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II. EMPIRISCHER TEIL

8 Daten und Methode

8.2 Beschreibung der Stichprobe

8.2.2 Die Sozialstruktur der Wohnprojekte

Nachfolgend wird die Verteilung der Stichprobe nach sozio-demografischen Merkmalen der Bewohner in den sieben Wohnprojekten vorgestellt. Beachtet werden muss, dass die Zusammensetzung der Wohngruppen als Ganzes von diesen Werten insofern teilweise abweicht, als dass nicht alle Bewohner der Wohnprojekte für eine Befragung gewonnen werden konnten. In den Wohn-projekten 1, 2 und 5 wurden nur je zwei Bewohner nicht befragt, und auch in Projekt 4 war der Ausfall mit fünf Bewohnern relativ gering. Dagegen fehlen in den Projekten 6, 3 und 7 mit 10, 11 bzw. 32 nicht befragten Bewohnern

deutlich mehr Angaben für ein vollständiges Bild der Sozialstruktur dieser Wohnprojekte.

Das durchschnittliche Alter der 220 Bewohner aus den sieben Wohnpro-jekten beträgt 58 Jahre (Tab. 4), die jüngste (erwachsene) Person ist 24 Jahre, die älteste 91 Jahre. Die unter 50-Jährigen machen ein Drittel der befragten Bewohner aus; sie leben mehrheitlich in Haushalten mit Kindern. Ein Groß-teil der Bewohner der befragten Wohnprojekte zählt somit zu den höheren Altersgruppen, wobei der Schwerpunkt auf den mittleren Alten zwischen 65 und 79 Jahren liegt (34%). Demgegenüber leben nur wenige Menschen über 80 Jahre in den befragten Projekten (10%).

Die sieben Wohnprojekte unterscheiden sich stark in der Altersstruktur (Kruskal-Wallis-Test: 81,21***). In den fünf Mehrgenerationenprojekten (WP 1-5) beträgt der Altersmittelwert zwischen 51 und 63 Jahre. Lediglich bei Projekt 3 sind die über 50-Jährigen in der Stichprobe mit 84 Prozent sehr dominant, was aber dem Umstand geschuldet ist, dass in dieser Gruppe viele der nicht befragten 11 Bewohner unter 50 Jahre alt sind. In Wohnprojekt 6 sind nahezu alle Bewohner über 65 Jahre alt. Der Altersmittelwert liegt mit 78 Jahren ungewöhnlich hoch, auch für ein 50+-Wohnprojekt. Überdies ist erwähnenswert, dass von den 21 befragten Hochaltrigen 16 in Wohnprojekt 6 leben. Folglich leben in den fünf Jung-Alt-Projekten insgesamt lediglich fünf Personen über 80 Jahre. Wohngruppe 7 – konzipiert für Haushalte mit Kin-dern – ist wie Projekt 6 ebenfalls sehr altershomogen, im Vergleich zu den übrigen Projekten jedoch sehr jung. Auch wenn in Wohnprojekt 6 und 7 verhältnismäßig viele Bewohner nicht befragt werden konnten (n=10 bzw.

32), hat dies kaum einen Effekt auf die dargestellte Altersstruktur, wie aus der Kommunikation an den Befragungstagen bekannt ist.

In der Geschlechterverteilung beträgt der Anteil der Frauen an den 220 Befragten 72 Prozent (Tab. 4). Frauen sind in allen Wohnprojekten deutlich überrepräsentiert. Der größte Anteil der Männer lebt in einem Haushalt mit ihren Partnerinnen (74%). Der Anteil alleinlebender Männer in den sieben Wohngruppen beträgt im Durchschnitt 7 Prozent. Alleinlebende Frauen stel-len demgegenüber einen der häufigsten Haushaltstypen dar (44%). Alleinle-bende Männer und Frauen zählen mehrheitlich zu den älteren Bewohnern (MW: 63 bzw. 65 Jahre). Frauen und Männer, die mit Partner, aber ohne Kinder im Haushalt leben, machen 27 Prozent der Befragten aus und zählen ebenfalls eher zu den älteren Bewohnern, wenngleich sie im Mittel mit 59 Jahren etwas jünger sind als die Alleinlebenden.

Zur mit Abstand jüngsten, altershomogensten Gruppe zählen diejenigen, die mit Kindern zusammenleben. Sie machen 22 Prozent der Befragten aus, wobei es sich eher um Elternpaare und weniger um Alleinerziehende handelt.

