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IV. 3 1 Sam 5,9: Die Krankheit der Aschdoditer

IV.4  Ez 47,19: Der Bach Ägyptens

IV.4.2  Der Raschi-Kommentar zu Ez 47,19 Perusch Raschi zu Ez 47,19

]A[ תימורדעוצקמבלודגהםיבלפונהםירצמלחנדעלובגהךלוהםשמולודגהםיה לאהלחנ םירצמהלחנןומצעמדעךלהוהנמו .םודאידילעןצרבדממ .בגנלובגןתנךכהשמףאותיברעמ המיהויתואצותויהו ]B[ םעטהשאלםאו .אנסחאםגרותמיתאצמולחנלומכןאכרומאההלחנו אלואוהשובישרמואיתייה .אמעטבתילוילעתרוסמוהלעמלםעטהשםירצמהלחניתיארו .הטמל םיעוטםיארקםאיכןכןתנויומגרית

Übersetzung

]A[ Dem Bachlauf nach bis zum großen Meer: Also von dort führt die Grenze bis zum Bach Ägyptens, der ins große Meer mündet am südwestlichen Rand. So wie einst Moshe die Südgrenze bestimmte: „von der Wüste Zin an Edom entlang“ (Num 34,3) und „von Azmuna bis zum Bach Ägyptens und seinen Ausläufern ins Meer“ (Num 34,5). [B] Und ה ָל ֲח ַנ bedeutet hier das Gleiche wie לחנל „zum Bach“. Und ich fand es als אנסחא Erbe übersetzt. Und wäre der Akzent hier nicht auf der letzten Silbe – denn ich sah, dass ה ָל ְח֣ ַנ םִי ֑ ָר ְצ ִמ (Num 34,5) den Akzent auf der ersten Silbe hat und dass die Masora das als

„einzig mit dieser Akzentuierung“ anzeigt, – ich hätte gesagt, ein Fehler istʼs, und Jonatan hätte es so nicht übersetzt, sondern nur irrende Lehrer.

Der Raschi-Kommentar zur Phrase לוֹ ֑דָגּ ַהם֣ ָיּ ַהעל ֶאה֖ ָל ֲח ַנ in Ez 47,19 erörtert ein masoreti-sches Problem, das auch in den Büchern Numeri und Psalmen Referenzstellen auf-weist.416 Ausgangspunkt ist die Vision der zweiten Landverteilung an die Stämme Israels des Propheten Ezechiel (לאקזחי). In seiner Vision zeichnet der Prophet die Grenzen des Landes nach (Ez 47,13–20) und referiert dabei auf die traditionelle Grenz-ziehung Kanaans durch Moses in Nu meri (34,1–12).417 Der genaue Verlauf der Süd-grenze war dabei, wie bereits im Buch Numeri, problematisch. Auch für Raschi waren die Details der biblischen Geographie so fremdartig, dass er seinen Numeri-Kommen-tar mit einer detaillierten Kanaan-Karte ausstatte te, die den komplexen geographi-schen Verlauf der Südgrenze Kanaans visualisierte.418 Der Raschi-Kommentar zu Ez 47,19 erläutert jedoch nicht nur den Verlauf der Südgrenze, sondern auch die masore-tisch begründete These Raschis von der überraschenden Synonymität der beiden Formen ה֖ ָל ֲח ַנ mit Ḥatef-pataḥ ultima betont (Ez 47) und ה ָל ְח֣ ַנ penultima betont (Num 34) und der daraus folgenden Bedeutungszuschreibung von ה֖ ָל ֲח ַנ in Ez 47,19 als Derivat der Form לחנל „zum Fluss“ oder „nach dem Bache hin“ und mithin Substitut für den „Bach Ägyptens“. Diese kontextuelle Gleichsetzung wurde historisch schon immer vollzogen. Auch Luther übersetzte in Ez 47,19 „...und gegen den Nilo am grossen meer...“ und berief sich dabei auf den Kontext von Numeri 34 „von Azmon an den bach Egypti...“. Diese unklare Aussage bezüglich der Lage des ‚Baches‘ ה֖ ָל ֲח ַנ in Ez 47,19 לוֹ ֑דָגּ ַהם֣ ָיּ ַהעל ֶאה֖ ָל ֲח ַנשׁ ֵ֔ד ָקתוֹ ֣בי ִר ְמ „von Meribat-Kadesh, zum Bach, bis ans große Wasser“, die in Num 34,5 durch den Verweis auf den ‚Bach Ägyptens‘ gekennzeichnet ist ןוֹ ֖מ ְצ ַע ֵמ םִי ֑ ָר ְצ ִמה ָל ְח֣ ַנ „von Azmon nach dem Fluss Ägyptens hin“, hat Raschi offensichtlich dazu bewogen, diesen Vers zu kommentieren. Raschi geht es dabei um die Kongruenz der Lesart ה֖ ָל ֲח ַנ in Ez 47,19 mit Ultima-Betonung zu der Lesart ה ָל ְח֣ ַנ in Num 34 mit Penul-tima-Betonung. Der Raschi-Kommentar stellt fest, dass die Formen ה֖ ָל ֲח ַנ (Ez 47) und ה ָל ְח֣ ַנ (Num 34) nichts anderes als לחנל „zum Fluss“ bedeuten und beruft sich auf seine an anderer Stelle gegebene Erklärung des He-Lokale, לחנלומכןאכרומאההלחנו

