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Clemens Flamm 1* und Waltraud Hein 2

Im Dokument Tagungsbericht 2017 V A A L (Seite 138-141)

Einleitung

Die Sommergerste ʻTiroler Imperialʼ wurde 2013 als Erhaltungssorte in Österreich wieder zugelassen.

Sie war von 1951 bis 1953 im „Zuchtbuch für Kulturpflanzen“ eingetragen und ist auch unter den Bezeichnungen ʻFisser Gersteʼ oder ʻFisser Imperialʼ bekannt. In den Jahren 2013-2016 gab es insge-samt 12,6 ha Saatgutvermehrungen. Besonders in Tirol wird sie neuerdings verstärkt angebaut, da ihr Malz von Zillertal Bier verbraut und das Bier als Spezialität vermarktet wird. Auch andere Produkte aus ihren Körner werden regional vertrieben (ZANGERL 2014). In der Österreichischen Beschreiben-den Sortenliste (AGES 2017) fehlen die Eigenschaften dieser Gerste. Im FolgenBeschreiben-den werBeschreiben-den die we-sentlichsten agronomischen und qualitativen Parameter von ʻTiroler Imperialʼ beschrieben.

Material und Methoden

Biologisch bewirtschaftete Standorte: In den Feucht- und Übergangslagen: Lambach-Stadl-Paura (Bez. Wels-Land, 2013-2016), Zwettl-Edelhof (Bez. Zwettl, 2013 und 2014), Althofen (Bez. St. Veit a.d.Glan, 2014)

Konventionell bewirtschaftete Standorte: Im pannonischen Trockengebiet: Gerhaus (Bez. Bruck a.d.

Leitha, 2013-2016), Fuchsenbigl (Bez. Gänserndorf, 2014-2016). Im Waldviertel: Schönfeld (Bez.

Zwettl, 2014-2016). Diese Versuche wurden mit zwei Varianten durchgeführt (ohne und mit Fungi-zid). Die einmalige Fungizidbehanldung erfolgte mit Aviator Xpro (Wirkstoffe Prothioconazol + Bixa-fen, 1,0 l/ha). Im Jahr 2016 wurde Balear 720 SC (Wirkstoff Chlorthalonil, 1,0 l/ha) beigefügt.

Versuchsanlagen: Die Bioversuche waren als Zwei- und Dreisatzgitter konzipiert (drei- bzw. vierfach wiederholt). In die Analysen wurden nur die Ergebnisse zugelassener Sorten einbezogen. Die konven-tionellen Versuche waren Split-Plot-Anlagen mit fünf Sorten, zwei Behandlungsvarianten und 3-4 Wiederholungen. Die Parzellenfläche variierte von 8,6 bis 20,3 m2. Der Anbau erfolgte im Trockenge-biet von 5. bis 23. März und in den Feuchtlagen von 12. März bis 9. April. Vorfrüchte waren Kartof-fel, Zuckerrübe, Luzernegras, Mais, Winterroggen und Winterweizen. Die konv. Versuche im Tro-ckengebiet erhielten eine Braugerstendüngung von 49-58 kg N/ha, in den übrigen Lagen eine Futterge-rstendüngung von 82-89 kg N/ha. Die Bioversuche wurden mit Rindergülle, Kompost oder Mistkom-post gedüngt bzw. erhielten keine Dünger.

Auswertung: Da es sich um nicht-orthogonale Datensätze handelte, wurden zur Beurteilung der Eigen-schaften Relativwerte bzw. Differenzen zum Standardsortenmittel von ʻCerbinettaʼ und ʻSalomeʼ in den drei Bewirtschaftung-Intensitäten errechnet.

Ergebnisse und Diskussion

Agronomische Eigenschaften: ʻTiroler Imperialʼ zeigte ein mittelspätes Ährenschieben, mittelfrühe Reife und war sehr langhalmig (43 bis 62 cm höher als das Mittel der Standardsorten). In fünf konv.

Versuchen ging sie ins Lager und wurde als wenig standfest eingestuft (Note 8). In den Bioversuchen hingegen blieb sie wegen der geringeren Nährstoffversorgung immer stehen. Sie besaß eine höhere Neigung zu Halm- und Ährenknicken; in der Reifezeit warf ʻTiroler Imperialʼ die Grannen ab.

