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I.2  Der gedruckte Raschi-Kommentar

I.2.2  Die Raschi-Drucke der typographischen Ära

I.2.2.3  Die Berliner-Ausgaben (1866–1905)

Die nächsten bedeutenden und ersten kritischen Ausgaben des Raschi-Kommentars zum Pentateuch bilden die beiden Ausgaben Abraham Berliners von 1866 und 1905.87 Die Ausgabe von 1866 bietet den Raschi-Kommentar zum Pentateuch mit zwei Appa-raten zu Lesarten und Querverweisen auf Grundlage von zehn Manuskripten und sechs Inkunabel-Drucken.88 Auf Grund der Veröffentlichung der ersten Ausgabe des Raschi-Kommentars von 1866 wurde Abraham Berliner auf Veranlassung von Franz Delitzsch in Leipzig zum Dr. phil. h. c. ernannt. Für die wissenschaftliche Arbeit mit dem Raschi-Kommentar zum Pentateuch wird heute zumeist die 2. Ausgabe Berliners von 1905 mit einem korrigierten, und kritisch kollationierten Standardtext zugrunde gelegt.89 Berliner hat für die 2. Ausgabe von 1905 viele der relevanten Manuskripte des Raschi-Kommentars in den großen europäischen Bibliotheken kollationiert, bleibt

85 Etwa zeitgleich zu Breithaupts Ausgabe bearbeitete J. H. Michaelis die hebräische Bibelausgabe Jablonskis kritisch unter Zuhilfenahme der Erfurter Bibel-Handschriften und veröffentlichte 1720 in Halle seine kritische Ausgabe der hebräischen Bibel mit masoretischem Material: ירפס עבראו םירשע שדקה sive Biblia Hebraica et aliquot Manuscriptis (vgl. unten). Neben L. Zunz (Zur Geschichte und Literatur, Berlin 1845) bedient sich später auch Abraham Berliner ausführlich der Raschi-Edition Breithaupts und verweist im Vorwort seiner Ausgabe von 1866 auf die dort verwendeten Erfurter Mss.

86 Breithaupt übersetzt die Erweiterung zum Raschi-Kommentar Dtn 33,23 wörtlich, genau so, wie sie im korrupten Bomberg-Text abgedruckt ist: „...sic etiam hic השרי est modi imperativi & in Masora magna reperimus in Alpha Betha modum imperativum, quod accentus eorum sit Milhel“ und kommen-tiert lediglich den Begriff ליעלמ als accentum penultima. Er übersieht dabei, dass beide Manuskripte, Erfurt 1 (= Erfurt 13 = Berlin Or. fol. 1221) und Erfurt 2 (= Erfurt 14 = Berlin Or. fol. 121), die gesamte pseudepigraphische Kommentarerweiterung zu Dtn 33,23 nicht bieten, sondern die ältere und kurze Fassung des Raschi-Kommentars bezeugen!

87 Berliner, Abraham (Adolf), geb. 1.5.1833 in Obersitzko (Polen), gest. 21.4.1915 Berlin, ab 1873 Do-zent für jüdische Geschichte und Literatur am Rabbinerseminar zu Berlin. Er publizierte zahlreiche wissenschaftlich Werke, darunter die berühmte ‚Einleitung in das Targum Onqelos‘ (Berlin 1884).

Anlässlich seines 70. Geburtstags 1903 wurde Abraham Berliner durch die preußische Regierung zum ordentlichen Professor ernannt.

88 Vgl. Berliner 1866. Im Vorwort erläutert Berliner die von ihm verwendeten Handschriften und Dru-cke: Ms Leiden 1; Ms München 5; Ms München 384; Ms Worms (?); Ms Hamburg 32; Ms Saraval (?); Ms Breslau; die beiden Erfurt Hss i.d. Ed. Breithaupts; die Inkunabeln: Rom 1470? תנש םדוק הילטיא סופד ם׳׳ר; Bologna 1482; Soncino 1487 und Zamora 1492; und die Drucke Rimini 1525; und Venedig 1548.

