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Die Einbindung des westlichen Yunnan in die Verwaltungsstrukturen des chine- chine-sischen Reiches der Mongolen chine-sischen Reiches der Mongolen

Mitte des 13. Jahrhunderts begannen die Mongolen unter Führung Kublais einen Feldzug in das Gebiet der modernen Provinz Yunnan, um das chinesische Reich der Südlichen Song-Dynastie auch von Südwesten her anzugreifen. Das in seiner Endphase in regionale Machtzentren zersplitterte Reich von Dali konnte den Mongolen keinen gemeinsamen Widerstand entgegensetzen, die schließlich mit der Eroberung der Region um den

110 Von den ebenfalls in dem Gebiet ansässigen Shan (chin. Dai) wurde die Stadt im 19. Jahrhundert ‚Möng Myen‘ ge-nannt; nach Davies war dies auch ihr ursprünglicher Name, da dieses Gebiet zunächst von Shan bewohnt gewesen sei (Davies, S. 45; Anderson, S. 190; Captain Hannay schreibt im Jahr 1836 ‚Moung-yen or Tengyechow‘).

Im Birmanischen wurde der Name der Stadt zu ‚Momien‘. Diese Bezeichnung wurde im 19. Jahrhundert von den Briten als ‚Momien‘ oder ‚Momein‘ übernommen und zum Teil anstelle von ‚Tengyue‘ verwendet. In den chinesischen Lokal-handbüchern aus dem 19. Jahrhundert wird dieser Name für die Stadt jedoch nicht erwähnt.

See im Jahr 1253 die Herrschaft der Könige von Dali beendeten. Kublai zog sich bereits 1254 wieder aus Yunnan zurück und überließ es dem General Wulianghatai, den Südwes-ten zu konsolidieren.

Einige Volksgruppen Yunnans schlossen sich den Eroberern an, während andere Völker wie die Bai und die Yi ihren Widerstandskampf noch über ein Jahrzehnt lang fortsetzten.

Im Jahr 1264 konnten diese schließlich von den Mongolen unterworfen werden, die nun ihre Vormachtstellung in Zentral-Yunnan (die Gebiete östlich des Lancangjiang und nörd-lich des Honghe) weiter festigen konnten. Um ihre Herrschaft über diese Gebiete dauerhaft behaupten zu können, begannen sie in Zentral-Yunnan ein militärisches Kontrollsystem aufzubauen, in das auch die einheimischen Völker Yunnans mit eingegliedert wurden.

Dieses militärische Kontrollsystem basierte, so der Historiker You Zhong in seiner Ge-schichte der Völker Yunnans, auf den militärischen Organisationsformen nach denen die Mongolen zur Zeit ihres Aufstiegs im Norden intern ihre Clans und Stämme organisiert hatten. Nachdem die Mongolen den Südwesten erobert hatten, „verbanden sie diese Struk-turen mit denen der einheimischen Bai und Yi, indem sie die Lehensfürsten und die Aristo-kraten der großen Stämme zu Brigade-Kommandanten (wanhu), die Adligen der kleineren Stämme und die Clan-Oberhäupter zu Anführern von Bataillonen und Kompanien (qianhu, baihu) ernannten“.111 In den Jahren von 1253 bis 1273 wurden insgesamt neunzehn solcher Brigaden (wanhu) in Yunnan gegründet. Die einheimischen Herrscher kontrollierten wie zuvor ihre angestammten Hoheitsgebiete, zumindest formal waren sie jedoch mongoli-schen Oberbefehlshabern (du yuanshuai) unterstellt, die mit einem Truppenkontingent an strategisch wichtigen Orten Yunnans in Garnisonen stationiert wurden.112

Mit der Konsolidierung ihrer Position in Zentral-Yunnan haben die Mongolen ihren Einflußbereich weiter nach Westen ausgedehnt und die in der Region des Stromschluch-tenfächers ansässigen Völker der Jinchi und Baiyi in ihr Kontrollsystem eingegliedert und deren Siedlungsgebieten den Status von sogenannten Befriedeten Gebieten (xuanwei si) zugewiesen.113 Bereits im Jahr 1261 sind in der Region

„Befriedete Gebiete wie Jinchi mit Brigade-, Bataillons- und anderen Stütz-punkten (wanhu fu, qianhu suo deng) gegründet worden. ... [In einem anderen

111 You Zhong, S. 269.

112 You Zhong, S. 269-270

113 Der Name Jinchi, der ‚goldene Zähne‘ bedeutet, nimmt Bezug auf die Sitte der einheimischen Bevölkerung, ihre Vor-derzähne mit Gold zu überkronen. Entsprechend wurden sie von den Chinesen als ‚Barbaren mit goldenen Zähnen‘ (jin-chi man) bezeichnet. Baiyi (‚hundert Barbaren‘) ist die Bezeichnung für die in der Region ansässigen Tai-Völker.

Handbuch heißt es], daß dort damals auch mongolische Soldaten (Menggu bing) stationiert worden sind. Außerdem wurden zehntausend Männer der Volksgruppen der Cuan und Bo, ebenso wie Männer aus neu eroberten Gebie-ten als SoldaGebie-ten angeworben“.114

Mit ihrer Militärpräsenz, dem Aufbau des Kontrollsystems und der Einbindung der einhei-mischen Hoheitsgebiete war es den Mongolen gelungen, das zuletzt in lokale Macht-zentren zersplitterte Gebiet des vormaligen Königreichs von Dali unter ihrer Herrschaft zur Provinz Yunnan wieder zu vereinigen.

