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Deskriptive Analyse der Stichprobe

8. Zusammenfassung und Ausblick

8.4. Schlussbetrachtung

5.3.3. Deskriptive Analyse der Stichprobe

In Tabelle 13 sind die Verteilungen der Umsätze und der F&E-Aufwendungen der Unternehmen der Stichprobe im Jahre 2000 dargestellt. Ein Fünftel der Unternehmen wies einen Umsatz von unter einer Million US$ aus. Weitere 45,6% der Unternehmen erzielten einen Umsatz im Bereich zwischen einer und zehn Millionen US$. Im selben Bereich lag entsprechend der Median bei US$ 3,841 Millionen. Der Mittelwert betrug dagegen auf Grund einiger sehr großen Unternehmen US$ 37,536 Millionen.

Gesamt

Tabelle 13: Verteilung der Umsätze und F&E-Aufwendungen im Jahr 2000.

Gegenüber dem Umsatz sind die F&E-Aufwendungen nach oben verschoben. Nur ein geringer Teil der Unternehmen gab weniger als eine Million US$ für Forschung und Entwicklung aus. Der Median der F&E-Aufwendungen lag mit US$ 14,672 Millionen deutlich über dem Median der Umsätze. Eine separate Analyse ergab, dass fast 70% der Unternehmen im Jahr 2000 mehr für Forschung und Entwicklung ausgaben als sie Einnahmen erzielten.

Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit dem langen und kostenintensiven Arzneimittelentwicklungsprozess (vgl. Abschnitt 3.2), an dem die im Fokus der vorliegenden Untersuchung stehenden Produktunternehmen direkt beteiligt sind. Auf Grund der langen Entwicklungsdauer, die bis zur Marktreife im Durchschnitt zehn bis 15 Jahre beträgt, werden Umsätze gegenüber den anfallenden F&E-Aufwendungen erst mit starker Zeitversetzung erzielt. Umsätze durch mögliche Lizenzabkommen können zwar früher auftreten, sie stellen zu diesem Zeitpunkt allerdings keinen kontinuierlichen Zahlungsstrom dar, da noch keine laufenden Lizenzgebühren anfallen, sondern lediglich einmalige Zahlungen erfolgen. Die Umsatzentwicklung ist daher im Bereich der arzneimittelentwickelnden Biotechnologie-unternehmen kein geeignetes Maß zur Abbildung der Unternehmensentwicklung. Daher wurden zur Bestimmung der Unternehmensgröße in der vorliegenden Untersuchung die Zahl der Beschäftigten und nicht die Größe des Umsatzes herangezogen (vgl. Tabelle 11).

Ein Vergleich der Umsatzzahlen und F&E-Aufwendungen der vorliegenden Untersuchung und der Arbeit von Hall zeigt, dass die Diskrepanz zwischen Umsatz und F&E-Aufwendung in der Untersuchung von Hall, die die gesamte Biotechnologiebranche betrachtet, weniger stark ausfällt82. Die Ursache hierfür liegt in den kürzeren und weniger kostenintensiven Entwicklungszyklen von anderen Segmenten der Biotechnologie. So durchlaufen beispielsweise Plattformunternehmen im Vergleich zu Produktunternehmen wesentlich kürzere Entwicklungszeiten und erzielen daher bereits zu einem früheren Zeitpunkt Umsätze (Ollig, 2002). Dieses Beispiel weist erneut auf die starke Heterogenität der Biotechnologiebranche und die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung dieser Branche hin, wie sie in der vorliegenden Untersuchung erfolgt.

82 Die F&E-Intensität liegt in der Untersuchung von Hall im Mittel bei 42% und der Median der F&E-Intensität beträgt 20% (Hall, 1999: S.36).

Tabelle 14 stellt als weitere Charakteristika der Unternehmen der Stichprobe die Verteilung der Gründungsart und der Börsennotierung dar. Die unabhängige Unternehmensgründung ist mit 62,9% die wichtigste Gründungsart, gefolgt von Spin-offs aus Universitäten und Unternehmen, deren Anteile jeweils 17,1% und 10,0% betrugen. Die Entstehung als Joint Venture oder Unternehmenszusammenschluss betraf dagegen nur 7,2% der Unternehmen und spielt daher eine untergeordnete Rolle.

Ein Vergleich dieser Verteilung der einzelnen Gründungsarten mit der Untersuchung von Hall ergibt keine großen Unterschiede83, so dass diese Verteilung als charakteristisch für die gesamten Gründungsaktivitäten der Biotechnologieindustrie in den USA angesehen werden können.

