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Dipinti und Graffiti an der Fassade der Casa di Trebius Valens

4.1 Straßenfassaden

4.1.1  Die Via dell’Abbondanza: Casa di Trebius Valens (III 2, 1) (Plan 1)

4.1.1.3  Dipinti und Graffiti an der Fassade der Casa di Trebius Valens

Zu beiden Seiten des Eingangs waren mehrere Dipinti angebracht.593 Diejenigen im oberen Fassadenbereich, welche teilweise deutlich oberhalb der Augenhöhe lagen, waren in besonders großen Buchstaben geschrieben. Die größten Buchstaben sind 49, 48, 45, 38 und 37 cm hoch.594 23 der Dipinti an dieser Wand sind program mata und können leicht anhand des Akkusativs und der Nennung des angestrebten Amtes – IIvir oder aedilis – als solche identifiziert werden.595 Drei der Inschriften sind edicta munerum, was auf den ersten Blick anhand des Bezuges auf die causa muneris oder anhand der Nennung der Namen der munerarii im Genitiv und der darauf folgenden Angaben zu den bevorstehenden Spielen zu erkennen ist.596 Drei Spielankündigungen an einer Fassade bedeuten bei insgesamt ca. 80 Exemplaren in Pompeji eine außerge-wöhnliche Häufung.597 Darüber hinaus ist ein Gruß belegt (CIL IV 7625) sowie ein älte-rer Dipinto (CIL IV 7634) von nicht mehr zu erschließendem Inhalt. Außer den Dipinti wurden auch fünf Graffiti aufgenommen, die jedoch aufgrund der Bombardierung und Zerstörung im Jahre 1943 alle verloren sind.598 Alle fünf befanden sich unmittel-bar neben dem Eingang: CIL IV 8815–8817 rechts und 8818–8819 links von der Tür. Bis auf einen sind sie alle sehr kurz und beinhalten Namen oder Grüße.599

Auch an der gegenüberliegenden Fassade, im Bereich westlich und östlich von Eingang I 12, 3, wurden zahlreiche Dipinti gefunden. Bei den elf gemalten Inschrif-ten handelt es sich ausschließlich um program mata (CIL IV 7426–7434. 7438. 7439).

Westlich und östlich dieses Eingangs fanden sich darüber hinaus jeweils vier Graffiti unterschiedlichen Inhaltes (CIL IV 8440–8447). Hinzu kommt eine einzige Graffiti-zeichnung bei der Bank neben Eingang I 12, 1. An der nach hinten versetzten Fassade der Bäckerei fanden sich hingegen überhaupt keine Dipinti.

Besonders die edicta munerum stechen durch ihre sorgfältige Ausführung und die präzise Anlage der Buchstaben hervor, die der capitalis monumentalis sehr nahe 593 An dieser Fassade wurden die folgenden Dipinti gefunden: westlich des Eingangs: CIL IV 7610.

7611. 7612. 7613. 7614. 7615. 7616. 7617. 7618. 7619. 7991; östlich des Eingangs: CIL IV 7621. 7622. 7624. 7627.

7628. 7623. 7629. 7992. 7625. 7626. 7630. 7631. 7620. 7993. 7632. 7633. 7634.

594 Dies betrifft die edicta munerum CIL IV 7991, 7992 und 7993 sowie die program mata CIL IV 7613 und 7621.

595 Vgl. Mouritsen 1988, 31.

596 Sabbatini Tumolesi 1980, 116–117.

597 Vgl. Sabbatini Tumolesi 1980, 113.

598 Bei den Graffiti handelte es sich um CIL IV 8815. 8816. 8817. 8818. 8819. Auch in Varone 2012 finden sich keine Fotografien.

599 Näheres dazu, besonders zu CIL IV 8815, siehe Kapitel 4.1.1.6.

kommen.600 Die meisten program mata sind hingegen kleiner und in der rascher geschriebenen Form der actuaria verfasst. Bei diesen sind die Buchstaben teilweise sehr eng zusammengerückt, die Grundlinien sind uneben und die Serifen erschei-nen als nachträgliche Zutat zu den senkrechten Hasten, was besonders gut an der Empfehlung für Quintus Postumius Modestus (CIL IV 7629) zu erkennen ist (Abb. 41).