89 Vgl. Berliner 1905.

jedoch detaillierte Informationen zu den von ihm tatsächlich benutzten Manuskrip-ten (mit Ausnahme Ms München Cod. hebr. 5,1–2) sowohl in seinem Vorwort als auch im Apparat schuldig.90 Berliner kollationierte jedoch anders als Breithaupt systema-tisch und verweist pseudepigraphische Phrasen des Raschi-Kommentars in eckige Klammern. So erkennt Berliner nicht nur die gesamte השרי-Erweiterung zu Dtn 33,23 als pseudepigraphisch an und klammert sie ein, sondern er versieht auch die darin befindliche korrupte יווצןושל-Notiz (Bomberg 1525; Lissabon 1491) mit einem separa-ten Kommentar im zweisepara-ten Apparatus.91 Berliners Raschi-Ausgaben stellen eine Zäsur der gedruckten Raschi-Kommentare dar, denn er richtete seinen Blick neben der Kol-lation der Inkunabel-Drucke und des textus receptus erstmals konsequent auf die frühen handschriftlichen Zeugen. Berliner trennte handschriftlich bezeugte Passagen des Raschi-Kommentars von pseudepigraphischem Material der Fortschreibungstra-dition. Abraham Berliner hat mit seinen kritischen Raschi-Ausgaben, der ‚Geschichte der Raschi-Kommentare‘ und seinen Beobachtungen in den europäischen Bibliothe-ken den wohl bedeutendsten Beitrag der Moderne zur Raschi-Forschung geleistet.92 I.2.2.4 Die Raschi-Ausgaben des 20. Jh.s

Das 20. Jh. war geprägt von der Wiederentdeckung der Handschriften des Raschi-Kommentars und von einer zunehmenden Distanz zum textus receptus. Da der klassi-sche Text der Druckausgaben des Raschi-Kommentars (Text nach der 2. Bomberg Ausgabe Venedig 1525), nach Berliners Forschung für die wissenschaftliche Arbeit obsolet waren, entstanden im Lichte der Raschi-Ausgabe Berliners von 1905 weitere kritischen Teil-Ausgaben des Raschi-Kommentars zur Bibel auf Grundlage von frühen Manuskripten.93 Eine dieser neuen Editionen war die Ausgabe von Isaac Maarsen (1892–1943), dem Oberrabbiner von Den Haag. Maarsen gab in Ergänzung zu Berli-ners Pentateuch-Ausgabe eine kritische Ausgabe des Kommentars zu Teilen der kleinen Propheten und zu den Hagiographen heraus. Unter dem Titel ‚Parschanda-tha‘ erschienen die Teilbände (Tere Asar) 1930 in Amsterdam, sowie (Isaja) 1933 und (Psalms) 1936 in Jerusalem.94 Maarsen erläutert in seiner Einführung welche

Hand-90 Im Vorwort erläutert Berliner die von ihm verwendeten Handschriften nicht ausführlich (wie in der Ausgabe 1866), sondern verweist allgemein auf die Manuskripte in den europäischen Bibliothe-ken: für Italien die vier Bibliotheken Roms (Vittorio Emanuele, Casanatense, Angelica und Vaticana), daneben die Bibliotheken Florenz, Parma, Modena, Reggio, Mailand und Turin; für England die Bri-tish Library in London und die Bodleiana Oxford; für Frankreich die Bibl. Mazarin Paris und für Deutschland (זנכשא) die Bibliotheken Berlin, Hamburg, Nürnberg, München und Leipzig.

91 Berliner erkannte die korrupte יווצ ןושל-Notiz innerhalb der Erweiterung wegen ihrer falschen ma-soretischen Kategorisierung und der in der Masora unauffindbaren Bedingung des Imperativs: ןכו ןהש תולמה אלו ... אתובית ףוסב א׳׳ה ןישמשמ הינפל ץמקו ליעלמ דחו דח תולמה תכרעמ התנמש הרוסמהמ הארנ יווצ ןושלב, konnte jedoch die Herkunft der korrupten Lesart in der Bomberg-Ausgabe nicht bestimmen.

