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Pool 3: 16 Rassehunde, anonym nummeriert

4.1 Basisdaten der Referenzpopulationen

4.1.4 Genetische Divergenz und Populationsdifferenzierung

4.1.4.5 Distanzmaße und phylogenetische Bäume

Die mittels Populations berechnete Distanzmatrix für Neimin und DRey diente ausschließlich als Grundlage für die Konstruktion eines Populationsbaums. Diese Maße sind für die Darstellung von Populationen mit kurzer Divergenzzeit, deren Entwicklung überwiegend durch die gene-tische Drift beeinflusst wird, gut geeignet und damit für die Rassenanalyse prädisponiert.

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Abbildung 2: Darstellung der genetischen Beziehung zwischen den untersuchten 14 Hunderassen mittels Neighbour-Joining-Dendrogramm auf der Basis von Neimin (1987) unter Verwendung aller 9 Loci. Die Zahlenwerte an den Aufzweigungen stellen den prozentualen Bootstrap-Support bei 100 Wiederholungen dar.

Abbildung 2 zeigt den phylogenetischen Baum auf Grundlage von Neimin, Abbildung 3 die entsprechende Grafik für DRey. Für beide wurde die Neighbour-Joining-Methode mit 100 Wiederholungen gewählt.

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Abbildung 3: Darstellung der genetischen Beziehung zwischen den untersuchten 14 Hunderassen mittels Neighbour-Joining-Dendrogramm auf der Basis von DRey (1983) unter Verwendung aller 9 Loci. Die Zah-lenwerte an den Aufzweigungen stellen den prozentualen Bootstrap-Support bei 100 Wiederholungen dar.

Beide phylogenetischen Bäume zeigten von der Grundstruktur eine ähnliche Aufteilung in drei (Unter-)Gruppen. Eine Sonderstellung nahm dabei jedoch der IRS bei Neimin als

„Outgroup“ ein. Die genetisch diversen Rassen (LR, BC, Rht, AlM, GR) fielen in ein

gemein-- 77 gemein--

sames großes Cluster. Die „Bauernhundabkömmlinge“ DSh, Row und Hov gruppierten sich ebenfalls zusammen. SHy und WHT sowie YT und Box standen sich genetisch in beiden Dar-stellungen nahe, während der Dob letzteren stets benachbart blieb. Als Darstellungsform wur-de ein „unrooted tree“ gewählt, so dass eine Unterteilung in phylogenetisch ältere und jüngere Rassen unterblieb. Der aus den niedrigen Bootstrap-Werten57 abgeleitete Mangel an Reprodu-zierbarkeit weist sowohl auf eine instabile Baumstruktur als auch auf eine außerordentlich geringe Aussagekraft der hier dargestellten phylogenetischen Bäume hin.

4.1.4.6 Hauptfaktorenanalyse

Für die untersuchten Rassen wurde eine Hauptfaktorenanalyse durchgeführt. Dabei werden die Informationen sämtlicher Allele bzw. Loci zu einer gewünschten Anzahl synthetischer Variablen, den sogenannten Hauptfaktoren, komprimiert. Ein Hauptfaktor kann dabei als ge-wichteter Durchschnittswert sämtlicher Genfrequenzen der untersuchten Populationen aufge-fasst werden. Bei der Datenkondensation wird die Wichtung dahingehend kalkuliert, dass ein Maximum an Informationsgehalt mit Hilfe eines einzelnen metrischen Wertes darzustellen ist.

Ähnlich wie bei der Konstruktion von phylogenetischen Bäumen können hier genetische Dis-tanzen zwischen Populationen grafisch dargestellt werden. Abbildung 4 zeigt das Ergebnis dieser Analyse für alle 14 untersuchten Rassen. Als taxonomische Einheit diente hierbei je-weils ein Individuum. Für sämtliche Abbildungen wurde eine zweidimensionale Darstellungs-form gewählt.

