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In die „RA-Kohorte“ wurden zwischen November 2013 und Juni 2015 99 Patienten eingeschlossen, die zur Betreuung ihrer RA in die rheumatologische Ambulanz der Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie des UKF kamen. Es wurden Patienten herausgefiltert, die aufgrund ihrer Krankheitsaktivität auf ein anderes Medikament umgestellt oder erstmals behandelt wurden. Diese Patienten wurden bei ihrem nächsten Termin in der rheumatologischen Ambulanz erneut hinsichtlich ihrer Krankheitsaktivität und Laborwerte evaluiert. Ziel hierbei war es, Seren für einen Lektin-ELISA zu sammeln, bei dem die Glykosylierung des Gesamt-IgGs bestimmt wurde. Damit sollte überprüft werden, ob sich die Glykosylierungen des Gesamt-IgGs mit Sialinsäure und Mannose zwischen Ersteinschluss und Folgevisite verändert hatten. Es kamen zwei verschiedene Lektine zum Einsatz: SNA, das spezifisch Sialinsäure bindet und LCA, das spezifisch Mannose bindet. Der Lektin-ELISA wurde mit den Seren von 33 Patienten durchgeführt, damit handelt es sich um eine Subgruppe der gesamten Studienpopulation von 99 Studienpatienten. Diese 33 Patienten waren bei Ersteinschluss krankheitsaktiv und bei Folgevisite auf ein neues Medikament umgestellt worden.

Außerdem sollten alle 99 insgesamt erfassten Patienten epidemiologisch analysiert werden.

Dabei wurde ein Hauptaugenmerk auf den Vergleich zwischen ACPA-positiven und ACPA-negativen Patienten gelegt. Auch der Lektin-ELISA wurde getrennt für ACPA-positive und ACPA-negative Patienten durchgeführt und ausgewertet.

Geschlechterverteilung und Alter

Die Geschlechterverteilung bei unseren 99 Studienpatienten lag bei 66,7% Frauen und 33,3%

Männer. Dies entspricht einem Verhältnis von Frauen : Männer 2 : 1.

Allgemein ist bekannt, dass mehr Frauen als Männer von Autoimmunerkrankungen betroffen sind (Jacobson, Gange, Rose, & Graham, 1997). Gabriel et al. führten zwischen 1955 und 1985 eine epidemiologische Studie in Rochester, Minnesota durch. Es wurden Patienten ab einem Alter von 35 Jahren eingeschlossen, bei denen laut ACR-Kriterien eine RA diagnostiziert war. Die Geschlechterverteilung lag in dieser Studie bei 73,4% Frauen und 26.6% Männern. Bezüglich der Geschlechterverteilung kann bei unserer Studienpopulation also von einer repräsentativen Kohorte ausgegangen werden.

Das Alter bei Erstdiagnose (ED) lag bei unseren Studienpatienten im Durchschnitt bei 51,2 Jahren. Wir differenzierten das Alter bei ED weiter und betrachteten den Unterschied zwischen ACPA-positiven ACPA-negativen Patienten. Bei ACPA-positiven Patienten wurde

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73 die Diagnose im Durchschnitt mit einem Alter von 48,2 Jahren gestellt, 7 Jahre früher als bei ACPA-negativen Patienten. Bei diesen wurde die RA erst mit durchschnittlich 55,6 Jahren diagnostiziert. Dieser Unterschied war mit einem p-Wert von 0,008 sehr signifikant. Laut einer Studie von Kroot et al. mit 273 Patienten lag dort das durchschnittliche Alter bei ED bei ACPA-positiven Patienten bei 51,1 Jahren. Bei ACPA-negativen Patienten lag es ein Jahr höher, bei 52,4 Jahren (Kroot et al., 2000). Dies zeigt, dass sowohl bei unserer Studie, als auch bei Kroot et al., ACPA-positive Patienten im Durchschnitt früher erkranken als ACPA-negative Patienten. Dies könnte damit erklärt werden, dass der aggressivere Krankheitsverlauf bei ACPA-positiven Patienten mit einem niedrigeren Erkrankungsalter einhergeht. Eine andere Erklärung könnte die einfachere Diagnosefindung bei ACPA-positiven Patienten sein (Screening mittels ACPA-Titer bei Erstvorstellung).