Gründungsart und Börsennotierung

Gründungsart

Unabhängige Gründung Spin-off einer Universität Spin-off eines Unternehmens Merger oder Joint Venture Keine Angaben

Gesamt

Börsennotierunga) Börsennotiert Nicht börsennotiert

Gesamt

n

44 12 7 5 2 70

58 12 70

Verteilung in %

62,9%

17,1%

10,0%

7,1%

2,9%

100%

82,9%

17,1%

100%

a) Die durchschnittliche Dauer bis zum Börsengang betrug 4,5 Jahre

Tabelle 14: Verteilung der Gründungsart und der Börsennotierung.

83 Hall identifiziert 60% unabhängige Gründungen, 16% Universitäts-Spin-Offs und 12% Unternehmensausgründungen (Hall, 1999).

Der Anteil der börsennotierten Unternehmen betrug in der vorliegenden Untersuchung 82,9%

und die durchschnittliche Dauer bis zum Börsengang lag bei 4,5 Jahren. Verglichen mit den Ergebnissen von Hall, die einen Anteil von 53% beobachtete (vgl. Hall, 1999: S. 38), ist dieser Anteil an börsennotierten Unternehmen überdurchschnittlich hoch. Der überdurchschnittlich starke Einsatz des Börsengangs als Finanzierungsinstrument könnte auf die hohen Kosten der Arzneimittelentwicklung zurückzuführen sein. Im Gegensatz zur Untersuchung von Hall, die die gesamte Biotechnologiebranche umfasst, stehen im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung Unternehmen, die sich direkt mit der Arzneimittelentwicklung und damit dem F&E-intensivsten Segment der Biotechnologie beschäftigen.

Die Bedeutung des Börsengangs für diese Unternehmen erhöht sich noch weiter, wenn der Effekt der notwendigen Entwicklungszeit bis zur Börsenreife berücksichtigt wird. Die zwölf nicht-börsennotierten Unternehmen waren mit durchschnittlich fünf Jahren signifikant jünger als die börsennotierten Unternehmen84 (T = –3,438; p < 0,01; zweiseitiger T-Test). Daher ist mit weiteren Börsengängen der Unternehmen der Stichprobe zu rechnen.

Abbildung 18 gibt schließlich einen Überblick über den maximalen Integrationsgrad, den die Biotechnologieunternehmen der Stichprobe erreicht haben. Lediglich 18 der 70 Unternehmen, d.h. 25,7%, waren vollständig integriert und hatten eigenständige Marketing- und Vertriebsaktivitäten aufgebaut. Diese Beobachtung bestätigt die Vermutung, dass die Mehrzahl der Biotechnologieunternehmen, auf Grund der hohen Integrationsbarrieren im Bereich der biopharmazeutischen Industrie, nicht vollständig integriert sind. Weiterhin weist die Verteilung ein Maximum im Bereich der Phase I/II der klinischen Entwicklung auf. Auch dies deutet auf die hohen Integrationsbarrieren hin, da insbesondere die klinische Phase III mit sehr hohen Entwicklungskosten verbunden ist (vgl. Unterabschnitt 3.2.3). Da davon auszugehen ist, dass das Alter einen starken Einfluss auf die Unternehmensgröße und den Integrationsgrad ausübt, wird dieser Zusammenhang im Folgenden anhand einer Korrelationsanalyse weiter untersucht.

84 Eine Korrelationsanalyse bestätigt diese Ergebnisse: Die Korrelation zwischen dem Unternehmensalter und der Börsennotierung betrug r = 0,385 (p < 0,01; einseitiger Test). Auch waren die nicht-börsennotierten Unternehmen signifikant kleiner als börsennotierte Unternehmen (r = 0,267; p < 0,05; einseitiger Test).

1

Abbildung 18: Häufigkeitsverteilung des Integrationsgrades.

Tabelle 15 stellt die Ergebnisse einer Korrelationsanalyse zum Zusammenhang zwischen Alter, Größe, sowie Integrationsgrad und Expansionsstrategie dar. Dabei wurde und ein Unternehmen auf Grund seiner Größe als Ausreißer von der Analyse ausgeschlossen (vgl.

Abschnitt 5.3.2) und bei der Analyse des maximalen Integrationsgrades auf Grund der Ordinalskala eine Rangkorrelation nach Spearman durchgeführt (vgl. Unterabschnitt 5.2.3.1).

