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3. Eigene Untersuchungen

3.2 Ergebnisse

3.2.2 Immunhistochemische Untersuchung

3.2.2.1 Doppelmarkierungen

Exemplarisch wurden jeweils 5 mal 6 Schnitte der Schnittserien des Tieres mit der Nummer K1988 mit je 2 Antikörpern markiert und die Mittelwerte aus den gezählten Zellen mit und ohne Doppelmarkierung pro mm² Schnittfläche bestimmt. In den meisten Fällen zeigen die endokrinen Zellen des Pankreas eine immunhistochemische Anfärbbarkeit mit jeweils nur einem Antikörper. Es konnten aber auch Zellen mit einer parallelen Immunreaktivität gegen 2 Pankreashormone festgestellt werden. In Tabelle 2 sind die Werte für die Gesamtzellen pro mm² Schnittfläche für jeden Zelltyp der bei den jeweiligen Doppelmarkierungen gefärbt wurde und auch die Zellen die beide Antikörper binden, sowie deren prozentualer Anteil an den jeweiligen Zahlen der beiden markierten Zelltypen pro Schnitt dargestellt.

Eine überlappende Immunantwort gegen 2 Antiseren wurde vor allem für die Doppelmarkie-rungen mit Insulin und Glucagon, Insulin und Somatostatin, sowie Glucagon und

Somatosta-*

121

tin festgestellt. Die PP-Zellen des Weißbüschelaffen zeigten im Vergleich zu den drei anderen Zelltypen selten eine Kreuzreaktivität gegen andere Antiseren (Abbildungen 72 bis 78).

Tabelle 2: Mittelwerte der absoluten und prozentualen Anteile der Zellen mit überlappender Immunantwort gegen zwei Antikörper; Zelltyp 1 mit DAB markiert, Zelltyp 2 mit Fast-Red markiert

Abb. 72: Immunhistochemische Doppelfärbung des Pankreas des Weißbüschelaffen mit Glu-cagon (DAB) und Somatostatin (Fast Red) (K1988, IHC-SABC/SA-AP, Scalebar = 10 µm)

Die Glucagon (braun)- und Somatostatinzellen (rot) liegen in enger Nachbarschaft zueinan-der, es gibt einen relativ großen Anteil doppelt markierter Zellen (Pfeil)

122

Abb. 73: Immunhistochemische Doppelfärbung des Pankreas des Weißbüschelaffen mit Glu-cagon (DAB) und Insulin (Fast Red) (K1988, IHC-SABC/SA-AP, Scalebar = 50 µm)

Abb. 74: Immunhistochemische Doppelfärbung des Pankreas des Weißbüschelaffen mit So-matostatin (DAB) und Insulin (Fast Red) (K1988, IHC-SABC/SA-AP, Scalebar = 50 µm)

Die Somatostatinzellen liegen zwischen den B-Zellen und den insulären Gefäßen bzw. der Inselperipherie

Die braun gefärbten A-Zellen liegen dicht gedrängt neben den B-Zellen (rot), hier gib es die meisten Zellen mit doppelter Immunreaktivität

123

Abb. 75: Immunhistochemische Doppelfärbung des Pankreas des Weißbüschelaffen mit PP (DAB) und Insulin (Fast Red) (K1988, IHC-SABC/SA-AP, Scalebar = 50 µm)

Abb. 76: Immunhistochemische Doppelfärbung des Pankreas des Weißbüschelaffen mit Glu-cagon (DAB) und Somatostatin (Fast Red) (K1988, IHC-SABC/SA-AP, Scalebar = 50 µm)

Die Glucagonzellen liegen bevorzugt im Randbereich der Inseln, die Somatostatinzellen vor allem in Nähe der insulären Gefäße

Die PP-Zellen liegen vorwiegend außerhalb der Langerhans’schen Inseln, oder in deren Rand-bereich. Es gibt nur wenige Zellen mit gleichzeitiger Insulin- und PP-Markierung

124

Abb. 77: Immunhistochemische Doppelfärbung des Pankreas des Weißbüschelaffen mit PP (DAB) und Glucagon (Fast Red) (K1988, IHC-SABC/SA-AP, Scalebar = 50 µm)

Abb. 78: Immunhistochemische Doppelfärbung des Pankreas des Weißbüschelaffen mit PP (DAB) und Somatostatin (Fast Red) (K1988, IHC-SABC/SA-AP, Scalebar = 50 µm)