Möglich wäre ebenfalls, dass ACPA-positive Patienten nicht tatsächlich früher erkrankten, sondern lediglich von Beginn an stärkere Symptome hatten, die zu einer schnelleren Diagnose führten. Dagegen spricht allerdings die bei uns gemessene Zeitspanne zwischen Erstmanifestation (EM) und ED. Diese betrug im Mittel 1,6 Jahre mit einer SD von 2,9 Jahren. Sie unterscheidet sich kaum zwischen ACPA-positiven und ACPA-negativen Patienten (1,7 Jahre vs. 1,5 Jahre) und ist bei ACPA-positiven Patienten sogar minimal länger. Dies könnte gegebenenfalls mit der geringen N-Zahl unserer Kohorte zusammenhängen.

ACPA-/RF-Positivität unserer Studienpatienten

Der Anteil der RF-positiven Patienten an allen 99 Studienpatienten betrug 45,5%, während der Anteil der ACPA-positiven Patienten 56,6% betrug. Besonders das Ergebnis der RF-Positivität ist untypisch, da laut anderer Studien 65-70% aller RA-Patienten RF-positiv sind (Song & Sieper, 2008; Visser, le Cessie, Vos, Breedveld, & Hazes, 2002). Unser Ergebnis könnte auf eine Stichprobenverzerrung zurückzuführen sein („Selection-Bias“). Die RA-Patienten in unserer Kohorte sind wahrscheinlich nicht repräsentativ, da schwer therapierbare Patienten überrepräsentiert sein dürften. Außerdem wurden in unsere Studie nicht alle RA-Patienten eingeschlossen, die ins UKF kamen, sondern lediglich solche, die bei ihrer nächsten Visite potentiell auf neue Medikamente eingestellt werden sollten. Bei Betrachtung der Subgruppe der Studienpopulation von 33 Patienten, scheint diese Verzerrung wieder teilweise aufgehoben zu sein. Hier waren 63,4% ACPA-positiv und 54,5% RF-positiv.

Bei Kroot et al. waren 66% der Patienten ACPA-positiv, also circa 10% mehr, als in unserer Studienpopulation, beziehungsweise 3% mehr als in unserer Subpopulation (Kroot et al.,

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74 2000). Dies könnte an der höheren N-Zahl der Studie von Kroot et al. von 273 Studienpatienten im Vergleich zu unseren 99 Patienten liegen.

Des Weiteren ist bemerkenswert, dass prozentual mehr männliche Studienpatienten ACPA-positiv waren (60,6% ACPA-positive Männer vs. 54,4% ACPA-positive Frauen). Hier bestand der Verdacht auf Vorliegen eines Konfundierungseffekt („Confounder“). Darunter versteht man einen Störfaktor, der von Exposition und Endpunkt einer epidemiologischen Studie abhängt. Es wurde die Tatsache, dass mehr Männer rauchen und Patienten mit Nikotinabusus häufiger ACPA-positiv sind als Ursache für diesen Sachverhalt in Betracht gezogen (Makrygiannakis et al., 2008; Pötschke-Langer et al., 2009). Bei Überprüfung des Geschlechterverhältnisses unserer Studienpatienten bei Rauchern, konnte sich dies allerdings nicht bestätigen: Lediglich 42,9% aller Raucher waren männlich. Dies bedeutet, dass unabhängig voneinander sowohl mehr Männer, als auch mehr Raucher ACPA-positiv waren.

Nikotinabusus als Risikofaktor für ACPA-positive RA

Bei unseren insgesamt 99 Studienpatienten gaben 42,4% an zu rauchen oder in der Vergangenheit geraucht zu haben. Von diesen 42 Studienpatienten mit Nikotinabusus waren 71,4% ACPA-positiv und 28,6% ACPA-negativ. Dies bedeutet, dass Patienten mit Nikotinabusus signifikant häufiger ACPA-positiv waren, als ACPA-negativ (p-Wert 0,005).

