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Die britische Untersuchung von Bradshaw und Mitarbeitern

TEIL III: EMPIRISCHE ANALYSE

7.2 Die britische Untersuchung von Bradshaw und Mitarbeitern

Unter dem Titel “Absent Fathers?“ führen Bradshaw und seine Mitarbeiter 1995/1996 eine Untersuchung zu den Lebensumständen getrennt lebender Väter in Großbritannien durch.114 Ziel ist es dabei u.a., die Einflussfaktoren zu benennen, die die Leistung von Unterhaltszahlungen bzw. die Aufrechterhaltung einer intensiven Vater-Kind-Beziehung begünstigen. Mittels persönlichen Face-to-Face-Interviews werden sowohl getrennt lebende Väter wie auch unterhaltsberechtigte Mütter von leiblichen und biologischen Kin-dern befragt. Darüber hinaus wurden, wie im deutschen Fall, qualitative Interviews ge-führt. Im Folgenden werden nur die quantitativen Angaben der Trennungsväter berück-sichtigt. Mittels Filterführung wird die Sekundäranalyse nur Angaben zu Kindern im Alter von bis zu 16 Jahren sowie Kindern zwischen 17 und 18 Jahren, die sich in Vollzeitaus-bildung befinden, berücksichtigen. Damit können 616 Fälle analysiert werden.

112 Zur genauen Zusammensetzung der einzelnen Stichproben findet sich im Anhang eine Übersicht (Tab.

B.1 bis B.3).

113 Die Angaben zu weiteren Beziehungen können jedoch nicht ausgewertet werden, weil diese im Datensatz nicht mehr enthalten sind. So werden von 44 Vätern, die angeben, Kinder aus mehr als einer gescheiterten Beziehung zu haben, nur die Informationen zur letzten aufgeführt.

114 Die erforderlichen Vor- und Nacharbeiten zur Erhebung der Originaldaten wurden von Julie Williams, Jonathan Bradshaw, Carol Stimson und Christine Skinner durchgeführt; der Datensatz durch NOP Market Research Limited sowie dem Office of Population Censuses and Surveys erhoben. Finanziert wurde die Untersuchung vom Economic and Social Research Council sowie dem Department of Social Security. Die nachfolgende Sekundäranalyse liegt allein im Verantwortungsbereich der Autorin der vorliegenden Arbeit.

Anders als in der deutschen und auch in der norwegischen Studie wird in der britischen Untersuchung versucht, Angaben zu allen getrennten Elternschaften des Vaters zu erfas-sen. Maximal werden Informationen zu drei gescheiterten Beziehungen, aus denen Kinder hervorgegangen sind, erhoben. Zunächst wird erfragt, aus wie vielen Partnerschaften, der Vater getrennt lebende Kinder hat, die dann in verschiedenen Themenblöcken des Frabogens abgearbeitet werden. Die Erhebung beginnt dabei mit den Angaben zur ersten ge-trennten Beziehung des Vaters, aus der Kinder entstanden sind. Hier liegen die Angaben fast aller Väter vor, im Gegensatz zu den Informationen zu weiteren Elternschaften. Die Häufigkeitsverteilung der Variablen zur Anzahl der getrennt lebenden Beziehungen mit Kindern legt eine höhere Anzahl an Fällen nahe, als Informationen zur zweiten und dritten Elternschaft tatsächlich vorliegen. So müssten insgesamt 175 Väter Angaben zu mehr als einer Elternschaft machen, je nach Variable sind es jedoch nur 30 bis 40 Fälle, die Aus-künfte zu weiteren Beziehungen geben. Diese Besonderheit des britischen Datensatzes legt nahe, die Analyse auf die erste Partnerschaft des Vaters zu beziehen, aus der Kinder entstanden sind. Leider sind die Angaben zum Unterhalt nur für die letzte Beziehung er-fragt worden. Damit stellt sich die Schwierigkeit, die sozio-emotionalen Angaben von Mutter und Kind den richtigen Angaben zum Unterhalt, zur finanziellen Unterstützung und den Merkmalen der Mutter zuzuordnen, d.h. die Merkmale einer Mutter Xm und ihren Kindern x1 und x2 müssen den Unterhaltszahlungen des Vaters an diese Mutter Xm zuge-ordnet werden.115 Aufgrund dieser Unsicherheit im britischen Datensatz berücksichtigt die folgende Sekundäranalyse nur diejenigen Väter, die entweder nur eine Beziehung mit Kindern hatten, die inzwischen gescheitert ist, oder die nur eine Antwort bezüglich der Beziehung zur Kindesmutter und zum Kind geben. Dieses Vorgehen basiert auf der An-nahme, dass Väter, die im ersten Teil Angaben machen, der sich primär auf Care-Aspekte

