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Die Monatsdarstellungen 13

Im Dokument Das Kalenderhandbuch von 354 (Seite 172-200)

IV. Der Bildteil des Chronographen

5. Die Monatsdarstellungen 13

Die Monatsdarstellungen sind in folgenden Handschriften enthalten14:

V B R2 R1 Berl Vergleich

Jänner ● ●

sekun-där ● sekun-där

9 AL 395 ( = AL Sh 391).

10 Vgl VII 3, Monatsverse.

11 Vgl VII 3, Monatsverse.

12 In der sekundären Jännerdarstellung wird das Flechtband auf beiden Giebelseiten exakt gezeichnet.

13 Ein Auflistung der in den Monatsdichtungen und Darstellungen zu findenden ikonographischen Motive findet sich bei Levi 274f., eine Liste mit den 13 Monumenten, die Levi berücksichtigt 252, ferner auch bei Stern 365-369, Salzman 273-277.

14 Als Vergleich herangezogen werden nur Darstellungen von Monaten, deren Motive gleich oder zumindest ähnlich sind denen des Chronographen.

V B R2 R1 Berl Vergleich

Februar ● ● ● ● Carthago Mosaik

verloren15

März ● Carthago Mosaik

verloren16

BM Carthago Mosaik17 Ostia Mosaik18

April ● BM Carthago Mosaik19

Ostia Mosaik20

Mai ● Carthago Mosaik

verloren21

Juni ●

Juli ● ● ● ● Carthago Mosaik

verloren22

BM Carthago Mosaik23

August ● ● ● ● Carthago Mosaik

verloren24

September ● ● ● ● Carthago Mosaik

verloren25

Oktober ● ● ● ● Carthago Mosaik

verloren26

November ● ● ● ● Carthago Mosaik

verloren27

BM Carthago Mosaik28

Dezember ● ● ● ●

Für Ikonographie und Interpretation der Monatsbilder werden in der Literatur die mit einem Teil des Chronographen überlieferten Tetrastichen benutzt.29 bzw. auch Darstellungen auf Mosaiken,

15 Das verlorene Mosaik von Karthago ist in der Kopie von R. Cagnat pl.4 erhalten und abgebildet bei CIL 8, 12588, Stern pl.42,1 und Stern 1981 pl 39, 102, vgl dazu auch Stern 1981 466, Anm.135; ebenso Salzman Abb.88. Das Mosaik wurde auf der Weltausstellung in Paris 1889 gezeigt, wo Cagnat die Zeichnung angefertigt hat. Seitdem ist es verschollen.

16 Vgl Literatur oben zum Februar.

17 London BM, Salzman Abb. 71.

18 Ostia (4. Jhdt.?), Salzman Abb. 75.

19 London BM, Salzman Abb. 72; Stern 245 vergleicht die Monatsdarstellung des März im Chronographen mit denen von Ostia und Carthago und versucht einen Archetypos herauszuarbeiten.

20 Salzman Abb. 76.

21 Vgl Literatur oben zum Februar.

22 Vgl Literatur oben zum Februar, gleich sind die Darstellungen des nackten Mannes, der Pflanzen (und nicht einen Geldsack) trägt, das Behältnis, das mit einem Spitzkegel abgedeckt ist. Allerdings handelt es sich hier um ein Vogelbauer, hinter dem eine Pflanze steht.

23 Salzman Abb. 73

24 Vgl Literatur oben zum Februar; die hier allerdings bekleidete Person trägt eine ähnliche Schale.

25 Vgl Literatur oben zum Februar. Der Bildaufbau ist ähnlich, allerdings ist die Person wieder bekleidet. Sie trägt einen ähnlich hohen Korb wie im Chronographen, hält allerdings keine Eidechse in der Hand.

26 Vgl Literatur oben zum Februar; dargestellt ist ein bekleideter Mann, der einen Hasen an den Hinterläufen über einem bauchigen Gefäß hält.