Das Alter war positiv mit der Unternehmensgröße korreliert (r = 0,234; p < 0,001; einseitiger Test), und auch der maximale Integrationsgrad nahm mit zunehmendem Alter zu (Spearman's Rho = 0,358; p < 0,01; einseitiger Test). Gleichzeitig stieg mit zunehmender Vorwärtsintegration auch die Unternehmensgröße (Spearman's Rho = 0,511; p < 0,001;

einseitiger Test). Allerdings bestand keine Korrelation zwischen dem Unternehmensalter und dem Aufbau eigener Marketing- und Vertriebsaktivitäten. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass die vollständige Integration keine absolute Notwendigkeit darstellt und nicht als die Folge einer deterministisch-evolutionären Entwicklung angesehen werden kann. Auf Grund der starken Expansion entlang der Wertschöpfungskette, war die vollständige Integration jedoch positiv mit der Unternehmensgröße korreliert (r = 0,574; p < 0,001; einseitiger Test).

Schließlich nahm das Ziel der Expansion entlang der Wertschöpfungskette mit dem Alter und der Unternehmensgröße, sowie der Zunahme des Integrationsgrad ab (r = -0,165; p < 0,10 und r = -0,242; p < 0,05; sowie Spearman's Rho = -0,366; p < 0,01; jeweils einseitige Test).

Variablen

1. Alter

2. Anzahl der Mitarbeiter 3. Maximaler

Integrationsgrad 4. Existenz von Marketing

und Vertrieb

Korrelationskoeffizienten nach Bravais-Pearson und nach Spearman im Falle des maximalen Integrationsgradesa)

Tabelle 15: Zusammenhang zwischen Alter, Unternehmensgröße, Integrationsgrad und Expansionsstrategie.

Um das Ergebnis der fehlenden Korrelation zwischen Unternehmensalter und der Existenz eigener Marketing- und Vertriebsaktivitäten näher zu analysieren, ist in Abbildung 19 der Anteil der vollständig und nicht vollständig integrierten Unternehmen über dem Unternehmensalter aufgetragen. Der Anteil der vollständig integrierten Unternehmen lag in den Altersklassen ab fünf Jahren zwischen 26% und 40%, wobei diese Fluktuationen nicht signifikant sind85. Umgekehrt liegt der Anteil der nicht vollständig integrierten Unternehmen in diesen Altersklassen zwischen 60% und 74%. Dies bedeutet, dass auch die Mehrzahl der älteren Biotechnologieunternehmen der Stichprobe nicht vollständig integriert waren.

Gleichzeitig weist das Fehlen vollständig integrierter Unternehmen in der Altersklasse der Unternehmen, die jünger als vier Jahre waren, darauf hin, dass ein Mindestalter für das Erreichen der vollständigen Integration existiert. In der untersuchten Stichprobe lag das Alter des jüngsten, vollständig integrierten Unternehmens bei fünf Jahren. Zusammenfassend ergibt sich aus diesen Ergebnissen, dass eine fehlende vollständige Integration keinen Übergangszustand darstellt, sondern es sich hierbei um eine dauerhafte Unternehmens-positionierung handelt.

85 Die Erhöhung auf 40% in der Altersklasse der 17-20 Jahre alten Unternehmen ist bei insgesamt zehn Unternehmen durch die Fluktuation von einem Unternehmen zu erklären, so dass dieser Schwankung keine Bedeutung zukommt.

100%

74% 71% 73%

60%

26% 29% 27%

40%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Anteil der vollständig und nicht vollständig integrierten Unternehmen

N = 9

4 Jahre

N = 23 5-8 Jahre

N = 17 9-12 Jahre

N = 11 13-16 Jahre

N = 10 17-20 Jahre

vollständig integriert

nicht vollständig integriert

Unternehmensalter im Jahr 2000 N = 70

Abbildung 19: Anteil der vollständig und nicht vollständig integrierten Unternehmen über dem Unternehmensalter.

Es ist nun anzunehmen, dass die Bedeutung der Lizenzierung als Kommerzialisierungsstrategie mit dem Aufbau eigener Marketing- und Vertriebsaktivitäten abnimmt. Dies wurde durch die Angaben der befragten Unternehmen bestätigt, die ergaben, dass die relative Bedeutung der Lizenzvergabe als Kommerzialisierungsstrategie bei nicht vollständig integrierten Unternehmen im Mittel bei 75,9% und bei vollständig integrierten Unternehmen bei 38,4% lag. Trotz dieser deutlichen Bedeutungsabnahme ist festzustellen, dass die Lizenzierung auch von Unternehmen mit eigenen Vertriebsaktivitäten noch relativ hoch eingeschätzt wurde.