Die Somatostatinzellen im Inselinneren liegen nur sehr selten in Nachbarschaft zu den PP-Zellen, es gibt wenige doppelmarkierte Zellen mit PP- und Somatostatinanikörpern

Bei Markierung mit Glucagon- und PP-Antikörpern gibt es nur sehr wenige Zellen mit Immun-antwort gegen beide Antikörper

125 3.2.3 Zellzählung am Flowzytometer

Die Untersuchung mit Hilfe des Flowzytometers wurde durchgeführt, um eine bessere Über-sicht über die Verteilung der vier endokrinen Pankreaszelltypen über das gesamte Organ zu erhalten, da mit Hilfe der Immunhistochemie immer nur ein kleiner Ausschnitt aus dem ge-samten Organ der Tiere beurteilt werden konnte.

Für die Untersuchung am Flowzytometer wurden frisch gewonnene Organe von 25 Tieren (13 adulte, 12 neugeborene) mit Hilfe der Enzyme Collagenase P, Hyaluronidase und DNase verdaut, um sie dann als Einzelzellsuspension in mehrere Probenröhrchen zu überführen.

Neben jeweils einer Kontrollprobe ohne Antikörper und für jedes Antiserum eine Kontroll-probe, die ausschließlich mit dem fluorezenzfarbstoffgebundenen Sekundärantikörper ver-sehen wurde, wurde jede Probe mit den in der Immunhistochemie gebrauchten Antikörpern und anschließend mit dem jeweiligen Fluoreszenz-Antikörper suspendiert. Anschließend wurden die so markierten Einzelzellen dem Flowzytometer zugeführt. Mit Hilfe dieses Gerä-tes wurden die Anteile der markierten Zellen an der gesamten Zahl der die Laser passieren-den Ereignisse gezählt.

Die absoluten Zahlen pro mm² Pankreasschnittfläche in der flowzytometrischen Auswertung lagen deutlich unter den absoluten Zahlen der immunhistochemischen Untersuchung. Auf-grund der nicht normalverteilten Werte wurden hier die Mediane angegeben (Tabelle 3).

Dabei sind für die flowzytometrische Untersuchung die Fluoreszenz-positiven Zellen pro Ein-zelzellsuspension und für die Immunhistochemie die Zellzahlen pro mm² Schnittfläche ange-geben. Bei der flowzytometrischen Untersuchung ergaben sich sehr hohe D-Zell-Werte (Ab-bildungen 79 und 80).

126

Untersuchungsgruppe B-Zellen A-Zellen PP-Zellen D-Zellen

adulte Tiere Flowzytometrie 15,2 4,2 1,3 10,1

adulte Tiere Immunhistochemie 215,5 62,7 24,0 32,7 neugeborene Tier Flowzytometrie 20,8 19,6 0,7 19,3 neugeborene Tiere Immunhistochemie 528,6 193,1 55,3 272,1

Tabelle 3: Mediane der Zellzahlen bei flowzytometrischer und immunhistochemischer Un-tersuchung

Zellzahl pro Probe

B-Zellen

A-Zellen

PP-Zellen

D-Zellen 0

20 40 60 80

Abb. 79: Verteilung der Zellzahlen der adulten Tiere bei der Analyse im Flowzytometer

127

Zellzahl pro Probe

B-Zellen

A-Zellen

PP-Zellen

D-Zellen 0

20 40

Abb. 80: Verteilung der Zellzahlen der neugeborenen Tiere bei der Analyse im Flowzytome-ter

Die ermittelten prozentualen Anteile der vier endokrinen Zelltypen variiert zwischen den beiden Versuchsreihen. Besonders deutlich ist der Unterschied zwischen den ermittelten D-Zellzahlen beider Versuchsreihen (Abbildung 81 und 82). So ist diese Zahl bei den am Flow-zytometer untersuchten Proben mit einem Anteil von 34 % an der endokrinen Zellmasse bei adulten Tieren und 30 % bei den neugeborenen Tieren im Gegensatz zu 10 % bzw. 25 % bei den immunhistochemisch untersuchten Organen ausgesprochen hoch, wobei dieser Unter-schied bei den adulten Tieren sehr viel deutlicher ist als bei den Neugeborenen. Dem gegen-über steht ein geringerer Prozentsatz an der B- und vor allem der PP-Zellen bei den flowzy-tometrisch untersuchten Proben. Die flowzyflowzy-tometrisch gezählten B-Zellen machen bei den adulten Tieren 45 % und bei den neugeborenen 40 % aus, während sie bei der immunhisto-chemischen Untersuchung 63 % und 46 % betrugen. Auch hier ist der Unterschied bei den adulten Tieren ausgeprägter. Bei den PP-Zellen stehen 3 % bzw. 2 % in der FACS-Untersuchung 9 % bei adulten und neugeborenen Tieren in der immunhistochemischen Un-tersuchung gegenüber. Der Prozentsatz der A-Zellen unterscheidet sich zwischen den