27 Vgl Literatur oben zum Februar; der bekleidete Mann trägt ein Instrument (Sistrum ?) in den Händen, vor seinem linken Bein steht eine Gans.

28 Salzman Abb. 74.

Bronzeplättchen und in Handschriften etc. herangezogen.30 Zu den Monatsversen, Distichen und Tetrastichen, die mit dem Bild- und teilweise Textteil verbunden sind, vgl unten V 7.3 S.332ff.

5.1 Der Jänner (erhalten in V, sekundär ergänzt in R2,R1)31 1. Der Codex Vindobonensis – V (f.2v), ohne Bildüberschrift

Ein älterer Mann steht frontal in leichtem Ausfallschritt zwischen einer profilierten Ara mit einem Aufsatz, auf dem sich ein henkelloses Deckelgefäß befindet, und einem metallenen Weihrauchbecken auf einem hohen getriebenen Kandelaber, dessen Basis auf 4 Voluten ruht.32 Dahinter steht ein Hahn, der mit seinem rückwärts gewandten Schnabel an dem Kandelaber zu picken scheint. Im Becken brennt ein stark rauchendes Feuer, auf das der Mann hinzuweisen scheint. Die dazu benutzte Rechte scheint ungeschickt gezeichnet. In der linken hält er ein dreiblättriges Kleeblatt vor der Brust. Über einem dunklen Untergewand trägt er ein tunikaähnliches Kleidungsstück, das im Brust- und Oberschenkelbereich, sowie am unteren Rand mit einem reich gewebten Besatz geschmückt ist, der ornamentale Formen aufweist. Darüber hat er einen togaähnlichen Überwurf, dessen Ende um den linken Arm gerafft ist. Das leichte Schuhwerk hat entgegen der Fußstellung einen hohen Absatz. Über dem nackten, feisten Hals erscheint ein sehr ausgearbeitetes volles Gesicht, die weit geöffneten Augen scheinen ins nichts zu blicken, so dass der Mann einen verträumten Eindruck macht. Weiße Haare schauen unter der Kopfbedeckung hervor, die aus einem Pelzbesatz besteht, der eine Stoffkappe umschließt, von der ein Tuch oder Bänder auf die Schulter fallen. Ohne Rahmen oder Markierung einer Grundfläche wirkt die Darstellung wie auch die übrigen in V eigentümlich raumlos.

2. Die sekundäre Jännerdarstellung in R2 und R1

Die rekonstruierte Darstellung des Jänners ist in R2 f. 224 und R1 f.16 überliefert. Die Bilder weisen wie die übrigen Monatsbilder in R1 einen Rahmen auf, der sich aber von den anderen durch eine andere Zeichentechnik unterscheidet. Die Gesamtdarstellung ist charakterisiert durch eine gewisse Schablonenhaftigkeit. Im Türsturz des Dreieckgiebels findet sich die Beschriftung:

Mensis Ianuarius entsprechend den übrigen Darstellungen der Monate. Die Tetrastichen fehlen, vom Distichon ist der Hexameter unter der Bildbasis gegeben.33

Das Bild wurde nach einer Bemerkung von Peiresc durch einen gewissen Geographen Jean Gobille (bzw. Sibille) ergänzt34; eine Kopie davon sandte Peiresc an Aleander nach Rom (R2), der noch eine weitere Kopie davon anfertigen ließ (R1). Wir kennen das Bildmotiv in einer älteren Darstellung nur aus V.35

29 Der darüberhinausgehende Verweis von Salzman 79, die eine Parallele zur Jännerdarstellung in der Planisphäre des Codex Leiden Vossianus (VLQ 79 f. 93v) feststellen will, ist nicht nachvollziehbar, da das Jännerbild dort lediglich einen Opfernden zeigt. Ebenso sind die weiteren Verweise Salzmans auf die Monatspersonifikationen im Vossianus, die bereits Stern angeführt hat, für unsere Kalenderbilder unerheblich. Durch die besondere Überlieferungslage für das Jännerbild fehlen in KAL die Tetrastichen und mit Ausnahme der sekundären Jännerdarstellungen auch die Distichen. Es gibt aber für diese Verse einen weiteren Überlieferungsstrang in anthologischen Zusammenhängen, die im 16. Jahrhundert bekannt waren. Vgl 7.3 Monatsverse S.332ff.