„und ה֖ ָל ֲח ַנ bedeutet hier das gleiche wie לחנל“, nach der das ל-Präfix in לחנל den ה-Suffix bei ה֖ ָל ֲח ַנ ersetzt. Dieser Hinweis Raschis zu ה֖ ָל ֲח ַנ in Ez 47 ist deshalb notwen-dig, weil beide penultima betonten ה֖ ָל ֲח ַנ-Formen in den fast identischen Sätzen zum Grenzverlauf in Ez 47,19 und 48,28 im Targum übereinstimmend mit אָנ ָסח ַא „Erbe“

übersetzt werden.419

416 Mit dem Raschi-Kommentar zu Ez 47,19 und den damit verbundenen masoretischen Fragestel-lungen hat sich Lea Himmelfarb ausführlich befasst. Vgl. Himmelfarb 2004, 75–94.

417 In beiden Szenarien schaut der Prophet von Osten (also von jenseits des Flusses Jordan) von einem Berg nach Israel. In Numeri 34 beginnt die Grenzziehung von Süden und folgt über Westen (Küste), Norden, an die Ostgrenze, den Jordan. In Ez 47 beginnt die Grenzziehung im Norden und folgt über Osten (Jordan), Süden (Achse: Tamar – Bach Ägyptens) nach Westen an das Mittelmeer. Norden und Süden sind in Ez 47 deutlich raumgreifender gestaltet.

418 Vgl. zu den Karten Raschis insbesondere Petzold 2017, 332–350; Kedar 2008, 155–168.

419 Targum Jonathan übersetzt nicht nur ה֖ ָל ֲח ַנ mit אָנ ָסח ַא „Erbe“, er verknüpft auch gegen die Be-schreibung in Vers 47,18 die Lage von Tamar mit Jericho. Tamar wird in Ez 47,18 zwar nicht genannt,

IV.4.3 Kommentarteil A

Der erste Kommentar-Teil zitiert den Vers Ez 47,19 לודגהםיהלאהלחנ und paraphrasiert ihn zunächst mit לודגהםיבלפונהםירצמלחנדעלובגהךלוהםשמו .לודגהםיה לאהלחנ תיברעמתימורדעוצקמב „von dort läuft die Grenze bis zum Bach Ägyptens, der ins große Meer mündet am südwestlichen Rand.“ Mit „םשמו – von dort führt die Grenze...“ setzt er den Kommentar fort und referiert auf die als Jericho identifizierte Ortslage von Tamar und die Wüste Zin (Meribot-Kadesh) als östlicher Startpunkt der Südgrenze,420 die ihren Verlauf םירצמלחנדע „bis an den Bach Ägyptens“ nimmt und dort, wo der Fluss לודגהםיבלפונה „sich ins große Meer ergießt“ ihren äußersten südwestlichen Punkt erreicht.421 Bereits bei der Zitation des Verses gibt es eine schöne Variante, so zitiert Ms Oxford 2440 nicht den Wortlaut Ez 27,19 םיהלאהלחנ sondern, Ez 48,28 mit םיהלעהלחנ. Auch in der Paraphrase gibt es Varianten. So lesen die Mss Oxford 186 םירצמלחנלאלובגה und Bodl. 296 םירצמהלחנלאלובגה anstelle von םירצמלחנדעלובגה und Ms Parma 387 liest nur die kontrahierte Form ׳ירצמ הלחנ, die dem Wortlaut Num 34,5 entspricht םִי ֑ ָר ְצ ִמ ה ָל ְח֣ ַנ. Der äußerste südwestliche Ausläufer der Grenze wird übereinstimmend mit תיברעמתימורדעוצקמב tradiert, nur die Mss Oxford 186 und Vat. 94 lesen je einen Zusatz תיברעמיחרזמתימורדעוצקמב, „östlich“, der dem Sinn des Verses zunächst widerspricht, sich jedoch auf den Gesamtverlauf der Südgrenze von Ost nach West beziehen könnte. Dieser Kommentarteil referiert zudem direkt auf die Beschreibung des Grenzverlaufs in Num 34,5 durch Moses: .בגנלובגןתנךכהשמףאו המיהויתואצותויהוםירצמהלחנןומצעמדעךלהוהנמו .םודאידילעןצרבדממ „So wie einst Mose die Grenze des Südens422 bestimmte, von der Wüste Zin neben Edom entlang (Num 34,3) und von Azmuna bis zum Bach Ägyptens und seinen Ausläufern ins Meer (Num 34,5)“. Der Kommentar konkretisiert, dass der neue Grenzverlauf im Süden Israels nach der Landgabe durch JHWH an die heimgekehrten judäischen Exulanten nicht von der durch Mose in den Gefilden Moabs einst gebotenen Grenze abweicht. In

