschrieben. Wertschöpfend sind diese Rücksprünge nur dann, wenn dadurch neues Wissen aufgebaut wird oder wenn der Prozess neu und unbekannt ist und daher sowohl im Prozessmap und in der C&E-Matrix Fehler entstehen können. Alles andere ist vermeidbar und deshalb nicht Six-Sigma-like!

Wenn Sie alle nötigen Schritte zur Aufarbeitung der Measure-Phase gewissenhaft erledigt haben, führen Sie die Analysen mit den neuen Daten durch. Normalerweise wird ein Erfolg dann greifbar sein.

5.3 Checkliste für den Abschluss der Analyze-Phase

Um sicherzustellen, dass Sie alle notwendigen Schritte der Analyze-Phase abgearbeitet haben, erhalten Sie im Folgenden eine detaillierte Checkliste.

Diese Fragen sollten Sie vollständig beantworten können.

Welche potenziellen Ursachen haben Sie analysiert?

Sie haben im Idealfall eine Liste der Inputs, die Sie untersucht haben und können die signifikanten und die nicht signifikanten Einflüsse benennen.

Welche Daten haben Sie zur Verifizierung der Ursachen heran-gezogen?

Es soll ersichtlich sein, welche Daten Sie genutzt haben, um die Analysen durchzuführen.

Welche Analysen haben Sie durchgeführt?

Sie können darstellen, welche Analysen Sie zu welchen Hypothesen mit welchen Ergebnissen durchgeführt haben.

Wie haben Sie die Daten interpretiert?

Sie beschreiben, welche Inputs warum signifikant sind und welche nicht.

Hier empfiehlt es sich, für die nicht signifikanten Inputs die Trennschärfe zu überprüfen.

Mit welchen Inputs gehen Sie in die Improve-Phase?

Es kann vorkommen, dass Sie nicht alle signifikanten Inputs auch beliebig verändern dürfen und können. Hier lohnt es sich, mit dem Sponsor / Champion Rücksprache zu halten, was geht und was generell nicht verändert werden darf.

Wenn Sie diese Fragen ausreichend beantwortet haben, kann die Analyze-Phase in Abstimmung mit dem Projektchampion abgeschlossen werden.

Im Dokument Six Sigma Green Belt (Seite 70-75)