30 Eine Liste mit den Monatsdarstellungen bietet Levi 252.

31 Vollgraff 394ff., Stern 266-268, Stern 1981, 457, Salzman 79-83.

32 Zum Verständnis des Bildes vgl Diemer 63, Anm.139 nach Salzman 79-83. Der Hahn im Bild soll sich auf den ersten Hahnenschrei des ersten Tages des Jahres beziehen.

33 Vgl Salzman 257 Anm.39.

34 Peiresc ep.82, Lhote 2, 279 vom 10.3.1621: Un certo Ioanne Sibille Geographo ha fatto un supplemento delle figure et inscrittioni che mancano già.à piu di 30 anni, ma senza fondamento, di modo che non c'è niente che vaglia, ne che risponda al vero, si comme per l’inscrittioni si giudica dall’editione dell’Hervartio… Vgl dazu den undatierten fragmentarischen Brief von Peiresc an Schilder, Carpentras Bibl. Inguibertine, ms. 1876, f.123v, wo Gobille zitiert wird: restaurata et suppleta per me Jean Gobille geograph.; dazu Stern 38.

35 Salzman 257 Anm.39.

Im Bild stützt sich eine jugendliche männliche Gestalt auf einen langen Stock, den er mit der linken Faust am Kinn hält, mit der Rechten weist er auf eine Flamme; die kurzhaarige Gestalt ohne Kopfbedeckung ist mit einem an den Handgelenken verzierten, teilweise geschürzten Untergewand und mit einem über der Brust zusammengehaltenen Mantel sowie mit bis zu den Knien geschnürten Sandalen bekleidet. Die Flamme befindet sich in einem mit einem langen geschwungenen Seitenteil versehenen kasserollenähnlichen Gefäß, das neben einem anderen Rundgefäß mit Dorn auf einem gemauerten Tisch (Altar ?) steht. Die Füße des Altars sind verbunden durch eine Strebe mit einer halbkreisförmigen Ausbuchtung. Am Boden liegt ein wohl metallenes Gerät, dessen Funktion undurchschaubar bleibt. Über der Flamme befinden sich zwei stark ornamentalisierte Gegenstände, deren Funktion ebenfalls offenbleiben muss. Unklar ist auch die Funktion des füllhornähnlichen Gegenstandes im rechten Bildteil, an dem an einem schmalen Band ein Metallkessel mit Henkel und drei Füßen hängt. Dieses Füllhorn endet an seiner Spitze in einer Blüte mit Deckblatt und besteht aus vier (R2) bzw. fünf (R1) konzentrischen Kreisen.

Zwischen Füllhorn und Kopf des dargestellten sind zwei ähnliche kegelförmige Gegenstände dargestellt. Unter dem Kessel befindet sich ein runder Gegenstand mit zwei lanzenförmigen Ansätzen. Die Spitzen bilden zusammen mit dem Rahmen ein Dreieck in der rechten unteren Ecke.

Im Bilde dürfte eine antike Opferdarstellung deformiert worden sein. Das zeigt sich 1. an der Umgestaltung des Altars, 2. am Stab, auf den sich der Dargestellte stützt und dabei in einem seltsamen Gestus sein Kinn auf diesem ruhen lässt, sowie 3. an der raumfüllenden Verstreuung verschiedener (metallischer ?) Gerätschaften, die fast nach der Art eines Asarotonmosaiks wirken. Ein Widerspruch besteht auch zwischen der Interpretation als Opferszene und der Darstellung der Männerfigur, die über ihrer Kurzhaarfrisur kein Velum hat, so dass die normale Ikonographie einer Opferszene capite velato nicht gegeben ist.