jedoch von LXX vorausgesetzt. Der MT liest an Stelle von Tamar die Form וּד ֹ֑מ ָתּ von ד ַד ָמ „messen“

(arabisch َّدَم (madda) ausdehnen; akk. madâdu), und das Targum übersetzt den MT mit א ָמוּח ְת ִמ „ein-messen“ korrekt. Der BHS App schlägt korrekterweise ‚ה ָר ָמ ָתּ‘ vor. Raschi dagegen identifiziert ad loc.

Tamar mit Jericho und ה֖ ָל ֲח ַנ mit dem ‚Bach Ägyptens‘ bzw. dem Nil.

420 Wie das Targum (vgl. oben) identifiziert auch Raschi die Ortslage Tamar mit Jericho. Da Jericho jedoch nördlich des Toten Meers liegt, ist diese Zuordnung problematisch.

421 Mit dem ‚Bach Ägyptens‘ wird heute zumeist der Wadi El-Arish gemeint. Raschi bestimmt in Num 34,3 und Jos 13,3 den Nachal Mizraim eindeutig als Nil, auch wenn er das später nicht mehr ex-plizit erwähnt, sondern voraussetzt: תימורד עוצקמ םוחתל ךומס אוה םירצמ לחנ אוה סולינ אוה .רוחישה ןמ יעסמ הלאב רמאש ומכ לארשי ץרא לש תיברעמ „vom Schiḥor – das ist der Nil, der Nachal Mizraim, nahe der südwestlichen Grenze des Landes Israel, wie es in Parashat יעסמ (Num 34) gesagt ist“. Das Targum übersetzt ad loc. םִי ַרצ ִמ י ֵפ ַא ל ַע ְד רוֹחי ִש ן ִמ und hat als Variante סולינ (vgl. Sperber). LXXd übersetzt Schiḥor hier mit ‚Einöde‘, was entweder auf die öde Gegend Rhinocorura (vgl. LXX Ρινοκορούρων zu ל ַח֣ ַנ םִי ָר ְצ ִמ in Jes 27,12) oder auf die Gegend Pelusium, dem verödeten Mündungsgebiet des östlichen Pelusischen Arms des Nils verweist.

422 ‚Süden‘ hier als Abstraktum von Negev ב ֶג ֶ֫נ = Südland (aram. Aramaic ܢܓܶܒ, trocken).

diesem Teil des Kommentars gibt es kleinere Varianten in der handschriftlichen Über-lieferung. So lesen die Mss Wien 220, Bodl. 296, Oxford 186 zu השמףאו noch וניבר und die Schreibweise für ן ֖ ִצער ַבּ ְד ִמּ ִמ tendiert zu ןיצ in der Mehrzahl der Mss.423 Die Schreib-weise für הנמו ist in den Mss durchweg defektiv, während die Mehrheit der Druckaus-gaben (außer Keter) הנומו liest. Interessanter ist die Abweichungen bei der Lesart von םירצמהלחנ, die Ms Vat. 94 und auch Bar-Ilan Responsa 19 gegen den MT mit לחנ םירצמ wiedergeben, was den Übergang zur zum nächsten Kommentarteil, der das He-Lokale, gerade an diesem Beispiel erörtert, auf den Kopf stellt. Am Schluss des Kom-mentarteils lesen sämtliche Mss ויתואצות gegen MT וי ֖ ָתֹא ְצוֹת plene. Eine wichtige Handschrift (Ms Parma 387) bildet den größten Teil dieses gesamten Kommentarteils nicht ab, sondern bricht nach ןיצרבדממ ab und setzt erst im nächsten Teil wieder ein.