An der Spitze der Verwaltung Yunnans stand ein Mitglied des Kaiserhauses:

„Im 8. Monat des 4. Jahres der Ära Zhiyuan (1267) wurde Hugechi, der Sohn des Kaisers, zum Prinzen von Yunnan (Yunnan wang) ernannt“.115

Hugechi hatte den Oberbefehl über alle Verwaltungseinheiten der Provinz Yunnan, die in fünf Gebieten (diqu) zusammengefaßt wurden, denen wiederum die neunzehn Brigaden (wanhu) und andere Einheiten zugeordnet wurden. Diese fünf Gebiete waren:

Shanchan

(das Gebiet des modernen autonomen Bezirks Honghe und des Bezirks Qujing);

Chitugeer

(erstreckte sich vom westlichen Guizhou bis zum Bezirk Zhaotong in Yunnan);

Chahanzhang

(das Gebiet der modernen autonomen Bezirke Lijiang und Nujiang);

Dali

(umfaßte die modernen autonomen Bezirke Chuxiong und Dali sowie den Bezirk

Baoshan mit Tengchong)

Jinchi

(das Gebiet des modernen autonomen Bezirks Dehong und des Bezirks Lincang im äußersten Westen Yunnans ).116

Bezeichnend für die weitere Entwicklung des westlichen Yunnan ist die Unterteilung der Region des Stromschluchtenfächers in zwei Gebiete (diqu): Dali, das sich von Zentral-Yunnan bis auf die Hochebene von Tengchong erstreckte, und Jinchi, dessen Territorium sich westlich bzw. südwestlich davon befand (siehe Karte 5, S. 48).

114 TYTZ, S. 175-176

115 Dian-Yun linian chuan, juan 5; zitiert nach You Zhong, S. 269 und S. 284. Der Prinz von Yunnan wurde auch mit dem Titel eines Prinzen von Liang (Liang wang) bezeichnet. Mit dem Namen Liang wird eine alte chinesische Bezeich-nung für den Südwesten wieder aufgenommen. Im Kapitel Yugong, des Shangshu wird die chinesische Welt in neun Bezirke (zhou) eingeteilt, deren südwestlichster Liangzhou ist. Die Herausgeber der fangzhi von Tengchong beginnen die Entwicklungsgeschichte der Stadt entsprechend mit dem Hinweis, daß das Gebiet von Tengchong während der Xia- und Shang-Dynastien Teil von Liangzhou gewesen sei (TYTZ, S. 63, 65).

116 You Zhong, S. 274

Karte 5: Die Region des Stromschluchtenfächers im 13. Jahrhundert:

Die Verwaltungseinheiten Dali und Jinchi

(Quelle: Tan Qixiang, Yunnan xingsheng zhongbu, S. 25-26)

Als die Mongolen im Zuge der Konsolidierung ihres chinesischen Reiches zentrale Ver-waltungsstrukturen auf den Südwesten ausdehnten und im Jahr 1271 die militärischen Kontrollorgane, die Brigaden usw., in reguläre Verwaltungseinheiten umwandelten, trat der unterschiedliche Charakter der beiden Verwaltungsgebiete deutlicher hervor. Dali wurde Regierungsbezirk (lu) und ein fester Bestandteil der zentralen Administration, der von regulären Staatsbeamten verwaltet wurde. Das Befriedete Gebiet (xuanweisi) Jinchi hingegen setzte sich aus Herrschaftsgebieten einheimischer Völker zusammen, in denen die Angehörigen der lokalen Oberschicht mit einem Sonderstatus als einheimische Beamte (tuguan) in das Verwaltungsystem des chinesischen Reiches der Mongolen mit einbezogen wurden.

Auf die Reform der Verwaltungseinheiten im Jahr 1271 mit der Gründung von sieben-unddreißig Regierungsbezirken (lu) mit untergeordneten regulären Einheiten der Regional-verwaltung (fu, zhou, xian) folgte drei Jahre später die Reorganisation der obersten Pro-vinzverwaltung. Parallel zum Sekretariat (zhongshu sheng) in der Hauptstadt Peking wurde im Jahr 1274 in Yunnan ein Provinzsekretariat (Yunnan xing zhongshu sheng) eingerichtet.

Dessen Zuständigkeit sich auf sämtliche Armee- und Verwaltungsangelegenheiten in den Regierungsbezirken (lu) erstreckte; das Amt seinerseits war dem Sekretariat in der Haupt-stadt verantwortlich. An die Spitze der Provinzverwaltung trat ein Gouverneur (pingzhang zhengshi).

Der erste Inhaber dieses Amtes war Sayyid Ajall Shams ad-Din (? – 1307; chin. Saidianchi Shansiding; von 1274 bis 1279 in Yunnan tätig), ein Moslem, dessen Vorfahren aus Bu-chara stammten. Gouverneur Sayyid Ajall organisierte die Gründung von Präfekturen und Kreisen sowie den Aufbau der Verwaltung und des Steuerwesen in der Provinz, er schuf ein System von Poststationen, propagierte fortschrittliche Ackerbaumethoden, ließ Bewäs-serungsprojekte durchführen, Konfuzius-Tempel und chinesische Schulen errichten. Mit seiner solchermaßen ‚konfuzianisch‘ geprägten Politik legte er in seiner dreijährigen Amts-zeit den Grundstein für eine Entwicklung, die langfristig zur Integration Yunnans in das chinesische Reich führen sollte.117