In den fünf Jung-Alt-Projekten sind Haushalte mit Kindern mit 23 Prozent

vertreten, wobei ihr Anteil zwischen 7 und 48 Prozent schwankt (Cramer‘s V: 0,32***). So leben in einzelnen Projekten nur ein oder zwei Haushalte mit Kindern. Die Mehrheit der befragten Eltern ist erwerbstätig (80% der Eltern-paare, 100% der alleinerziehenden Frauen).

Tab. 4: Verteilung der Stichprobe nach sozio-demografischen Merkmalen

a übrige 8,2 Prozent: ‚in Ausbildung‘ oder ‚nie erwerbstätig‘

MW: Mittelwert, SD: Standardabweichung Quelle: Eigene Erhebung und Berechnung.

Die Frage nach dem höchsten Bildungsabschluss zeigt, dass es sich bei den befragten Bewohnern mehrheitlich um hoch gebildete Personen handelt. So verfügen im Durchschnitt der sieben Wohnprojekte 62 Prozent über die (Fach-)Hochschulreife (Tab. 4), 45 Prozent über einen Fachhochschul- oder

N % MW SD

18-49 Jahre 72 33,0

50-64 Jahre 51 23,4

65-79 Jahre 74 33,9

ab 80 Jahre 21 9,6

Männer 62 28,2 56,1 16,3

Frauen 158 71,8 59,2 16,6

Frau, allein lebend 96 43,8 65,2 14,5

Mann, allein lebend 16 7,3 62,9 14,7

Paarhaushalt ohne Kind 59 27,0 58,9 16,6

Paarhaushalt mit Kind 39 17,8 42,0 6,9

Frau, allein erziehend 9 4,1 42,1 8,1

ohne Schulabschluss / Haupt-/Volksschule 40 18,6 69,9 12,6

mittlere Reife/Realschule 42 19,4 66,8 15,1

(Fach)Hochschulreife 134 62,0 51,9 14,9

erwerbstätig 103 47,5 47,0 11,9

nicht erwerbstätig 114 52,5 68,3 13,3

Berufsprestige Stufe 1-2 28 13,7 61,8 17,7

Berufsprestige Stufe 3 76 37,1 58,4 14,7

Berufsprestige Stufe 4-5a 84 41,0 56,6 17,0

gesamt 220 100,0 58,3 16,5

Alter in Jahren

Hochschulabschluss. Unter dem Durchschnitt aller Pojekte liegt Wohnpro-jekt 6, in dem nur 15 Prozent der Befragten eine (Fach-)Hochschulreife ha-ben, was sich jedoch in erster Linie mit dem deutlich höheren Alterslevel dieses Projekts erklären lässt. Demgegenüber verfügen in Wohnprojekt 7 92 Prozent der Befragten über die (Fach-) Hochschulreife, womit es sich hier um eine äußerst bildungshomogene Gruppe handelt. Dieses Resultat erklärt sich maßgeblich aus dem geringen Altersdurchschnitt von Wohnprojekt 7.

Erwerbstätig sind 48 Prozent der Befragten, davon 26 Prozent Vollzeit.

Die Erwerbstätigen sind im Mittel 47 Jahre alt, die Nichterwerbstätigen mit durchschnittlich 68 Jahren deutlich älter, d.h. bei den Nichterwerbstätigen handelt es sich mehrheitlich um Personen im Ruhestand. Die Befragten ha-ben oder hatten im Hinblick auf ihre zuletzt ausgeübte Erwerbstätigkeit überwiegend mittlere oder höhere berufliche Positionen41 inne.

Die Bewohner kamen in unterschiedlichen Phasen der Projektrealisierung zur Gruppe hinzu und konnten sich folglich in unterschiedlichem Ausmaß in die Planung einbringen. Daher sollten die Bewohner angeben, in welcher Phase sich das Projekt befand, als sie zur Gruppe stießen. Der Anteil derjeni-gen, die von der ersten Stunde an zur Gruppe gehörten, beträgt 17 Prozent.

Weitere 25 Prozent kamen im Entwicklungsprozess und 24 Prozent im Bau-prozess hinzu (Tab. 36 im Anhang). Ein Drittel der derzeitigen Bewohner wurde erst kurz vor der Fertigstellung des Projekts Gruppenmitglied oder zog zu einem späteren Zeitpunkt im Zuge eines Bewohnerwechsels ein.