115 Diese Inkonsistenz im Datensatz kann mehrere Ursachen haben und nicht abschließend geklärt werden.

Zunächst kann die Variable (c4), die angibt wie viele Beziehungen der Vater in der Vergangenheit hatte, die gescheitert sind und Kinder hervorgebracht haben, fehlerhaft sein. Die hohen Ausfälle könnten vorsichtig als Hinweis gedeutet werden. Insgesamt liegen nur 498 Angaben von insgesamt 616 Vätern vor. 114 Vätern werden mit der Ziffer 5 kodiert. Dem Codebook ist jedoch nicht zu entnehmen, wofür diese Kodierung steht.

Vielleicht gibt es tatsächlich nur rund 30 Väter, die eine zweite und dritte Beziehung haben und zu dieser Angaben machen, anstatt der 173, wie es die Häufigkeitstabelle der Variablen c4 nahelegt. Es gibt jedoch keinerlei weitere Informationen in dem Datensatz, die diese Vermutung bestätigen oder entkräften. Eine andere naheliegende Annahme ist, dass der Fragebogen zu umfangreich konzipiert worden ist, so dass die Väter immer nur zu einer Beziehung Angaben gemacht haben und der Interviewer nicht mehr zu den Fragen in den Blöcken F bis I (2. und 3. bzw. letzte Beziehung) gekommen ist. In der Dokumentation des Daten-satzes sind auch für diese Vermutung keinerlei Anzeichen zu finden. In der Veröffentlichung der Ergebnisse von Bradshaw und MitarbeiterInnen (1999) scheinen die Angaben zu der ersten gescheiterten Beziehung mit Kindern herangezogen worden zu sein. Doch auch dies wird nicht expliziert, sondern folgt aus eigenen Nachrechnungen, die ähnliche Ergebnisse erzeugten wie die im Buch dargestellten. Es kann jedoch nicht mit abschließender Sicherheit gesagt werden, ob diese sich auf dieselbe Beziehung beziehen, wie die Blöcke J, K und T, die v.a. finanzielle Aspekte des väterlichen Sorgehandelns abbilden.

bezieht, im zweiten Teil zur Cash-Dimension die Perspektive nicht wechseln, d.h. wenn sie mit einer Beziehung anfangen, dann bleiben sie bei dieser Elternschaft auch im spä-teren Teil des Fragebogens, der sich auf den Unterhalt bezieht und laut Interviewer-anweisung eine andere Beziehung betreffen sollte. Insgesamt 39 Väter, die Angaben zu mehr als einer Elternschaft machen, werden aufgrund der Unsicherheiten aus der Analyse ausgeschlossen.116 Es bleiben damit Informationen zu 576 britischen Nachtrennungsvätern erhalten.117

Insgesamt sind von den drei vorliegenden Untersuchungen die britischen Daten inhaltlich am umfangreichsten. Es können 22 unterschiedliche Themenblöcke im gesamten Frage-bogen ausgemacht werden. Erhoben werden dabei u.a. ausführliche Informationen zur Haushaltszusammensetzung des Vaters, zu seiner aktuellen und vergangenen