Während bei den Spielankündigungen eine hochwertige Ausführung nach dem Prin-zip „Klasse statt Masse“ im Vordergrund stand, verhält es sich demnach bei den hier gefundenen program mata gerade umgekehrt. Doch auch einige der program mata auf dieser Wand waren in großen und besonders differenzierten Buchstaben geschrieben und zeigen, dass unterschiedliche Strategien verfolgt wurden, um Aufmerksamkeit zu erregen. Dazu zählen die Empfehlungen für Cnaeus Audius Bassus (CIL IV 7613) (Abb. 42),601 Caius Iulius Polybius (CIL IV 7621), Marcus Holconius (CIL IV 7622) und Decimus Lucretius Satrius Valens (CIL IV 7626). Die Schreiber konnten sich offenbar die Zeit nehmen, die Dipinti in Ruhe vorzubereiten und auszuführen.

Die meisten der Dipinti an dieser Fassade waren rot. Nur drei der program mata waren ganz in Schwarz geschrieben. Bei anderen waren einzelne Zeilen oder Wörter schwarz, wie zum Beispiel die erste Zeile von Alleius Nigidius’ edictum westlich des Eingangs (CIL IV 7991).602 In der Orthostatenzone musste auch hier die Wand zunächst geweißelt werden, damit die rote oder schwarze Farbe zu sehen war. Die Maler orien-tierten sich dabei ganz eindeutig an den bestehenden Flächen und Linien der Bema-lung und ordneten so die Inschriften der visuellen Gliederung der Wand unter.603

600 Vgl. Catich 1968, 156. 162. Catich bezieht sich an dieser Stelle auf ebendiese Dipinti, wenn er dar-auf hinweist, dass einige gemalte Inschriften den gemeißelten durchaus vergleichbar waren.

601 Abgesehen von der Größe hatte der Maler auch das <B> in auffälliger Weise gestaltet, indem er wie in der Kursivschrift den oberen Bauch sehr stark reduzierte und die senkrechte Haste weit nach oben verlängerte.

602 Vollständig schwarz: CIL IV 7618, 7625, 7631; teilweise schwarz: 7627, 7991, 7992, 7993. Vgl. CIL-Einträge und Spinazzola 1953 Taf. 9.

603 Ähnlich ging man auch an anderen Stellen vor, z. B. an der Casa dei Cei (I 6, 15), wo man sich an der Gliederung der Stuckverkleidung orientierte.

Abb. 41: Detail der Dipinti an der Fassade von III 2, 1:

CIL IV 7629. © Su conces-sione del Ministero per i Beni e le Attività Culturali e per il Turismo – Parco Arche-ologico di Pompei. Jegliche weitere Reproduktion oder Duplikation ist untersagt.

Welche Konsequenzen hatte die Anbringung der Dipinti also für die ästhetischen Qua-litäten der Fassade? Durch die Verwendung einer einheitlichen Schrift, vergleichba-rer Maße und nahezu identischer Anbringungshöhen der program mata im unteren Wandbereich entsteht der Eindruck, dass die Schreiber sich einerseits an Konventio-nen und andererseits an den Beschriftungen, die sie vor Ort vorfanden, orientierten.

So entstand nach und nach eine regelmäßig wirkende Beschriftung der Fassade. Da die Fassade der Casa di Trebius Valens in Rot, Schwarz und Beige gehalten war, fügten sich die Dipinti in dieses Spektrum ein. Auffällig ist die Orientierung an den Begren-zungen der Felder in der Orthostatenzone. Fast entsteht so der Eindruck, als hätte der Hausbesitzer durch die Fassadengestaltung die Möglichkeit vorweggenommen, dass später dort Dipinti angebracht werden könnten. Zweifellos war ihm zumindest bewusst, dass dies früher oder später geschehen würde. Die beruhigt wirkende Wand-oberfläche wurde durch die Inschriften aufgebrochen, war aber weiterhin präsent.