Im vorliegenden Fall beschreiben die ersten beiden Hauptfaktoren lediglich 7,68% der Ge-samtvarianz, so dass in der Grafik mehr als 90% des genetischen Informationsgehalts verloren gehen. Trotzdem war das Clustern sämtlicher Individuen einer Rasse zu sogenannten Punkt-wolken klar ersichtlich. Eine gute Abgrenzung ließ sich jedoch nur für Row und DSh erken-nen, während sich die Cluster der anderen Rassen verschieden stark überlagerten. Punkt-Kongruenz war dabei auch für zwei Tiere unterschiedlicher Rassen möglich. Die Punktwol-ken der Rassen AlM, BC und LR fielen durch extrem starke Streuung auf, während Rassen wie der Box eng zusammen clusterten.

57 Einzige Ausnahme war die Paarung LR/BC mit Werten von 80 bzw. 76 Wiederholungen.

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Abbildung 4: Zweidimensionale grafische Darstellung der Hauptfaktorenanalyse mittels Genetix in Bezug auf die gesamte Population (n=375 Tiere; 14 Ras-sen) unter Berücksichtigung aller 9 Loci. Jede Rasse wird durch eine andere Farbe, jedes Individuum durch ein Quadrat repräsentiert. Die X-Achse be-schreibt den 1. Hauptfaktor mit 3,9%igem Anteil an der Gesamtvarianz; die Y-Achse bezeichnet den 2. Hauptfaktor mit einem Anteil von 3,78% an der Gesamtvarianz.

YT IRS Rht BC SHy Dob Row Hov GR Box AlM DSh WHT LR

-1 0

2

1

0

1. Hauptfaktor (3,90%)

2. Hauptfaktor (3,78%)

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Um die Problematik der genetischen Rasseabgrenzung grafisch besser darzustellen, werden im Folgenden besonders interessante Rassekombinationen vorgestellt. Die Hauptfaktoren mussten hierfür jeweils neu berechnet werden.

Abbildung 5: Zweidimensionale grafische Darstellung der Hauptfaktorenanalyse mittels Genetix für die vier Rassen LR, GR, IRS und Hov unter Berücksichtigung aller 9 Loci. Die X-Achse beschreibt den 1.

Hauptfaktor mit 7,59%igem Anteil an der Gesamtvarianz; die Y-Achse bezeichnet den 2. Hauptfaktor mit einem Anteil von 6,68% an der Gesamtvarianz.

Abbildung 5 stellt die PCA für die Rassen GR, LR, IRS und Hov grafisch dar. Die beiden Retriever-Rassen zeigten hier insgesamt gute Abgrenzbarkeit, näherten sich jedoch in einzel-nen Bereichen den Irish Settern an. Eine starke Streuung der Punktwolke konnte für die LR beobachtet werden; sie lieferte damit ein visuelles Abbild der ausgeprägten genetischen Bandbreite innerhalb der Labrador-Population.

Irish Setter und Hovawart zeigten dagegen starke Überschneidung ihrer Populationen und konnten anhand der beiden hier dargestellten Hauptfaktoren nicht sicher aufgetrennt werden.

Mit Ausnahme des Hov zeigten alle Rassen einzelne Individuen, die sich weit vom Haupt- cluster ihrer Population entfernten.

Der in Abbildung 6 dargestellte Vergleich der beiden Schlittenhundrassen AlM und SHy mit den Hütehundrassen DSh und BC ergab eine deutliche genetische Differenzierung des DSh gegenüber den anderen Rassen. Auch der SHy stellte sich in der Mehrheit als gut abgrenzba-res Cluster dar, zeigte jedoch stellenweise Überschneidung vor allem mit der AlM-Gruppe.

IRS Hov LR GR

1

0

-1 0 1

1. Hauptfaktor (7,59%)

2. Hauptfaktor (6,68%)

- 80 -

Obwohl beide Hauptfaktoren zusammen bereits 15% der genetischen Varianz darstellten, konnte keine effektive Trennung zwischen AlM und BC beobachtet werden.