116 Dabei ist darauf zu verweisen, dass die hier ausgeschlossenen Väter mehr als eine Angabe zu geschei-terten Beziehungen mit Kindern gemacht haben. Es kann angenommen werden, dass Väter mit mehreren getrennt lebenden Elternschaften besondere sozio-ökonomische Charakteristika aufweisen. Dies zeigt auch die nähere Betrachtung dieser ausgeschlossenen Gruppe. Unterschiede zwischen Vätern, die in die Berech-nungen eingehen zu denen, die ausgeschlossen werden, ergeben sich für die Variable des Einkommens. Hier zeigen die Ausfälle ein geringeres Einkommensniveau. Ähnliches gilt für die Angaben zur ökonomischen Situation der Väter. Nicht berücksichtigte Fälle schätzen ihre ökonomische Situation häufiger schlecht ein, als Väter, die in die Untersuchung eingehen. Darüber hinaus sind sie häufiger erwerbslos bzw. geben eine geringere Arbeitszeit und ein niedrigeres Ausbildungsniveau an. Die Väter können weniger Auskunft über die Beziehungssituation der Kindsmutter geben, waren deutlich seltener mit dieser vor der Trennung verhei-ratet sowie auch kürzer liiert und zeigen häufiger Streitigkeiten bei der Festlegung des Unterhalts. Weniger der ausgeschlossenen Väter machen Angaben zum Verhältnis zur Kindsmutter im Zeitpunkt der Befragung.

Wenn sie eine Antwort geben, charakterisieren sie dieses seltener freundschaftlich als Väter, die in die Analyse eingehen. Auch die Informationen zur ökonomischen Situation der Mutter liegen den nicht berück-sichtigten Vätern – wie schon bei der mütterlichen Partnersituation – seltener vor. Die Väter, die antworten können, beschreiben die Finanzlage der ehemaligen Partnerin häufiger als schlecht. Desweiteren weisen die nicht berücksichtigten Väter ein geringeres Durchschnittsalter auf. Kaum nennenswerte Unterschiede in den Angaben ergeben sich jedoch zur Distanz zwischen den Wohnorten, zur Kinderzahl im Haushalt des Vaters und zur väterlichen Partnersituation. Die Zusammensetzung dieser Gruppe Väter weist auf einen höheren Anteil an „Problemfällen“ hin. Das bestätigt auch die Betrachtung der Care- bzw. Cash-Variable – unab-hängig voneinander - in dieser Gruppe. Die ausgeschlossenen Väter zeigen deutlich mehr Unterhaltsausfälle und Kontaktabbrüche. Insgesamt wird durch den Ausschluss dieser bestimmten Vätergruppe das väterliche Sorgehandeln in Großbritannien insgesamt (etwas) unterschätzt.

117 Es kann abschließend jedoch nicht geklärt werden, ob innerhalb dieses Vorgehens die Informationen einer Beziehung richtig zugeordnet werden. Der Vergleich der Väter, deren Angaben als gesichert gelten können, weil sie nur eine Elternschaft angeben und zu dieser auch Informationen liefern, mit Vätern, deren Antworten Unsicherheit in sich bergen, weil sie mehr Elternschaften angeben als sie Antworten geben, scheint wenig hilfreich. Väter, die mehr als eine getrennte Beziehung aufweisen, aus der Kinder hervorge-gangen sind, zeigen andere Charakteristika wie auch eine andere Ausgestaltung ihres väterlichen Sorgehan-delns als Väter, die nur eine Elternschaft nennen. Ein Vergleich würde zwangsläufig zu Unterschieden zwi-schen den beiden Gruppen führen und keinen Aufschluss über die Zuordnung der Beziehungen in der un-sicheren Gruppe liefern. Desweiteren könnte ein Vergleich mit den „richtigen“ Mehrfachantworten sinnvoll erscheinen. Das bedeutet, Väter, die eine zweite oder dritte Elternschaft angeben und gleichzeitig eine zweite oder dritte Antwort geben, könnten mit den Vätern verglichen werden, die nur eine Antwort liefern trotz der Angabe mehrerer Elternschaften. Die Zahl der richtigen Mehrfachnennungen ist mit knapp 20 Fäl-len jedoch zu klein, um daraus sinnvolle Schlüsse ziehen zu können.

schaftssituation generell, zu Einzelheiten der jeweiligen Partnerschaften und den jeweils zugehörigen Kindern, zu seiner Unterhaltspraxis differenziert in formal festgelegten sowie eigenständigen (informalen) finanziellen Leistungen, zur sozio-ökonomischen Lage der beiden getrennten Partner, Erfahrungen mit der Unterhaltsbehörde sowie dem weiteren Verwandtschaftssystem.