Sotomayor und die Rolle von Herkunft und Geschlecht bei der richterlichen Arbeit
2. Methodische Vorgehensweise
2.4 Der Forschungsprozess der vorliegenden Untersuchung
2.4.3 Datenauswertung: Offenes, axiales und selektives Kodieren
Die zentrale Methodik der Datenauswertung ist für den Ground-ed-Theory-Forscher das so genannte KodierenǰȱȱȱǮ£ûȃȱ ǻǰȱŘŖŗŖǰȱǯȱŜŞǼȱȱ
ȱ¢Ȭȱ-ȱ ǯȱȱȱȱȱǻŗşşŜǼȱȱȱǮȱ Vorgehensweisen dar, durch die die Daten aufgebrochen,
kon-£ȱȱȱȱȱ£ĵȱ ȃȱǻǯȱřşǼǯȱ Kodieren ist somit der zentrale Prozess, durch den der
Grounded-Theory-Forscher aus dem qualitativen Datenmaterial verallgemei-nernde Konzepte und Strukturen extrahiert und Theorien
entwi-ǯȱȱȱȱ ȱě£ȱȱ Ȭ
¢Ȭǰȱęȱȱȱȱûȱȱ-terschiedliche Sammlungen an Kodierprozeduren und -logiken.
ȱ ȱ ǻŘŖŗŖǼǰȱ ûȱ ȱ ǰȱ ȱ §ȱ ȱ Ǯǻ£Ǽȱ und produktive Auswertungsheuristik, um aus meinen qualitati-ven Gesprächsdaten eine gegenstandsbegründete Theorie zu ent-wickeln.
Gemäß des iterativ-zyklischen Charakters des Forschungs-prozesses, begann ich direkt nach meinem ersten Gespräch mit dem ěȱȱȱǯȱȱěȱȱ ȱûǰȱěȱȱȱãȱ-veau gefunden werden. Ein grundlegendes analytisches Verfahren mit denen die abstrakteren Konzepte und Kategorien gefunden ȱãǰȱȱȱȱȱȱǻŗşşŜǼȱȱȱ von Vergleichen. So können durch das Anstellen von Vergleichen hinsichtlich Ähnlichkeiten und Unterschieden von Ereignissen in den Daten, ähnliche Ereignisse benannt und zu Kategorien grup-piert werden. Entdeckte, möglicherweise unerwartete Kontraste können zur Erweiterung des Forscherblicks beitragen und für die Eigenheiten und Dynamiken des Untersuchungsgegenstandes
sensibilisieren. Ein weiteres grundlegendes analytisches
Verfah-ȱ ȱ ȱ ěȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ
ȱ ȱ ǯȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ǯȱ -gemeine Fragen, die gleichsam automatisch an die Daten gestellt ȱãȃȱǻǯȱśŞǼǰȱȱȱ£ȱ ȱȱȱ und deren Eigenschaften und Dimensionen beitragen. Diese
Fra-ȱȱȱȱȱȱǮǵȱǵȱǵȱǵȱǵȱ
ǵȱȱǵȃȱǻǯȱśŞǼǯ
ȱ ȱ ȱ ȱ ěȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ
ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ Ȭûȱ Unsicherheitsto-leranz als wichtige Eigenschaft für jeden Grounded Theory-For-scher angesehen wird. So entdeckte ich zwar rasch übergeordnete Themen, Kodes und Kategorien-Kandidaten in der Analyse mei-ner ersten Gespräche, dennoch begleiteten mich stets
Unsicher-ȱ ȱ ȱĚãȱ ȱ¢ȱ ȱ der Frage der optimalen Distanz zwischen meinen Daten und den entwickelten Kodes und Kategorien. Auch fühlte ich mich als
For-ȱ ȱ ȱ ȱ §ęȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ -ner Modellierung noch nicht feststand. In der Rückschau muss ich aber festhalten, dass diese Phasen der Unsicherheit und Orientie-rungslosigkeit wichtig waren, um den Forschungsprozess krea-tiv und produkkrea-tiv zu gestalten. Zu frühe Festlegungen und damit
ȱȱ£ǰȱ§Ĵȱȱěȱ gegenüber meinen Gesprächspartnern wohl geschmälert und die Kreativität in der Datenanalyse behindert.