Abbildung 6: Zweidimensionale grafische Darstellung der Hauptfaktorenanalyse mittels Genetix für die vier Rassen BC, DSh, SHy und AlM unter Berücksichtigung aller 9 Loci. Die X-Achse beschreibt den 1.

Hauptfaktor mit 9,31%igem Anteil an der Gesamtvarianz; die Y-Achse bezeichnet den 2. Hauptfaktor mit einem Anteil von 5,76% an der Gesamtvarianz.

4.1.5 Rassenzuordnung („Breed assignment“)

4.1.5.1 GeneClass

Das Programm GeneClass enthält moderne methodische Ansätze, um ein Individuum ver-schiedenen Ursprungspopulationen zuzuordnen. Zur Schaffung einer Referenzdatenbank für spätere Assignmentversuche (s. Kap. 4.2.1.4) wurde auf Basis der ermittelten Genotypen eine Selbstklassifikation durchgeführt. Hierbei fand die Simulationsmethode Anwendung. Als Be-rechnungsgrundlage diente eine auf dem Satz von BAYES basierende Methode. Tabelle 21 vermittelt einen Überblick über die wichtigsten Eckdaten dieser Selbstklassifizierung.

DSh AlM SHy BC

1

0

-1 0 1

1. Hauptfaktor (9,31%)

2. Hauptfaktor (5,76%)

Zu Tabelle 21 (folgende Seite): Im Fettdruck Anzahl an Individuen mit expliziter Nennung der eigenen Rasse bei der Durchführung der Selbstklassifikation. Alle Zahlen sind in Bezug zur links aufgetragenen Rasse zu setzen. Sie zeigen an, wie oft die darüber liegende Population als zusätzliche alternative Nennung zur tatsächlichen Rasse auftauchte. Prozentwerte in Klammern geben die höchste Wahrscheinlichkeit der alternativ genannten Rassen an.

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Tabelle 21: Selbstklassifizierung der 14 Referenzrassen mittels GeneClass (Simulationsmethode) unter Einbeziehung aller 9 Loci. Erläuterungen s. S. 80.

Rasse/

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Die Rate an ausschließlich selbstklassifizierten Individuen variierte von nur 4,3% (n=1) beim WHT bis zu 74% (n=20) beim SHy. Darüber hinaus stellten Box, DSh und GR die Rassen mit der geringsten ausschließlichen Zuordnungsrate dar (< 20%), während Row und IRS einen fast ebenso hohen Anteil nur eigenklassifizierter Tiere aufwiesen wie der SHy.

Der AlM wies als häufigste Alternative den BC mit bis zu 40%iger Wahrscheinlichkeit auf, welcher wiederum den AlM (Maximum 30%) als optionale Rasse hatte. Für den DSh stellten die Rassen Hov und SHy mit Werten von ca. 70% eine ernste Konkurrenz dar. Der Hov wurde dabei 26fach genannt und war folglich bei >60% der Test-Tiere alternativ vertreten. Für die Rasse Hov wiederum überschritten jedoch nur DSh, AlM und SHy knapp die 10%-Grenze.

Der GR hatte den LR, den Rht (max. 30%) sowie mit 21% den SHy als Option. Der IRS wies im Selbst-Test viele mögliche Alternativen auf, davon hatte jedoch nur der Rht mit drei Nen-nungen und einem Maximum von 30% Bedeutung. Beim LR erwiesen sich BC (n=18, max.