92 Vgl. Berliner 1871; id. 1872; id. 1877; id. 1879; id. 1882; id. 1891; id. 1896; id. 1903; id. 1913.

93 Vgl. Touitou 1987, 211–242.

94 Vgl. Maarsen 1930, Maarsen 1933 und Maarsen 1939.

schriften er für welche Teilbände kollationierte, und nach welchen präferierten Hand-schriften er Textkorrekturen vornahm.95 Damit setzte Maarsen das von Berliner einge-führte Prinzip zur Erstellung eines eklektischen Textes fort und erzielte auf Grundlage seiner Manuskripte einen neuen und zuverlässigeren Text des Raschi-Kommentars als die 2. Bomberg-Ausgabe. Obwohl die Auswahl Maarsens bei den korrigierten bzw.

neu kollationierten Lesarten an einigen exegetisch entscheidenden Stellen nicht in jedem Fall glücklich getroffen war, wie diese Arbeit an den die Masora betreffenden Raschi-Kommentaren zeigen wird, stellt die Maarsen-Ausgabe bis heute ein unver-zichtbares Standardwerk des Raschi-Kommentars dar und ist zugleich ein Mahnmal für das tragische Schicksal der europäischen Juden.96

Zum Ende des 20. Jh. erschienen weitere wichtige Druck-Ausgaben des Kommentars. Zunächst publizierte Makor Press 1970 die Editio princeps des Raschi-Kommentars, die Ausgabe Reggio di Calabria 1475, in einer limitierten Auflage von 200 Stück, und eröffnete der Raschi-Forschung Zugang zu einem frühen italienischen Inkunabel-Druck, der in weiten Teilen einen besseren Text als die Bomberg-Ausgabe bot. Im Jahr 1982 publizierte Rabbiner Charles Ber Chavel (לעוועשבודםייח) im Auftrag des Mossad Harav Kook Verlags eine inzwischen klassisch gewordene Ausgabe des Raschi-Kommentars zum Pentateuch, die auf den Raschi-Texten der Ausgaben Berli-ner 1905, Reggio 1475 und der Handschrift Oxford Bodl. 2440 (לעהרותהלעי׳׳שרישוריפ רנילרבתרודהמודרופסכואדיבתכןושארסופדיפ) basiert.97 Doch der von Chavel fabri-zierte Raschi-Text bietet keinerlei Vorzüge gegenüber der Ausgabe Berliners von 1905, ganz im Gegenteil, er wiederholt und manifestiert an entscheidenden Stellen späte und pseudepigraphische Lesarten, die so weder in der Handschrift Oxford Bodl. 2440 noch in der Ausgabe Reggio 1475 bezeugt werden (z. B. die korrupte יווצןושל-Notiz aus Bomberg 1525), die Berliner in seinen Ausgaben in eckigen Klammern kommentiert aufgenommen hatte, die aber aus der 2. Bomberg-Ausgabe stammten.98 Die

Textaus-95 So bestimmt Maarsen in der Einleitung seines Raschi-Kommentars zu den Psalmen das Ms ‚Oxford 186‘ zur ‚Leithandschrift‘, weicht aber an entscheidenden Stellen von den Lesarten ab und präferiert unkommentiert Lesarten der Mss ‚Leiden 1‘ oder JTS (auf Grundlage der Lesarten handelt es sich dabei vermutlich um Ms JTS ‚Lutzki 778‘).

96 Rabbiner Isaac Maarsen wurde zusammen mit seiner Frau Jeanette und seinen drei Töchtern Rosi-na, Henriette und Suzanna im Sommer 1943 im KZ Sobibor ermordet. Vgl. Digital Monument to the Jewish Community in the Netherlands. http://www.joodsmonument.nl

97 Chavel ließ sich bei der Wahl seines einzigen handschriftlichen Textzeugen nicht vom Alter der Handschriften leiten (vgl. die älteren Handschriften: München 5 = 1233; Parma 181 oder Leipzig 1), sondern von ihrer ‚Vollständigkeit‘ (י׳׳שר שוריפמ םלש די בתכ) und seinen starken Zweifeln daran, ob diese Handschrift wohl unter den von Abraham Berliner benutzten war (הז י׳׳כ ללכנ םא דואמ ינקפוסמש רנילרב י׳׳ע וקדבנש די יבתכ האממ רתויב). Chavel begeht die beiden methodischen Fehler: a) die Arbeit Berliners zu ignorieren und b) anzunehmen, durch die Kollation eines weiteren späten Textzeugen die Edition des ohnehin schlechten Ausgangstextes verbessern zu können, vgl. Chavel 1982, 1983 und 1988.