3. Kommentar

Welche Aktion dieses Bild darstellen soll, ist umstritten, zumal es für diesen Bildtypus des Jänners keine Parallelen gibt.36 Einerseits sieht man seit Mommsen in dem Bild eine Opferhandlung. Ein Vicomagister bringe anlässlich der Compitalia ein Opfer dar.37 Bei einem solchen Opfer zum Spielbeginn wäre für das ursprüngliche Bild mit einer Velatio des Opfernden auch noch im vierten Jahrhundert38 zu rechnen.39 Andere Deutungen sehen hier den Konsul beim Opfer am Jahresbeginn (votorum nuncupatio)40. Für eine solche Interpretation sprechen die Attribute Hahn41 und Kleeblatt.42 Da Salzman in dem Gewandbesatz einen Gemmenschmuck sieht, bezieht sie das Bild auf das Opfer des Konsuls am 1. Jänner.43

36 Vgl dazu Salzman 80.

37 3. Jänner nach Polemius Silvius; in KAL sind für diesen Tag ludi angegeben, allerdings ohne genauere Bezeichnung.

Mommsen identifiziert sie auf Grund von Polemius Silvius als Compitalia.

38 Wie konstantinische Münzen zeigen, z.B. RIC VIII 46 von 347/48 aus Cyzicus

39 Vollgraff 1932 mit Kritik an Strzygowskis Beschreibung. Diese Kritik bleibt unklar, weil hier in die Beschreibung des Wiener Bildes die Interpretation der verlorenen Vorlage einfließt, so dass der Pileus Pannonicus (Fellmütze) bei ihm zu einem „caput velatum“ wird.

40 Stern 1981, 457.

41 Zu den apotropäischen Eigenschaften des Hahns vgl. NPint, Huhn (Hahn), (Hünemörder).

42 Dabei dürfte das dreiblättrige Kleeblatt als Glückzeichen ein deutlicher Hinweis auf die spätmittelalterliche Bildadaption sein. Im sekundären Parallelbild von R2 und R1 hält die entsprechende Gestalt einen Stab in der linken Hand. Salzman 81 interpretiert das Kleeblatt nach Meslin 52ff., als Immergrün und sieht darin ein Glückszeichen.

43 Salzman 81: Because of the gems on his toga, I would say that this man is a consul performing a sacrifice to Jupiter Optimus Maximus at the Capitolium as part of his vows pro salute rei publicae, the act with which the consul traditionally opened the New Year on l January.

Der Konsul als Jännerbild ist auf Kalendermosaiken anzutreffen44, hält aber dort mit der Rechten eine Mappa, um die Rennen zu starten.45 Daneben gibt es, wie z.B. das Mosaik von El Djem zeigt, eine Reihe von lokalen Bildkonzeptionen des Monats Jänner.46

5.2 Der Februar (erhalten in V,B,R2, Berl)47

1. Der Codex Vindobonensis – V (f.3v), ohne Bildüberschrift

In einer stark manierierten Stellung hält eine stehende Frau, die nach links unten blickt, mit beiden Händen einen Vogel mit Entenschnabel, Halsband und ausgebreiteten Adlerflügeln.

Schrittgestus und Körperformen wirken übertrieben exaltiert, da die Position der Frau mit vorgebeugten Knien bei gespreizten Beinen dargestellt wird. Dabei ist der Körper stark zurückgenommen, der Kopf ist zur rechten Schulter gedreht und sie blickt zum linken unteren Bildrand; ihre Arme sind nach rechts vorgestreckt. Der Torsion des Körpers entspricht die Gewandbehandlung über den Beinen, eng anliegend, sonst sehr faltenreich und ausladend.

Ähnliches findet sich bei der Ausführung des Schleiers, der auf dem Oberkopf durch eine Schleife gehalten wird. Entsprechend wirken auch die weiblichen Körperformen, insbesondere die Brüste und der übertrieben hervorquellende nackte Bauch48. Antike Gewandfalten dürften hier im Geschmack der Zeit uminterpretiert worden sein.