50%) und SHy (max. 76%) als wichtige Alternativen. Für den Rht hatten beide Schlittenhund-rassen mit Maximalwerten von ca. 40% Hauptbedeutung. Der Row zeigte sich genetisch diffe-renziert und zeigte nur den SHy als Alternative (max. 16%). Die Selbstklassifizierung des SHy wurde überwiegend durch den YT mit Maximalwerten bis zu 48% in Frage gestellt. Für Box und Dob war der YT als Alternative ebenfalls hoch signifikant, er nahm dabei Werte von 64%

bzw. 56% an. Als wichtigste optionale Rasse für den YT dagegen erwies sich überraschend der BC mit maximal 65%. Der WHT zeigte die am wenigsten „typischen“ Allel- bzw. Geno-typenkombinationen. Dies resultierte in der höchsten Anzahl möglicher Alternativrassen (n=11). Gleichzeitig wurden für den WHT bei den Rassen YT und SHy Maxima bezüglich Anzahl der Nennungen und Wahrscheinlichkeitswerten erreicht; der SHy war 20fach mit Wer-ten bis zu 98% vertreWer-ten.

Tabelle 22 gibt Auskunft über die jeweilige rassespezifische Verteilung der Individuen auf unterschiedlich „wahrscheinliche“ Zuordnungsklassen. Hier wurden beim BC, DSh, IRS, LR, Row, SHy und WHT Individuen beobachtet, die der eigenen Rasse nicht zuzuordnen waren.

Andererseits wurden beim GR, Rht und SHy Tiere identifiziert, die der Referenzrasse zu 100% entsprachen. Der prozentuale Anteil von Tieren bis zu 10% Zuordnungswahrschein-lichkeit variierte von 9% beim Hov bis 33,3% beim BC, nahm jedoch in der Mehrzahl der Rassen Werte von ca. 25% an.

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Tabelle 22: Einteilung der Individuen der jeweiligen Rasse in verschiedene Klassen von Zuordnungswahr-scheinlichkeiten (s. Intervalle in der Kopfzeile) während der Selbstklassifizierung mittels GeneClass. Die fettgedruckten Werte stellen den aufsummierten prozentualen Anteil einer Rasse mit einer Zuordnung von max. 10 % dar.

Basierend auf den bereits ermittelten Werten sind in Tabelle 38 des Anhangs die prozentualen Anteile „wahrscheinlicher“ und „signifikanter“ Zuordnungen mit unterschiedlich hohen Sig-nifikanzniveaus dargestellt. Zusätzlich können ihr Anteil und Art fehlerhafter Rassezuord-nungen entnommen werden. Unter „falscher Zuordnung“ wird in diesem Fall das Vorkommen einer Alternativrasse verstanden, deren Wahrscheinlichkeitswert den der tatsächlichen Rasse übersteigt. Hierbei sind auch mehrere Falschzuordnungen pro Tier möglich.

Bei der Berechnung der prozentualen Anteile wahrscheinlichster Zuordnungen in Tabelle 38 lag der Hov mit 100% Zuordnung an der Spitze. Ebenfalls hohe Werte nahmen SHy (89%), DSh (88%) sowie IRS (86%) an. Einen auffallend niedrigen Anteil korrekter wahrscheinlichs-ter Zuordnungen wies der WHT mit nur 52% auf, während Box (75%) und YT (80%) ebenfalls eher geringe Werte zeigten.

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Die Signifikanz der Zuordnungen wurde anschließend anhand verschiedener Signifikanzni-veaus (α) überprüft. Für α=1% wurden signifikante Zuordnungen von 100% nur bei AlM und Hov erreicht. Die niedrigsten Werte stellten hier der IRS (79%), LR (83%) sowie SHy (85%).

Für das Signifikanzniveau α=5% lagen beim Box und IRS mit jeweils 75% die niedrigsten Raten vor, während DSh und Hov als höchstmöglichen Wert 95% aufwiesen. Signifikante Zuordnungen bei α=90% existierten weder für BC noch für Hov; der Row und SHy nahmen Werte knapp unter 4% an. Im Gegensatz dazu erreichte der IRS den insgesamt höchsten Pro-zentsatz mit 28,6%. Für das Signifikanzniveau α=95% wurden für BC, Hov sowie Row kei-nerlei Zuordnungen mehr beobachtet. Darüber hinaus nahm der DSh mit 2,3% den niedrigsten Wert an. Auch auf dieser Ebene zeigte die Rasse IRS noch immer 21,4% korrekte Zuordnun-gen. Falschzuordnungen konnten für die Rassen Hov und Row insgesamt nicht festgestellt werden. Die Rassen YT, SHy und BC sowie AlM und Rht waren unverhältnismäßig oft als

„Fehler-Rassen“ vertreten, wobei für erstere sehr hohe Werte erreicht wurden.