Ruiz-Esquide et al. führten eine Studie in Spanien durch, in der die ACPA-Titer von starken Rauchern ohne RA gemessen wurden. Ein Teil dieser „nicht-RA-Patienten“ mit Nikotinabusus hatte eine chronische obstruktive Lungenerkrankung (COPD), ein anderer Teil hatte keine COPD. Die ACPA-Titer dieser Patienten wurden anschließend mit den ACPA-Titern von RA-Patienten und den ACPA-Titern von gesunden Nichtrauchern verglichen. Es zeigte sich, dass die höchsten ACPA-Titer bei RA-Patienten vorlagen. Von den Rauchern hatten die COPD-Patienten die höchsten ACPA-Werte. Die durchschnittlichen ACPA-Werte von starken Rauchern unterschieden sich nicht signifikant von den durchschnittlichen ACPA-Werten von Nichtrauchern (Ruiz-Esquide et al., 2012). Dies weißt darauf hin, dass nicht alleine das Rauchen zu erhöhten ACPA-Werten führt, sondern dass eine weitere Komponente notwendig ist, die zu vermehrter Citrullinierung führt. In 1.1.2 wurde bereits erwähnt, dass erhöhte ACPA-Produktion in Verbindung mit Nikotinabusus gebracht werden konnte. In einer Studie in Schweden wurden erhöhte ACPA-Spiegel in den Lungen von Rauchern nachgewiesen. Außerdem wurde eine Hochregulierung der PAD2 beobachtet, eines der Enzyme, das für die Citrullinierung verantwortlich ist. Es liegt die Vermutung nahe, dass Rauchen ein Umwelt-Risikofaktor ist, der PAD2 aktivieren könnte. Wie dies geschieht,

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75 ist bisher unklar (Makrygiannakis et al., 2008). Doch wieso tritt dies nicht bei allen Rauchern auf? Eine mögliche Erklärung liefert die Theorie zu den HLA-DR-SE Genen. Klasreskog et al. fanden heraus, dass die HLA-DR-SE-Gene ein Risikofaktor für ACPA-positive RA sind, nicht aber für ACPA-negative RA. Außerdem scheint eine Verbindung zwischen Rauchen und SE-Genen zu bestehen: Bei Menschen, die eine doppelte Kopie der HLA-DR-SE-Gene aufweisen und zusätzlich rauchen oder geraucht haben, ist das Risiko für eine RA 21-fach erhöht, im Vergleich zur Vergleichsgruppe, die nie geraucht hatten und keine HLA-DR-SE-Gene aufwiesen (Klareskog et al., 2006). Diese Studien zusammengefasst, wäre es möglich, dass Rauchen bei Menschen mit genetischer Disposition im Sinne der HLA-DR-SE-Gene, die die Präsentation bestimmter Peptide erlauben, die PAD2 induziert.

Durch die vermehrte Citrullinierung entständen Antigene für ACPAs, die dann im Weiteren durch ihr eigenes autoreaktives Potential zur Entstehung einer RA führten.

Vor diesem Hintergrund und dem bei uns ebenfalls festgestellten signifikanten Ergebnis, dass vermehrt Raucher ACPA-positiv sind (p-Wert 0,005), wäre es auch bei unseren Patienten interessant, einen genetischen Status für die HLA-DR-SE-Gene zu erheben.