adul-128

ten Tieren beider Versuchsreihen mit jeweils 18 % nicht, liegt aber bei den neugeborenen Tieren der FACS-Gruppe mit 28 % über dem Wert der Immunhistochemie-Gruppe.

Abb. 81: Vergleich der prozentualen Anteile der endokrinen Zellen der adulten Tiere bei der flowzytometrischen Untersuchung der immunhistochemisch gefärbten Schnitte

Abb. 82: Vergleich der prozentualen Anteile der endokrinen Zellen der neugeborenen Tiere bei der flowzytometrischen Untersuchung der immunhistochemisch gefärbten Schnitte

-10,00%

129

4. Diskussion

Ziel der vorliegenden Arbeit war eine detaillierte morphologische und morphometrische Analyse der Langerhans’schen Inseln des Pankreas des Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) und der endokrinen Zellpopulation innerhalb und außerhalb der Inseln. Der Schwerpunkt lag dabei auf der vergleichenden Darstellung der endokrinen Pankreaszellen bei Tieren ver-schiedenen Alters sowie auf dem Vergleich von gesunden und am Wasting Marmoset Syn-drom erkrankten Tieren.

Die Kenntnis der physiologischen und pathologischen Mikroanatomie des pankreatischen Inselapparates des Weißbüschelaffen stellt eine wichtige Grundlage für die Interpretation von augenscheinlichen Veränderungen dieses Organs dar. Zu diesem Zweck wurden für die vorliegende Studie die Pankreas von 57 Tieren unterschiedlichen Alters aus 2 Labortierhal-tungen verwendet. Die Tiere wurden in 2 Gruppen eingeteilt, von denen die Langerhans’schen Inseln des Pankreas von 32 Tieren in Untersuchungsgruppe 1 mit Hilfe von immunhistochemischen Methoden untersucht wurden.

Zur statistischen Auswertbarkeit der Inselmorphologie und der Zellzahlen wurden 3 Alters-gruppen gebildet. Die erste Gruppe setzte sich aus 5 neugeborenen Tieren im Alter von 0 – 17 Tagen zusammen, die ausschließlich gesäugt wurden. Eine weitere Gruppe bildeten alle juvenilen Tieren, zwischen 1,5 und 8,5 Monaten, die schon selbständig Nahrung aufnehmen können, aber noch nicht geschlechtsreif waren. Die adulten Tiere der dritten Gruppe waren 1 bis 10 Jahre alt. Weiterhin wurde eine Gruppe mit am Wasting Marmoset Syndrom er-krankten Tieren gebildet. Die Organe dieser Tiere stammten aus retrospektiven Fallaufarbei-tungen aus dem Jahre 2006. Die Diagnose WMS wurde aufgrund der von ZÖLLER (2005) er-stellten Kriterien (siehe Material und Methoden 3.1.1) gestellt. Diese Gruppe umfasst 6 Tiere im Alter von 9,5 Monaten bis 9 Jahren. Um diese mit gesunden Tieren gleichen Alter zu ver-gleichen, wurde eine neue, 11 Tiere umfassende, Gruppe gebildet.

Eine zweite Versuchsreihe setzte sich aus 25 Tieren zusammen, deren endokrine Pankreas-zellen quantitativ mit Hilfe des Flowzytometers untersucht wurden.

130

4.1 Die Morphologie der Langerhans’schen Inseln

Die Übergänge von extrainsulären Einzelzellen oder endokrinen Zellgruppen zu Langerhans’schen Inseln war fließend. Daher wurden in der vorliegenden Arbeit die Inseln des Marmosettenpankreas wurden definiert, wenn die Zellzahl im zweidimensionalen Schnitt mindestens 4 betrug. BARKLAGE (1988) und SEIPELT (1993) legten Inseln bei der ei-ner Mindestgröße der Inseln von 20 Zellen im dreidimensionalen Schnitt fest.