4.1.5.2 Structure

Das Programm Structure kann zwar ebenfalls für Versuche einfacher Rassenzuordnung ein-gesetzt werden, dient jedoch hauptsächlich dazu, Substrukturen innerhalb von Populationen zu erkennen. Um die korrekte Anzahl „genetischer“ Populationen herauszufinden, wurde der k-Wert (s. Kap. 3.1.3.2.3) für jeden Testlauf neu definiert, so dass sämtliche Populationszah-len zwischen zwei und vierzehn simuliert wurden. Als Programmeinstellungen wurden dafür die Modelle „no admixture“ und „independent alleles“ gewählt. Testläufe mit unterschiedli-cher Anzahl an Iterationrunden zeigten für 200.000 Wiederholungen und 20.000 Burn-in-Schritte stabile und reproduzierbare Ergebnisse.

Für die k-Werte 2 und 3 war keine sinnvolle Verteilung der Rassen auf die einzelnen Gruppen ersichtlich. Bei k=4 fand ein Clustern der Rassen DSh, Hov und IRS einerseits sowie LR, AlM, BC und Rht andererseits statt. Box, Dob, WHT und YT nahmen das dritte Cluster ein, während GR und Row die letzte Gruppe bildeten. Der SHy entfiel hier bereits auf drei verschiedene Cluster. Für k=5 bilden sich die Cluster 1 (SHy, AlM, BC, LR), Cluster 2 (Hov, IRS, Rht), Cluster 3 (Box, Dob, WHT, YT) und Cluster 4 (Row, DSh), während Cluster 5 ausschließlich vom GR eingenommen wurde. Für k=8 sind nur noch die Gruppen AlM+SHy, BC+LR und Box+Dob+WHT+YT erhalten, während der Hov teils zu den Schlittenhunden, teils zum DSh gerechnet wird. AlM und BC besitzen dabei Genanteile der gleichen Cluster, jedoch in entge-gengesetzten Mengenverhältnissen. Bei weiterer Erhöhung der k-Werte fiel auf, dass sich die

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Schlittenhundrassen weiter annäherten, während das Cluster BC/LR ebenfalls erhalten blieb.

Während alle übrigen Rassen sich als weitgehend stabil und homogen erwiesen, konnte für Hov und YT bei k=10 eine starke Aufsplitterung über verschiedene Cluster beobachtet wer-den. Bei k=12 zeigten sich BC und YT gleichmäßig über mehrere Gruppen verteilt, während alle übrigen Rassen mit hoher Prozentzahl eigene Cluster bildeten. Der k-Wert 13 zeigte eine Konsolidierung der Rasse YT, während der BC weiterhin inhomogen blieb. Unter Annahme von k=14 und damit der tatsächliche Anzahl verwendeter Rassen kam es zu einer Aufsplitte-rung zuvor homogener Rassen und damit insgesamt stark reduzierter Auftrennungsleistung.

Die Analyse der Daten für die jeweiligen k-Werte ließ kein eindeutiges Ergebnis bezüglich der „korrekten“ Anzahl erkannter Populationen zu. Jedoch konnte Structure wiederholt die sinnvollsten Cluster für k=10 und k=12 bilden.