Abb. 42: Fassadenabschnitt westlich von Eingang III 2, 1. © Su concessione del Ministero per i Beni e le Attività Culturali e per il Turismo – Parco Archeologico di Pompei. Jegliche weitere Reproduktion oder Duplikation ist untersagt.

4.1.1.4 Überlagerungen

Insgesamt waren vier bis sieben Überlagerungen vorhanden.604 Solche Überlagerun-gen zwischen program mata wurden von Franklin und Mouritsen dazu Überlagerun-genutzt, die relative Chronologie der Inschriften und letztlich auch die absoluten Datierungen der Bewerbungen und Amtszeiten der lokalen Beamten zu rekonstruieren. In dem vor-liegenden Fall ergibt sich in Abgleichung mit Franklins und Mouritsens Ergebnissen, dass die betreffenden program mata aus flavischer Zeit stammen.605

Neben dem rechten Eingangspfosten III 2, 1 (Abb. 43) verdeckte ein programma für den Kandidaten Marcus Holconius Priscus (CIL IV 7622), der sich um das Amt des IIvir bewarb, zum Teil einen Dipinto für Caius Iulius Polybius, der für die Aedilität kandi-dierte (CIL IV 7621). Marcus Holconius Priscus’ Kandidatur muss im Jahr 79 n. Chr.

stattgefunden haben, da im ganzen Stadtgebiet keine program mata gefunden wur-den, die die 38 Empfehlungen seiner Kampagne überdecken.606 Caius Iulius Polybius war Kandidat in der letzten Dekade, bevor Pompeji zerstört wurde. Doch da er sich im Laufe seiner Karriere sowohl um den Duovirat als auch um die rangniedrigere Aedi-lität bewarb, muss die Kandidatur um die AediAedi-lität, die in dem programma in diesem Kontext bezeugt ist, bereits ein paar Jahre vor 79 n. Chr. stattgefunden haben.607 In 604 Im CIL werden Überlagerungen zu beiden Seiten des Eingangs III 2, 1 vermerkt: CIL IV 7612 unter 7611, 7615 unter 7614, 7617 unter 7616, 7625 unter 7992 und 7631 unter 7630. In manchen Fällen, in denen die verfügbaren alten Fotografien keine Verifikation erlauben, bleiben die Angaben im CIL die einzigen und nicht immer verlässlichen Informationsquellen. Das größte Problem ist in diesem Zusammenhang, dass im CIL immer das Wort „sub“ verwendet wird und nicht immer festzustellen ist, ob damit eine ältere Farbschicht oder vertikal „unterhalb“ gemeint ist. Anhand der Fotos und des er-haltenen Befundes sind nur die folgenden Überlagerungen zweifelsfrei nachzuvollziehen: CIL IV 7611 über 7612 und CIL IV 7630 über 7631. Franklin führt vier Fälle von Überlagerungen zwischen verschie-denen program mata an dieser Wand auf. CIL IV 7611 über 7612; 7614 über 7615, 7616 und 7617 und 7630 über 7631: Franklin 1980, 51–52. Außer diesen können anhand der Fotos zwei weitere Fälle festgestellt werden: CIL IV 7622 über 7621 und CIL IV 7627 über 7629, wobei im zweiten Fall lediglich die rechte ansa der als tabula ansata gestalteten Weißgrundierung die Weißelung des rechten Dipinto zu einem kleinen Teil überdeckt.