98 Chavel übernimmt weder die eckigen Klammern (Marker für pseudepigraphisches Material) noch die kritischen Anmerkungen im Apparat von Berliner! Er kommentiert ad loc. lediglich die irrelevante Variante von וניצמ und יתאצמ.

gabe von Chavel fällt methodisch und im Ergebnis hinter die Raschi-Ausgabe Berli-ners von 1905 zurück. Gleichwohl hat die Chavel-Ausgabe ihren Weg in die wichtige MQG-Edition Torat Chaim gefunden und etabliert leider mithin den neuen Standard-text für den Raschi-Kommentar zum Pentateuch in jüdisch-orthodoxen Kreisen in den USA und in Israel.99

Die dritte und für die heutige wissenschaftliche Arbeit wichtigste Ausgabe des Raschi-Kommentars ist der Raschi-Text der MQG-Haketer-Ausgabe von Menahem Cohen.100 Die Haketer-Ausgabe folgt methodisch den Ausgaben Berliners und Maar-sens, denn die Herausgeber legen für ihre Edition des Raschi-Kommentars für jedes Faszikel eine sorgfältige Auswahl der für diesen Teil besten und ältesten Textzeugen zugrunde. So setzt sich der Raschi-Kommentar zum Pentateuch der MQG-Haketer-Ausgabe aus den Handschriften Parma 181, Wien 220, Paris 48/49, Paris 155 und Leipzig 1; der Raschi-Kommentar zu den Propheten aus den Handschriften Parma 387, Lutzki 778, Oxford Bodl. 2440 und Bodl. 296 und der Raschi-Kommentar zu den Hagiographen aus den Handschriften Parma 181, Oxford Bodl. 186, 296 und 2440 zusammen. Doch weder kollationiert die Haketer-Ausgabe konsequent die ältesten handschriftlichen Textzeugen (und verzichtet auf die älteste datierte Handschrift:

München Cod. hebr. 5,1–2) noch kommt die Ausgabe ohne editorische Entscheidungen bzgl. einzelner Lesarten, Ergänzungen oder Auslassungen in undatierten Manuskrip-ten aus. Die Haketer-Ausgabe ist dabei nicht in allen Fällen, die in dieser Arbeit unter-sucht werden, methodisch konsistent, sondern folgt oft traditionellen Vorstellungen von einer ‚typischen‘ Raschi-Lesart. Und wie Berliner in seiner Ausgabe von 1905 druckt auch die Haketer-Ausgabe in eckigen Klammern die korrupten Lesarten und pseudepigraphischen Phrasen der 2. Bomberg-Ausgabe ab.101

Die neueste Raschi-Textausgabe ist die Teilausgabe des Raschi-Kommentars zu den Psalmen (1–89) von Meir Gruber von 1998, die den Text der Handschrift ‚Wien 220‘

diplomatisch abbildet, übersetzt und kritisch kommentiert.102 Obwohl das von Gruber gewählte Ms ‚Wien 220‘ (=23 הניו), das zu den wichtigsten frühen Handschriften des Raschi-Kom mentars gehört, an vielen Stellen gegen die Lesarten der vier frü hesten

99 Charles Ber Chavel war seit 1979 Mitglied des Board of Directors von Mossad Harav Kook Publ.

Mossad Harav Kook ist eine 1937 von Rabbi I. L. Hakohen Maimon gegründete orthodoxe Organisati-on, die dem Satzungsauftrag entsprechend „To publish religious Zionist literature on Torah and Sci-ence, Halacha and Agada, commentary for all ages, older and younger populations alike...“, unter der Schirmherrschaft der Union of Orthodox Jewish Congregations of America und des israelischen Reli-gionsministeriums die religiösen Standardtexte des Judentums publiziert.

100 Vgl. Cohen, Menachem, Introduction to the Haketer Edition. A revised and augmented scientific edition of Mikraot Gedolot based on the Aleppo Codex and Early Medieval Mss., Bar-Ilan University Press, Ramat-Gan, 1992.