IV.4.4 Kommentarteil B

Der Teil B bildet den exegetisch interessanteren Teil des Kommentars ab. Er illustriert die stufenweise Verstärkung der Argumentation von der Paraphrase über die gram-matische Begründung mit dem ‚Akkusativ der Richtung‘ bis zur Masora.424 Raschis Argument לחנלומכןאכרומאההלחנו „und ה֖ ָל ֲח ַנ bedeutet hier das Gleiche wie לחנל“ wird zunächst durch die Übersetzungen des Targum in Frage gestellt: םגרותמיתאצמו אנסחא „Und ich fand es als Erbe (אנסחא) übersetzt“. Gleichwohl stellt Raschi fest, dass die Form ם֣ ָיּ ַהעל ֶאה֖ ָל ֲח ַנ (Ez 47,19) ein Akkusativ der Richtung ist, und dass ה֖ ָל ֲח ַנ hier so viel bedeutet wie ל ַח֥ ַנ ְל in 2 Chr 30,14, nämlich „zum Bach“.425 Die Handschrif-ten tradieren diesen Kommentarteil stabil und einheitlich. Nur Ms Parma 387 bietet

423 Vgl. hier die Textausgabe von A. Levy, der (obwohl er unter den 11 ausgewählten Handschriften sehr gute Mss wie Oxford Bodl. 186, 296, 2440; München 5; Parma 387 hatte) oft zu merkwürdigen Rekonstruktionen kommt. Levy 1931, 110.

424 Das als ‚Akkusativ der Richtung‘ bezeichnete Phänomen des He-locale im hebräischen stellt eine Erbschaft des akkadischen und altarabischen Lokativ dar und markiert Substantive als Richtungsan-zeiger (ה ָבּ ְגֽֽ ֶנ „Richtung Süden“ und ב ֶג ֶ֔נ ַה ה ָצ ְר ֣ ַא „zum Südland“), oder um Orte anzuzeigen, an denen etwas passiert (ה ָמְיֽֽ ָנ ֲח ַמ „in Mahanajim“; ה ָח ֵ֔בְּז ִמּ ַה „auf dem Altar“). Bei den Formen ה֖ ָל ֲח ַנ in Ez 47,19 / Ez 48,28 (absolut.) und ה ָל ְח֣ ַנ in Num 34,5 (constr.) verändert das He-locale die Vokalität von ל ַח ַנ zu ה ָל ְח ַנ und verflüchtigt das Pataḥ zu Scheva. Die Form ה ָל ְח ַ֗נ in Ps 124,4 dagegen bietet kein He-locale, sondern eine dichterische Emphase wie in ה ָת ְו ָמּ ַה „der Tod“ in Ps 116,15.) Vgl. zum He-locale Gesenius 1909, 259–262; vgl. dagegen die Theorie des ‚Akkusativ der Richtung‘ Meyer 1969, 47–51.

425 Vgl. Raschis Regel für das He-Locale z. B. in Gen 28,2: הכירצש הבית לכ לאותב תיבל לאותב התיב הפוסב א׳׳ה הל ליטה התלחתב ד׳׳מל „die Form לאותב התיב entspricht der Form לאותב תיבל „zu dem Haus Betuels“, jedes Wort, das ein Lamed am Anfang braucht, kann es mit He am Ende ersetzen. Diese Regel stammt ursprünglich aus bYev 13b: הל ליטה התלחתב ד׳׳ל הכירצש הבית לכ רמוא הימחנ ׳ר אינתד אנתוהפוסב א׳׳ה בותכה „und Rav Neḥemiah lehrt, jedes Wort, dass ein (richtungsanzeigendes) Lamed am Wortanfang braucht, kann dieses durch ein He am Wortende ersetzen“. Raschi gibt weitere Beispiele für He-locale in seinen Kommentaren u. a. Gen 32,4: התליחתב ד׳׳מל הכירצש הבית לכ .ריעש ץראל .ריעש הצרא הפוסב א׳׳ה בותכה הל ליטה, die sich analog zu ה֖ ָל ֲח ַנ und ל ַח֥ ַנ ְל verhalten.