Extraartikuläre Manifestationen

Extraartikuläre Manifestationen traten bei 23,2% der 99 Studienpatienten auf. Dies überrascht, da laut Literatur bis zu 40% der RA-Patienten extraartikuläre Manifestationen aufweisen (Song & Sieper, 2008). Bei einer multizentrischen Studie in Spanien mit 788 RA-Patienten wiesen 36,2% extraartikuläre Manifestationen auf (Carmona et al., 2003). Es stellt sich die Frage, warum unsere Studienpatienten seltener extraartikuläre Manifestationen aufwiesen. Möglich wäre, dass ein Großteil der Patienten noch nicht lange genug erkrankt war, um eine solche Komplikation der RA zu entwickeln. In einer Studie aus Schweden von Turesson et al. traten extraartikuläre Manifestationen zwar bei Patienten mit längerer Krankheitsdauer auf (17,7 vs. 14,2 Jahre), dieser Unterschied war allerdings nicht statistisch signifikant (Turesson, Jacobsson, & Bergström, 1999). Hier wird aber ersichtlich, dass unsere Studienpatienten mit einer mittleren Krankheitsdauer von 6,7 Jahren, insgesamt kürzer erkrankt waren, als die Patienten aus dieser Studie. Eine andere Erklärung wäre, dass die extraartikulären Manifestationen bei unseren Patienten noch im Frühstadium waren und es dadurch noch zu keinen Diagnose-führenden Symptomen kam. Wir werteten einen Patient als

„extraartikuläre-Manifestationen-positiv“, wenn dies im Arztbrief bei Studieneinschluss vermerkt war. In Zukunft könnte bei Studieneinschluss expliziter danach gesucht werden, z.B.

durch Anfertigung eines Röntgen-Thorax, ophthalmologisches Konsil oder andere

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76 Untersuchungen. Problematisch hierbei ist, dass es keinen einzelnen diagnostischen Test für extraartikuläre Manifestationen gibt und dass die Symptome oft einer breiten differentialdiagnostischen Abklärung bedürfen.

Von allen Patienten mit extraartikulären Manifestationen waren 74,9% ACPA-positiv und 71,3% RF-positiv. In einer weiteren Studie von Turesson et al. waren 77% ACPA-positiv und 94% RF-positiv (Turesson et al., 2007). Da bereits erörtert wurde, dass bei unseren Studienpatienten ein geringerer Anteil als erwartet RF-positiv war, ist dieses Ergebnis mit unseren anderen Ergebnissen konsistent. Bezüglich der ACPA-Positivität ähneln sich die Ergebnisse beider Studien.

Betrachtet man alle eingeschlossenen ACPA- und RF-positiven Patienten, so waren diese von jeglichen extraartikulären Manifestationen häufiger betroffen, als ACPA- und RF-negative Patienten. Ein sekundäres Sjögren-Syndrom, die bei uns häufigste extraartikuläre Manifestation, trat beispielsweise bei 17,8% der RF-positiven Patienten auf. Bei den RF-negativen Patienten trat es hingegen nur bei 5,5% auf. Die Verteilung zeigte sich ebenfalls bei ACPA-positiven und –negativen Patienten. Diese Ergebnisse unterstreichen weiter, dass ACPA- und RF-Positivität für einen aggressiveren Krankheitsverlauf sprechen.

Knöcherne Erosionen bei längerer Erkrankungsdauer und vermehrt bei ACPA-/RF-positiven Patienten

Laut mehrerer Publikationen scheinen ACPAs direkt in den Knochenstoffwechsel einzugreifen (Harre et al., 2012; G. Schett & David, 2010; Georg Schett & Gravallese, 2012).

Harre et al. konnten zeigen, dass ACPAs in vitro und in vivo die Differenzierung von Osteoklasten induzieren und somit zu verstärktem Knochenabbau führen. Außerdem konnten in Osteoklasten PAD-Enzyme nachgewiesen werden. Das hierbei entstehende citrullinierte Vimentin dient wiederum als Antigen für ACPAs (Harre et al., 2012). Auch diese Erkenntnisse unterstreichen das autoreaktive Potential von ACPAs und zeigen, dass diese AK deutlichen Einfluss in der Entwicklung von knöchernen Erosionen haben. Aus diesem Grund sollte überprüft werden, wie viele unserer Studienpatienten Erosionen aufwiesen, ob die Patienten mit Erosionen häufiger ACPA-positiv waren und ob ACPA- und RF-positiven Patienten häufiger Erosionen aufwiesen. 40,2% unserer Studienpatienten wiesen radiologisch nachweisbare Knochenerosionen auf. Laut Literatur treten bei bis zu 75% aller RA-Patienten Erosionen auf. Diese scheinen besonders in den ersten beiden Jahren der Erkrankung zu entstehen. Im Verlauf sinkt die radiologische Progressionsrate (van der Heijde, 1995).

