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Die Beurteilungskriterien für die Standortattraktivität

6 Auswirkung auf die Besiedlung

6.4 Freizeit und Erholung

6.5.2 Die Beurteilungskriterien für die Standortattraktivität

Zur Beurteilung der Auswirkungen auf die Standortattraktivität werden die Veränderungen der Standortqualitäten in der Bauphase und im Betriebszustand gegenüber dem Ausgangszustand beurteilt. Es gibt quantifizierbare und nicht quantifizierbare Veränderungen der

Standortqualitäten. Beispiele für quantifizierbare Auswirkungen sind die

Flächenbeanspruchungen, Beschäftigteneffekte und Auswirkungen auf das Bruttoinlandprodukt, emittierte Luftschadstoffe oder messbare Lärmbelastungen. Beispiele für qualitative

Auswirkungen sind Veränderungen des Images oder eine Veränderung in der Wahrnehmung von Umwelteinflüssen durch die Bevölkerung.

Die Beurteilung der Auswirkungen stützt sich auf total 15 Beurteilungsmerkmale, wobei je fünf Merkmale den Nachhaltigkeitsbereichen Wirtschaft (W), Umwelt (U) und Gesellschaft (G) zugeordnet sind.

6.5.2.1 Überblick Beurteilungsmerkmale

Die Bewertung der Auswirkungen auf die Standortattraktivität stützt sich auf Ergebnisse des vorliegenden Raumplanungsberichts und des UVB-1. Die entsprechenden Quellenangaben sind in der dritten Spalte der Tabelle 6.5-1 vermerkt.

Tabelle 6.5-1: Merkmale zur Beurteilung der Auswirkungen auf die Standortattraktivität

Nachhaltigkeits-bereiche Beurteilungsmerkmale Quellenangaben zu den Ergebnissen Beurteilung unter Berücksichtigung von…

Beurteilung auf Basis von quantitativ feststellbaren Veränderungen:

Wirtschaft W1 Beschäftigungsentwicklung Kapitel 6.2 Wirtschaft W2 Wertschöpfungsentwicklung Kapitel 7

Wirtschaft W3 Land- und Forstwirtschaft Kapitel 4.2 und 4.3 Wirtschaft W4 öffentliche Finanzen, Steuern Kapitel 7

Umwelt U1 Schutz- und Naherholungsgebiete Kapitel 5

Umwelt U2 Lärmbelastung Kapitel 3.7, UVB 4.3

Umwelt U3 Luftbelastung UVB 4.2

Umwelt U4 Bodennutzung UVB 4.9

Gesellschaft G1 Bevölkerungsentwicklung Kapitel 6 Beurteilung auf Basis von qualitativ abgeschätzten Veränderungen:

Wirtschaft W5 Marktposition Energiewirtschaft Kapitel 7 Umwelt U5 Landschaftsbild, Ortsbild Kapitel 5 Gesellschaft G2 Mobilität, Verkehr Kapitel 6.4.2

Gesellschaft G3 Sorgen, Ängste der Bevölkerung Analogieschlüsse zu BFE (2006) [17], Abstimmungsergebnisse zu

Energievorlagen Gesellschaft G4 Image

Gesellschaft G5 Freizeit- und Kultureinrichtungen Kapitel 6.6

Zur Beurteilung wird auf die Ergebnisse der Fachkapitel zurückgegriffen. Die nachstehenden Hinweise stellen eine Ergänzung dar oder behandeln Aspekte, die bisher nicht zur Sprache kamen.

6.5.2.2 Beurteilungsmerkmale, Ergänzungen zu nicht quantifizierbaren Auswirkungen

Kapitel 7 behandelt die Auswirkungen auf die lokale und regionale Wirtschaft. Es wird angenommen, dass die Inbetriebnahme eines Grosskraftwerks im Stile des geplanten EKKB national die Marktposition der aargauischen Stromwirtschaft stärkt und zahlreiche hoch qualifizierte Arbeitsplätze im Kontext des EKKB in der Region verbleiben.

W5 "Marktposition Energiewirtschaft"

Die Bevölkerungsentwicklung steht in enger Wechselwirkung mit der Verkehrsanbindung der Gemeinden an die umliegenden Zentren und dem Mobilitätsverhalten der Bevölkerung. Es wird angenommen, dass das Vorhaben EKKB keinen Einfluss hat auf die Mobilität, d. h. die

G2 "Mobilität, Verkehr"

Verkehrsanbindung und das Mobilitätsverhalten ändert sich weder in der Bauphase noch im Betriebszustand spürbar.