Am rechten Arm zeigt sich ein Teil des eng anliegenden Untergewandes. Die weichen und runden Gesichtsformen weisen auf einen jugendlichen Typus hin. Einige Haarsträhnen schauen unter dem Schleier hervor. Umgeben ist sie an ihrer linken Seite von einem großen Fisch, der, wie die beiden anderen Objekte ohne einen räumlichen Bezug ins Bild aufgenommen wurde. Das gilt auch für den Kranich (Ibis ?), der seinen langen Hals in einer S-Linie rückwärts der Frau zuwendet. In der linken oberen Ecke des Bildes schwebt in Kopfhöhe der Frau ein horizontal dargestellter Kantharos aus getriebenem Metall, dessen Inhalt sich mit großem Schwall in Richtung des Vogels ergießt. Die parallel geschwungene Gestaltung des Kranichhalses und des Schleiers sowie die Gewandfalten im Schoß der Frau betonen die Dynamik des Bildes.

2. Der Codex Bruxellensis - B (f. 201) Bildüberschrift: Mensis Februarius,

Die größtenteils dicht gefüllte Bildfläche nimmt zentral eine Gestalt ein, die nach rechts gewandt auf einer angedeuteten Grundlinie in Ausfallstellung breitbeinig steht und ihren Kopf zur rechten Schulter zurückwendet. Diese Gestalt scheint, was den Oberkörper angeht, als weiblich aufgefasst zu sein, die engen Hosen zeigen aber, dass es sich eigentlich um eine männliche Gestalt gehandelt haben dürfte. Bekleidet ist sie zudem mit einer auffallend kurzen gegürteten Tunika und einem wallenden Mantel, der die Gestalt faltenreich umgibt. Der Mantel ist über den Kopf geführt und bildet über dem Oberkopf einen hornähnlichen Knoten. Das volle jugendliche Gesicht wird vom langen Haar unter dem Mantel gerahmt. In den weiten, nach vorne gestreckten Händen hält die Gestalt einen großen Vogel mit einem Entenkopf, Halsband und ausgebreiteten

44 Stern 222f. und pl. 32,1 verweist für das Jännerbild unter anderem auf das Mosaik aus Argos im Osten (Åkerström 1974. 124, Dunbabin 1999, Abb.233; Salzman 81 und Abb.89), ferner auf das Mosaik aus Saint Romain-en-Gal im Musée de St Germain-en-Laye mit der Darstellung „sacrifice aux Lares“ (Stern 206 und pl. 38,3, López 109-110);

Stern 206: Le tableau du sacrifice ne peut donc représenter qu'une cérémonie du mois de janvier. Les Saturnales du 17 décembre et les Terminalia du 23 février étant éliminées, il ne saurait s'agir que d'un sacrifice aux Lares compitales de janvier, fête populaire qui figure aussi bien dans les ménologes rustiques que dans d'autres textes apparentés.

45 Salzman Abb.89.

46 H.Slim, El Jem, l’antique Thysdrus, Tunis 2007; Dunbabin 1978, 289.

47 Stern 234-239, Salzman 95f.

48 Vielleicht liegt hier ein Missverständnis des Künstlers vor, der den Bauch als ein mit dem Vogel in Zusammenhang stehendes Gefäß aufgefasst hat.

adlerähnlichen Schwingen. Die Gestalt ist von maritimen Motiven umgeben, die in der Luft zu schweben scheinen: am rechten Bildrand befinden sich über einem großen Fisch mit dem Kopf nach unten zwei tintenfischähnliche Tiere, zwischen denen ein vogelähnliches Wesen dargestellt ist. Am linken Rand ist durch das Rahmensystem des Zeichners die Darstellung teilweise beschnitten. Links unten findet sich ein Kranich (Ibis ?), der seinen Kopf mit dem langen Schnabel und s-förmigen Hals nach rückwärts zur Gestalt hin wendet. In Kopf- und Schulterhöhe der Gestalt sind drei Tritonshörner und ein wohl metallener Kantharos, aus dem flußähnlich das Wasser strömt.