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77 Um dies bei unseren Studienpatienten zu überprüfen, wurde die durchschnittliche Krankheitsdauer bei Patienten mit und ohne Erosionen berechnet. Diese betrug bei Patienten mit Erosionen 12,5 Jahre im Vergleich zu einer durchschnittlichen Krankheitsdauer von 3,5 Jahren bei Patienten ohne Erosionen. Noch größer war der Unterschied bei ACPA-positiven Patienten: Hier betrug die durchschnittliche Krankheitsdauer bei Patienten ohne Erosionen 2,8 Jahre, während ACPA-positive Patienten, die bereits Erosionen aufwiesen, im Durchschnitt 14,8 Jahre erkrankt waren. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die radiologische Progression der Knochenerosionen bei unseren Studienpatienten mit der Erkrankungsdauer korrelierte.

Uns beschäftigte besonders die Frage, ob ACPA-/RF-positive Patienten, häufiger Erosionen aufwiesen, als ACPA-/RF-negative Patienten. Es zeigte sich, dass 41,7% aller ACPA-positiven Patienten und 47,5% aller RF-positiver Patienten Erosionen aufwiesen. Im Vergleich dazu wiesen nur 38,4% aller ACPA-negativen Patienten und 34,0% aller RF-negativen Patienten Erosionen auf. Dies zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für ACPA- und RF-positive Patienten tatsächlich höher ist, Erosionen zu entwickeln, als für ACPA-/RF-negative Patienten. Dieser Unterschied war aber dennoch geringer als erwartet.

Eine Erklärung hierfür könnte die medikamentöse Einstellung der Studienpatienten bieten.

Betrachtet man die Therapiestufe 2 (klassische DMARDs) und Therapiestufe 3 (Biologika), überwiegen hier ACPA-/RF-positive Patienten. Dies könnte bedeuten, dass ACPA-/RF-positive Patienten medikamentös intensiver eingestellt sind, und diese Medikamente den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und Erosionen verhindern. Dies spricht für die EULAR-Empfehlung, dass ACPA- und RF-positive Patienten von Beginn an aggressiver therapiert werden sollten, um den schweren Verlauf der RA positiv zu beeinflussen (Smolen et al., 2010).

Des Weiteren waren 20 unserer Studienpatienten erst 3 Jahre oder kürzer erkrankt. Daher wäre es möglich, dass diese Subgruppe erst in Zukunft Erosionen entwickeln wird. Dies könnte ebenfalls die geringe Prozentzahl der Patienten mit Erosionen erklären.

Krankheitsaktivität der Studienpatienten bei Ersteinschluss

Es wurde dargestellt, dass unsere Studienpatienten weniger Erosionen und extraartikuläre Manifestationen aufwiesen, als in der Literatur beschrieben. Laut DAS28 befanden sich 20,2% der Studienpatienten in Remission. Überraschend war hierbei der hohe Anteil von 55,8% an ACPA-positiven Patienten. Es wäre zu erwarten gewesen, dass ACPA-Positivität für eine hohe Krankheitsaktivität steht, da diese AK bei Patienten mit aggressivem Krankheitsverlauf auftreten (Song & Sieper, 2008). Doch möglicherweise hatten diese

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78 Patienten bereits in der Vergangenheit eine krankheitsaktive Periode und sind mittlerweile medikamentös gut eingestellt. Der Anteil an RF-negativen Patienten in Remission betrug 82,4%. Hier entsprachen unsere Ergebnisse der Erwartung, dass RF-negative Patienten häufiger in Remission sind.