ȱȱȱȱěȱȱȱȱ erste Kategorien, inklusive deren Eigenschaften und
dimensio-ȱ §ǰȱ ę£ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱaxialen Kodieren darum, diese Daten auf neue Art wieder zusammen zu
ĵǰȱǮȱȱ£ ȱȱȱȱȱ
ȱĴȱ ȃȱǻȱǭȱǰȱŗşşŜǰȱǯȱŝŜǼǯȱȱ
ȱ ȱ¢Ȭûȱ ȱȱ-standsunabhängige Heuristiken vorgestellt, die als Systematiken und apriorische Strukturierungsvorgaben für das
In-Beziehung-ĵȱȱȱȱȱãǯ
Für mich als Forscher zeigte sich die Orientierung am so ge-nannten Paradigmatischen Modellǰȱ ȱ ȱ £ǯȱ ǯȱ ȱ ȱ ȱ
ȱ ȱ ȱ ǻŗşşŜǼȱ ȱ ǰȱ ûȱ ȱ ȱ meiner gegenstandsbegründeten Theorie als sehr hilfreich. Strauss verfolgte in seiner Forschung eine interaktionale Handlungstheo-rie (vgl. Strauss, 1993), die zusammen mit einer epistemologischen Vorstellung der kausalen Bedingtheit von Sachverhalten den theo-retischen Hintergrund bei der Entwicklung des Modells bildeten.
ȱȱǻǯȱŞŜǼȱȱȱȱȱȱȱ Ǯȱ ȱ ȱ §ȱ ȱ ȱ
ȱȱȱȱĴȱ-ȃǯȱ ȱ ȱ ȱParadigmatischen Modells sind nach
ȱȱȱǻŗşşŜǰȱǯȱŝśǼDZ
- Ursächliche Bedingungen: Ereignisse, Vorfälle, Geschehnisse, die zum Auftreten oder der Entwicklung eines Phänomens führen - Phänomen: Die zentrale Idee, das Ereignis, Geschehnis, der Vor-fall, auf den eine Reihe von Handlungen oder Interaktionen gerichtet ist, um ihn zu kontrollieren oder zu bewältigen oder zu dem die Handlungen in Beziehung stehen.
- Kontext:ȱȱ£ęȱȱȱǰȱȱ£ȱȱ
§ȱãDzȱǯȱǯȱȱȱȱȱȱ§ȱ in einem dimensionalen Bereich, die sich auf ein Phänomen
be- £ǯȱȱ¡ȱȱȱȱĵȱȱ-gen dar, in dem die Handlungs- und interaktionalen Strategien
Ĵęǯ
- Intervenierende Bedingungen: Die strukturellen Bedingungen, die auf die Handlungs- und interaktionalen Strategien einwir-ken, die sich auf ein bestimmtes Phänomen beziehen. Sie er-leichtern oder hemmen die verwendeten Strategien innerhalb
ȱ£ęȱ¡ǯ
- Handlung / Interaktion: Strategien, die gedacht sind, um ein
§ȱ ȱ ȱ £ęȱ ĵȱ ȱ Bedingungen zu bewältigen, damit umzugehen, es auszufüh-ren oder darauf zu reagieauszufüh-ren.
- Konsequenzen: Ergebnisse oder Resultate von Handlung und Interaktion.