Die Inseln des Marmosets lagen zentral innerhalb der Pankreasläppchen, wie dies auch für die meisten anderen Säugerspezies beschrieben wird (MURAKAMI et al. 1993). Die sehr he-terogen erscheinenden Inseln waren von stark variierender Größe und hatten bei allen Tie-ren eine polyedrische oder länglich ovale, unregelmäßig begTie-renzte Form, teilweise auch mit langen Ausläufern. Dabei erschienen die Inseln des Weißbüschelaffen im zweidimensionalen Schnittbild insgesamt meist recht kompakt. Die von KLÖPPEL und LENZEN (1984), wie auch von RAHIER et al. (1979) und von BARKLAGE (1988) für Nager und Kaninchen beschriebenen, deutlich anhand ihrer Form von den kompakten Inseln zu unterscheidenden, Bänderinseln waren in der vorliegenden Arbeit beim Weißbüschelaffen im zweidimensionalen Schnittbild nicht zu erkennen. Allerdings zeigte sich beim Durchmustern benachbarter Serienschnitte, dass sich zwei in einem Schnitt augenscheinlich benachbarte runde oder ovale Inseln in da-rauf folgenden Schnitten zu einer Insel zusammenfügten. Sehr langgestreckte bandförmige Inseln waren jedoch nur sehr selten zu erkennen. SÁNCHES und Kollegen (1990) beschreiben die Inseln des Weißbüschelaffen als groß und vorwiegend rundlicher Form. Die Inseln der in der vorliegenden Arbeit von mir untersuchten neugeborenen Tiere erschienen zudem deut-lich verzweigter als die von erwachsenen Marmosets.

Die Größe der untersuchten Inseln variierte sehr stark und reichte beim adulten Tier von ca.

200 µm² bis zu 120000 µm² (im Mittel 11101 µm²). Zur Vergleichbarkeit dieser Werte mit den in der Literatur angegebenen Inseldurchmessern der anderen Tierarten wird an dieser Stelle der Durchmesser für eine theoretische Kreisform berechnet. Dabei ergibt sich, dass die kleinsten Inseln einen mittleren Durchmesser von 16 µm und die größten Inseln von 391 µm aufweisen. Der mittlere Durchmesser der Pankreasinseln lag bei ca. 119 µm. Demzufolge

131

sind die Langerhans’schen Inseln des Pankreas von Callithrix jacchus kleiner als bei der Ratte, für die sie in der Literatur mit 40 – 800 µm, im Durchschnitt 201 ± 8,8 µm angegeben werden (SAMOLS et al. 1986; SUJATHA et al. 2004). Vergleichbar ist die Inselgröße sowohl mit der von Meerschweinchen, Kaninchen, Katzen, Hunden und Schweinen, die mit 90-200 µm an-gegeben wird (MURAKAMI et al. 1993). Bei Primaten, einschließlich des Menschen, werden in der Literatur ähnliche Werte für den Durchmesser der Pankreasinseln genannt, wie die in der vorliegenden Arbeit ermittelten Werte beim Marmoset. So sind zu Beispiel die Inseln des erwachsenen Menschen mit 70 bis 300 µm im Durchmesser angegeben (GRUBE et al. 1983).

Beim Indischen Hutaffen (Macaca radiata) ermittelten SUJATHA und Kollegen (2004) einen mittleren Inseldurchmesser von 230 ± 15,8 µm. Der Bärenpavian (Papio ursinus) zeigt Inseln von 20 – 500 µm Größe (WOLFE-COOTE u. DU TOIT 1987b). Allerdings ist unklar, welcher Durchmesser der unregelmäßig geformten, nicht runden, Inseln in den Untersuchungen an-genommen wurde. Die von in der vorliegenden Arbeit erhobenen Flächeninhalte sind also nur eingeschränkt vergleichbar mit den Angaben für den Durchmesser der Pankreasinseln, die in der Literatur gemacht werden.

Die Größe der Inseln variiert zwischen PP – und Glucagonbereich des Marmosetpankreas.