Bezüglich der sozioökonomischen Auswirkungen beim Bau neuer Kernanlagen wird auf eine umfassende Grundlagenstudie des Bundesamts für Energie (2006)

G3 "Sorgen und Ängste der Bevölkerung" und G4 "Image"

[18] zurückgegriffen, die im Zusammenhang mit dem "Sachplan geologische Tiefenlager" (vgl. Kapitel 8.1.6) erarbeitet wurde.

Diese Studie untersucht die sozioökonomischen Auswirkungen von nuklearen Entsorgungsanlagen im Hinblick auf wirtschaftliche, gesellschaftliche und umweltrelevante Aspekte. Wenngleich sich der Gegenstand der Studie (nukleare Entsorgungsanlagen) vom Gegenstand des

Rahmenbewilligungsgesuchs (Kernkraftwerk) unterscheidet, so gibt die Studie doch interessante und aufschlussreiche Hinweise zur Wahrnehmung von Kernanlagen durch die Bevölkerung.

Zusammenfassend stellt die Studie Folgendes fest: "In keiner der untersuchten Regionen hat sich die (nukleare) Entsorgungsanlage negativ auf die Bevölkerungsentwicklung ausgewirkt. Ängste der Bevölkerung um die Gesundheit, die Unversehrtheit der Umwelt und das Image der Region können jedoch eine erhebliche Bedeutung haben. Eine nukleare Entsorgungsanlage polarisiert und kann zu Spannungen in der Bevölkerung führen, die sich auf weitere Bereiche des

Zusammenlebens und auf die Entscheidungsfindung für regionale Projekte negativ auswirken können. Die Veränderung der Lebensqualität wird in den Bevölkerungsbefragungen

unterschiedlich und teilweise widersprüchlich beurteilt."

Aussagekräftig sind zudem die Ergebnisse von KKW-relevanten Abstimmungsvorlagen in jüngerer Vergangenheit. Am 18. Mai 2003 kamen mit den Volksinitiativen "Strom ohne Atom" und

"Moratorium Plus" zwei Vorlagen im Zusammenhang mit Atomstrom und AKWs zur Abstimmung.

Das Schweizer Volk verwarf die Initiative "Strom ohne Atom" mit 66% zu 34%, im Kanton Aargau verwarf die Bevölkerung die Initiative mit 76,6% zu 23,4% und in der Kernregion Unteres Aaretal gar mit 88,5% zu 11,5%. Die Volksinitiative "Moratorium Plus – Für die Verlängerung des

Atomkraftwerk-Baustopps und die Begrenzung des Atomrisikos" zeichnet sich ein ähnliches Bild ab (vgl. Tabelle 6.5-2).

Die Abstimmungen vom 18. Mai 2003 zeugen im lokalen und regionalen Umfeld von einer grossen Akzeptanz gegenüber dem bestehenden Kernkraftwerk Beznau sowie gegenüber einer Offenhaltung der Option "Kernenergienutzung". Demgegenüber steht die Erkenntnis, dass neue Kernanlagen bei der Bevölkerung polarisieren und dass Ängste und Sorgen bei der Bevölkerung eine erhebliche Bedeutung haben können. Diese generellen Feststellungen lassen keine

abschliessende Beantwortung der Frage zu, ob sich durch den Bau und Betrieb von EKKB die Standortattraktivität in der Kernregion und dem 20 km-Perimeter insgesamt verringern wird.

Tabelle 6.5-2: Abstimmungsresultate in der Kernregion, im Kanton Aargau und in der Schweiz für die Energievorlagen vom 18. Mai 2003

Initiative "Strom ohne Atom" Initiative "Moratorium Plus"

Stimmen in % Stimmen in %

6.5.2.3 Bewertungssystem für die Beurteilung der Auswirkungen auf die Standortattraktivität

Die Auswirkungen auf die Standortattraktivität in der Bauphase werden nachstehend anhand des folgenden Bewertungssystems beurteilt:

Bewertung:

++ positive Wirkung, ziemlich bis sehr ausgeprägt + eher positive Wirkung erwartet, leicht ausgeprägt -- negative Wirkung, ziemlich bis sehr ausgeprägt

- eher negative Wirkung erwartet, leicht ausgeprägt, feststellbar

0 Wirkungen für die Standortattraktivität fallen für die Analyseregion kaum oder nicht ins Gewicht

x Widersprüchliche oder polarisierende Wirkungen auf die Standortattraktivität Der bestehende Zustand wird als Ausgangs- und Referenzzustand definiert. Die Beurteilung bezieht sich auf die Abweichungen vom Ausgangszustand (Bauphase, Betriebszustand).

6.5.3 Auswirkungen auf die Standortattraktivität während der Bauphase