605 Franklin 1980, 79. Mouritsen 1988, 109–112. Während Franklin annimmt, dass sie bis auf einen Fall in ganz Pompeji immer erst mindestens ein Jahr später entstanden, möchte Mouritsen die Mög-lichkeit, dass auch direkte Konkurrenten ihre Wahlaufrufe gegenseitig überschreiben ließen, nicht ausschließen. Daher stimmen sie zwar in der Annahme, dass die meisten bekannten Kandidaten im letzten Jahrzehnt oder in den 17 Jahren zwischen dem Erdbeben und der endgültigen Zerstörung der Stadt aktiv waren, überein. In der Abfolge und der Genauigkeit der Datierung weichen ihre Einschät-zungen jedoch voneinander ab. Franklin weist sieben der zehn genannten Kandidaten bestimmten Jahren zu (Franklin 1980, 61–68), wohin gegen Mouritsen weniger optimistisch ist und überhaupt be-zweifelt, dass mehr als eine sehr grobe Einordnung anhand der verfügbaren Daten möglich sei, ab-gesehen von wenigen Ausnahmen, die sicher dem Jahr 79 n. Chr. zuzuweisen seien: Mouritsen 1988, 37–42, besonders 39–40. Mouritsens Einschätzung erscheint insgesamt realistischer, auch wenn sich für einzelne Kandidaten die Möglichkeit ergibt, den Zeitraum stärker einzugrenzen.

606 Vgl. Franklin 1980, 61; Mouritsen 1988, 41–42. 137–138.

607 Mouritsen 1988, 42. 191 Anm. 183. Franklin legt das Jahr seiner Kandidatur um den Duovirat auf 73 n. Chr. fest, allerdings unter der Annahme, dass es jeweils nur zwei Kandidaten für dieses Amt

jedem Fall fielen die Kandidaturen des Marcus Holconius Priscus und des Caius Iulius Polybius nicht in dasselbe Jahr. Die beiden waren also keine direkten Konkurrenten, die versuchten, den anderen durch Überlagerung seines programma zu benachtei-ligen. Es war offensichtlich auch nicht das Ziel der Maler, hier die Zeugnisse oder die Erinnerung eines bestimmten Mitbürgers und Vorgängers im Amt zu schädigen, da ja sein Name nach wie vor lesbar war und nur die Abkürzung des angestrebten Amtes teilweise verdeckt wurde. Andererseits betrieben sie auch keinen besonderen Aufwand, um den neuen Dipinto unter den vielen bereits bestehenden hervortreten zu lassen. Das hätten sie leicht bewirken können, indem sie einen größeren Abschnitt der Wand neu weißelten, um einen deutlichen Kontrast zu schaffen. Stattdessen wei-ßelten sie genau die Fläche, die die Buchstaben einnehmen sollten, sodass das pro­

gramma zu lesen war.

gab. Wenn man dieser Annahme nicht folgt, könnte die Kandidatur auch etwas später stattgefunden haben, allerdings sicher vor 79 n. Chr., da seine program mata von anderen überlagert werden. Vgl.

dazu: Mouritsen 1988, 37–38 und 190 Anm. 164. Chiavia ist hingegen vorsichtiger und verortet seine Kandidatur um den Duovirat in der zweiten Hälfte der 70er Jahre: Chiavia 2002, 134–135.

Abb. 43: Fassadenabschnitt östlich von Eingang III 2, 1. © Su concessione del Ministero per i Beni e le Attività Culturali e per il Turismo – Parco Archeologico di Pompei. Jegliche weitere Reproduktion oder Duplikation ist untersagt.

Ganz ähnlich stellt sich der Befund am westlichen Rand der Fassade dar. Dort überdeckte ein programma des Cnaeus Helvius Sabinus für das Amt des Ädilen (CIL IV 7611) das des Marcus Holconius Priscus für das selbe Amt (CIL IV 7612). Auch Helvius’ Kandidatur kann sicher in das Jahr 79 n. Chr. datiert werden, während durch das oben erwähnte programma des Holconius (CIL IV 7622), mit dem dieser sich um den Duovirat bewarb, belegt ist, dass die Bewerbung um das Amt des Ädilen vor 79 stattgefunden haben muss.608 Auch hier blieb jedoch der Name weitgehend sichtbar.

Nur im Falle von CIL IV 7630 über 7631 ist zu erkennen, dass der ältere Dipinto ganz überdeckt wurde. So waren auf dieser Wand die program mata von Kandidaten aus ganz unterschiedlichen Jahren gleichzeitig zu lesen. Dies lässt Rückschlüsse auf die Bedeutung der Wahlaufrufe im Rahmen der Wahlen und darüber hinaus zu.

