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Die Zytoarchitektur der Langerhans’schen Inseln und extrainsuläre Zellen

4. Diskussion

4.2 Die Verteilung der B-, A-, D- und PP-Zellen im endokrinen Pankreasparenchym

4.2.3 Die Zytoarchitektur der Langerhans’schen Inseln und extrainsuläre Zellen

Innerhalb der Langerhans’schen Inseln sind die verschiedenen endokrinen Zellgruppen nicht homogen verteilt. Die Insulin-produzierenden B-Zellen, die beim Weißbüschelaffen durch-schnittlich 66,2 % des Inselparenchyms ausmachen, kommen überwiegend in deren Zentrum zu liegen und werden im Glucagonbereich des Pankreas zum großen Teil von den A- und D-Zellen in Gruppen separiert und zur Inselperipherie und zu den Inselkapillaren hin flankiert.

Die A-Zellen des Marmosets bilden dabei als zweithäufigste Zellgruppe eine unvollständige einzellige Lage an der Inselperipherie, die entlang der Blutgefäße oder als septenähnliche Strukturen ins Inselzentrum zieht. Dabei stehen sie in engem Kontakt zueinander, wie dies

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auch GRUBE und Kollegen (1983) für den Menschen beschreiben. Die D-Zellen kommen beim adulten Weißbüschelaffen vorwiegend als einzelne Zellen oder in kleinen Gruppen in enger nachbarschaftlicher Beziehung zu den insulären Blutgefäßen vor, können aber auch gele-gentlich in der Inselperipherie auftreten, wie dies auch für das menschliche Pankreas be-schrieben wurde (RAHIER et al. 1980). In der Literatur wird bebe-schrieben, dass die D-Zellen in engem Kontakt sowohl zu den Inselkapillaren als auch zu den B- und A-Zellen stehen, jedoch untereinander nur wenige homologe Kontakte bilden (ORCI 1976; GRUBE et al. 1983; KLÖP-PEL u. LENZEN 1984). In der vorliegenden Studie konnte beobachtet werden, dass die D-Zellen des Weißbüschelaffen ebenfalls in nachbarschaftlicher Beziehung zu anderen Zell-gruppen und den Gefäßen stehen, jedoch auch untereinander assoziiert sind.

Insgesamt entspricht dieser Inselaufbau den in der Literatur beschriebenen, bei Maus und Ratte zu findenden Mantel- oder Schaleninseln, bei denen die zentral gelegenen B-Zellen von Nicht-B-Zellen in der Inselperipherie umgeben werden (SLACK 1995; EL-NAGGAR 2000;

BRISSOVA et al. 2005). Die Inselmorphologie von Hund, Minischwein und vielen nicht-humanen Primatenspezies (Macaca fascicularis, Macaca radiata, Macaca mulatta) weicht von dieser Mantelanordnung ab. Hier liegen die B-Zellen meist in der Inselperipherie und umgeben einen Kern aus vorwiegend A- und D-Zellen (WIECZOREK et al. 1998; SUJATHA et al. 2004; BRISSOVA et al. 2005). Die in der vorliegenden Arbeit festgestellte enge Assoziation der A- und D-Zellen mit insulären Blutgefäßen könnte mit der von den Autoren für die Man-telinseln von Nagern und Kaninchen beschriebenen primären Blutversorgung dieser Zellen in Zusammenhang stehen (WAYLAND 1997; BALLIAN u. BRUNICARDI 2007).

Die endokrinen Inselzellen beeinflussen sich auch untereinander. So haben die Insulinzellen beispielsweise eine hemmende Wirkung auf die Glucagonausschüttung der A-Zellen. Im Ge-gensatz dazu wird die B- und D-Zellsekretion durch Glucagon gefördert, während Somatosta-tin eine inhibitorische Wirkung auf A- und B-Zellen hat. (MARUYAMA et al. 1984; SAMOLS et al. 1986; BALLIAN u. BRUNICARDI 2007). Diese Wechselbeziehungen der endokrinen Inselzel-len machen ihre engen morphologischen Kontakte zueinander bedeutsam.