Der Großteil der Krankheitsbonituren stammte aus konventionellen Versuchen. Dabei zeigte sich eine mittlere Anfälligkeit für Mehltau und Ramularia, eine gravierende Anfälligkeit für Zwergrost, aber eine gute Widerstandskraft gegen Netzflecken. Rhynchosporium-Blattflecken traten für eine Einstu-fung zu selten auf.

Ertragspotenzial: Im Pannonischen Trockengebiet lagen ihre Kornerträge -29 bis -39%, in den übrigen Lagen -27 bis -37% zu den derzeitigen Sorten. Große Unterschiede wurden in den drei

Bewirtschaf-tungs-Systemen beobachtet. Während unter konventionellen Bedingungen die Kornerträge von ʻTiroler Imperialʼ -26 bis -40% zu den neuen Sorten lagen, war im Biolandbau die Differenz wesent-lich geringer (-13 bis -26%). Die Vollgersten- und Marktwarenerträge verhielten sich ähnwesent-lich.

Tabelle 1: Sommergerste Ertrag und Qualität 2013-2016: Vergleich der Erhaltungssorte ʻTiroler Imperi-alʼ mit weiteren zugelassenen Sorten (unbehandelt (unbe) und behandelt (fung) je n=10; biologisch (bio)

n=6) KOEQ = Kornertrag (Rel.-% bzw. dt/ha); S25Q = Vollgerstenertrag (Rel.-% bzw. dt/ha); SB22 = Sortierung >2,2 mm (%);

SB25 = Vollgerstenanteil, Sortierung >2,5 mm (%); SB28 = Sortierung >2,8 mm (%); SB00 = Ausputz, Sortierung <2,2 mm (%); TKGW = 1000-Korn-Gewicht (g TS.); HLGW = Hektolitergewicht (kg); RPRT = Rohprotein (%)

Versuchserträge liegen aufgrund der Parzellenrandwirkung usw. 12 bis 20 Prozent über denen der entsprechenden Groß-fläche. Für den Praktiker sind die Relationen der Sorten zueinander entscheidend.

Kornqualität: Die Kornausbildung von ʻTiroler Imperialʼ lag im günstigen Bereich. Bei den Sortie-rungsfraktionen SB22, SB25 und SB28 brachte sie +0,8 bis +5,2% zu den Standardsorten, der Ausputz war um 0,8% geringer. Auch mit dem Tausendkorn- sowie Hektolitergewicht gehörte sie zum besse-ren Sortimentsbereich. Der Rohproteingehalt war außerordentlich hoch. Mit +2,8% zu den Standards-orten (Braugersten) sowie mit +1,7% Protein zu den Futtergersten ʻEvelinaʼ und ʻWilmaʼ erfordert ihr Malz eine Änderung im Brauprozess im Vergleich zu den derzeit gängigen Sorten.

Tabelle 2: Effekte einer Fungizidbehandlung auf Ertrag und Qualität 2013-2016: Vergleich der Erhal-tungssorte ʻTiroler Imperialʼ mit neuen Sorten (unbehandelt (unbe) und behandelt (fung) je n=10) Sorte Variante KOEQ S22Q S25Q SB22 SB25 SB28 SB00 TKGW HLGW RPRT

* Mittel von 4 Sorten (Agrippina, Calcule, Cerbinetta, Eifel, Fabiola, RGT Planet, Salome, Tatum, Wilma, Zarasa)

KOEQ = Kornertrag (dt/ha); S22Q = Marktwarenertrag (dt/ha); S25Q = Vollgerstenertrag (dt/ha); SB22 = Marktware, Sortie-rung >2,2 mm (%); SB25 = Vollgerstenanteil, SortieSortie-rung >2,5 mm (%); SB28 = SortieSortie-rung >2,8 mm (%);

SB00 = Ausputz, Sortierung <2,2 mm (%); TKGW = 1000-Korn-Gewicht (g TS.); HLGW = Hektolitergewicht (kg);

RPRT = Rohprotein (%)

Effekte der Krankheitsbekämpfung: Durch eine Fungizidapplikation wurden im Mittel von zehn Ver-suchen bei ʻTiroler Imperialʼ +3,6 dt/ha Ertrag gesichert, bei neueren Sorten hingegen +5,7 dt/ha.