eine Variante im Satzbau. Die Editionen Bomberg und MQG Haketer folgen den frühen Manuskripten, Bar-Ilan Responsa und Levy bieten die in den frühen Mss nicht bezeugte Form הלחנלומכ. Der letzte Teil, der den eigentlichen masoretischen Teil abbildet, lautet: םעטהשםירצמהלחניתיארו .הטמלםעטהשאלםאו .אנסחאםגרותמיתאצמו םיעוטםיארקםאיכןכןתנויומגריתאלואוהשובישרמואיתייה .אמעטבתילוילעתרוסמוהלעמל

„und ich fand es als אנסחא ‚Erbe‘ übersetzt, und wäre der Akzent hier nicht auf der letzten Silbe – denn ich sah, dass םִי ֑ ָר ְצ ִמה ָל ְח֣ ַנ (Num 34,5) den Akzent auf der ersten Silbe hat und dass die Masora das als ׳מעטבתיל ‚einzig mit dieser Akzentuierung‘ markiert, – ich hätte sonst gesagt, es ist ein Fehler, und Targum Jonatan hätte es so nicht über-setzt, sondern nur irrende Lehrer.“

Hier weist Raschi zunächst die Übersetzung des Targum Jonatan von ה֖ ָל ֲח ַנ mit אָנ ָסח ַא „Erbe“ in der ihm vorliegenden Rezension an dieser Stelle zurück.426 Anschlie-ßend äußert er seine Verwunderung über die Ultima-Betonung von ה֖ ָל ֲח ַנ in Ez 47,19 und leitet damit zu einer wichtigen Beobachtung zur Masora in Num 34,5 mit, wonach dort die Penultima-Form ה ָל ְח֣ ַנ mit der masoretischen Note אמעטבתיל „einzig in dieser Akzentuierung“ versehen sei. Die Beobachtung des Raschi-Kommentars zur Akzentu-ierung beider Formen deckt sich mit dem MT. Aber die von Raschi erwähnte masore-tische Note אמעטבתיל lässt sich in dieser Form in den Manuskripten bisher nicht nachweisen. Mit der aus seiner Masora gewonnenen Erkenntnis verknüpft Raschi in der Ausleitung des Kommentars zwei Postulate, dass nämlich die Form ה֖ ָל ֲח ַנ, die hier Ultima-Betonung aufweist, für die von Raschi präferierte Bedeutung „und ה֖ ָל ֲח ַנ bedeutet hier das Gleiche wie לחנל“ eigentlich wie die Form ה ָל ְח֣ ַנ in Num 34 penul-tima hätte akzentuiert sein müssen. Und zweitens, dass das Targum dann auch nicht falsch übersetzt hätte, sondern nur ‚irrende Lehrer‘.427 Dieser Kommentarteil stellt den zeitgenössischen und den modernen Leser vor eine komplexe Leseaufgabe, denn er erscheint als Appendix zu einer bereits abgeschlossenen und schlüssigen Argu-mentation zur These לחנלומכה֖ ָל ֲח ַנ, dass nämlich die Form ה֖ ָל ֲח ַנ in Ez 47,19 ‚zum Fluss‘ bedeutet, und stellt diese nun am Ende des Kommentars vor die Fakten des Raschi vorliegenden masoretischen Textes: 1. der Targum liest אָנ ָסח ַא „Erbe“, 2. die Form ה֖ ָל ֲח ַנ ist ultima betont, und 3. die Referenz-Form ה ָל ְח֣ ַנ in Numeri ist penultima betont und Hapaxlegomenon in dieser Akzentuierung. Dieser Kommentar teilt eine nicht zu unterschätzende Form der Reflexion Raschis zum masoretischen Text mit und ist außerordentlich stabil überliefert. Nur die Edition von Levy und die Bar-Ilan Responsa 19 lesen an zwei Stellen späte und nicht relevante Varianten. So liest Levy für הלעמל םעטהש die Form ליעלםעטהש, und beide Editionen lesen anstelle םיארק gegen sämtliche frühen Mss die Variante םיארוק plene.

426 Der Targum übersetzt auch in Ez 48,28 ה֖ ָל ֲח ַנ mit אנסחא. Im Falle von ה ָל ְח֣ ַנ in Num 14,5 übersetzen Targum Onqelos mit א ָלח ַנ ְל (zum Fluss) und Targum Jonatan mit סולינל (zum Nil).

427 Zur Form םיארק für Lehrer vgl. Jastrow 1903; und Dalman 1938.

IV.4.5 Synopse: Raschi zu Hes 47,19