ȱȱȱĵȱȱȱ-schen Modell, stellte ich als Forscher zunehmend fest, dass die-ses Modell eine hilfreiche und produktive
Strukturierungsmög-ȱûȱȱȱǯȱȱȱǰȱĴȱȱ
ȱ ȱ ěȱ ȱ ȱ ȱ §ǰȱ £ȱ Kodes und Kategorien-Kandidaten entwickelt. Beim axialen Ko-dieren mithilfe des Paradigmatischen Modells stellte ich fest, dass sich meine aus den Primärdaten extrahierten Kodes und Katego-rien sehr gut den verschiedenen Komponenten des Modells zu-ordnen lassen. Ein derartiges Anwenden von a priori bestehenden Strukturierungsmodellen wurde u. a. von Glaser kritisiert, da dies
ȱ£ȱěȱȱȱ£ȱȱ- ȱȱȱĵȱȱȱȱ-dere. Für Glaser sind Vorgaben wie sie das Paradigmatische
Mo-ȱ ȱ Ǯ£ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ûûȱ ȃȱǻ£ȱȱǰȱŘŖŗŖǰȱǯȱŞśǼǯȱ
Für mich als Novize des Grounded-Theory-Forschungsstils stellte das Paradigmatische Modell aber eine sehr sinnvolle und inspirierende theoretische Rahmung dar, durch die ich Verbin-dungen zwischen den Kategorien entwickeln konnte. Ich erlebte die Vorgaben nicht als einengende Zwangsstrukturen, sondern als Basis, auf der ich kreativ und zielführend arbeiten konnte. In der
Ě¡ȱĵȱȱȱǰȱȱȱ¡-ale Kodieren nach dem Paradigmatische Modell auch deshalb bei
ȱȱȱȱęǰȱȱȱȱȱ Hintergrund dieses Vorgehens aufgrund meiner verhaltensthera-peutischen Psychotherapie-Ausbildung vertraut erschien.
ȱȱĴȱȱȱ ȱȱȱ Se-lektiven Kodieren ĴǯȱȱȱǻŘŖŗŖǼȱȱȱȱ
ȱ đȱ ȱ ¡ȱ ȱ Ǯȱ ȱ ȱ
ãȱǰȱȱȃȱǻǯȱşŘǼǯȱ Der Fokus beim Selektiven Kodieren liegt auf dem Entwickeln ei-ner Schlüssel- bzw. Kernkategorie, das als konzeptuelles Zentrum
der entwickelten, gegenstandsbegründeten Theorie dienen soll.
ȱȱǻŗşşŗǰȱǯȱŜŝǼȱȱȱûȱȱȱû-tegorie u. a. , dass sie einen Bezug hat zu möglichst vielen anderen
ǰȱȱȱ§ęȱȱȱȱȱȱ die Theorie sich merklich weiterentwickelt, wenn die Details der Schlüsselkategorie analytisch ausgearbeitet sind. Aus der Wahl der Kernkategorie ergebe sich nach Breuer (2010) zudem eine Ent-scheidung des Forschers über die so genannte Story Line der ent- ȱǰȱǯȱǯȱǮȱȱȱǻǯǯǯǼȱȱ£ȱ£§ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȃȱ ǻǯȱ şŘǼǯȱ ȱ ¢ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ der vorgelegten, gegenstandsbegründeten Theorie werde ich im Ergebnisteil genauer beschreiben.
An dieser Stelle bleibt nochmal zu betonen, dass der
methodi-ȱĴȱȱȱȱ ȱ¢Ȭȱȱ linear ablaufen sollte (vgl. Breuer, 2010, S. 93). So stellte auch ich als Forscher fest, dass es durchaus sinnvoll und produktiv sein kann
ȱȱ¡ȱ£ ǯȱȱǰȱȱ£ȱě-nen Kodieren zurückzukehren. Auf diese Weise gelang es mir als Forscher beispielsweise bestimmte Komponenten meines Modells ȱ£ě£ȱȱȱ£ȱǯȱ £ȱȱ Sinne des iterativ-zyklischen Charakters des Forschungsprozesses kann es zudem hilfreich sein, beim axialen Kodieren entwickelte theoretische Aspekte durch eine gezieltere Datenerhebung zu er-weitern.
Die grobe Modellierungslogik der vorliegenden Untersuchung
ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȬĴȱ ȱ ersten fünf Gespräche, die weiteren Gespräche dienten zur
Aus-ě£ȱ ȱ ǯȱ ȱ ȱ ûȱ ȱ meinen Forschungsprozess muss ich selbstkritisch festhalten, dass die Erhebung der ersten vier Gespräche zu schnell
hinterein-ȱǯȱȱȱěȱȱȱȱ §ȱ
ȱȱȱȱ£ ȱ §ȱ§Ĵȱȱȱȱ-heben der nächsten Gespräche mehr Zeit in das axiale Kodieren und in vertiefte Überlegungen bezüglich einer möglichen Model-lierungslogik investieren sollen. Auf der Basis einer elaborierteren
ȱ §Ĵȱ ȱ §ȱ ȱ ȱ ûȱ ȱ noch produktiver gestaltet werden können.