3. Der Codex Barberini - R1 (f.17)

Bildüberschrift im Türsturz des Dreiecksgiebels: Mensis Februarius; die Tetrastichen stehen am rechten Rand, unter der Basis des Bildes befindet sich der Hexameter des Distichons.49

Unter dem Rahmen steht der Hexameter des Distichons und am rechten Blattrand das Tetrastichon, zum Bild hin um 90° gedreht, in 2 x 2 Zeilen.

Eine männliche Gestalt nimmt in ausholender Schrittstellung nach rechts die Bildmitte ein, sie ist bekleidet mit einem weiten, fließenden Gewand, wobei sich das Untergewand und das gegürtete Obergewand schwer unterscheiden lassen. Dazu kommen ein Mantel und ein Tuch, das den Kopf bedeckt und über der Stirn einen hornähnlichen Knoten besitzt. Unter dem Kopftuch rahmen kurze Haare das jugendliche Gesicht, dessen große Augen aus dem Bild herausschauen.50

Mit beiden Händen hält die Gestalt einen Adler mit Entenschnabel, der am Hals einen Ring trägt.

Am rechten Bildrand ist ein maritimes Ensemble zu sehen mit einem großen senkrecht stehenden beschuppten Fisch mit Kopf nach unten und darüber drei tintenfischähnliche Tiere ohne Raumbezug. Am linken Bildrand wird das maritime Motiv wieder aufgenommen; im oberen Teil von drei Tritonshörnern und einem reich dekorierten, metallenen Kantharos, aus dem Wasser strömt, im unteren Teil durch einen Kranich (Ibis), der geringfügig Gewand und Rahmen überschneidet. Dieser schreitet aus dem Bild heraus, hat aber seinen s-förmigen Hals zurückgewendet und blickt auf die Gestalt.

4. Der Codex Berlin (f.231 ehem. f.226) Der Bildtitel steht am unteren Rand: feb.

Auf dem lavierten Blatt findet sich die Darstellung erhöht und ohne Markierung einer Bodenlinie.

Die große Mittelfigur schreitet nach rechts, dreht aber den Kopf auf die andere Seite nach links unten. Der Dargestellte ist unrömisch bekleidet eher nach Frauenart oder nach persischer Mode mit einem weiten und langen gegürteten Gewand, über dem er ein gegürtetes kurzes Gewand und den Mantel trägt, der sich hinter dem Rücken in einem kunstvollen Faltenwurf bauscht. Der Kopist dürfte sich angesichts einer ungewöhnlichen Bekleidung in seiner Vorlage für die ihm bekannte Darstellung traditioneller reich gekleideter Frauen entschieden haben.

Der bärtige Kopf des Mannes wird von einem schleierartigen Fell bedeckt, das einen Haarkranz freilässt, und hat auf dem Vorderkopf eine knotenförmige Applikation. Mit beiden Händen hält er nach rechts ein hybrides Vogelvieh mit Adlerschwingen, Gänsehals und langem Entenschnabel.

Am Halsansatz hat es einen Ring. Unter dem Vogel und den Armen ist maritime Thematik angedeutet mit einem nur im Umriss skizzierten großen Fisch und drei Mollusken. Diese Thematik setzt sich auch am linken Bildrand fort mit dem Kranich links unten, der dabei ist aus dem Bild zu schreiten, während er seinen Kopf nach hinten zurück zum Dargestellten wendet.

Darüber drei Tritonshörner, zwischen denen sich ein starker Wasserschwall in einer kurvierten Linie aus einem Kantharos ergießt.

49 Vgl 7.3 Monatsverse S.335. 342.

50 Die Qualität der Zeichnung lässt das Vorhandensein eines Bartes nicht eindeutig feststellen.

5. Kommentar

Basieren dürfte die Darstellung des Februars auf einem Bild des Winters im jahreszeitlichen Zusammenhang, das in der Antike verbreitet gewesen sein dürfte. Das Bild einer Frau mit bedecktem Kopf umgeben von Wassertieren aller Art ebenso wie eine Frau mit einem Wasserkrug findet sich in Mosaiken in Syrien51, in Nordafrika52 und in Griechenland53 in Handschriften54.