Zwischen diesen beiden Pankreasabschnitten wird in der vorliegenden Arbeit explizit unter-schieden, da sich im dorsalen Bereich des Pankreaskopfes viele PP-Zellen, jedoch kaum Glu-cagonzellen befinden, während dieses Verhältnis im restlichen Pankreasparenchym umge-kehrt ist. Die Inseln im Glucagonteil des Pankreas haben beim Weißbüschelaffen eine Größe von ca. 9878 µm², bzw. Durchmesser von 112 µm und sind damit deutlich größer als die PP-Inseln mit 4909 µm², bzw. 79 µm. SAPIN und VDOVIN (1981) beschreiben auch beim Mschen, dass der PP-zellreiche Pankreaskopf mit 1,31 ± 0,29 % eine insgesamt geringere en-dokrine Zellmasse aufweist als der A-zellreiche Pankreaskörper mit 2,16 ± 0,45 %. KLÖPPEL und LENZEN (1984) und SLACK (1995) beschreiben die PP-Inseln im Vergleich zu den anderen Inseln als deutlich unregelmäßiger geformt. Dies konnte in der vorliegenden Arbeit für die PP-Inseln des Weißbüschelaffen nicht bestätigt werden. Die kleineren Inseln des PP-Bereichs sind hier jedoch eher kompakter und rundlicher als die des Glucagonbereichs, wie es auch REDECKER et al. (1992) allgemein für kleinere Inseln beschrieben.

132

4.1.1 Die Langerhans’schen Inseln bei Tieren verschiedenen Alters

Die Anzahl der Inseln pro mm² Pankreasparenchym variiert in der vorliegenden Arbeit je nach Alter der Tiere. Die Anzahl der Inseln wurde mit 27 Inseln pro mm² Schnittfläche beim Neugeborenen, 11,3 Inseln pro mm² beim juvenilen und beim adulten Tier mit 6,5 Inseln pro mm² Schnittfläche ermittelt. Auch in der Literatur ist beschrieben, dass der Anteil endokri-nen Parenchyms am gesamten Pankreas bei menschlichen Feten mit 20 % deutlich höher liegt als bei Neugeborenen mit 15 %, bei 4 bis 8 Monate alten Babys 5 bis 7 % und später bei Erwachsenen mit 1-2 % und somit mit zunehmendem Alter sinkt (RAHIER et al. 1981;

FLEISCHHAUER 1985; HAHN VON DORSCHE et al. 1989; SCHNORR u. KRESSIN 2001). Andere Autoren geben an, dass menschliche Neugeborene pro 50 mm² Pankreasfläche 70 – 300 In-seln aufweisen, während es bei den 5 – 12 jährigen im Durchschnitt ca. 168 InIn-seln pro 50 mm² sind (KLÖPPEL u. LENZEN 1984). Nach der Geburt nimmt also das Volumen des exok-rinen Pankreas deutlich stärker zu als das des endokexok-rinen Parenchyms, was eventuell auf die beginnende Nahrungsaufnahme und den damit verbundenen Bedarf an Verdauungsenzy-men, die zum Teil im Pankreas gebildet werden, zurückzuführen ist, während in der Fetal-entwicklung ein höherer Bedarf an Pankreashormonen besteht.

Berechnet man zum Vergleich die in der vorliegenden Arbeit ermittelten pro 50 mm², so ergibt dies 1350 Inseln pro 50 mm² für die neugeborenen, 710 Inseln pro 50 mm² für die juvenilen Tiere und 325 Inseln pro 50 mm² für die adulten Weißbüschelaffen. Damit liegt die Anzahl der Inseln pro 50 mm² Pankreasschnittfläche deutlich über den Angaben für den Menschen, so dass angenommen werden kann, dass die Inseln des Weißbüschelaffen im Vergleich zum Menschen zahlreicher vorhanden sind.

Im Gegensatz dazu nimmt die Größe der Inseln mit zunehmendem Alter zu. Die Inseln der juvenilen Tiere zeigten in der vorliegenden Arbeit eine Größe von 200 bis 45000 µm², im Mittel 5222 µm² gemessen, und die der neugeborenen Tiere von 140 bis 17500 µm², mit einem Mittelwert von 2616 µm² und die der adulten Tiere von 200 µm bis 120000 µm². Die-se Flächeninhalte entsprechen DurchmesDie-sern von 16 bis 239 µm und einem Mittelwert von 82 µm bei juvenilen Tieren und 13 bis 149 µm, im Mittel 58 µm, bei den Neugeborenen. Sie

133

weisen also eine geringere Größe, als bei adulten Tieren auf. Auch bei Menschen sind die Inseln von Neugeborenen mit 85 bis 210 µm kleiner als die von Erwachsenen (GRUBE et al.