Die Wirtschaftlichkeit einer Fungizidanwendung ist daher eingehend zu prüfen. Auch beim Marktwa-ren- und Vollgerstenertrag konnte bei neuen Sorten durch ein Fungizid 2,2 bzw. 2,8 dt/ha mehr Ertrag

gesichert werden als bei ʻTiroler Imperialʼ. Die Verbesserung der Siebungsergebnisse war zwischen ʻTiroler Imperialʼ und neuen Sorten ähnlich. Das Tausendkorngewicht und das Hektolitergewicht stie-gen bei ihr in geringerem Maße unter Fungizideinsatz an. Rohprotein nahm bei ʻTiroler Imperialʼ ab und es kam zum „Verdünnungseffekt“ während neuere Sorten im Protein gleich blieben. OBER-FORSTER und PRIELER (2009) berichteten in Versuchen 2003-2008 von einer Steigerung des Pro-teingehaltes bei Fungizidbehandlung. Das abweichende Verhalten von ʻTiroler Imperialʼ könnte mit dem deutlich höheren Proteingehaltsniveau zu erklären sein.

Zusammenfassung

Die Sommergersten-Erhaltungssorte ʻTiroler Imperialʼ wird seit vier Jahren wieder öfter angebaut.

Daraus hergestellte Produkte werden besonders in Tirol als Spezialität vermarktet.

Sie ist wie folgt zu charakterisieren: Mittelspätes Ährenschieben bei mittelfrüher Reife, sehr langhal-mig und wenig standfest. Die Krankheitsresistenzen sind teilweise im guten (Netzflecken) bis mittle-ren (Mehltau und Ramularia) Bereich, nur auf die graviemittle-rende Anfälligkeit für Zwergrost ist zu achten.

Durch ihre durchschnittlich niedrigen Erträge (konventionell 51 bzw. 54 dt/ha, unter Biobedingungen 30 dt/ha) ist eine besondere Marketingstrategie essenziell. Im Biolandbau ist der Ertragsunterschied zu neuen Sorten deutlich geringer als unter konventionellen Bedingungen. Die Kornqualität liegt im mit-telguten Bereich. ʻTiroler Imperialʼ zeigt einen überdurchschnittlich hohen Proteingehalt, der im Brauprozess eine geänderte Verarbeitung erfordert.

Durch eine einmalige Fungizidbehandlung wurden bei ʻTiroler Imperialʼ weniger Ertrag gesichert als bei neuen Sorten, somit ist eine Wirtschaftlichkeit des Fungizideinsatzes genau zu prüfen.

Abstract

Since four years the spring barley conservation variety ʻTiroler Imperialʼ has been cultivated more often. Especially in Tyrol products produced out of this variety are marketed as a speciality.

Its characteristics are described as follows: Mid-late heading with medium maturity, very long plant height and not very stable. The disease susceptibility is characterized from good (net blotch) to moder-ate (mildew and ramularia); only the serious susceptibility to dwarf leaf rust has to be considered. Due to its low yields (conventional 51 or 54 dt/ha, in organic farming 30 dt/ha), a particular marketing strategy is essential. The yield difference of ʻTiroler Imperialʼ compared to new varieties is signifi-cantly lower in organic farming than under conventional conditions. The grain quality is in a medium-good range. ʻTiroler Imperialʼ is characterized by an above-average protein content, which requires a modified processing in the brewing process.

After a one-time fungicide treatment, less yield was secured in ʻTiroler Imperialʼ than in new varieties, which means that the economic viability of a fungicide use has to be checked.

Literatur

AGES (Hrsg.), 2017: Österreichische Beschreibende Sortenliste 2017, Landwirtschaftliche Pflanzen-arten. Schriftenreihe 21/2017.

OBERFORSTER M, PRIELER W, 2009: Wirkung von Fungizidmaßnahmen auf die Effizienz der Stickstoffverwertung bei Getreide. 64. ALVA-Tagung, St.Virgil, 260-263.

ZANGERL T, 2014: Alte Fisser Gerste wirft neue hochprozentige Ernte ab. Tiroler Tageszeitung, http://www.tt.com/panorama/natur/8630597-91/alte-fisser-gerste-wirft-neue-hochprozentige-ernte-ab.csp. 12.07.2014.

Adressen der Autoren

1 Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, Spargelfeldstraße 191, A-1220 Wien

2 HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Institut für Biologische Landwirtschaft und Biodiversität für Nutz- tiere, Raumberg 38, A-8952 Irdning

* Ansprechpartner: DI Clemens FLAMM, clemens.flamm@ages.at

Effekte einer Mikronährstoffdüngung auf den Kornertrag und die Qualität

Im Dokument Tagungsbericht 2017 V A A L (Seite 138-141)