Die ältere Deutung des Bildes folgte in den Grundzügen Peiresc, der 1620 einen Bezug zu den Vestalinnen und dem am 15. Februar gefeierten Fest der Parentalia zu sehen glaubte55. Erst die neuere ikonographische Forschung zu den Jahreszeiten und Monatsbildern veränderte die Sicht und sah den Zusammenhang mit den jahreszeitlichen Darstellungen der Horen.

5.3 Der März56

1. Der Codex Vindobonensis – V (f.4v), ohne Bildüberschrift

Das Bild zeigt einen jungen Mann mit energisch manierierter Schrittstellung in Richtung rechter Bildrand, während Oberkörper, Kopf und vor allem die rechte Hand zum linken Rand gedreht sind. Bekleidet ist er mit einem Lendenschurz aus Fell mit einem schmalen Gürtel und einem Gewandstück aus einer Stoffbahn, die über der linken Schulter verknotet ist und in Fransen endet.

Sie wird unter der rechten Achsel durchgeführt, so dass neben den Armen große Teile des Brust und Bauchbereichs freibleiben. Die nackten Beine und die unbeschuhten Füße sind sehr muskulös ausgebildet. Der jugendliche, fast weibliche Kopf, mit einer markanten Formung von Jochbein, Nase und Mund, wird teilweise gerahmt von den Haarlocken, die am Hinterkopf zu einem Knoten gebunden zu sein und der Haarenden wegzuwehen scheinen. Der Blick der großen Augen geht am erhobenen Zeigefinger der rechten Hand und an dem kleinen Vogel, auf den die Gestalt weist, vorbei. Dabei ist der rechte Oberarm in der Ausführung verunglückt und extrem verkürzt. Dies scheint auch auf den linken Arm zuzutreffen, mit dem ein drängender Ziegenbock an der Kehle zu einer Art “Paradestellung” festgehalten wird. Konstruktiv zum Bildaufbau werden die parallel geführten Beine der Gestalt und des Bocks gebraucht. Dadurch wird eine Bildperspektive aufgebaut. Diese wird durch die Melkgefäße, die hinter dem rechten und vor dem linken Fuß stehen, noch deutlich unterstützt. In der Bildecke rechts unten befindet sich ein bauchiges Gefäß mit einem großen Henkel, dessen Fuß, Leib und Hals mit Kammmustern

Sie wird unter der rechten Achsel durchgeführt, so dass neben den Armen große Teile des Brust und Bauchbereichs freibleiben. Die nackten Beine und die unbeschuhten Füße sind sehr muskulös ausgebildet. Der jugendliche, fast weibliche Kopf, mit einer markanten Formung von Jochbein, Nase und Mund, wird teilweise gerahmt von den Haarlocken, die am Hinterkopf zu einem Knoten gebunden zu sein und der Haarenden wegzuwehen scheinen. Der Blick der großen Augen geht am erhobenen Zeigefinger der rechten Hand und an dem kleinen Vogel, auf den die Gestalt weist, vorbei. Dabei ist der rechte Oberarm in der Ausführung verunglückt und extrem verkürzt. Dies scheint auch auf den linken Arm zuzutreffen, mit dem ein drängender Ziegenbock an der Kehle zu einer Art “Paradestellung” festgehalten wird. Konstruktiv zum Bildaufbau werden die parallel geführten Beine der Gestalt und des Bocks gebraucht. Dadurch wird eine Bildperspektive aufgebaut. Diese wird durch die Melkgefäße, die hinter dem rechten und vor dem linken Fuß stehen, noch deutlich unterstützt. In der Bildecke rechts unten befindet sich ein bauchiges Gefäß mit einem großen Henkel, dessen Fuß, Leib und Hals mit Kammmustern

Im Dokument Das Kalenderhandbuch von 354 (Seite 172-200)