1983). Sie sind jedoch insgesamt größer als die der untersuchten Weißbüschelaffen. Einen deutlichen Größenunterschied der Inseln zwischen Neugeborenen und Adulten konnte BARKLAGE (1988) auch für das Kaninchen mit 40 bis 70 µm im Vergleich zu 40 bis 250 µm ausmachen. Es wird beschrieben, dass beim menschlichen Fetus die Mantelinseln vorherr-schen. Diese fusionieren im Stadium der erwachsenen Inseln miteinander und schließen mehrere Kapillaren ein (CONKLIN 1962; JAFFE et al. 1982; JEON et al. 2009; PAN u. WRIGHT 2011). Dementsprechend wird die Zahl der Inseln beim Erwachsenen kleiner und ihr Durch-messer größer.

4.2 Die Verteilung der B-, A-, D- und PP-Zellen im endokrinen Pankreasparen-chym

Die insulinproduzierenden B-Zellen stellen die größte endokrine Zellgruppe der Langerhans’schen Inseln dar und sind beim Marmoset etwa 12 bis 18 µm groß. Beim er-wachsenen Weißbüschelaffen konnte eine absolute Anzahl von 215,7 Zellen pro mm² ermit-telt werden, was etwa 63 % des endokrinen Pankreasparenchyms entspricht. Für Mäuse wird ein Anteil der B-Zellen am endokrinen Pankreas mit 75 % und für Menschen mit 53 % angegeben (BRISSOVA et al. 2005). Der Anteil der B-Zellen beim Weißbüschelaffen ist somit etwas größer als beim Menschen und etwas kleiner als bei der Maus. Von SÁNCHEZ und Kol-legen (1990) werden jedoch für den Weißbüschelaffen B-Zellanteile von 70 % beschrieben und liegen somit etwas höher als die ermittelten Werte. Da in dieser Studie die PP-Zellen nicht erfasst wurden, sind die prozentualen Anteile der anderen drei Zelltypen zum positiven verschoben. Bei Menschen liegt eine inhomogene Verteilung der Insulin-Zellen in den ver-schiedenen Bereichen des Pankreas vor. Während die B-Zellen nach MALAISSE-LAGAE (1979) im Glucagonbereich einen Anteil von 84 % der endokrinen Zellen ausmachen, liegt ihr Anteil im PP-Bereich bei 11,7 %. ORCI und Kollegen (1979) sprechen von 77 % im Vergleich zu 16,5 % innerhalb der Inseln. Auch für den Bärenpavian (Papio ursinus) wird für den dorsalen

134

Pankreaskopf ein B-Zell-Anteil von 75% und für den Rest des Organs ein Anteil von 40,3 % angegeben (WOLFE-COOTE u. DU TOIT 1987a). Diese Inhomogenität kann in dieser Studie auch für den Weißbüschelaffen gefunden werden, sie ist jedoch weniger stark ausgeprägt.

So machen die B-Zellen bei einem Tier im Pankreaskörper einen Anteil von 72 % an der ge-samten endokrinen Zellmasse aus, im PP-Bereich des Pankreas dagegen nur 65 %. Die Auto-ren erwähnen auch, dass die B-Zellen im dorsalen Pankreaskörper einen kleineAuto-ren Anteil an der endokrinen Zellmasse ausmachen als die PP-Zellen (MALAISSE-LAGAE et al. 1979; RAHIER et al. 1981).