Um die Möglichkeiten und Grenzen von Structure besser zu illustrieren, sind in Abbildung 7 und Abbildung 8 spezielle Rassekombinationen dargestellt. Beide Retriever-Rassen wurden fast vollständig gegeneinander abgegrenzt. Die GR entfielen dabei insgesamt zu 99,9% auf das erste Cluster, während die LR 99,6% des zweiten Clusters einnahmen. Die größere Ab-weichung der LR war hauptsächlich auf ein einzelnes Individuum zurückzuführen, das zu 10% ins Cluster der GR fiel. Abbildung 8 verdeutlicht die Problematik bei der Zuordnung genetisch annähernd „ähnlicher“ Populationen. Alle drei Rassen zeigten dabei einzelne Indi-viduen, die bis zu 100% einem der Fremdcluster zugeordnet wurden. Die Sicherheit der Zu-ordnung ins eigene Cluster betrug dabei insgesamt nur 92,2% für den AlM, 88,1% für den BC und 91,8% für den SHy.

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Abbildung 7: Cluster-Assignment der Rassen GR (n=40) und LR (n=30) mittels Structure für k=2. Jedes Individuum wird in der Grafik durch einen vertika-len Balken dargestellt. Dieser zeigt eine anteilige Gliederung in Farbsegmente entprechend der Zugehörigkeit zum jeweiligen Cluster. Die Länge eines jeden Farbsegments entspricht dem geschätzten Anteil der Zugehörigkeit des Individuums zu dem dazugehörigen Cluster (dargestellt als Prozentskala auf der Y-Achse). Die Rassen sind unter der Grafik aufgetragen.

Abbildung 8: Cluster-Assignment der Rassen SHy (n=27) , AlM (n=22) und BC (n=18) mittels Structure für k=3 (Erläuterungen s. Abb. 7)

GR (n=40)

LR (n=30)

AlM (n=22)

BC (n=18)

SHy (n=27) 100%

80%

60%

40%

20%

0%

100%

80%

60%

40%

20%

0%

Zuordnungswahrscheinlichkeit Zuordnungswahrscheinlichkeit

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4.1.6 mtDNA-Sequenzierung

4.1.6.1 Sequenzvariationen

Für die Bestimmung der Haplotypen wurden 250bp (Pos. 15715 bis 15964) des amplifizierten d-loop-Fragments eingesetzt. Die Auswertung der Sequenzierungsdaten lieferte insgesamt neun Polymorphismen, deren Kombination zu 15 verschiedenen Haplotypen führte. Diese sind in Tabelle 23 dargestellt. Im Folgenden ist bp 15715 mit Position 1 gleichzusetzen.

Tabelle 23: Beschreibung von 15 mtDNA-Haplotypen (H), definiert durch 9 polymorphe Positionen in der Basenzusammensetzung. Die Auswertung basiert auf einem 250bp langen Fragment der caninen d-loop (n=333 Tiere aus 14 Rassen). Ein · bedeutet eine Übereinstimmung mit der Referenzsequenz H1, ein x zeigt eine Deletion an.

Position

037 038 087 101 102 199 218 225 242

H158 C T T T T C A G C

H2 T · · ·

H3 · · C · C T · · T

H3a · C C · C T · · T

H4 · · C · · T · · T

H5 · · C · C T · · ·

H6 · · C · · T · x T

H7 · · · C · · ·

H8 · · C · · T x · T

H9 · · C · C T x · T

H9a · · · · C T · · T

H11 · · · T · · ·

H12 · · · x ·

H13 · · · T

H14 · · · · · T · x T

58 H1 entspricht der in Kap. 3.1.4.1 vorgestellten Referenzsequenz.

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Die abweichenden Haplotypen ergaben sich durch das Vorkommen von zwei Deletionen (Pos. 218 und Pos. 225) sowie sieben Transitionen (Cytosin ↔ Thymin). Letztere lagen auf Position 37, 38, 87, 101, 102, 199 sowie 242. Die Positionen 37 und 38 zeigten sich, bezogen auf die untersuchte Stichprobe, als „single sites“, während sich die übrigen als „parsimony sites“ erwiesen.