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Die PP-Zellen kommen im dorsalen Pankreaskopfbereich des Weißbüschelaffen nur selten innerhalb der Langerhans’schen Inseln vor. Auf alle pankreatischen Inseln bezogen, wo sie fast ausschließlich in der Inselperipherie oder in Ausläufern zu liegen kommen, machen sie mit 2,8 % der Inselzellen einen etwas kleineren Teil als die D-Zellen aus. Im PP-Bereich befin-den sie sich mit 71 % der PP-Zellmasse diffus verteilt im extrainsulären Pankreasparenchym zwischen den Azinuszellen in den Drüsenendstücken oder in der Wand der Pankreasgänge.

Dabei haben sie oft in Kontakt zu extrainsulären Pankreasgefäßen. Diese Verteilung wird auch in der Literatur für zahlreiche andere Spezies inklusive Mensch und Javaneraffe be-schrieben, wobei es aber mit Hamster, Schaf und Rind auch Ausnahmen mit einer vorwie-genden PP-Lokalisation innerhalb der Inseln gibt (HEITZ et al. 1976; LARSSON et al. 1976;

WIECZOREK et al. 1998). SEIPELT (1993) beschreibt, dass 58,8 % der PP-Zellen des Hundes extrainsulär, hauptsächlich im Zellverband der Azini, liegen, was einem kleineren Anteil als die in der vorliegenden Arbeit bestimmten 71 % beim Weißbüschelaffen entspricht. Dabei besteht eine enge Lagebeziehung der extrainsulären PP-Zellen zu Blutgefäßen bei beiden Spezies. Die sehr wenigen PP-Zellen im Glucagon-Teil des Marmoset-Pankreas liegen meist ebenfalls extrainsulär.

Auch die drei anderen Zelltypen kommen bei Callithrix jacchus außerhalb der Pankreasin-seln vor. Die im exokrinen Pankreas liegenden B-Zellen verteilen sich mit durchschnittlich zwei Zellen pro mm² Schnittfläche und machen somit 1 % der gesamten B-Zellpopulation aus. Die absolute Zahl der exokrinen A-Zellen mit 1,9 Zellen pro mm² liegt kaum unter der der B-Zellen. Demzufolge ist der relative Anteil 3 % der A-Zellmasse verhältnismäßig höher.

Die extrainsulären D-Zellen machen mit durchschnittlich 1,1 Zellen pro mm² etwa 4 % der gesamten D-Zellmasse aus. Sie liegen weniger oft als einzelne Zellen vor, sondern häufiger in kleinen Zellclustern. BENDAYAN (1987), BERTELLI und BENDAYAN (2005) wie auch RAHIER und Kollegen (1981) fanden bei Ratten bzw. Mensch ebenfalls Zellen aller Typen im exokri-nen Pankreasgewebe und in Pankreasgängen. Auch für Weißbüschelaffen konnten in dieser Studie extrainsuläre Einzelzellen in den Wänden der Pankreasgänge festgestellt werden.

Beim caninen Pankreas wurde Insulin und Somatostatin im Pankreassaft gemessen (CONLON et al. 1979). Dies lässt sich mit dem Auftreten der endokrinen Zellen in den

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wänden begründen, die auch von BENDAYAN (1987) gefunden wurden. BARKELAGE (1988) beschreibt, dass die extrainsulären Zellen des adulten Kaninchens vorwiegend PP- und B-Zellen sind. Beim Hund liegen vor allem die D-B-Zellen mit 19,3 % extrainsulär, gefolgt von den A-Zellen mit 6,0 % und den B-Zellen mit 5,4 %. Absolut bilden die B-Zellen des Hundes mit 198 von 5419 gezählten Zellen die größte extrainsuläre Gruppe, gefolgt von den D-Zellen mit 103 Zellen. Erst danach kommen die PP-Zellen mit 100 Zellen. Die A-Zellen stellen mit ledig-lich 64 Zellen die kleinste Fraktion dar (SEIPELT 1993). Beim Weißbüschelaffen sind demnach anteilsmäßig weniger endokrine Pankreaszellen außerhalb der Inseln gelegen als beim Hund.

TRÖGER (1991) beschreibt, dass beim menschlichen Pankreas vor allem die A-Zellen außer-halb der Inseln zu finden sind. RAHIER (1981) dagegen nennt die D-Zellen als häufigste ex-trainsuläre Zellen des Menschen. Dies lässt den Schluss zu, dass es deutliche speziesabhängi-ge Unterschiede bezüglich der Zellzahlen, die außerhalb der Inseln liespeziesabhängi-gen, gibt.