Des Weiteren wiesen 9,5% der Studienpatienten geringe, 47,6% moderate, und 21,4% starke Aktivität auf. Der Median des DAS28 betrug 3,96. Dies bedeutet, dass die Mehrzahl unserer Patienten bei Einschluss aktiv waren, denn moderate Aktivität ist definiert als DAS28 > 3,2 und ≤ 5,1. Von den Patienten mit moderater und hoher Aktivität waren jeweils eine Hälfte ACPA-positiv/RF-positiv und die andere Hälfte ACPA-/RF-negativ. Dies zeigt, dass bei unseren zumeist vorbehandelten Patienten hohe Krankheitsaktivität nicht mit ACPA-/RF-Status korrelierte.

Entsprechend den HAQ-Werten hatte fast die Hälfte unserer Patienten (44,8%) eine geringfügige Beeinträchtigung bei Tätigkeiten des täglichen Lebens. Circa ein Drittel der Studienpatienten (32,2%) gab eine moderate und 22,1% eine starke Beeinträchtigung in den Tätigkeiten des täglichen Lebens an. Der Median lag bei 1,0 mit einer SD von 0,86 und zeigt ebenfalls, dass sich die meisten Patienten in der Gruppe der geringfügigen Beeinträchtigung befanden. Hier zeigte sich im Gegensatz zu den Werten des DAS28 dass die Mehrzahl (63,2%) aller Patienten mit hohen HAQ-Werten ACPA-positiv war.

In einer Studie von Kroot et al. wurden ebenfalls die Werte von DAS28 und HAQ zwischen ACPA-positiven und ACPA-negativen Patienten verglichen. Auch hier gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen. So lag der Mittelwert des DAS28 hier bei 4,1 und bei ACPA-negativen Patienten mit 4,2 sogar leicht höher. Ebenso beim HAQ lag dort der Mittelwert bei ACPA-positiven Patienten bei 0,71 und bei ACPA-negativen Patienten bei 0,8 (Kroot et al., 2000).

Unsere Ergebnisse der CRP-Werte bei Ersteinschluss wiesen in eine ähnliche Richtung. Mit einem Median von 4 mg/l und einer SD von 14,7 mg/l zeigt sich, dass die CRP-Werte weit gestreut lagen, im Durchschnitt aber eine leichte Erhöhung dieses Entzündungswerts vorlag.

Ähnlich wie bei HAQ und DAS28, überwogen die ACPA-positiven Patienten (60,7%) bei den Patienten mit CRP-Werten im Normbereich. Bei den stark erhöhten CRP-Werten war auch hier die Hälfte ACPA-positiv und die andere Hälfte ACPA-negativ.

Einfluss von Vitamin-D-Spiegel auf Krankheitsaktivität und Auftreten der Erkrankung Es gibt Studien laut derer die Höhe des Vitamin-D-Spiegels invers mit RA assoziiert ist (Merlino et al., 2004). Als Grund für den inversen Zusammenhang von Vitamin-D-Spiegel

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79 und RA wird ein immunmodulatorischer Effekt von Vitamin D angenommen (Adorini, 2002).

Andjelkovic et al. führten eine Studie durch, um diesen immunmodulatorischen Effekt von Vitamin D zu überprüfen. Sie konnten nachweisen, dass RA-Patienten, die zusätzlich zu ihrer gewöhnlichen Basistherapie hochdosiertes Vitamin D einnahmen, in 89% der Fälle eine Linderung ihrer Symptome verspürten (Andjelkovic et al., 1999).

Bei unseren Studienpatienten wurde der Vitamin-D-Spiegel bei Ersteinschluss bestimmt.

Dieser lag bei der Mehrheit der Patienten (71,8%) im Normbereich. Allerdings erhielt ein Großteil unserer Studienpatienten bei Ersteinschluss bereits eine Vitamin-D-Substitution.

Wir führten eine Spearman-Rangkorrelation von Vitamin D mit verschiedenen Parametern durch (DAS28, HAQ, CRP, RF, ACPA). Hier ließen sich allerdings keine statistisch signifikanten Korrelationen nachweisen.