Offenbar war es unproblematisch, dass die Namen der Kandidaten verschiedener Jahre zugleich in den program mata auf derselben Wand zu lesen waren. Dies bedeutet aber, dass die Leser bereits wissen mussten, wer im jeweils aktuellen Jahr zur Wahl stand, und dass sich somit keine Verwechslungsgefahr ergab. Das Jahr der Kandida-tur wird in den Texten nämlich nie explizit erwähnt. Die Information muss also auf anderem Wege verbreitet worden sein, vermutlich wurde im Vorfeld der Wahl münd-lich oder mithilfe von tabulae dealbatae bekannt gegeben, wer sich aufstellen ließ.

Die program mata hatten dann weniger die Funktion, die Kandidaten zu identifizieren, als vielmehr, die Namen und die abgekürzten Formeln, die in verschiedenen Kombi-nationen hinzugefügt werden konnten, im Stadtgebiet oder in den Nachbarschaften auch visuell zu verbreiten. Hinzu kommt, dass die kommunalen Ämter mit hohen finanziellen Belastungen verbunden waren, sodass die Auswahl der Bewerber nicht allzu groß gewesen sein dürfte.

Anders als heute, wo die Wahlplakate nur temporär und mit reversiblen Materia-lien im öffentlichen Raum verbreitet werden, um bald darauf wieder zu verschwinden, waren sie in Pompeji auch Jahre nach der Kandidatur oder der Ausübung eines Amtes weiterhin zu sehen. Dies war für den Kandidaten und seine Familie von Vorteil, wenn sie auch weiterhin als aktive und vorbildliche Bürger im Stadtgebiet präsent sein woll-ten.609 Es bedeutete aber auch für die Personen, die in den program mata als rogatores oder Mitkandidaten genannt wurden, dass diese Verknüpfungen und persönlichen Beziehungen für die Öffentlichkeit zu erkennen waren.610 So konnten langfristig Netz-werke gefestigt werden.

608 Dazu auch: Mouritsen 1988, 40 und Franklin 1980, 61–62.

609 In eine ähnliche Richtung gehen auch Franklins Überlegungen, der annimmt, dass das Verblei-ben der program mata auf der Wand dazu diente, die „gentilicial gloria by coupling a man’s name with high office in the public mind, so that his descendants might be the more readily elected“, zu mehren:

Franklin 1980, 120. Allerdings stellt er auch hier die Annahme in den Vordergrund, dass sich nie mehr als zwei Personen als duoviri bewarben.

610 Dies betont auch Mouritsen mit Blick auf die Frage, welche Beweggründe für die Anbringung der program mata bestanden haben könnten: Mouritsen 1988, 56–58.

Mit Blick auf die Gestaltung der program mata konnte bereits gezeigt werden, dass man nicht anstrebte, durch besonders außergewöhnlich gestaltete Inschriften aus der Masse hervorzustechen. Die Schriftarten, die Farben, die verwendeten Abkürzungen und Formulierungen bieten nur geringe Variationsmöglichkeiten. Nicht wer aus die-sem Spielraum ausbrach, sondern wer sich anpasste, war ein qualifiziertes Mitglied der lokalen Elite. In ähnlicher Weise ist auch der Umgang mit älteren program mata zu verstehen. Sobald die Wahlen vorüber waren, hatten sie zwar nicht mehr die Funk-tion, jemandem zu einem Amt zu verhelfen. Dennoch war es üblich, sie nebeneinan-der stehen zu lassen. In den beiden dargelegten Fällen konnte sich dies direkt auf die Karrieren der beteiligten Personen auswirken. Sowohl Marcus Holconius Priscus als auch Caius Iulius Polybius kandidierten später für das Amt des Duovirn. Da war es mit Sicherheit von Vorteil, wenn ihre Namen in unterschiedlichen Kontexten – und so auch als Dipinti an der Via dell’Abbondanza – präsent waren und an bereits geleistete Dienste erinnert wurde. Celebritas konnte folglich nicht nur durch die Platzierung von Monumenten an zentralen Plätzen erreicht werden, sondern auch durch stete Präsenz im Stadtraum.