Der Anteil von Frauen, die an den verschiedenen Planungsphasen betei-ligt waren, ist mit 46 Prozent höher als der Anteil der mitplanenden Männer (32%), die eher im Bauprozess oder erst zur Fertigstellung hinzukamen. Bei den Merkmalen Altersklasse, Haushaltsform und Erwerbsstatus muss berück-sichtigt werden, dass sich der Eintritt in die Gruppe auf einen Zeitpunkt meh-rere Jahre zuvor beziehen kann und somit die derzeitige Zugehörigkeit zu einer Kategorie von der damaligen Lebenssituation abweichen kann.

Dennoch gibt es eindeutige Tendenzen, welche Personen in welcher Pha-se hinzustoßen: So sind es primär die mittleren Alten zwischen 50 und 79 Jahren, die Mitglieder der ersten Interessentengruppe sind oder im weiteren Verlauf der Planung mitwirken. Dagegen stoßen Bewohner über 80 Jahre mehrheitlich erst bei der Fertigstellung zur Gruppe (71%), was wahrschein-lich gesundheitwahrschein-lichen Beeinträchtigungen geschuldet ist. Die Gruppe der 18- bis 49-Jährigen und Haushalte mit Kindern gehören sehr selten zu den Pro-jektinitiatoren, sondern kommen häufig ebenfalls erst zum oder nach der Fertigstellung dazu. Zudem engagieren sich in der ersten Planungszeit eher 41 Operationalisiert wurde die berufliche Stellung nach den Konventionen der

demographi-schen Standards des Statistidemographi-schen Bundesamtes. Anhand dieser wurde eine 5-stufige Skala zur Bestimmung des Berufsprestiges gebildet (Hoffmeyer-Zlotnik 2003).

Personen, die ohne einen Partner leben (22%), als Personen, die mit Partner im Haushalt leben (11%). Personen mit mittlerem Bildungsabschluss gehören eher als Personen mit niedrigem oder hohem Bildungsabschluss der ersten Initiativgruppe an. Nichterwerbstätige sind eher in der ersten Interessenten-gruppe aktiv (22%) als Erwerbstätige (12%). Je höher das berufliche Prestige der Befragten ist, desto eher gehören sie der Gruppe der Projektinitiatoren an.

Die Differenzen zwischen den Geschlechtern, den Bildungs- und Berufs-prestigeklassen sowie den Erwerbs- und Nichterwerbstätigen sind nicht signi-fikant, die zwischen den vier Altersgruppen hingegen hoch signifikant und die zwischen Personen aus unterschiedlichen Haushaltskonstellationen schwach signifikant. Demgemäß lassen sich die Projektinitiatoren charakteri-sieren als eher weiblich, im Alter zwischen 50 und 79 Jahren, alleinlebend, nicht (mehr) erwerbstätig, mit mittlerem Bildungsniveau und in der zuletzt ausgeübten Erwerbstätigkeit in höherer beruflicher Position aktiv.

An dieser Stelle wird die Soziodemografie der Stichprobe dieser Befragung verglichen mit Resultaten anderer empirischer Studien. In Studien aus Nord-europa und den USA sind Frauen ebenfalls deutlich stärker vertreten als Männer und machen mindestens zwei Drittel der befragten Bewohner aus (Berggren 2013: 24; Binner et al. 2011: 178; Brenton 1999: 9; Choi 2004:

1196; Glass 2012: 351; Tyvimaa 2011: 202; Woodward 1987: 223). Bei den höheren Altersgruppen überwiegen auch in anderen Studien die jungen und mittleren Alten, während wenig über 80-Jährige in den Projekten leben (Choi 2004: 1196; Tyvimaa 2011: 202). Es zeigt sich außerdem, dass der überwie-gende Teil der Bewohner in einer gesundheitlich sehr guten bis guten Verfas-sung ist (Brenton 2001: 174; Choi 2004: 1196). In älteren empirischen Unter-suchungen wurde eine Dominanz von akademisch gebildeten Personen aus sozialen bzw. pädagogischen Berufen konstatiert (Novy 1989: 57; Voesgen 1989b: 254; Woodward 1987: 223). Auch in aktuelleren Studien überwiegen meist Bewohner mit höherem Bildungsniveau und sozialem Status (Berggren 2013: 24; Binner et al. 2011: 178; Fromm 2000: 105; Glass 2012: 351; Kor-pela 2012: 343; Millonig et al. 2010: 98; Tyvimaa 2011: 202; s. auch Kap.

3.1.1). Lediglich in der Erhebung von Choi (2004: 1196) dominieren Perso-nen mit eher niedrigem und mittlerem Bildungslevel.