Weiter gibt es Hinweise, dass Vitamin-D-Mangel das kardiovaskuläre Risiko erhöht (Wang et al., 2008). Auch dies könnte auf den fehlenden immunmodulatorischen Effekt bei Vitamin-D-Mangel zurückzuführen sein. Da auch RA-Patienten ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko haben, wäre auch ein Zusammenhang zwischen Vitamin D und kardiovaskulärem Risiko bei RA denkbar.

Vergleich der klinischen Parameter zwischen Ersteinschluss und Folgevisite

Bei dem Vergleich der klinischen Parameter zwischen Ersteinschluss und Folgevisite ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Visiten. Hier spielt sicherlich die Problematik eine Rolle, dass einzelne Parameter bei unterschiedlichen Patienten nicht erfasst werden konnten. Dadurch, dass die Unterschiede zwischen Ersteinschluss und Folgevisite mit dem Wilcoxon-Vorzeichen-Test berechnet wurden, und es sich dabei um einen statistischen Test für verbundene Stichproben handelt, wurden jeweils die Vorher-Nachher-Werte eines Patienten verglichen. Fehlten nun einzelne Werte bei unterschiedlichen Patienten, fielen beide Werte aus der Analyse heraus, sodass durch das schlechte „Pairing“ ganze Pärchen nicht berücksichtigt werden konnten.

Betrachtet man gezielt die Mediane von HAQ, DAS28 und CRP bei Ersteinschluss und vergleicht diese mit den korrespondierenden Medianen bei Folgevisite, wird ersichtlich, dass diese bei Ersteinschluss insgesamt höher lagen. Allerdings bestand kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Visiten. Dies könnte auf einen zu kurzen Beobachtungszeitraum nach Therapieumstellung zurückzuführen sein. Möglicherweise wäre bei Betrachtung der Werte im längerfristigen Verlauf ein signifikanter Unterschied zwischen Ersteinschluss und Folgevisite nachweisbar.

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80 Lektin-ELISA für Gesamt-IgG

Es sollte untersucht werden, ob sich die Glykosylierung des Gesamt-IgGs mit Sialinsäure und Mannose zwischen Ersteinschluss und Folgevisite verändert hatte. Da Sialinsäure antiinflammatorische Eigenschaften besitzt (siehe 1.3.2), sollte überprüft werden, ob die Glykosylierung mit Sialinsäure zwischen Ersteinschluss und Folgevisite angestiegen war (Bohm, Schwab, Lux, & Nimmerjahn, 2012). Alle Patienten, mit deren Seren der Lektin-ELISA durchgeführt worden war, waren auf ein neues Medikament umgestellt worden. Nun sollte untersucht werden, ob durch Umstellung auf bestimme Medikamente die Sialylierung bei Folgevisite anstieg. Des Weiteren wurden die Gruppen ACPA-positiv und ACPA-negativ miteinander verglichen. Hierbei sollte überprüft werden, ob sich die Glykosylierungen des Gesamt-IgGs bei ACPA-positiven und ACPA-negativen Patienten voneinander unterschieden.

Im Ergebnisteil wurde der Begriff Ratio OD SNA/LCA:IgG-Konzentration verwendet. Da SNA spezifisch an Sialinsäure und LCA spezifisch an Mannose bindet, wird im Verlauf eine Zunahme/Abnahme der Ratio OD SNA/LCA:IgG-Konzentration als Zunahme/Abnahme an Sialinsäure/Mannose interpretiert.

Zunahme der Sialylierung besonders bei ACPA-negativen Patienten

Der Vergleich der Glykosylierung mit Sialinsäure und Mannose zu beiden Zeitpunkten der Blutentnahme, also vor und nach Therapieumstellung, ergab bei ACPA-negativen Patienten signifikante Unterschiede. Hier nahm die Sialylierung bei allen 12 Patienten zu. Der Median

Der Vergleich der Glykosylierung mit Sialinsäure und Mannose zu beiden Zeitpunkten der Blutentnahme, also vor und nach Therapieumstellung, ergab bei ACPA-negativen Patienten signifikante Unterschiede. Hier nahm die Sialylierung bei allen 12 Patienten zu. Der Median