4.1.7 Haplotypendiversität

Die Untersuchung von 333 auswertbaren Sequenzen des d-loop-Fragments ergab insgesamt 15 verschiedene Haplotypen. Tabelle 39 (Anhang) gibt die Verteilung der Haplotypen inner-halb des Rassespektrums wieder. Der wichtigste Haplotyp war H1, der mit einer relativen Häufigkeit von 55,8% beobachtet wurde. H3 (0,183) und H13 (0,120) stellten daneben die nächsthäufigeren Varianten. Insgesamt entfielen auf diese drei Haplotypen zahlenmäßig 86,1% der in der Gesamtpopulation auftretenden Varianten. H1 war darüber hinaus in allen untersuchten Rassen vertreten und erreichte Frequenzen von 0,0054 (DSh) bis 0,1200 (IRS, SHy). H3 lag in zehn der untersuchten Rassen vor und nahm Werte von 0,0164 (BC, Row) bis 0,3115 (GR) an. Die Variante H13 konnte bei acht Populationen identifiziert werden und er-reichte ihr Maximum beim Box mit einer Frequenz von 0,275. Neun Haplotypen wurden aus-schließlich bei einer Population identifiziert und können somit als „rassespezifisch“ bezeich-net werden. Zahlenmäßige Bedeutung erreichten dabei H7 mit 9 Tieren beim DSh, H12 mit 4 Tieren beim AlM sowie H11 mit 3 Individuen beim BC.

Tabelle 24 beschreibt die Haplotypenverteilung bzw. relative Haplotypenhäufigkeit innerhalb der einzelnen Rassen sowie die Gesamtzahl identifizierter Varianten pro Rasse. Die höchste absolute Zahl erreichte der DSh mit sieben Haplotypen, von denen sich drei als rassespezi-fisch erwiesen. H7 nahm dabei mit 25% einen hohen Anteil an. Während der Haplotyp H1 beim DSh den insgesamt geringsten Wert innerhalb einer Rasse aufwies, entfielen mehr als 30% dieser Population auf H4. Jeweils fünf Haplotypen wurden bei Dob und BC festgestellt.

Beim Dob dominierte hierbei H3 (46,6%). Beim BC war H1 vorherrschend; der „private“

Haplotyp H11 kam hier mit 18% Wahrscheinlichkeit vor. Vier Haplotypen fanden sich bei Hov, IRS, LR und Row. Beim LR verlor Variante H1 zugunsten von H13 (27,5%) an Bedeu-tung. Der Hov wies Variante H1 mit einem Wert von 0,80 auf und zeigte mit H3 und H9a zwei rassespezifische Typen mit niedriger Frequenz. Bei IRS und Row besaß H1 mit mehr als

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82% überproportionale Bedeutung, ersterer wies zudem noch einen niederfrequenten spezifi-schen Haplotypen auf (H9). Drei Haplotypen fanden sich bei AlM, Box, GR und Rht. Der AlM zeigte hierbei Typ H1 mit 77,2% und darüber hinaus eine mit 18,8% sehr häufig vertretene private Variante (H12). Für die Box dominierte der Haplotyp H13 (57,89%) bei gleichzeiti-gem Vorkommen eines weiteren, spezifischen Typs (H14). In den Rassen GR und Rht war der Haplotyp H3 bei mehr als 50% der Tiere vertreten. Mit H3a zeigte auch der GR eine rassespe-zifische Variante. Nur zwei mtDNA-Varianten wurden für YT, WHT und SHy gefunden.

Hierbei lag beim WHT und SHy mit Werten von 0,89 bzw. 0,95 ein ausgeprägter Schwer-punkt auf H1. Der YT zeigte als zweite Variante H13 mit einer Frequenz von 0,25.

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Tabelle 24: Darstellung der relativen Haplotypenhäufigkeit sowie - in der letzten Zeile - der Anzahl an Varianten pro Rasse, basierend auf einer Gesamt-stichprobe von 333 Tieren aus 14 Rassen (n = RassenGesamt-stichprobe).

Haplotypen AlM

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4.2 Evaluierung der Testverfahren