Die zweitgrößte Gruppe endokriner Pankreaszellen stellen die A-Zellen dar. Mit 10 bis 15 µm beim Weißbüschelaffen sind sie etwas kleiner als die B-Zellen. Dies wird auch von BONNER-WEIR (1989) beschrieben. Sie machen beim adulten Tier mit 60,7 Zellen pro mm² Schnittflä-che etwa 18 % der endokrinen Zellmasse aus. Laut EDLUND (2002) nehmen sie allgemein bei Säugetieren 15 – 20 % des endokrinen Pankreasparenchyms ein, während BRISSOVA und Kollegen (2005) für den Menschen einen A-Zellanteil von 34 % und für die Maus einen Anteil von 19 % beschreiben. Der A-Zellanteil bei Neuweltaffen wird ebenfalls mit ca. 20 % angege-ben (SÁNCHEZ et al. 1990). In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass die A-Zellen sich nicht gleichmäßig im Pankreas verteilen. Wie am Beispiel des Tiere K1991 dargestellt, sind sie im PP-Bereich mit 0,7 Zellen pro mm², was einem Anteil von 0,25 % entspricht, nur sehr selten zu finden. Im Pankreaskörper und –schwanz dagegen, die arm an PP-Zellen sind, konnten durchschnittlich 90,5 Zellen pro mm² gefunden werden. Dies umfasst einen Anteil von 21 % am gesamten endokrinen Pankreas. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass nahezu alle A-Zellen des Marmosets im Glucagon-Bereich des Pankreas lokalisiert sind. Eine ähnliche Beobachtung konnten auch MALAISSE-LAGAE et al. (1979), sowie RAHIER et al.

(1980) beim Pankreas des Menschen machen. WOLFE-COOTE und DU TOIT (1987a) fanden auch im dorsalen Pankreaskopf des adulten Bärenpavian nahezu keine A-Zellen. ORCI und Kollegen geben für das Pankreas des erwachsenen Menschen in den Glucagon-Inseln einen A-Zellanteil von 18 % und für die PP-Inseln 0,5 % an. Diese Werte sind mit den hier ermittel-ten Zellzahlen vergleichbar. Diese Besonderheit der Verteilung der A- und PP-Zellen wurde lange Zeit dem Ursprung der endokrinen Pankreaszellen aus den zwei Epithelknospen des

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Entoderms zugeschrieben. WOLFE-COOTE und Kollegen (1990) konnten jedoch zeigen, dass alle vier Zelltypen beiden Pankreasanlagen entstammen.

Die D-Zellen sind bei den adulten Weißbüschelaffen mit durchschnittlich 33,9 Zellen pro mm² nur etwa halb so häufig im Pankreas vertreten wie die A-Zellen. Mit ihren langen Zell-ausläufern, die zu den weiter entfernten Inselgefäßen ziehen, werden sie bis zu 30 µm lang.

D-Zellen mit dendritischen Ausläufern werden auch von DECONINCK et al. (1971b) beim menschlichen Pankreas beschrieben. Sie machen ca. 10 % des endokrinen Parenchyms des Marmosettenpankreas aus. Dies entspricht auch den von FISCHER (1994) und EDLUND (2002) gemachten Angaben von 5 – 10 % für die meisten Säugerspezies und den von BRISSOVA und Kollegen (2005) ermittelten Werte von 10 % beim Menschen. Das in der Lite-ratur angegebene Verhältnis der D-Zellen bei den Neuweltaffen von 4 bis 6 % (SÁNCHEZ et al. 1990) liegt hingegen etwas niedriger als die in der vorliegenden Arbeit ermittelte Zahl. Die D-Zellen des Tieres K1991 verteilen sich mit 7 % am gesamten Inselparenchym gleichmäßig zwischen Glucagon- und PP-Bereich. Die Literaturangaben für den erwachsenen Menschen divergieren stark von 2 % in den PP-armen Inseln und 4,5 % in den PP-reichen Inseln (ORCI et

D-Zellen mit dendritischen Ausläufern werden auch von DECONINCK et al. (1971b) beim menschlichen Pankreas beschrieben. Sie machen ca. 10 % des endokrinen Parenchyms des Marmosettenpankreas aus. Dies entspricht auch den von FISCHER (1994) und EDLUND (2002) gemachten Angaben von 5 – 10 % für die meisten Säugerspezies und den von BRISSOVA und Kollegen (2005) ermittelten Werte von 10 % beim Menschen. Das in der Lite-ratur angegebene Verhältnis der D-Zellen bei den Neuweltaffen von 4 bis 6 % (SÁNCHEZ et al. 1990) liegt hingegen etwas niedriger als die in der vorliegenden Arbeit ermittelte Zahl. Die D-Zellen des Tieres K1991 verteilen sich mit 7 % am gesamten Inselparenchym gleichmäßig zwischen Glucagon- und PP-Bereich. Die Literaturangaben für den erwachsenen Menschen divergieren stark von 2 % in den PP-armen Inseln und 4,5 % in den PP-reichen Inseln (ORCI et