101 Die MQG-Haketer-Ausgabe bietet keinen textkritischen Apparat. Die pseudepigraphische Phra-sen und korrupten Lesarten werden somit zwar in Klammern, aber unkommentiert dargeboten. Auch hierin fällt die MQG-Haketer-Ausgabe hinter die zweite Ausgabe A. Berliners zurück.

102 Vgl. Gruber, Mayer I., Rashi’s Commentary on Psalms 1–89 (Books I–III), Atlanta, 1998.

Handschriften des Raschi-Kommentars zu den Psalmen (Mss Parma 181; Oxford Bodl.

186, 296, 2440) liest, ist die Ausgabe Grubers auf Grund ihrer gründlichen Einleitung und der ausführlichen Kommentierung für den wissenschaftlichen Gebrauch geeignet.

Die Textausgaben des Raschi-Kommentars des 21. Jh. werden von der sich rasant entwickelnden Disziplin der Digital Humanities geprägt. Textausgaben des Raschi-Kom mentars stehen als eContent-Ausgaben von Bibelsoftware für Computer und Applikationen für mobile Geräte zur Verfügung. Daneben stehen elektronische Text-ausgaben des Raschi-Kommentars in online-Editionen (z. B.: www.mgketer.org; www.

responsa.co.il; www.alhatorah.org; www.sefaria.org; www.chabad.org) in unterschied-licher Qualität und zumeist ohne Dokumentation der zugrunde liegenden Hand-schriften oder Textausgaben zur Verfügung. So bietet die Bar-Ilan-Responsa-Ausgabe den leicht modifizierten Text der Raschi-Ausgabe Wien 1859, während MQG-Haketer der gleichnamigen kritischen Druckausgabe folgt.Das Internet-Portal alhatorah.org folgt in seiner elektronischen Textausgabe des Raschi-Kommentars für den Pentateuch der Leipziger Handschrift (Universitätsbibliothek Cod. B.H. fol.1) und verweist gleich-zeitig auf andere digitale Ressourcen. Daneben bieten viele der großen europäischen Bibliotheken online-Zugänge zu den Digitalisaten der Handschriften-Ausgaben des Raschi-Kommentars. Diese Digitalisate sind über den Web-Browser direkt oder mit Hilfe von Browser-Clients (Deja-vu, DFG-Viewer, Rosetta) zugänglich.103 Die Entwick-lung der Digital Humanities sorgt mit der BereitstelEntwick-lung von Digitalisaten von bisher nur eingeschränkt oder gar unzugänglichen Manuskripten nicht nur für die Demokra-tisierung des Zugangs zu den Handschriften, sondern schärft zugleich den Blick für die notwendige Methodenkritik bezüglich der klassischen oder digitalen Edition von kritischen Textausgaben bei zunehmend beschleunigter Obsoleszenz derselben.104 Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Voraussetzungen für die kritische Er - schließung und Untersuchung des Raschi-Kommentars anhand der handschriftlichen Textzeugen nie besser war als heute.

103 Vgl. für die Handschriften der Bodleian Libraries in Oxford und der Biblioteca Apostolica Vatica-na: über bav.bodleian.ox.ac.uk/hebrew-manuscripts (Polonsky Foundation); für die Handschriften der Israel National Library Jerusalem: über web.nli.org.il; für die Handschriften israelischer, italieni-scher (Parma Library) und russiitalieni-scher (St. Petersburg Russian State) Handschriften die Plattform: Ktiv über web.nli.org.il/sites/nlis/en/manuscript (Ktiv); für die Handschriften der British Library: www.

bl.uk/manuscripts; für die Handschriften der BSB München: www.digitale-sammlungen.de; und für die Handschriften der Staatsbibliothek Berlin: digital.staatsbibliothek-berlin.de.

104 Ein wichtiger Akteur bei den Bemühungen um die Demokratisierung des Zugangs zu den Digita-lisaten der Handschriften in den europäischen Bibliotheken ist die Polonsky-Foundation. Ihr Grün-der, Dr. Leonard Polonsky, bezeichnet sich als committed to democratizing access to information und erläutert den Stiftungszweck folgendermaßen: providing opportunities for collaboration between cul-tural institutions in the way they manage, disseminate and make available for research the information, knowledge and expertise they hold. Vgl. Polonsky-Foundation http://bav.bodleian.ox.ac.uk (2019).